Surround FLAC-Dateien abspielen – Teil 5 – Kodi fernbedienen
Technik: FLAC-Dateien – TEIL 5
Von Robert Schlegel
5.1 Möglichkeiten der Fernbedienung
Die klassischen Peripheriegeräte des Raspberry Pi sind wie bei einem großen Rechner die Tastatur und Maus. Auch innerhalb Kodi kann man mittels Mauszeiger navigieren, was allerdings für ein Media Center keine komfortable Lösung ist. Das Herumfahren mit der Maus auf einem Couchtisch ist auch alles andere als cool, wenn man es nicht eh schon durch die Nutzung eines Laptops gewohnt ist. Nein, ein Mediacenter bedient man am besten mit einer Fernbedienung.
Auch hierfür gibt es viel Zubehör für den Raspberry Pi. Es gibt klassische kleine Fernbedienungen, die in etwa ähnlich aufgebaut sind, wie jene von Streamingboxen wie Fire TV und Apple TV. Hier wird am Raspi ein kleiner USB Empfänger angeschlossen, der die Befehle der Fernbedienung per Funk erhält. Es gibt aber auch zahlreiche Apps für Smartphones und Tablets, die die klassischen Funktionen einer Fernbedienung beherrschen. Diese Apps erkennen Kodi im eigenen Heimnetzwerk, die Übertragung der Befehle erfolgt dann über das Netzwerk, sodass hier kein USB-Anschluss benötigt wird.
Das klassische Navigieren mit der Fernbedienung, sei es per App oder über eine echte Fernbedienung, benötigen weiterhin die visuelle Hilfe über den eingeschalteten Fernseher. Sofern man eh Videos auswählen möchte, ist das das gangbare Prozedere. Will man aber nur Musik hören, ist der laufende Fernseher eher unnötig. Da wäre es doch super, wenn man auf dem Smartphone oder Tablet die Oberfläche von Kodi sehen könnte und in der App per Touchfunktion das gewünschte Album einfach auswählen könnte. Genau das geht! Auch hierfür gibt es in den Appstores zahlreiche Apps. Einige sind kostenlos, andere kosten einen geringen Betrag. Ich habe natürlich nicht alle durchgetestet und kann daher nichts dazu sagen, welche Apps funktionieren und welche Probleme bereiten. Vieles hängt auch vom verwendeten Gerät ab. Gerade bei Android-Geräten kann es schnell passieren, dass eine App, die in den Bewertungen gut ankommt, auf dem eigenen Gerät nicht richtig funktioniert. Da ich einerseits ein Android Smartphone habe und zudem ein iPad, stelle ich hier jeweils eine App vor, die ich mit dem Raspberry Pi nutze.
5.2 Yatse für Android
Diesen Tipp habe ich von Mike erhalten. Yatse gibt es kostenlos im Google App Store. Es gibt auch eine kostenpflichtige Version (aktuell 3,50 Euro), die mehr Funktionen freigeschaltet hat. Die Grundfunktionen sollten aber zum Musikhören völlig ausreichend sein. Yatse hat zum einen auch diese klassische Fernbedienungsfunktion, man kann mit der App aber auch auf die Menüeinträge aller Medien in Kodi zugreifen. Klicke ich hier z.B. auf Musik, werden mir alle meine in Kodi hinzugefügten Alben angezeigt. Zudem gibt es hier noch den Menüpunkt „Dateien“. Hier kann ich direkt auf die Ordner zugreifen, die sich auf meinem Server befinden und die ich vorher in Kodi verfügbar gemacht habe. Dieser Menüpunkt ist vor allem dann praktisch, wenn Kodi die Musikdateien im Ordner nicht zu einem Interpreten und Albumtitel erkennt, weil die Files z.B. nicht richtig getagged sind.
Yatse läuft sehr stabil, mir sind hier keine Probleme aufgefallen. Einmal konnte ich nicht auf Kodi zugreifen, das lag aber daran, dass der Raspi die WLAN-Verbindung verloren oder nach Start noch nicht gefunden hat. Sobald Yatse im Netzwerk Kodi erkennt, verbindet es sich automatisch damit. Es kann sein, dass man bei der Ersteinrichtung die IP-Adresse des Raspberry Pi eintragen muss, die man entweder in Kodi oder im Router nachsehen kann. Ich kann mich hier nicht mehr richtig erinnern, aber selbst das ist schnell erledigt.
5.3 Kodi Remote für iOS
Hierbei handelt es sich um die offizielle Kodi App zum fernbedienen. Hier gibt es die gleichen Funktionen, die auch Yatse liefert. Man kann Kodi mittels Fernbedienungsknöpfen steuern oder auch direkt über die Touchfunktion. Auch die oben beschriebene Ordnernavigation gibt es hier, sie ist nur etwas versteckt. Man findet sie im Musik-Eintrag unten über das kleine Ordnersymbol. Das Einzige, was mich hier im Gegensatz zu Yatse etwas nervt sind die häufigen Abstürze. Es gibt übrigens im App Store zahlreiche Apps die einfach Kodi Remote heißen. Ich habe noch zwei weitere getestet, konnte bei diesen aber nur über die Fernbedienungsfunktion navigieren.
5.4 Fazit
Ich gehöre eigentlich zu jenen Leuten, die viel lieber ihre Musik auf haptischen Medien kaufen, als über digitale Dateien. Die Möglichkeit über Apps die Musik auswählen und bedienen zu können, ist bei weitem komfortabler als so manches verzweigtes Menü auf DVDs oder Blu-rays. Vermutlich würde ich, wenn ich die Wahl hätte, einen Surroundmix als Blu-ray oder FLAC-Datei zu kaufen, in Zukunft die FLAC-Datei vorziehen. Sobald ein Menü viel zu undurchsichtig zum blinden bedienen ist, werden die Surroundmixe, mögen sie noch so gut sein, viel seltener gehört, weil es viel zu umständlich ist, darauf zuzugreifen. Es müssten jetzt nur noch entsprechende Mixe als FLAC angeboten werden.
Dies dürfte aber in Kürze passieren! Jean-Michel Jarre bringt im April sein neues Album Amazonia heraus, welches auch in Surround Sound abgemischt wurde. Der Surroundmix wird aber nur als Download angeboten. Jeder, der die normale CD oder die Vinyl-Ausgabe kauft erhält einen Downloadcode für die Surroundversion. Fraglich ist lediglich in welchem Format dies angeboten wird. FLAC dürfte sehr realistisch sein. Und wenn nicht, Kodi kann so gut wie alles abspielen. Mit dem Raspi dürfte das so oder so kein Problem sein.
Teil 6 – Variante für analoge Surround Receiver
Teil 1 – Einführung
Teil 2 – Der Raspberry Pi
Teil 3 – Das Betriebssystem
Teil 4 – Kodi einrichten und bedienen
Teil 5 – Kodi fernbedienen
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