Marillion – Holidays in Eden
Erscheinungsjahr 1991 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
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HOLIDAYS IN EDEN ist das sechste Studioalbum der Band Marillion, welches 1991 erschien. Es ist das zweite Album mit dem neuen Sänger Steve Hogarth, der zwei Jahre zuvor den charismatischen Sänger Fish ersetzte, der die Band verließ. Hogarth war nun mehr beim Entstehungsprozess von HOLIDAYS IN EDEN beteiligt, denn vieles vom Vorgängeralbum SEASONS END war schon geschrieben, als es am Mikrofon zur Umbesetzung kam.
Da die Albumverkäufe zuletzt stagnierten, bestand EMI darauf, dass das neue Album von Chris Neil produziert wurde. Neil war ein Produzent, der Hits versprach und zuletzt unter anderem mit Mike and The Mechanics und Celine Dion arbeitete. Eine Hitsingle sollte mal wieder her, denn die versprach letztendlich auch Millionenverkäufe beim Album.
So kam es, dass HOLIDAYS IN EDEN zum poppigsten Album der Band wurde. Gaben viele Fans dem Sänger mit seinem ersten Album noch eine Chance, kehrten nun viele der Band den Rücken. Das war nicht das Marillion, das man mit Fish am Mikro kannte. In der Geschichte der Band dürfte HOLIDAYS IN EDEN das Album sein, welches die auch heute noch anhaltende Betrachtungsweise über Marillion begünstigte. Es gab die Fish-Jahre und die danach. Da interessierte es viele auch nicht, dass die Band mit ihrem nächsten Album BRAVE wieder deutlich progressivere Töne anstimmte.
Es war interessant, wer sich dieses Mal an einem Surroundmix von Marillion versuchen durfte. Es wurde wieder ein neuer Name. Nach Steven Wilson, dem Duo Bradfield und Mackintosh sowie dem langjährigen Produzenten Michael Hunter hatte nun Stephen W. Tayler die Regler des Mischpultes zwischen den Fingern. Tayler ist kein Unbekannter. Er mischte auch schon die vier Alben von Van Der Graaf Generator in Surround und die fünf Surroundalben der Band Be-Bop Deluxe. Dies versprach, dass man es hier mit einem diskreten Mix zu tun haben dürfte. Wie bereits die anderen Alben aus der EMI Zeit ist auch HOLIDAYS IN EDEN wieder in einem schmucken und trotzdem preiswerten Buchformat erschienen.
Tracklist:
1 Splintering Heart – 06:54
2 Cover My Eyes (Pain and Heaven) – 03:54
3 The Party – 05:36
4 No One Can – 04:41
5 Holidays in Eden – 05:38
6 Dry Land – 04:43
7 Waiting to Happen – 05:01
8 This Town – 03:18
9 The Rakes Progress – 01:54
10 100 Nights – 06:41
Gesamtdauer: 48:17
Gerade bei Fans des Progressive Rock war das Album beim Erscheinen eine herbe Enttäuschung. Kaum mehr erinnerte etwas an komplexe Strukturen und lange Stücke. Stattdessen hatte Marillion nun eine Wandlung durchgenommen, wie sie auch schon vorher mehrere Progbands, allen voran Genesis, durchgemacht haben. Alles war plötzlich radiotauglicher, die Songs erinnerten mehr an U2 und Simple Minds, als an Yes und Genesis der 70er-Jahre.
Nüchtern betrachtet stimmte aber das Songmaterial. Auch wenn HOLIDAYS IN EDEN simpler war, war es kompositorisch interessanter als vieles, was Marillion nach 2005 abgeliefert hat. Zwar war die Produktion glatter, dafür bleiben aber viele Melodien im Kopf, was man von der heutigen Band kaum mehr behaupten kann.
Der Opener Splintering Heart ist klasse gewählt. In den ersten Minuten ist es eine rein elektronische Nummer mit vielen Synthesizern und Sequenzern und schon hier kann man vermuten, dass es nicht mehr das Marillion ist, was man bisher kannte. Doch durch einen abrupten Wechsel im Arrangement kommt mit dem Gitarrensolo wieder das Rockige zurück. Das Stück ist und bleibt eines der Besten aus der Hogarth-Ära.
Cover My Eyes ist eine rockige Nummer fürs Radio mit Ohrwurm-Qualität. The Party ist eigentlich eine typische Marillion Nummer, die so auch schon zu Fish Zeiten hätte entstehen können. Mit No One Can, Dry Land und Waiting To Happen gibt es gleich drei Stücke, die man eher als Balladen bezeichnen könnte. Diese Songs dürften den Proghörern mit Scheuklappen damals übel aufgestoßen sein. Mir persönlich gefällt auf dem Album lediglich das Titelstück überhaupt nicht. Es zieht an mir vorbei, ohne dass sich etwas in mir regt. Das war schon Anfang der 90er so, als ich das Album um 1992/1993 herum kennengelernt habe. Abgeschlossen wird HOLIDAYS IN EDEN mit drei Stücken, die ineinander übergehen und in ihren Stimmungswechseln und ihrer Dramatik durchaus viel an progressiven Tugenden aufweisen, wobei mich nur die zweite Hälfte von 100 Nights wikrlich überzeugen kann.
Wertung: 74 %
Besetzung:
Steve Hogarth – vocals
Steve Rothery – guitar
Mark Kelly – keyboards
Pete Trewavas – bass and backing vocals
Ian Mosley – drums and percussion
Chris Neil – backing vocals
Stephen W. Tayler hat einen schönen, diskreten Mix erstellt, der alle Lautsprecher nahezu gleichwertig nutzt. Es wechseln sich oft Gitarren und Keyboards in der Positionierung von Front- und Rearkanälen ab, zumeist sind es aber die Keyboardspuren, die er in die hinteren Kanäle platziert hat.
Bereits der Anfang von Splintering Hearts ist ein erstes Highlight. In der elektronischen ersten Hälfte des Stücks wabern aus allen Richtungen diverse Sequenzer durch den Raum, dazu kommen diverse Samples aus den Rears, der Gesang ist effektvoll hinzugemischt, sodass in den hinteren Kanälen ausklingende Hallfahnen zu vernehmen sind. Demgegenüber fehlt mir jedoch anschließend etwas die Wucht, wenn der Song sich in null Komma nichts zu einem Rocksong wandelt.
Sehr gut gelungen ist auch No One Can, ein Stück, welches man in der Tat eher Mike & The Mechanics zugetraut hätte, aufgrund der an Mike Rutherford erinnernden Gitarrenarbeit. Oder es hätte ein Stück der CALLING ALL STATIONS sein können. Im Surroundmix fällt auf, dass es hier zwei Gitarrenspuren gibt, eine vorne und eine hinten. Für mich der Song, der vom Gesamtsound am besten klingt. Sehr voluminös. Das Gleiche könnte man auch für Waiting to Happen sagen. Auch hier ist es die Gitarre, die sehr prominent in der Raummitte platziert ist, und der Bass ist hier ebenfalls deutlich präsenter.
Ein paar Abzüge muss ich machen für den doch hier und da mir etwas zu starken Hallanteil. Ich bin bekannterweise kein Fan von Hall, vor allem in Surroundabmischungen ist weniger oft mehr. Gesagt werden muss aber, dass dies je nach Hörraum, mal mehr, mal weniger stark auffällt. Ich gönne mir ja den dekadenten Luxus, neben meiner Hauptanlage im Wohnzimmer noch meine alte in einem kleineren Zimmer zu nutzen. Interessanterweise ist mir der störende Hall im großen Wohnzimmer weniger stark aufgefallen als im kleinen Arbeitszimmer. Normalerweise ist das umgekehrt. Im Arbeitszimmer hatte ich mehr das Gefühl, dass es an einigen Stellen etwas sehr diffus wird. Vor allem This Town leidet hier etwas, hier wurden den Drums und dem Gesang doch etwas viel Hall zugemutet. Andererseits entspricht dies aber auch dem Originalmix und so richtig mag man es ja auch nicht, wenn der Remix anders klingt als der Originalmix.
Wertung: 93 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 48/24 5.1
LPCM 48/24 2.0
Das Album kann ohne Zuschalten des Fernsehers per Enter-Taste gestartet werden, allerdings muss man in den ersten Sekunden die Audiotaste betätigen und auf Surround umschalten. Die Audiospur vorher über das Menü zu wechseln, ist aber nicht so schwer. Für LPCM drückt man zweimal die Runter-Taste und bestätigt zweimal:
DOWN > DOWN > ENTER > ENTER
Abwertung: – 1,5 %
Wie auch bei den letzten Deluxe Boxen ist auch hier eine Menge an Bonusmaterial vorhanden. Auf zwei weiteren CD’s gibt ein komplettes Konzert der anschließenden Tour zu hören. Auf der Blu-ray befinden sich neben dem Surroundmix eine Reihe an Bonustracks (in Stereo), die auf früheren Wiederveröffentlichungen von HOLIDAYS IN EDEN auf einer Bonus CD bereits zu finden waren. Das sind B-Sides und Demos. Eigentlich hätte das alles auch auf eine separate CD gemusst. Außerdem gibt es vier Musikvideos. Herzstück ist wieder die fast 90 minütige Dokumentation zur Albumenstehung und der Rockpalast-Konzertmitschnitt von 1991 aus der Live Music Hall in Köln. Dieses Konzert wurde in einer verhältnismäßig kleineren Halle mit abgespeckter Setlist einige Zeit vor der Tour aufgezeichnet und dürfte für Promozwecke stattgefunden haben. Auch dieses Konzert dauert ca. 90 Minuten.
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Splintering Heart, No One Can
Nach FUGAZI der nächste gute Surroundmix von Marillion. Es geht doch!
Pros / Cons:
+ diskreter Surroundmix
+ High Resolution (+1 %)
+ viel Bonuscontent (+3 %)
– Man muss zu Beginn die Audiotaste betätigen oder sich durchs Menü quälen (-1,5 %)
GESAMTWERTUNG: 89 %
Erläuterungen zur Bewertung
Blu-ray: Die Box ist frisch auf dem Markt und sollte ohne Probleme zu bekommen sein. Aktuell für ca. 35 Euro.
Stand: 02.10.2022
Links:
Offizielle Seite von Marillion