The Pineapple Thief – Versions of The Truth
Erscheinungsjahr 2020 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
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Bruce Soord ist sehr fleißig. Nachdem vor nicht einmal einem Jahr sein Soloalbum All This Will Be Yours erschienen ist, legt er zusammen mit seiner Band The Pineapple Thief ein neues Album nach.
VERSIONS OF THE TRUTH ist das mittlerweile 13. Studioalbum der Band aus Somerset, England. Der Titel des Albums macht dabei auf eines der großen Probleme unserer Zeit aufmerksam, wo mit Fake News und Verschwörungstheorien ein jeder mit verschiedenen Version der Wahrheit konfrontiert wird.
Natürlich gibt es von VERSIONS OF THE TRUTH wieder einen Mix in Surround und wie schon üblich, auch eine alternative Version des gesamten Albums, sozusagen Versions of the Versions of the Truth. Auf früheren Veröffentlichungen waren die alternativen Versionen immer größtenteils akustisch, dieses mal klingt es mehr elektronisch und erinnert daher etwas an das letzte Soloalbum von Soord. Dieses alternative Album gibt es auch in Surround. Beide Surround Mixe hat wieder Bruce Soord erstellt, der Mann ist eben fleißig. Neben der obligatorischen Deluxe Box im LP Format, gibt es VERSIONS OF THE TRUTH auch als günstige Einzel-Blu-ray zu erwerben.
Tracklist:
1 Versions of the Truth – 5:39
2 Break it all – 4:23
3 Demons – 4:31
4 Driving Like Maniacs – 3:29
5 Leave me be – 4:11
6 To Many Voices – 3:14
7 Our Mire – 7:22
8 Out of Line – 4:01
9 Stop Making Sense – 3:21
10 The Game – 4:46
Gesamtdauer: 44:57
Musikalisch machen The Pineapple Thief da weiter, wo sie mit Dissolution vor zwei Jahren aufgehört haben. Am Songwriting hat sich wieder Schlagzeuger Gavin Harrison beteiligt, der sich langsam als gleichberechtigter Songwriter neben Bruce Soord zu entpuppen scheint.
So lässt sich bereits im Opener und Titeltrack der Einfluss des Schlagzeugers heraushören, bei dem eine Marimba für ein interessantes Soundgerüst sorgt. Im Vergleich zum letzten Album scheinen mir die Stücke ein wenig komplexer zu sein. Das Album braucht definitiv mehr Anläufe, bis man sich eine Meinung darüber bilden kann. Dennoch sind die Stücke alles andere als sperrig und der Stempel „Progressive Rock“ lässt sich nur hier und da ohne schlechtes Gewissen niederdrücken. Wenn man es in irgendeine Schublade stecken will, dann eher in die wo „melodiöser Alternative Rock“ drauf steht.
Es gehört fast schon zur Tradition, dass man bei einer Veröffentlichung von The Pineapple Thief oder Bruce Soord nicht nur das reguläre Album zu hören bekommt, sondern auch eins mit alternativen Versionen. Auch bei VERSIONS OF THE TRUTH wurde dies wieder so gehandhabt. Das alternative Album (mit einer Dauer von immerhin 37:39 Minuten) gibt es nicht nur in der Deluxe Box, sondern auch auf der Einzel-Blu-ray-Ausgabe zu hören. Mit Ausnahme des ersten Tracks The Swell, der eher wie eine typische B-Seite daherkommt, besteht das Nebenprodukt aus den meisten Songs des Albums, die aber völlig anders arrangiert wurden. Mir ist beim ersten Anhören gar nicht klar geworden, dass das die gleichen Stücke sind.
Was ist da anders im Vergleich zum regulären Album? Es klingt elektronischer, Rockgitarren finden kaum mehr statt. Aber auch der Begriff „elektronisch“ passt nicht so richtig für die Umschreibung. Die Arrangements sind stark auf Rhythmus fokussiert. Diverse Percussion und Drumtracks bilden das Grundgerüst und werden fast nur noch vom Gesang unterstützt. Hier hatte Gavin Harrison eine Menge zu tun. Das meiste davon dürfte auf einer Vielzahl von analogen, echten mit der Hand spielbaren Instrumenten, wie diversen Vibraphonen, Glocken aus allen Herren Ländern und so weiter eingespielt worden sein. Erst später kommen vermeintlich synthetisch erstellte Klangfarben hinzu. Man könnte sagen, es ist Elektronische Musik mit akustischen Instrumenten. Es klingt sehr interessant und ist für mich eigentlich auch spannender anzuhören als das eigentliche Album.
Wertung: 82 %
Besetzung:
Bruce Soord – vocals, guitars
Jon Sykes – bass, backing vocals
Steve Kitch – keyboards
Gavin Harrison – drums, percussion
Was den Mix des regulären Albums angeht, findet man hier einen diskreten Surroundmix vor, wie man ihn von Bruce Soord gewohnt ist. Die Instrumente werden im gesamten Raum verteilt, meist finden sich in den hinteren Regionen Gitarren und Keyboards, sowie die häufig dazukommende zweite Gesangstimme von Soord, die meist tiefer ist.
Was aber auffällt ist, dass es kein diskreter Mix ist, der den Hörer völlig aus den Latschen kippen lässt. Soord hat es irgendwie geschafft, dass der Surroundmix von VERSIONS OF THE TRUTH zwar diskret ist, andererseits aber auch nicht aufdringlich klingt. Er dürfte vielen gefallen, die es etwas dezenter mögen.
Etwas weniger angetan bin ich allerdings mit der Abmischung der Drums. In meinem zweiten kleineren Abspielraum kommt mir die Bassdrum bei einigen Stücken zu laut vor. Es hört sich so an, als wäre es das Hauptschlaginstrument im Drumkit, statt etwas, was dezent für eine Rhythmik in den tiefen Bereichen sorgt. Da nützt auch die Herabsetzung des Subwoofers wenig, die Schläge scheinen immer noch die restlichen Instrumente ein wenig plattzudrücken. Auf meiner besseren Anlage im großen Wohnzimmer ist mir übrigens die Bassdrum nicht so negativ aufgefallen, was wieder mal ein Hinweis darauf ist, dass jeder Mix in jedem Abhörraum anders klingen kann, auch wenn die Anlange und Lautsprecher vermeintlich richtig justiert sind. Sie ist zwar lauter abgemischt, aber im Wohnzimmer scheint sie sich in den Gesamtmix noch harmonisch einzufügen.
Was schon bei der Musik galt, so gilt dies auch für den Surroundmix: Das eigentliche Highlight ist auch hier das alternative Album. Die B-Seite The Swell klingt auch hier noch eher normal, spätestens mit den alternativen Versionen legt hier Bruce Soord, was die Verteilung der einzelnen Instrumente im Raum angeht, noch einige Schippen drauf. Es kommt einem vor, als wäre man in einem Musikladen für Schlaginstrumente in dem unzählige Kunden unzählige Trommeln, Glocken, Marimbas, Vipraphone antesten und das in Symbiose. Hier ist man regelrecht umkreist von Percussion. Auch die hier und da einsetzenden Gitarren-, Pad- und Arpeggio-Sounds auf den Synthesizern finden noch irgendwo ein Plätzchen im Zimmer. Ganz großes Kino!
Wertung: 94,25 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 2.0
Beim lediglichen Drücken der Enter-Taste auf der Fernbedienung erklingt der Mix in Stereo, was sich nicht über die Audiotaste ändern lässt. Wenn man meint, dass man über die Menütaste wieder ins Hauptmenü kommt, liegt falsch, denn stattdessen landet man im Songmenü. Spätestens da ist man ohne visuelle Hilfe verloren (über Up und Enter gibt es den Weg raus zum Hauptmenü). Um das Album in 5.1 zu hören, muss man folgende Tastenkombination drücken:
Hauptalbum: DOWN > ENTER > ENTER
Alternatives Bonus Album: DOWN > DOWN > DOWN > ENTER > ENTER
Nach dem Hauptalbum lässt man ein DOWN weg, um darauf zuzugreifen.
Abwertung: – 2 %
Neben dem tollen Bonusalbum gibt es noch das Video zu Demons auf der Blu-ray.
Aufwertung: + 2 %
Anspieltipp:
Our Mire, Versions of The Truth
Gutes Album, guter Mix, aber das eigentliche Highlight ist das Bonusalbum.
Pros / Cons:
+ Diskreter Surroundmix
+ das Bonusalbum ist sogar noch besser (+ 2 %)
+ High Resolution (auf der Blu-ray) (+ 1%)
– Abmischung der Drums (Bassdrum) Geschmackssache
– Menüstoperfalle (- 2%)
– kein Downloadcode
GESAMTWERTUNG: 93 %
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Bestehend aus einem großen Buch in LP Form, zwei CDs (Bonusalbum auf CD 2), einer Blu-ray und einer DVD mit identischen Inhalten. Kostenpunkt um die 60 Euro.
Einzel-Blu-ray: Diese gibt es bereits ab 18 Euro. Es ist aber nur die Blu-ray mit Surroundmix und dem Mix in Stereo. Keine CD, kein Downloadcode.
Stand: 19.10.2020
Links:
Offizielle Webseite von The Pineapple Thief