Gentle Giant – Interview (Dolby Atmos)


Erscheinungsjahr 1976 | Blu-ray / Streaming | Progressive Rock

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Das Album INTERVIEW von Gentle Giant wurde kürzlich mit einem neuen Dolby Atmos Mix von Steven Wilson neu aufgelegt. Bereits in den 70er-Jahren gab es einen Quad-Mix des 1976 erschienenen Albums, der vor einigen Jahren auch auf DVD veröffentlicht wurde. Vor drei Jahren habe ich darüber eine Rezension geschrieben. In diesem Beitrag möchte ich kurz auf den Dolby-Atmos-Mix eingehen, der – so viel sei schon mal verraten und auch kaum verwunderlich – eine bessere Figur macht. Der Quad-Mix ist übrigens auch bei der Neuveröffentlichung auf der Blu-ray enthalten, was die alte Veröffentlichung somit obsolet macht.

Die Neuveröffentlichung ist geldbeutelfreundlich, das heißt, für die CD+Blu-ray-Edition werden rund 22 Euro fällig. Natürlich gibt es den Mix in Dolby Atmos auch auf den üblichen Streaming Portalen zu hören.

Gentle Giant Interview Dolby Atmos


Tracklist:

1 Interview – 6:54
2 Give It Back – 5:08
3 Design – 4:59
4 Another Show – 3:29
5 Empty City – 4:24
6 Timing – 4:50
7 I Lost My Head – 6:58

Gesamtdauer: 36:54


Die Musik:

Hinter dem Albumtitel INTERVIEW verbirgt sich ein Konzept, womit wir wieder bei dem Terminus Konzeptalbum wären. Hier soll es sich um die Geschichte eines erfolglosen Musikers handeln, der in einem Interview seinen Aufstieg und Fall beschreibt.

Das Album ist unter enormen Zeitdruck innerhalb weniger Wochen entstanden. Einerseits merkt man das der Musik nicht an, denn die Band spielt mit einer Spielfreude, wie man sie nicht anders von ihr kennt. Andererseits gibt es aber auch keine wirkliche Weiterentwicklung und man hat gelegentlich das Gefühl, dieses oder jenes Stück wäre ein Überbleibsel von vorherigen Veröffentlichungen.

So finden sich auf INTERVIEW wieder vertrackte Rhythmen, die durchaus etwas mit Funk, Jazz Rock und Reggae kokettieren. Dazu gibt es auch sonst ungewöhnlich arrangierte Stücke, wie zum Beispiel den Song Design, der was von mittelalterlichem, mehrstimmigen Minnesang hat und nur aus sehr vielen Stimmen besteht und diverser Percussion. Wie das genau klingt und zusammenpasst, sollte man sich selber anhören. Es ist aber auch etwas, was für eine Band wie Gentle Giant damals nichts völlig ungewöhnliches war.

Die große Weiterentwicklung bei Gentle Giant fing dann beim nächsten Album an, welches ein Jahr später mitten in der Punkwelle erschien. Das progressive wurde mehr und mehr von einfachen Songstrukturen verdrängt, was drei Jahre später das Ende der Band bedeutete.

Wertung: 86 %


Besetzung:

Derek Shulman – lead vocals, alto sax, percussion
Gary Green – electric and acoustic guitars, alto recorder, backing vocals
Kerry Minnear – piano, RMI electric piano & clavichord, Hammond, clavinet, MiniMoog, marimba, percussion, lead & backing vocals
Ray Shulman – bass, violin & electric violin, 12-string guitar, percussion, backing vocals
John Weathers – drums, percussion, lead & backing vocals


Der Surroundmix:

Eigentlich wollte ich mir diese neue Ausgabe mit dem Dolby Atmos Mix gar nicht holen. Ich hatte ja bereits den alten Quad-Mix, der ganz okay ist. Wozu von einem Album mehrere Mixe haben? Aber dann gab es das Titelstück während meiner dreimonatigen Atmos-Testphase bei Amazon Unlimited zu hören und nach drei Minuten wusste ich, dass ich das Album bestellen musste. Denn bereits im ersten Song konnte man Zeuge davon werden, dass Steven Wilson ein herausragender Mix gelungen ist, der den alten Quad-Mix in den Schatten stellt.

Dabei ist die erste Minute noch recht gewöhnlich. Es ist diskret, klingt aber doch eher wie ein normaler 5.1 Mix. Aber dann! Im ruhigen Zwischenspiel gibt es plötzlich Gitarren von der Decke zu hören, es folgt dann ein Klaviersolo, welches ebenfalls über dem Hörplatz angesiedelt ist. Mehr und mehr entfaltet sich das Titelstück zu einer großen dreidimensionalen Bühne, auf der die unterschiedlichsten Instrumente platziert werden, aber doch eine Einheit bilden.

Das Ganze geht nahtlos im nächsten Stück weiter. Wilson tobt sich so richtig aus. Gentle Giant sind bekannt dafür gewesen, dass ihre Musik sehr reichhaltig arrangiert ist, es werden oft Vergleiche zur klassischen Musik gestellt. In Stereo kann das mitunter recht überfrachtet klingen, in Surround klingt das luftiger und es kristallisieren sich so kleine Feinheiten raus, die man vorher gar nicht herausgehört hat. In Dolby Atmos geht das schließlich noch einen Schritt weiter. Die Instrumente fangen an, deutlich plastischer zu klingen, als wären sie wirklich im Raum.

Steven Wilson spielt auf dem Album viel mit den Höhen. Hier werden immer wieder mal Gitarren, diverse Keyboards, Geigen, Blasinstrumente, Percussions und Stimmen gelegt. Auch was die Positionierung in der Höhe angeht, lässt sich sehr gut heraushören, ob ein Instrument eher vorne, mittig oder hinten zu hören ist. Die hinteren Kanäle sind ebenfalls immer im Dauereinsatz, aber anders kennt man das ja von Wilson-Mixen auch nicht.

Überzeugen kann außerdem der Gesamtsound. So klar hat INTERVIEW bisher noch nie geklungen, wobei ich auch schon vom Sound des Quad-Mixes angetan war. Der neue Mix legt aber noch eine kräftige Schippe drauf. Steven Wilson hat am Charakter des Klangs nichts geändert. Im A cappella Teil von Design kommt die eine oder andere Stimme etwas dumpf daher, was aber dem Originalmix entspricht. Man hatte sich 1976 etwas dabei gedacht, das so abzumischen, und es wäre mit Sicherheit falsch gewesen, hier den Sound glattzubügeln.

Wertung: 100 %


Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
DTS-HD Master Audio 96/24 5.1
PCM 96/24 Stereo

Album starten:

Das Album startet in Dolby Atmos beim Drücken der Enter-Taste. Es kann von dort allerdings nicht in 5.1 DTS umgestellt werden. Das geht nur vorher über das Menü. Das gilt auch für den Quad-Mix.


Bonusmaterial:

Wie bereits erwähnt findet sich auf der Blu-ray auch der Quad-Mix. Ebenfalls enthalten ist ein Instrumental-Mix des Albums in Stereo und der Original-Mix von 1976. Es lohnt sich übrigens, den Fernseher einzuschalten, da man dann mit Musikvideos während des Abspielens belohnt wird. Darunter sind drei Mitschnitte von Fernsehauftritten. Die restlichen Videos sind mal mehr, mal weniger psychedelisch und wurden vermutlich eigens für diese Veröffentlichung erstellt.

Aufwertung: 2 %


Anspieltipp:

Interview, Design


Fazit:

Ich verzichte meist darauf ein Album in mehreren Surroundmixen haben zu müssen. Aber hier macht man mit dem Upgrade nichts falsch.

Pros / Cons:
+ ein Dolby Atmos Mix in Referenz-Qualität
+ auch klanglich top
+ High-Resolution Sound auf Blu-ray (+1%)
+ enthält den Quad-Mix und weiteren Bonus-Content (2 %)

 

 

GESAMTWERTUNG: 99 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

CD + Blu-ray: Ein fantastischer Atmos-Mix für knapp 22 Euro. So etwas geht auch!

Streaming: Der Atmos-Mix kann auch im Streaming bei Apple, Amazon und Tidal gehört werden.


Links:

Offizielle Webseite von Gentle Giant

Zur Renzension des Quad-Mixes

 

2 Replies to “Gentle Giant – Interview (Dolby Atmos)”

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