Jethro Tull – Thick As A Brick
Erscheinungsjahr 1972 | DVD | Progressive Rock
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Für dieses Album bzw. den Remix in Surroundsound dürften einige in den letzten Jahren ihr letztes Hemd geopfert haben. Im Jahr 2012 erschien zum 40. Geburtstag des fünften Studioalbums THICK AS A BRICK von Jethro Tull eine Sonderausgabe in Form eines Mediabooks, welche neben dem Album auf CD auch ein Äquivalent auf einer zusätzlichen DVD mit Surround Mix von Steven Wilson beinhaltete.
Diese Ausgabe dürfte der Startschuss für die Mediabook-Reihe gewesen sein, deren regelmäßige Wiederveröffentlichungen immer noch andauern. Auch wenn BENEFIT im Jahr danach noch in einem anderen Package erschien, spätestens mit A PASSION PLAY im Jahr 2014 kam man wieder auf das Mediabook zurück und veröffentlichte seitdem jedes Album, das Jethro Tull in den 70ern herausgebracht hatte, in diesem Format.
THICK AS A BRICK war da längst out Print und nur noch zu horrenden Preisen weit jenseits von 100 Euro zu bekommen. Es war auch das einzige Mediabook, welches mir selber noch fehlte. Bis jetzt! Denn zum 50. Jubiläum wurde dieses Album wieder in diesem Format veröffentlicht und ist wieder (bzw. eher für einige Zeit) zu einem humanen Preis zu bekommen.
1972 sorgte das Package bei der Veröffentlichung von THICK AS A BRICK fürs hohe Aufsehen. Die Platte wurde nämlich in einem Plattencover geliefert, das einer Zeitung glich. Nicht nur das Albumcover sah aus wie Seite 1 einer Tageszeitung, sondern die komplette Hülle war eine Zeitung, in der sich irgendwo dann die Platte befand. Man konnte seitenweise darin herumblättern. Vermutlich durch diese ungewöhnliche Verpackung, aber nicht nur deshalb, kletterte das Album als erstes Album von Jethro Tull in England auf Platz 1 der Charts. Und das, obwohl nur ein einziges Lied enthalten war, welches lediglich durch den Umstand, dass man eine Platte umdrehen musste, in zwei Teile aufgeteilt war.
Tracklist:
1 Thick as a Brick, Part I – 22:37
2 Thick as a Brick, Part II – 21:04
Gesamtdauer: 43:42
Den Vorgänger AQUALUNG bezeichneten viele als Konzeptalbum, was Ian Anderson nicht nachvollziehen konnte, da die Songs darauf keinen Zusammenhang haben. Aus Ärger darüber wollte er nun für das nächste Jethro Tull Album die Mutter aller Konzeptalben schreiben und sich darüber und den damals aufkeimenden Progressive Rock, dessen Bands gerne Konzeptalben herausbrachten, lustig machen.
Doch das Publikum und die Kritiker erkannten den Witz nicht und feierten das Album als neuen Wurf im Progressive Rock. Heute gilt THICK AS A BRICK als eines der herausragenden Alben dieses Genres. Und Jethro Tull war plötzlich selbst eine Progressive Rock Band, die sie auch noch die nächsten Jahre bleiben sollte.
Auf dem Album findet sich nur das zweigeteilte Titelstück, welches jeweils über 20 Minuten dauert. Die Band hatte nicht vor, zwei so lange Stücke aufzunehmen, es gab mehrere Songsegmente, die sich schließlich ineinanderfügten. Dabei lag der Text bereits fertig vor und die Musik wurde anhand der vorhandenen Lyrics kreiert. Streng genommen handelt es sich bei THICK AS A BRICK um zwei lange Medleys mit kürzeren Songs, die nach einigen Minuten jeweils zu einem anderen Lied übergehen.
Musikalisch hat das Album alles, was Progressive Rock ausmacht: Takt- und Tempowechsel, gepaart mit dem Verweben verschiedener musikalischer Stile. Klassische Elemente sind vorhanden, wie auch Folk, Rock und Jazz. Zudem kamen auch viele Instrumente zum Einsatz, die im Kontext einer Rockband eher unüblich waren.
Wertung: 82 %
Besetzung:
Ian Anderson – vocals, acoustic guitar, flute, violin, trumpet, saxophone, accordion
Martin Barre – electric guitar, lute, flute
John Evan – piano, organ, harpsichord
Jeffrey Hammond-Hammond – bass guitar, spoken word
Barriemore Barlow – drums, percussion, timpani
Am Mischpult saß einmal mehr Steven Wilson. Wilson hat in den letzten Jahren alle Alben der 60er und 70er von Jethro Tull in 5.1 abgemischt. Lediglich das neue Album THE ZEALOT GENE von 2022 wurde von Jakko Jakszyk abgemischt. In Kürze kommt zudem mit RÖKFLÖTE ein weiteres neues Album heraus, welches von Bruce Soord abgemischt wurde. Später im Jahr soll die Mediabook-Reihe mit dem ersten Album aus den 80ern fortgeführt werden. Wenn man Berichten glauben kann, ist hier wieder Steven Wilson an der Reihe.
Zurück zu THICK AS A BRICK: Diese Neuausgabe ist eine Wiederveröffentlichung des Mediabooks von vor 10 Jahren, um den 50. Geburtstag des Albums zu feiern. Die Inhalte und der Surroundmix sind identisch. Sogar beim angepassten Zeitungscover vorne hat man den Text beibehalten und spricht da von „40 years ago“.
Wer die Surroundmixe von Steven Wilson kennt, wird wenig Überraschendes vorfinden. Der Mann versteht einfach sein Handwerk! Der 5.1 Mix von THICK AS A BRICK ist ein weiteres Beispiel, wie Musik in Surroundsound klingen kann, wenn man den Mut hat, wirklich diskret abzumischen und die komplette Fläche des Raumes auszufüllen. Der Hörer bzw. die Hörerin ist fast komplett von Instrumenten umzingelt. Egal ob Andersons Flötenspiel, ob Gitarren oder Klavier, alles wird überall im Raum verteilt und gerne auch auf die hinteren Lautsprecher gelegt, dass man jedes einzelne Instrument deutlich heraushören kann.
Das Schlagzeug ist recht prominent in die Raummitte gelegt worden, was Steven Wilson gerne macht. Es könnte sein, dass dies sogar der erste Mix ist, bei dem er das so gehandhabt hat, immerhin dürfte die Abmischung vor gut und gerne elf oder zwölf Jahren erfolgt sein. Mir ist dieses Markenzeichen eigentlich erst viel später bei ihm aufgefallen.
Auch vom Gesamtklang her macht der Surroundmix von THICK AS A BRICK eine sehr gute Figur und man wundert sich beim Anhören, dass ein 50 Jahre altes Album so klar und gut klingen kann. Minimales Meckerbedürfnis habe ich lediglich beim Gesang in der ersten Hälfte des ersten Stückes. Dieser ist mit Effekten in den Rears gedoppelt, was mir etwas zu künstlich klingt und etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Die Effekte entsprechen aber wohl der Originalfassung. Vielleicht wäre es hier aber besser gewesen, nicht so offensichtlich mit dem Effekt zu spielen.
Wertung: 98 %
Vorhandene Tonformate:
DTS (96 kHz / 24 bit) 5.1
Dolby Digital 5.1
PCM (96 kHz / 24 bit) Stereo
Das Menü ist ein Ärgernis. Über die Enter-Taste startet zwar das Album, aber nur im neuen Stereomix. Über die Audiotaste lässt sich dies nicht umstellen. Man muss also zwingend über das Menü auf DTS umschalten.
RECHTS > RECHTS > RECHTS > ENTER > RUNTER > RUNTER > ENTER > ENTER
Abwertung: – 5 %
Die Jethro Tull Reissues trotzen immer vor lauter Bonusmaterial. Nicht so THICK AS A BRICK. Hier gibt es nur eine CD mit dem neuen Mix von Steven Wilson und eine DVD. Auf der DVD ist lediglich zusätzlich der Originalmix von 1972 enthalten, sowie ein kleiner Radio-Spot. Bonuspunkte gebe ich dafür keine.
Anspieltipp:
Part 1 und 2
Auch diese Veröffentlichung ist ein Muss für jeden Jethro Tull und Surroundsound-Fan.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ Zeitung der 72er Ausgabe ins Mediabook-Format überführt. Dazu noch viele weitere Seiten mit zusätzlichen Infos und sogar ins deutsch übersetzen Songtexten.
– Muss umständlich in Surroundsound umgestellt werden, was einige Abzüge in der B-Note bringt, die nicht nötig gewesen wären. (- 5%)
– leider nur eine normale DVD und daher kein hochauflösendes Tonformat
GESAMTWERTUNG: 88 %
Erläuterungen zur Bewertung
Mediabook: Das Mediabook ist im Dezember 2022 wiederveröffentlicht worden und ist für ca. 35-38 Euro zu bekommen.
Stand: 12.04.2023
Links:
Offizielle Webseite von Jethro Tull