Surround FLAC Dateien abspielen – Teil 1 – Einführung
Technik: FLAC-Dateien – TEIL 1
Von Mike W.K.
1.1 Motivation
Diesmal ist es keine Rezension, sondern der Beginn einer kleinen Serie von Berichten, die das Thema kaufen und abspielen von Surround- und Stereodateien im FLAC Format behandelt.
Robert und ich diskutieren dieses Thema schon eine ganze Weile, auch meckere ich seit einiger Zeit in meinen Rezensionen, dass so viele Surround-Mixe nicht mehr verfügbar sind, weil sie vergriffen sind. Die Datenträger in Form von SACD, DVD-A, DVD-V oder Blu-Ray sind oft nur zu Wucherpreisen erhältlich und auch immer wieder im erbärmlichen Zustand, sodass sie sich nicht einmal abspielen lassen.
Diese künstliche Knappheit lässt die Preise nach oben schnellen, nutzt aber gerade den Künstlern überhaupt nichts. Den Plattenfirmen nutzt es ebenfalls nichts, aber die sehen auch keinen Bedarf, die Mehrkanalproduktionen wenigstens als bezahlten Download zusätzlich zu den Stereoveröffentlichungen anzubieten. Qobuz bietet einige interessante Stereo Downloads in hochauflösendem Format, u.a. in FLAC an. Burningshed hat sogar das ein oder andere im 5.1 Format.
Sowohl Robert, als auch ich selbst mussten feststellen, dass unsere Abspielgeräte zwar damit werben, dies und das abspielen zu können, es aber völlig unzureichend tun. Ich selbst habe einen SACD/DVD-A Player mit USB-Anschluss, sowie einen netzwerkfähigen Pioneer Blu-Ray Player. Beide haben sehr gute Wandler, aber weder FLAC noch MP3-Dateien lassen sich vernünftig abspielen. Wer will schon bei einer Live Aufnahme zwischen den Stücken eine 2 Sekunden Pause haben? Dass das lückenlose („gapless“) Abspielen beim MP3-Format nie vorgesehen war (mit dem LAME Encodierer trotzdem einigermaßen geht), ist ja soweit bekannt und akzeptiert. Beim FLAC-Format ist das lückenlose jedoch im Standard enthalten. Viele Player tun es trotzdem nicht. Unglaublich schlecht programmiert, oder mit Absicht so gemacht.
Dass es anders und besser geht, wollen wir in dieser kleinen Serie zeigen.
1.2 Abspielen, aber wie?
Möglichkeit A: Abspielen mit einem PC / Mac
Nur der Vollständigkeit halber aufgeführt, weil dies oft genug an anderer Stelle beschrieben wurde, die Programme foobar2000, KODI und der VLC Player sind geeignet, um FLAC-Dateien auf dem Computer abzuspielen. Bei Bedarf kann ich auf foobar näher eingehen, es ist m.E. das beste Programm. Die anderen beiden Programme gibt es auch für andere Plattformen, wie Linux. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, je nach Vorliebe der Nutzer. Das Thema Soundkarte bzw. gute Digital-Analog-Wandler ist auch noch einmal ein eigenes Kapitel für sich und zudem ein Kostentreiber.
Da wir aber nicht jedes mal den Computer einschalten wollen und nur zum Musikhören den Fernseher dazu, besprechen wir einen Player („standalone“), der die FLAC-Dateien (sowie MP3, und viel, viel mehr an Formaten) unserem Surround Receiver zuspielt und per Fernbedienung gesteuert wird. Es ist ein Bastelprojekt und es ist mit vertretbarem Aufwand zu schaffen (<100 EUR). Besondere Elektronikkenntnisse sind nicht erforderlich (wenn es auch nicht schadet).
Möglichkeit B: „Standalone“ Player auf Basis einen Raspberry Pi Kleincomputers
Sein einigen Jahren gibt es den Raspberry Pi, einen kleinen Computer, der von Kennern schlicht „Raspi“ genannt wird. Ein Raspi ist erschwinglich und ermöglicht vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Die beliebtesten dürften das Smart Home und der Einsatz als Mediacenter sein. Beim letzteren kann der Raspi Videodateien, Musik und Bilder abspielen, die sich auf einem Datenträger befinden, wie einer Festplatte. Und genau hier setzen wir an. Dem Raspi ist ziemlich egal in welchem Format er die Musik abspielt. Somit spielt er auch FLAC-Dateien in Surround. Betriebsysteme für den Raspberry Pi gibt es viele, zumeist sind diese Linuxbasiert. Für unser Mediacenter verwenden wir ein System, welches die Meadiacenter-Software unserer Wahl direkt enthält.
Unsere Erfahrungen mit dem Aufbau und der Einrichtung des kleinen Computers anhand unserer eigenen Geräte beschreiben wir in den nachfolgenden Artikeln.
Teil 2 – Der Raspberry Pi
Teil 3 – Das Betriebssystem
Teil 4 – Kodi einrichten und bedienen
Teil 5 – Kodi fernbedienen
Teil 6 – Variante für analoge Surround Receiver
Hier fehlt noch die beste Möglichkeit C. Und zwar das Abspielen mit einem Musikserver. Ich habe einen Cocktail Audio X30. Mittlerweile gibt es schon bessere Nachfolger. Das System ist jedoch gleich. Die Player fügen sich perfekt in eine Anlage ein und können per Fernbedienung, Smartphone oder PC bedient werden. Welche Festplatte reinkommt, kann man sich aussuchen. Ich habe eine schnelle SSD verbaut. Kann jeder Laie reinschrauben. Die integrierte Datenbank sorgt für die komfortable Verwaltung der Musik. Gut getaggte Dateien sind natürlich das A und O.
Die angesprochenen HiRes Flacs in Stereo von Qobuz können mich nicht begeistern. Der Mehrwert ist in meinen Ohren minimal und nicht vergleichbar mit den hier thematisierten Mehrkanal BR, SACDs etc.