R.E.M. – Up


Erscheinungsjahr 1998 | DVD-Audio / Blu-ray | Alternative Rock

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UP ist das elfte Studioalbum von R.E.M., welches 1998 veröffentlicht wurde. Es ist zudem das erste Album, welches die Band als Trio einspielte, da Schlagzeuger Bill Berry die Band im Oktober 1997 aus persönlichen Gründe verlassen hatte. Berry erlitt während eines Konzerts in der Schweiz im März 1995 einen Gehirnschlag, der die Band vorübergehend dazu zwang, ihre Tournee abzubrechen. Obwohl er nach der Genesung wieder voll in der Band integriert war und auch am neuen Album NEW ADVENTURES IN HI-FI beteiligt war, entschied sich der Schlagzeuger danach, seine Lebensplanung zu ändern und dem Musikbusiness den Rücken zuzukehren. Bei einigen Liveauftritten kehrte er in späteren Jahren immer wieder mal kurz auf die Bühne zurück.

Ersetzt wurde Bill Berry durch Joey Waronker und Barrett Martin, die allerdings beide nur den Status von Sessionmusikern innehatten. Ersetzt wurde er zudem durch einen Drumcomputer. Der Verlust des langjährigen Mitglieds gab dem Rest von R.E.M. einen kreativen Schub, sodass auf UP der Musikstil sich beträchtlich von früheren Alben unterscheidet. Es enthält vermehrt elektronische Klänge, was durchaus beeinflusst sein kann durch Radioheads OK COMPUTER, welches im Vorjahr erschienen ist. Immerhin wurde vieles auf UP auch vom langjährigen Radiohead Produzenten Nigel Godrich abgemischt..

Die Kritiker waren anno 1998 eher wenig begeistert vom neuen Album. Erst mit der Zeit erhielt es einen viel größeren Stellenwert in der Diskografie von R.E.M., was auch damit zusammenhängen könnte, dass die späteren Alben deutlich schwächer und uninspirierter werden sollten. In vielerlei Hinsicht ist UP das letzte große Werk von R.E.M.

Den Surroundmix erstellte Elliot Scheiner und wurde bereits 2005 im Zuge der R.E.M.-Reissues auf DVD-Audio veröffentlicht. Diese Ausgabe ist selbstverständlich längst out of print. Allerdings erschien im Herbst ein Boxset zum 25. Geburtstag von UP, welches aus zwei CDs und einer Blu-ray besteht. Auf letzterer befindet sich der alte Scheiner-Mix.

R.E.M. - Up Surround Sound


Tracklist:

1 Airportman – 4:12
2 Lotus – 4:30
3 Suspicion – 5:36
4 Hope – 5:02
5 At My Most Beautiful – 3:35
6 The Apologist – 4:30
7 Sad Professor – 4:01
8 You’re in the Air – 5:22
9 Walk Unafraid – 4:31
10 Why Not Smile – 4:03
11 Daysleeper – 3:40
12 Diminished – 6:01
13 Parakeet – 4:09
14 Falls to Climb – 5:06

Gesamtdauer: 64:31


Die Musik:

Die elektronischen Sounds auf UP wurden seinerzeit als modern bezeichnet, was eigentlich witzig ist, denn sie waren in der Tat ziemlich retro. Der Drumcomputer klingt wie aus den 70ern und auch die Synthesizersounds klingen sehr analog. Häufiger verwendet haben R.E.M. den Baldwin Discoverer, kein richtiger Synthesizer, sondern eher eine tragbare Heimorgel mit Rhythmusbegleitung, unter anderem zu hören auf Airportman. Aber auch andere Tasteninstrumente, die Bands gerne in den 70ern verwendet haben, können auf UP gehört werden: Clavinet, Mellotron, Harmonium, Hammond Orgeln. Es klingt deutlich anders als die digitale, etwas kalt anmutende Elektronik, die die 90er-Jahre bei Techno, Euro Dance und anderen Stilen beherrschte. Gut möglich, dass vor allem die junge Riege der neuen Musikjournalisten in den 90ern, die sich nur für hippe neue Musik interessierte und alte Acts grundsätzlich links liegen ließ, solche Vintage Sounds gar nicht kannte.

Die Abwesenheit der festen Rhythmen von Bill Berry ermöglichte es R.E.M., eine breitere Palette von Instrumenten zu erforschen. Akustische Gitarren, Streicher und Keyboards werden geschickt miteinander verflochten, um eine vielseitige Instrumentierung zu schaffen. Die Songstrukturen variieren von konventionell bis experimentell, was zur dynamischen Natur des Albums beiträgt.

Die Atmosphäre von UP wird durch die geschickte Verwendung von Soundeffekten und die sorgfältige Gestaltung der Musik beeinflusst. Stücke wie Suspicion und You’re In The Air erzeugen eine düstere Klangkulisse. Insgesamt zeichnet sich der musikalische Stil des Albums durch Innovation, Vielseitigkeit und Experimentierfreude aus, wodurch R.E.M. ihre musikalische Identität erweitert und den Hörern eine facettenreiche Sammlung von Songs präsentiert.

Ein weiteres Merkmal von UP ist, dass übliche Songstrukturen aufgebrochen werden. Einige Stücke sind eher konventionell aufgebaut, während andere eine experimentellere Form annehmen. Diese Vielfalt trägt zur Dynamik des Albums bei und spiegelt die kreative Freiheit wider, die R.E.M. in diesem Stadium ihrer Karriere zu genießen schien. Daher kommt der Albumtitel nicht von ungefähr. Trotz des Verlustes ihres Schlagzeugers sah die Band optimistisch in die Zukunft.

Die Texte auf UP sind introspektiv und behandeln eine Vielzahl von Themen, darunter persönliche Veränderungen, Beziehungen und existenzielle Fragen. Tracks wie Daysleeper und At My Most Beautiful zeigen eine nachdenkliche Seite der Band, während sie gleichzeitig Raum für Interpretation und persönliche Resonanz lassen. Sänger Michael Stipe sagte in einem Interview, dass in mehreren Liedern das Spannungsfeld zwischen dem Spirituellen und dem Wissenschaftlich-Technologischen der modernen Ära thematisiert wird.

Wertung: 82 %


Besetzung:

 Peter Buck – guitar, bass guitar, keyboards, drums, percussion
Mike Mills – bass guitar, keyboards, guitar, backing vocals
Michael Stipe – lead vocals, guitar

 Barrett Martin – drums, percussion
Joey Waronker – drums, percussion
Scott McCaughey – keyboards, percussion


Der Surroundmix:

Klanglandschaften spielen auf UP eine große Rolle. Wenn man das Album das erste Mal hört, fällt auf, dass man sich hier intensive Gedanken darum gemacht hat, wie die einzelnen Songs arrangiert werden sollen. Es gibt eine Fülle an Sounds und doch hat man niemals das Gefühl, irgendwas wäre überproduziert. Das Ganze macht den 5.1-Mix von Elliot Scheiner höchst interessant. Denn man lernt das Album neu kennen. Es werden viele kleine Nuancen deutlich, die im herkömmlichen Stereomix nur beim sehr genauen Hinhören zu entdecken waren oder einfach völlig im Mix untergingen, obwohl hier Nigel Godrich gute Arbeit geleistet hat. Dennoch ist es etwas anderes, diverse Klangfarben im ganzen Raum zu positionieren, statt nur in einem flachen Feld zwischen linken und rechten Stereolautsprecher.

Der Surroundmix klingt luftiger und lässt vor allem die vielen unterschiedlichen Keyboardsounds sehr gut heraushören, die immer wieder hinten oder seitlich platziert werden. Ich hatte oben ja erwähnt, dass hier nicht ausschließlich Synthesizer verwendet wurden. Es sind auch einige Klassiker an Tasteninstrumenten zu hören, wie das Mellotron. Ich hielt die Streicher bei You’re In The Air immer für echte Streicher, diese sind hier zwar auch zu hören, aber man kann hinten links auch den typischen Stringsound eines Mellotrons hören. War mir in Stereo so nicht klar gewesen.

Gitarren sind auf UP eher etwas unterrepräsentiert, erfahren in 5.1 aber auch eine kleine Renaissance. Hier wird deutlich, dass Peter Buck auf dem Album gerne lang gezogene Gitarrentöne spielte, wohl häufig mit einem E-Bow. Damit wollte er wohl auch eher untypische Gitarrensounds kreieren, die hier und da auch fast wie Synthesizer klingen. Diese langen Töne schweben immer mal wieder etwas durch den Raum. Es gibt einige Stellen im Album, bei denen sie von vorne nach hinten schweben oder zur Seite, etwas, was Elliot Scheiner nur sehr selten bei seinen Mixen gemacht hat.

Auch rhythmische Elemente werden überall im Raum verteilt. Echtes Schlagzeug ist natürlich eher vorne vorzufinden. Percussions aber werden immer wieder mal prominent nach hinten gelegt (You’re In The Air, Diminished), gleiches gilt für Drumcomputer (Walk Unafraid).

Alles in allem ist der Surroundmix von UP richtig gut geworden und ist die meiste Zeit über sehr diskret ausgefallen. Es gibt aber auch ein paar Stücke, die etwas weniger räumlich klingen. Als Beispiel seien hier Hope und Falls To Climb erwähnt. Der kurze Hidden Track I’m Not Over You ist mit Ausnahme von etwas Hall völlig in der Front verortet. Das ist aber schon so in Ordnung, da hier nur Michael Stipe zu hören ist, der sich selbst leise auf Gitarre begleitet. Da braucht es kein Surround auf Teufel komm raus.

Wertung: 96 %


Vorhandene Tonformate:
MLP Lossless 5.1 (DVD-Audio)
MLP Lossless Stereo (DVD-Audio)
LPCM 24/48 5.1 (Blu-ray)
DTS  5.1
Dolby Digital 5.1
Dolby Digital Stereo

Album starten:

Der Start über die DVD-Audio ist simpel: Rein in den Player, etwas warten, Enter drücken. Man muss sich nicht durch irgendwelche Menüs hangeln. Ob dies auch für die Blu-ray von 2023 gilt, kann ich nicht beurteilen.

 


Bonusmaterial:

Das Bonusmaterial auf der Ausgabe von 2005 mit der DVD-Audio ist marginal. Eine kleine Dokumentation und eine Bildergalerie gibt es hier zu sehen. Die 25th Anniversary Deluxe Edition bietet da weit aus mehr. Es gibt eine zweite CD mit Livetracks. Auf der Blu-ray befindet sich eine Dokumentation (vermutlich die selbe, wie die auf der DVD-Audio) und die Musikvideos zum Album.

Aufwertung: +1%


Anspieltipp:

Walk Unafraid, Diminished


Fazit:

Ein weiterer sehr guter Surroundmix von Elliot Scheiner.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ Einfacher Start des Albums (zumindest auf der DVD-Audio)
+ High Resolution (+1 %)
– reichlich Extras auf der Blu-ray (+1 %)

 

GESAMTWERTUNG: 94 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

DVD Audio: Ist out of Print, aber man sollte sie zur Zeit sehr günstig gebraucht bekommen, da wohl einige Besitzer auf das neue Set umgestiegen sind. Ich habe sie bei Amazon für unter 8 Euro (!) gesehen.

Blu-ray: Die Deluxe Ausgabe zum 25. Geburtstag, bestehend aus 2 CDs und einer Blu-ray gibt es um die 40 Euro.

Stand: 10.01.2024


Links:

Offizielle Webseite von R.E.M

 

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