Porcupine Tree – Fear Of A Blank Planet
Erscheinungsjahr 2007 | DVD-Audio | Progressive Rock
Springen zu: Musik & Mix | Sound | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Von Mike W. K.
Furcht vor einem öden Planeten
Das neunte Porcupine Tree Album erschien im April 2007. Die DVD-A habe ich schon über 10 Jahre und konnte sie zum regulären Preis bekommen. Jedoch habe ich sie jetzt erst in 5.1 gehört, da meine Surround Anlage letzten Herbst aufgebaut wurde. Es gibt aber noch vieles mehr anzuhören und eventuell auch davon zu berichten.
Der Mix wurde diesmal (oder ab diesem Album) von Steven Wilson selbst angefertigt, während Album sieben und acht noch von Elliot Scheiner gemixt wurden. (Anmerkung: der Stupid Dream 5.1 Mix war in 2005, Lightbulb Sun 5.1 Mix war in 2007). Steven Wilson hat ihn mit diesem Album überholt, was den Surround Mix betrifft. FEAR OF A BLANK PLANET wurde nicht zu Unrecht für den Grammy in der Kategorie „Best Surround Sound Album“ nominiert. Nie war der Sound klarer und sauberer seit diesem Album. Auch mischt SW diskreter wie viele andere.
Gavin Harrison am Schlagzeug erhielt ebenfalls einen Preis, er gewann den „Readers Poll“ des Schlagzeugmagazins „Modern Drummer“ in der Kategorie „bester Progressive Drummer des Jahres“ 2007 und 2008 in Folge. Anesthetize ist von seiner Performance her einfach überragend. Genau solche Stücke begeistern mich, was die Zusammenarbeit zwischen Harrison und Wilson betrifft. Schade, dass dies Geschichte ist. Denn ich vermisse das. Die beiden haben musikalisch gut zusammengepasst. Aber: sobald die beiden zusammen arbeiten, klingt es eben nach Porcupine Tree und nicht mehr unbedingt nach Steven Wilson Solo.
Vom Text her hat sich Wilson mit der aktuellen Generation der Jugendlichen beschäftigt, die in das Informationszeitalter hineingeboren wurden: Internet, MP3-Player, Downloadkultur, Sex, TV, ADHS, verschreibungspflichtige Medikamente, Drogen, Gewalt uvm. Starker Tobak. Definitiv das Album mit den stärksten PT Lyrics überhaupt! Und mein erstes PT Konzert war zwischen Deadwing und FEAR OF A BLANK PLANET im Jahr 2006. Insofern konnte ich „Zwischenstände“ von den Songs aus dem noch nicht ganz fertigen Album hören.
2009 während der „The Incident“ Tour haben sie auch einiges von der Platte gespielt. Wie eingebrannt in meinem Gedächtnis ist Way Out Of Here mit dem passenden Video während der Show. Das Video ist großartig, aber auch verstörend. Auf Youtube ist es zu finden, aber nicht auf dieser DVD.
Tracklist:
Album: Fear Of A Blank Planet
1 Fear Of A Blank Planet – 7:28
2 My Ashes – 5:07
3 Anesthetize – 17:42
Gast: Gitarrensolo – Alex Lifeson (Rush)
4 Sentimental – 5:26
5 Way Out Of Here – 7:37
Gast: Soundscapes – Robert Fripp (King Crimson)
6 Sleep Together – 7:28
EP (Extras): Nil Recurring
7 Nil Recurring – 6:08
Gast: Lead Guitar – Robert Fripp (King Crimson)
8 Normal – 7:07
9 Cheating The Polygraph – 7:06
10 What Happens Now? – 8:23
Gast: Elektrische Violine – Ben Coleman (no-man)
Gesamtdauer: 79:32
Die Musik und der Surroundmix:
1. Fear of a Blank Planet
Der Titelsong beginnt mit Tastaturtippgeräuschen, einem seltsamen Kreischgeräusch und los geht’s. Ein Riff auf der akustischen Gitarre aus dem Center bis das Schlagzeug einsetzt. Das rumpelt ordentlich, Wilson weiß wozu Subwoofer da sind. Endlich gibt es Tiefbass und Druck von unten heraus. Das üppige Arrangement mit vielen Gitarrenspuren, Texturen und Synthiklängen ist gut auf den fünf Lautsprechern verteilt.
2. My Ashes
Lesliegitarren in den Rears, akustische Gitarren in den Frontspeakern, Piano dazu, Wilsons Leadvocals im Center, so beginnt My Ashes. Der erste Refrain ist mit Streichern untermalt. Erst danach setzen Bass und Schlagzeug ein. Wie gut das klingt!
3. Anesthetize
…ist der Longtrack und beginnt mit einer auffallend kreativen Schlagzeugfigur auf den Toms, die gut im Surroundfeld verteilt sind. Das Glockenspiel ist dezent, aber gut rechts hörbar. Erst zum Gitarrensolo wechselt Gavin in einen halbwegs „normalen“ Groove. Überhaupt fällt mir beim Hören auf, wie diskret Wilson hier gemischt hat. Die Instrumente sind ausgezeichnet zu orten und trotz vielen extrem verzerrten Gitarren bleibt der Mix sehr transparent. Das liegt aber mit Sicherheit auch daran, dass der Mix behutsam komprimiert ist und nicht mit einem Limiter brutal auf laut getrimmt wurde. Musikalisch ist in diesem Song unglaublich viel Abwechslung zu hören. Von sphärischen Klängen, ruhigen Passagen, schönen Gitarrensoli und heftigstem Geschredder mit tief gestimmten Gitarren. Wer einmal dieses Stück in voller Länge live erleben durfte, weiß wie das Zuhören und Zuschauen Spaß macht. Gavin Harrison wurde in der 2007er Juliausgabe der Zeitschrift Modern Drummer von den Lesern zum „best progressive drummer of the year“ gewählt. Dieser Song war mit Sicherheit ausschlaggebend für die Wahl.
4. Sentimental
Der Song beginnt mit Klavier und einer akustischen Gitarre, sowie einem Drumloop. Er ähnelt irgendwie dem Song Normal auf der EP Nil Recurring. Erst in der Mitte setzt das Schlagzeug ein. Schön ist gegen Ende das kurze Gitarrensolo auf der Akustischen, bevor sich der Song im Outro in Texturen verliert.
5. Way Out of Here…
…ist der emotionalste, düsterste Song auf der Platte. Insbesondere das Video dazu ist m.E. starker Tobak. Die dazugehörende Stimmung erzeugt Wilson besonders gut. Der Mix aus cleanen und verzerrten Gitarren, Texturen und Gavins abwechslungsreiches Spiel ist gelungen. Im Mittelteil gibt es wieder krasse Wechsel zwischen sehr ruhigen, harmonischen Momenten und wirklich heftigen Passagen, was zu einem starken Spannungsbogen führt.
6. Sleep Together
Beginnt mit einer Synthesizersequenz und der ersten Strophe, dann setzt das Schlagzeug ein. Nach einer weiteren Strophe folgt der Refrain, der verzerrte Gitarren zur Unterstützung bekommt. Auch sind Streicher dabei, die zwischen Refrain und dritter Strophe hinzukommen. Der letzte Part ist interessant, wie sich Hihat und das Epiano umspielen, bis vorne Lesliegitarren dazukommen und der Song zum Finale ansetzt. Hier gefällt das Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug besonders gut. Gavin Harrison hat den letzten Ton auf der Platte.
Bonus Tracks der EP Nil Recurring: um dahin zu kommen, navigiert man am besten mit dem TV. Aber sobald gestartet, spielt die 5.1 Version ab. Eine Stereoversion gibt es auf der DVD-A nicht.
Navigation: 3x rechts + ENTER, 2x rechts + ENTER + ENTER, das ist kompliziert, aber es sind Bonustracks!
7. Nil Recurring
Ist ein Instrumentalstück, das eindeutig dem Progressive Metal zugeordnet werden kann. Besonders kann ich hier Colin Edwin am Bass erwähnen, der speziell im Mittelteil mit seinen Bassriffs gefällt. Der Bass klingt auch richtig klasse. Insgesamt eine heftige und auch schräge Nummer.
8. Normal
…beginnt im Gegensatz zu Sentimental mit akustischen Gitarren. Normal ist Gitarren-dominiert, Sentimental hingegen Klavier-betont. Es gibt ähnlich klingende Teile, aber es sind doch zwei verschiedene Songs. Der Text „Wish I was old and a little sentimental“ sorgt für die Verwirrung mit dem Song aus FOABP. Akustische, melodiöse und harte Passagen wechseln sich ab. Harrisons raffiniertes Schlagzeugspiel gefällt besonders. Auch der Riff auf der Akustischen im Outro ist genial und schwer zu spielen.
9. Cheating The Polygraph
Der Songtitel ist ebenfalls der Albumtitel von Gavin Harrisons Soloalbum, seine Beteiligung am Songwriting und Sound der Band ist unverkennbar. Er wird in den Credits mit „Written by Steven Wilson / Gavin Harrison“ entsprechend gelistet. Dieser Song ist ebenfalls abwechslungsreich arrangiert, sowie gespielt und Wilson hat die Instrumente schön im Surroundfeld verteilt. Wunderbar ist der Gitarrensoloteil, der das Solo im Center wiedergibt und die Texturen von Barbieries Keyboards werden in den hinteren Lautsprechern abgebildet.
10. What Happens Now?
Es beginnt mit Percussion vorwiegend, aber nicht ausschließlich vorne, dazu Synthesizer hinten. Wilsons Gesang ist wie gewohnt im Center. Es ist ein vertracktes Stück mit entsprechendem Arrangement, dass sich perfekt für Surround eignet. Es passiert derart viel, dass ich gar nicht weiß, wie Wilson die vielen Teile des Arrangements überhaupt auf nur zwei Kanälen untergebracht hat. Die elektrische Violine hat Ben Coleman gespielt, der bereits bei no-man (Tim Bowness und Steven Wilson) dabei war. Das Outro hat einige interessante stark verfremdete Geräusche, was könnte das im Original gewesen sein? Ich habe meine eigene Vorstellung, aber die behalte ich für mich. Lasst eure Phantasie walten.
Wertung: Musik: 95 % / Mix und Sound: 98 %
Besetzung:
Richard Barbieri – Keyboards, Synthesizer
Colin Edwin – Bass
Gavin Harrison – Drums
Steven Wilson – Vocals, Guitar, Piano, Keyboards
Gäste:
John Wesley – Backing Vocals – (3)
Alex Lifeson – Gitarrensolo – (3)
Robert Fripp – Soundscapes, elektrische Gitarre – (5) (7)
Ben Coleman – Elektrische Violine – (10)
Sehr ausgewogen, dynamisch. Die Dynamic Range Database listet den 5.1 Mix mit DR11, das ist gut! Mix: Großartig, abwechslungsreich und der Subwoofer bekommt zu tun.
Vorhandene Tonformate:
MLP 5.1 48/24 (DVD-Audio)
DTS 5.1 48/24 (DVD-Video)
PCM 2.0 48/24 (DVD-Audio/Video), nur Album
einlegen und kurz warten, dann play bzw. ENTER.
Zur Bonus-EP Nil Recurring: 3x rechts + ENTER, 2x rechts + ENTER + ENTER
EP Nil Recurring in 5.1
Drei Videos in 5.1:
Video 1 Blank Planet (Short Film) – 5:03
Video 2 Fear Of A Blank Planet (Uncensored Promo Video) – 4:56
Video 3 Anesthetize (Live Film) – 17:13
Lyrics
Credits
Aufwertung: + 3 %
Ich hätte noch einen Prozentpunkt mehr gegeben, wenn die EP Nil Recurring nicht derart kompliziert zu navigieren gewesen wäre.
Anspieltipp:
Anesthetize (auch als Video)
Pros / Cons:
+ Exzellenter Surroundmix
+ Reichlich Bonusmaterial, eine Bonus EP (+3%)
+ High-Res Surround 24bit (+1%)
– Bonus EP ist kompliziert per Navigation zu erreichen.
GESAMTWERTUNG: 100 %
Erläuterungen zur Bewertung
CD + DVD-A: Ab ca. 39 Euro gebraucht (März 2020), jetzt ab ca. 55 Euro (August 2020)
DVD-A: Im Umlauf war auch eine Einzel DVD-Audio (mit Nil Recurring) über Burning Shed, diese ist allerdings aktuell Out of Stock.
Es gibt auch eine Version mit CD+DVD-V (5.1 DTS), welche die EP „Nil Recurring“ aber nicht enthält.
Stand: 05.09.2020
Links:
Webseite von Porcupine Tree
Tip: Bei Burning Shed gibt es noch eine reine DVD-Ausgabe inkl. der „Nil Recurring“-EP für aktuell 10,- GBP + Porto. Da auch noch eine Stereo-Version enthalten ist, kann man ggf. auf die CD verzichten und kommt deutlich günstiger davon.
Hallo Matthias,
danke für den Tipp. Ich hab es mal in die Rezension aufgenommen. Allerdings ist auch diese Einzel-DVD bei Burning Shed aktuell Out of Stock.