Marillion – Fugazi


Erscheinungsjahr 1984 | Blu-ray Disc | Progressive Rock

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Ein neues Boxset der Marillion-Reissue-Serie hat das Licht der Welt erblickt! Dieses Mal ist es das zweite Studioalbum der Band aus dem Jahr 1984, welches in einer Deluxe-Version inklusive einem neuen Mix in Surroundsound veröffentlicht wurde. FUGAZI, so der Titel des Albums, erreichte damals im Heimatland einen sehr guten fünften Platz in den Albumcharts und konnte somit den 7. Platz des Vorgängers aus dem Vorjahr toppen. In Deutschland dagegen war Marillion noch ein Geheimtipp. FUGAZI schrammte knapp an den Top 40 vorbei.

Nicht so in diesem Jahr. Denn die Deluxe-Box und die anderen Versionen des 2021 Mixes haben FUGAZI in Deutschland gerade auf Platz 4 der Albumcharts gebracht. Dieser Erfolg für ein fast 40 Jahre altes Album zeigt drei Dinge: 1. Alben werden heutzutage kaum mehr gekauft, 2. Wenn Alben gekauft werden, dann in erster Linie von „alten Säcken“, und 3. die „alten Säcke“ suchen ihr Seelenheil in alter Musik, statt in aktuellen Veröffentlichungen.

Der Name des Albums bezieht sich auf einen Slangausdruck aus dem Vietnamkrieg, der die Hoffnungslosigkeit der Soldaten in ausweglosen Situationen beschrieb. Ausweglos schien zunächst auch die Suche nach einem neuen Drummer zu sein. Mick Pointer wurde nach dem ersten Album gefeuert, die Suche nach einem Nachfolger erwies sich als schwierig. Unter anderem probierte man es mit dem Amerikaner Jonathan Mover, von dem die Band sehr angetan war, der allerdings seine Schwierigkeiten mit Sänger Fish hatte. Mover wurde kurze Zeit später Schlagzeuger von GTR, einer kurzlebigen Supergroup, die aus den Prog-Gitarristen Steve Hackett (Genesis) und Steve Howe (Yes) bestand. Vor Mover stand auch Andy Ward in der Verlosung, der in den 70ern Schlagzeuger bei Camel war und sogar auf dem Musikvideo von Garden Party vom ersten Album gesehen werden kann. Die Drumsticks erhielt schließlich Ian Mosley, der bis heute Schlagzeuger bei Marillion ist. Zuvor spielte er übrigens auf den letzten beiden Soloalben von Steve Hackett.

Die Deluxe-Version von FUGAZI erschien wieder im Mediabook-Format. Enthalten sind drei CD‘s und eine Blu-ray. Auf eine weitere CD, die den Original-Stereo-Mix von 1984 enthält, wurde dieses Mal verzichtet. Die Band fand den Mix aber auch nicht sonderlich gelungen. Auf CD 2 und 3 befindet sich wieder der obligatorische Konzertmitschnitt. Dieses Mal aus Montreal vom 20. Juni 1984, auf dem eine spielfreudige Band gehört werden kann. Einen Konzertmitschnitt gibt es auch auf der Blu-ray, hier aber aus dem Schweizer Fernsehen. Neben dem Konzert und dem Surroundmix gibt es auf der Blu-ray noch mehr Bonusmaterial. Mehr dazu weiter unten.

Marillion Fugazi Surround Mix


Tracklist:

Assassing – 7:02
Punch & Judy – 3:21
Jigsaw – 6:49
Emerald Lies – 5:08
She Chameleon – 6:52
Incubus – 8:30
Fugazi – 8:12

Gesamtdauer: 45:56


Die Musik:

Musikalisch machen Marillion da weiter, wo sie 1983 mit SCRIPT FOR A JESTER‘S TEAR aufgehört haben. Zu hören bekommt man Progressive Rock, der seine Vorbilder in den 70ern hat, welcher sich aber doch mit aktuellen Synthesizer-Sounds und der typischen 80er-Jahre Produktion von den alten Klassikern abhebt. Augenscheinlich ist die größere Qualität hinter den Drums, was ein wenig an den Einstieg von Phil Collins bei Genesis erinnert, der mit seinem Drumming die Band auf Nursery Cryme auf ein nächstes Level hebt. Auch hier scheint Marillion professioneller zu klingen.

Die Band selber sieht FUGAZI rückblickend eher mit gemischten Gefühlen. Plötzlich hatte man den Druck, neue Songs schreiben und ein Album veröffentlichen zu müssen. Gerade Songs wie Emerald Lies und She Chameleon hätte die Band lieber überarbeitet oder gar nicht aufs Album gepackt. Ich würde auch sagen, dass es von den vier Fish-Alben das Schwächste ist.

Im neuen Mix, den wieder Andy Bradfield und Avril Mackintosh erstellt haben, gibt es dezente Änderungen im Vergleich zum Originalmix. Zumeist ist das Mischungsverhältnis der einzelnen Instrumente zueinander ein wenig abweichend. Zudem wurden die Songs etwas von der 80er-Jahre Patina entstaubt. Neu ist das Ende des Titelsongs, der jetzt nicht mehr mit einem Fadeout endet.

Wertung: 80 %


Besetzung:

  Fish – vocals
Steve Rothery – guitars
Pete Trewavas – bass
Mark Kelly – keyboards
Ian Mosley – drums, percussion

Linda Pyke – backing vocal (Incubus)
Chris Karen – additional percussion


Der Surroundmix:

Der Surroundmix unterscheidet sich im Vergleich zum neuen Stereomix noch etwas mehr von dem Original, was vielleicht dem einen oder anderen, der das Album in- und auswendig kennt, nicht gefallen könnte. Mir als Normalhörer fallen die Änderungen weniger stark auf. Was mir aber direkt aufgefallen ist, ist die fehlende Gitarre im Stück Jigsaw im letzten Drittel des Songs. Ursprünglich gab es nach dem Gitarrensolo zunächst eine scheinbar rückwärtsgespielte kurze Gitarrenfigur und später noch einige weitere klagende Laute. Diese gibt es zwar im neuen Stereomix, die entsprechenden Spuren auf dem Band wurden also gefunden. Im Surroundmix fehlen die Stellen. Unklar, warum man es hier weggelassen hat. Vermutlich hat man vergessen, diese Spuren im Mixdown zu aktivieren. Ärgerlich!

Und sonst? Auf den letzten Remixen von Marillion konnten Andy Bradfield und Avril Mackintosh nicht gerade glänzen. Zu wenig diskret waren die Mixe auf SCRIPT und CLUTCHING AT STRAWS. Letzteres klang auch nicht wirklich zufriedenstellend. Aber die Zeiten ändern sich! Der Surroundmix von FUGAZI spielt nämlich größten Teils in einer Liga mit den Mixen eines Steven Wilson. Vor allem was die Verteilung der Instrumente im Raum angeht!

Denn hier hat das Mixing-Duo ganze Arbeit geliefert und einen Mix erstellt, der sehr diskret klingt. Dies wird schon im ersten Song Assassing deutlich. Während sich vorne im Intro Keyboards und Guitar-Synth breit machen, feiert Ian Mosley in den Rears seinen Einstand mit diversen Percussion-Einsätzen. Es fällt auf, dass nahezu alle Einsätze an zusätzlichen Schlaginstrumenten eher hinter den Hörer gemischt wurden. Auf einigen Songs ist zudem das Schlagzeug sehr breit im Raum aufgestellt, regelrecht im Halbkreis, sodass manche Schläge auf den Toms links und rechts in den Rears zu hören sind. Das macht Steven Wilson auch gerne mal, vielleicht haben sich die beiden ja bei ihm ein paar Tipps abgeholt.

Auch Gitarre und Keyboards finden ihre Plätze im Raum. So erklingt die Funkgitarre im ersten Stück auch eher hinten links, bevor sie dann für das eigentliche Riff wieder nach vorne gelegt wird. Klavierstimmen gibt es ebenfalls häufig hinten zu hören, wie z. B. das Klavier am Ende von Incubus oder der Anfang von Fugazi, dem Titelstück.

Fishs Gesang ist in der Regel vorne zu hören. Auf diesem Album hat der Sänger aber noch zahlreiche weitere Gastauftritte. Auf fast jedem Song gibt es hier und da zusätzliche Stimmen von ihm zu hören. Meistens sind diese etwas theatralisch inszeniert und man hat das Gefühl, dass er da immer eine Rolle eines Charakters der jeweiligen Songlyrics übernimmt. Auch dieser „Rollengesang“ findet sich zumeist effektvoll in den Rears wieder, was den Mix und das Album noch mal etwas interessanter macht. Lediglich hatte ich hier und da das Gefühl, dass manchmal die Lautheit im Vergleich zum Rest nicht passte. Manchmal ist es mir etwas zu sehr aufgesetzt, anderswo fand ich es dann wieder etwas zu leise, um es gut heraushören zu können.

Soundtechnisch klingt das Album um Welten besser als der alte Stereomix, den ich immer relativ schwachbrüstig fand. Nun ist er druckvoll, klar und macht richtig Spaß. Es gibt einige kritische Stimmen die sagen, dass der Mix in den Höhen zu aggressiv wäre. Das mag hier und da durchaus zutreffen, aber da habe ich schon deutlich schlimmeres gehört. Mich stört es in dem Fall nicht.

Wertung: 95 %


Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
 

Album starten:

Wenn man nach Einlegen der Disc und dem obligatorischen Warten, bis sich das Menü geladen hat, zweimal auf Enter drückt, erklingt das Album in Stereo. Über die Audiotaste kann man umschalten. Will man das vorher über das Menü tun, ist das ohne visuelle Hilfe ein bisschen schwierig. Die Tastenkombination:

ENTER > UP > UP > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER

Abwertung: – 2,5 %


Bonusmaterial:

Es gibt wieder reichlich Bonusmaterial! Ein Livekonzert auf zwei weiteren CD’s (auch in hochauflösendem Stereo auf der Blu-ray). Das obligatorische Interview mit der Band (über 70 Minuten lang), dazu weitere Interviews zu jedem Track des Albums (35 Minuten), einen 50 minütigen Konzertmitschnitt aus dem Schweizer Fernsehen und das Musikvideo zu Assassing. Erwähnt werden muss auch das schöne Begleitbuch im Mediabook.

Aufwertung: + 3 %


Anspieltipp:

Incubus, Fugazi


Fazit:

Ein Surroundmix, der endlich Spaß macht, Mackintosh und Bradfield können gerne auch die nächsten Deluxe-Boxen remixen.

Pros / Cons:
+ Sehr guter Surroundmix, auch klanglich ein Upgrade zum alten Mix von 1984
+ High Resolution (+1 %)
+ sehr viel Bonuscontent (+3 %)
– einige Änderungen im Mix im Vergleich zum Originalmix
– muss auf Surround Sound umgeschaltet werden (-2,5 %)

 

GESAMTWERTUNG: 92 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Blu-ray: Diese Box ist im September 2021 erschienen und sollte eigentlich ohne Probleme erhältlich sein. Ist sie aber nicht. So lässt sich der Platz 4 der Charts erklären. Allerdings: Auch SCRIPT FOR A JESTER’S TEAR war vor einem Jahr schnell ausverkauft, war aber einige Wochen später wieder erhältlich. Ich denke, bei FUGAZI sollte man einfach auch regelmäßig die Regale checken.

Stand: 19.09.2021

 


Links:

Offizielle Seite von Marillion

 

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