Pink Floyd – Animals
Erscheinungsjahr 1977 | Blu-ray | Progressive Rock
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Bereits im Jahr 2018 wurde das zehnte Studioalbum ANIMALS von Pink Floyd, welches ursprünglich im Januar 1977 erschienen ist, von James Guthrie in Surround Sound abgemischt. Es hat stolze vier Jahre gedauert, bis nun dieser 5.1-Mix das Licht der Welt erblickt hat. Die Ursache dafür waren Streitigkeiten zwischen Roger Waters und David Gilmour. Mal wieder. Also alles so wie immer. Sie stritten nicht über den Remix, sondern über den Begleittext, der der Wiederveröffentlichung beiliegen sollte.
Den Remix von ANIMALS gibt es auf verschiedene Arten zu erwerben. Es gibt wie üblich eine teure Box, auf der das Album ohne jeglichen Bonus auf allen möglichen Datenträgern vorhanden ist: LP, CD, DVD und Blu-ray. Es gibt aber auch zum Glück Einzelveröffentlichungen. Stereofans greifen zur CD oder Platte, Surroundfans greifen zu einer standalone Blu-ray-Ausgabe. Zudem soll es noch eine SACD-Variante von Analogue Productions geben, die aber erheblich teurer ist, aber eine schönere Aufmachung vespricht. Die Einzel-Blu-ray ist dagegen recht einfach gehalten. Es ist eine sogenannte Digifile-Verpackung, wie sie heute viele CD-Veröffentlichungen haben, also eine Kartonverpackung mit zwei Schlitzen für Booklet und CD. Die Verpackung dieser Blu-ray ist etwas länger und entspricht in etwas der Größe einer üblichen Blu-ray-Hülle (siehe Bild unten).
Als ANIMALS 1977 erschien, war der Punk bereits im vollen Gange. Dementsprechend wurde damals dieses Album von allen verrissen, denn alles was man früher für gut befunden hatte, musste nun unweigerlich schlecht sein. Nick Mason betrachtet die Aufnahmen rückblickend als unbeschwerter als die der beiden letzten Alben, da die Band nun ein eigenes Studio hatte.
Roger Waters übernahm mehr und mehr die alleinige kreative Kontrolle. David Gilmour wurde gerade Vater und trug wenig zum Songwriting bei, auch Richard Wright und Nick Mason hielten sich vornehm zurück. Anhand der Songtitel kann man erkennen, dass ANIMALS wieder ein Konzeptalbum ist. Inspiriert von George Orwells Farm der Tiere, schuf Roger Waters ein sozialkritisches Album, welches Menschen in drei Klassen unterteilte. In Hunde (Kapitalisten), Schweine (Moralisten) und Schafe (der Rest).
Für das Albumcover überlegte sich das Team von Hipgnosis eine besondere Bildidee, die es umzusetzen galt. Ein Schwein sollte über eine Industrielandschaft fliegen. Die Band wollte keine billige Fotomontage, also wurde ein riesiges aufblasbares Schwein mit Helium gefüllt und über dem Battersea Kohlekraftwerk in London platziert. Unglücklicherweise rissen die Sicherheitsbefestigungen, sodass das fliegende Schwein an Höhe zunahm und den Flugverkehr rund um London beeinträchtigte. Es landete irgendwann auf einer Schafweide. Letztendlich musste für das Cover doch eine Fotomontage herhalten. Für das Reissue wurde nun eine neue Aufnahme verwendet, die das Kraftwerk in eine Abendstimmung taucht. Diese Coveridee wurde schon einige Male persifliert und zitiert, unter anderem bei den Simpsons und im Film Children of Men.
Tracklist:
1 Pigs on the Wing (Part 1) – 1:25 min
2 Dogs – 17:06 min
3 Pigs (Three Different Ones) – 11:31 min
4 Sheep – 10:25 min
5 Pigs on the Wing (Part 2) – 1:28 min
Gesamtdauer: 41:51
Musikalisch ist ANIMALS um einiges rockiger als die früheren Platten, was durchaus am aufkommenden Punk liegen könnte, wenngleich einiges von dem Material bereits einige Jahre alt war und schon auf der letzten Tour zum Album WISH YOU WERE HERE gespielt wurde. Allerdings noch nicht mit den finalen Texten.
Das Album hat drei lange Stücke, welches im Intro und im Outro von dem kurzen Solostück Pigs On The Wing zusammengehalten wird. Das Stück Dogs beansprucht demnach fast die komplette erste Albumseite. Der Einsatz von Synthesizern ist gegenüber WISH YOU WERE HERE deutlich zurückgefahren. Aber es gibt immer noch einige sehr atmosphärische Stellen, an denen Rick Wright sein Können zeigen kann, gerade bei Dogs, aber auch im Stück Sheep. Auch Samples sind wieder mit an Bord, die – wie könnte es anders sein – aus Tiergeräuschen von Hunden, Schweinen und Schafen bestehen.
Wenn man nach den großen Alben von Pink Floyd gefragt wird, so werden eigentlich immer die beiden Vorgänger THE DARK SIDE OF THE MOON und WISH YOU WERE HERE, sowie der Nachfolger THE WALL genannt. ANIMALS fristet dagegen zwischen diesen drei Blockbustern ein Schattendasein. Nichtsdestotrotz dürfte es das am meisten unterschätzte Pink Floyd Album sein. Gerade durch die lange Wartezeit bis zur Veröffentlichung dieses Remixes konnte man doch schnell feststellen, dass das Album bei vielen Fans einen großen Stellenwert besitzt.
Für mich ist ANIMALS musikalisch fast so etwas wie eine Fortsetzung des 1971 veröffentlichten Albums MEDDLE. Die beiden Stücke Dogs und Sheep haben hier und da einige musikalische Gemeinsamkeiten, ja fast schon dezente Zitate zu Echoes und One Of These Days. Und auch auf MEDDLE gibt es bereits einen Hund zu hören.
Wertung: 85 %
Besetzung:
David Gilmour – vocals, guitars, acoustic guitar, bass guitar, talk box
Roger Waters – vocals, acoustic guitar, rhythm guitar, bass guitar, tape effects, vocoder
Nick Mason – drums, percussion, tape effects
Richard Wright – organ, ARP string synthesizer, Fender Rhodes, Minimoog, piano, clavinet, EMS VCS 3, harmony vocals
Das Album beginnt im Surroundmix eigentlich im klassischen Stereo. Akustikgitarre und Gesang von Roger Waters kommen im kurzen Stück Pigs on The Wing aus den Frontkanälen. Dies macht aber absolut Sinn, was anderes wäre unnötige Effekthascherei gewesen. Sobald Dogs beginnt, merkt man, dass man das richtige Tonformat gewählt hat. Natürlich ist dadurch der plötzliche Wechsel in tiefengestapeltes Surround um so beeindruckender.
James Guthrie hat einen sehr schönen, luftigen Surroundmix abgeliefert, weitestgehend diskret und mit einem Sound, dem man die 45 Jahre, die das Album auf dem Buckel hat, nicht heraushören kann. Das Album klingt, als wäre es erst letzte Woche aufgenommen worden.
Interessanterweise hat er sich dazu entschieden, die Tiergeräusche nicht stoisch in die hinteren Kanäle zu packen. Gerade solche Soundspielereien werden gerne in die Rears gepackt, da sie eher in die Kategorie der zusätzlichen Effekten gehören und sich hinter dem Hörer dadurch ebenso effektvoll hervortun und die Musik bereichern. Nein, auf ANIMALS sind die Tiere eher vorne auszumachen, manchmal ganz vorne, oft etwas weiter im Raum, aber nur sporadisch wirklich hinter dem Hörplatz. Auf diese Weise bleiben sie weitestgehend dezent und fügen sich in die Musik ein, statt unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Ein Grunzen von Schweinen direkt hinter dem Hörplatz würde wohl weitaus störender sein und von der Musik ablenken.
Gitarren gibt es überall im Raum. Gitarrensoli finden zumeist vorne statt, wenn diese aber von weiteren Gitarrenspuren unterstützt werden, wird dieses weitere Solo aber gerne nach hinten platziert, wie zum Beispiel das Doppel-Solo in Dogs. Akustische und elektrische Rhythm-Guitars gibt es vorne, wie hinten und sorgen dafür, den Surroundmix voller klingen zu lassen.
Rick Wright breitet sich mit seinen Klangteppichen vornehmlich in den hinteren Räumen aus. Synthesizer oder E-Pianos erklingen häufig aus dem Rears. Vor allem das Intro in Sheep ist vom Klang her unfassbar plastisch und kristallklar geworden. Man meint, die Töne des E-Pianos anfassen zu können. Leadsounds werden auch gerne im Raum bewegt. Generell habe ich das Gefühl, dass man im Surroundmix Rick Wright deutlicher heraushören kann und man nun hier und da Sachen hört, die vorher kaum auszumachen waren.
Bemerkenswert ist im Song Sheep eine Überblendung von Roger Waters Gesang in einen hohen Leadsound des Synthesizers, was so klingt, als würde sich dessen Stimme in einen synthetischen Klang verwandeln. Diese Überblendung wird im Surroundmix ein wenig von vorne nach hinten gezogen, sodass das Ausklingen des Synthie-Tons dann aus den Rears zu hören ist. Ein toller Effekt, der gerne etwas deutlicher hätte ausfallen können.
Auch Bass, Schlagzeug und Gesang bleiben nicht immer vorne kleben. Das Basssolo am Anfang von Pigs ist nicht von Waters, sondern von Gilmour, der auf diesem Song und bei Sheep den Bass eingespielt hat, während Roger Waters zu Rhythmusgitarre griff. Der Bass in Pigs wird zu Beginn deutlich in die Raummitte geschoben. In Dogs wird nun ersichtlich, dass es bei einigen Instrumentalteilen ein zweites Schlagzeug gibt, welches nach hinten gelegt wurde, um sich von den Hauptdrums vorne zu lösen. Mir war in Stereo nie klar, dass man da eigentlich zwei Schlagzeuge hört.
Zu sagen bleibt noch, dass es sich bei ANIMALS mehr oder weniger um einen Quadrophonie-Mix handelt, da der Center nur sehr dezent eingesetzt wird, was aber bei den Surroundmixen von James Guthrie nichts Ungewöhnliches ist. Es ändert nichts an der Qualität. ANIMALS schrammt nur knapp an der 100%-Marke vorbei, was wirklich nur daran liegt, dass etwa drei Minuten des Albums eben nicht in Surround sind. Auch der zweite Part von Pigs on The Wing ist in Stereo. Es ist etwas unfair hier abzuwerten, denn was anderes hätte keinen Sinn ergeben, aber man kann diesen beiden Stücken auch nicht die volle Surround-Punktzahl geben, wo kein Surround ist.
Wertung: 97,50 %
Vorhandene Tonformate:
LPCM 24/96 5.1
DTS HD Master Audio 5.1
LPCM 24/192 2.0
DTS HD Master Audio 2.0
SACD DSD 5.1 (SACD-Ausgabe)
Wie so oft beginnt auch ANIMALS auf der Blu-ray in Stereo, wenn man lediglich die Enter-Taste drückt. Über die Audiotaste lässt es sich auf 5.1 umstellen. Über das Menü ist das deutlich schwieriger. Es ist leider nicht gut gelöst, denn man muss zunächst wählen, ob man es in LPCM oder DTS hören will und erst dann kann man wählen, ob man den Remix in Stereo oder in 5.1 hören will. Auch den Originalmix von 1977 wählt man hier aus.
Die Kombination für LPCM 5.1: RIGHT > ENTER > ENTER > UP > ENTER > LEFT > ENTER
Abwertung: – 2 %
Es gibt weder auf der Blu-ray noch auf der Deluxe-Box irgendwelche zusätzlichen Stücke zu hören. Es gibt als kleinen Bonus den Original Stereomix von 1977 auf der Blu-ray. Das zähle ich aber nicht mit, denn den dürften eigentlich alle, die sich die Blu-ray holen, eh schon haben. Na ja, ein kleines Easter-Egg gibt es doch: Das Menü ist mit einem sphärischen Remix von zumeist Synthesizer-Spuren des Albums unterlegt, der mehrere Minuten andauert und in 5.1 abspielt. Aber auch das ist kein Bonusmaterial, wie es so ein Album verdient hätte.
Anspieltipp:
Dogs, Pigs (Three Different Ones)
Die Veröffentlichung des Jahres. Man könnte fast meinen, dass sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Für mich der beste Surroundmix aus dem Hause Pink Floyd – bis jetzt. Pflichtkauf.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ sehr guter Sound
+ High Resolution (auf Blu-ray und SACD) (+1 %)
– kompliziertes Menü (- 2%)
GESAMTWERTUNG: 94 %
Erläuterungen zur Bewertung
Auch Mike hat noch einiges zum ANIMALS-Remix zu sagen. Das gibt es hier zu lesen.
Blu-ray: Die Einzel-Blu-ray ist die günstigste Möglichkeit ANIMALS in Surround Sound zu hören. Kostenpunkt ca. 20-22 Euro.
DVD / Blu-ray: Die Deluxe-Box mit LP, CD, DVD und Blu-ray und einem Begleitbuch ist entsprechend teurer: knapp 60-70 Euro. Diese Box erscheint am 07.Oktober.
SACD: Die SACD-Variante dürfte schwer zu bekommen sein, denn soweit mir bekannt ist diese nicht für den deutschen Markt bestimmt. Kostenpunkt ungefähr so viel wie die Deluxe-Box.
Stand: 23.09.2022
Links:
Offizielle Webseite von Pink Floyd
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