Pink Floyd – P.u.l.s.e (Konzert-Video)
Erscheinungsjahr BD-V (2019 und 2022) / DVD (2006) | Art Rock / Progressive Rock
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Von Mike W. K.
Robert und ich haben dieses Album noch gar nicht besprochen, was mich wundert. Denn es ist eins der besten Pink Floyd Konzerte, die es gibt. Das Bild ist für die damalige TV Aufnahme (4:3, TV Auflösung, also kein HD) exzellent und auch der Sound. Ich finde, es ist an der Zeit, dieses zu rezensieren, zumal gerüchteweise die Rede davon ist, dass eine Atmos-Version im nächsten Jahr erscheinen soll, angeblich von Alan Parsons gemischt. Wenn er das macht, hoffe ich, dass er nicht so viel Höhen reindreht, wie beispielsweise beim Album: The Alan Parsons Project – Turn Of A Friendly Card.
Es gibt einige Rezensionen, die das angeblich schlechte Bild beklagen. Ja klar, wenn ich in geringem Abstand vor einem 4k Fernseher ein Single Definition Video ansehe, dann sieht das nicht toll aus. Dennoch bleibe ich dabei: für die damalige TV Aufnahme ist das Bild echt gut.
Das Konzert ist am Ende der Tour zum Division Bell Album im Earls Court London aufgenommen worden. Die Rezension zum Album hat Robert hier verfasst.
Am Donnerstag, den 20. Oktober 1994, fand die Videoaufnahme statt und wurde live über Satellit übertragen. Der damalige Pay-TV-Sender Premiere hat den ersten Teil unverschlüsselt (als Promo-Aktion) übertragen, den Rest aber nur für Abonnenten oder Spezialisten, die eine drehbare Satellitenantenne hatten und einen Feed dieser Live Übertragung empfangen konnten. Dieser war auch nicht verschlüsselt. Die Moderation bei Premiere machte damals die traurigerweise viel zu früh verstorbene Stefanie Tücking.
Schon damals hatte ich einen guten Satelliten-Empfänger, der natürlich an die Hifi-Anlage angeschlossen war. Mit Sicherheit habe ich nicht leise gehört. Auch war der Kühlschrank (gefüllt) in der Nähe, beste Voraussetzungen für einen gelungenen konzertanten Abend.
Ich habe das ganze Konzert live erlebt und spätestens nachdem sie mit Dark Side Of The Moon angefangen hatten, fiel mir vor Staunen die Kinnlade herunter.
Eine derartige Licht- und Soundorgie hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Ich las, dass eine 300kW Lichtanlage verwendet wurde. Ein Freund von mir hatte damals ein Abo und da das Konzert noch ein paar mal wiederholt ausgesendet wurde, war auch einmal mein VHS Tape dran. Dieses ist allerdings durch und ich war froh, als 2006 im späten Frühjahr die DVD veröffentlicht wurde. Als 2019 die LATER YEARS auf den Markt kam, war dieses Konzert mit Lossless 5.1 Sound auch mit drin. Ich konnte nicht widerstehen, diese teure Box zu kaufen… zumal ich da gerade auch meine 5.1 Anlage installiert hatte. Ich möchte noch dazu schreiben, dass ich die Doppel-CD mit der blinkenden LED auch habe. Es sind ein paar andere Stücke mit drauf.
Nun, es ist der 20. Oktober 2024, 20:00 Primetime, 30 Jahre später, aber eine Stunde früher, denn wir sind nicht in England, die eine Stunde später dran sind. Und ich las auf einem Ticket, dass die Show um 19:45 (UK time) beginnen sollte. Jetzt heißt es zurücklehnen, den acht Herren und drei Damen entspannt zuhören und zusehen. Einige Erinnerungen an die Live Übertragung sind auch in der Rezension enthalten.
Setlist (20.10.1994):
Set 1:
Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
Learning to Fly
High Hopes
Take It Back
Coming Back to Life
Sorrow
Keep Talking
Another Brick in the Wall, Part 2
One of These Days
Set 2: The Dark Side of the Moon (komplett!)
Speak to Me
Breathe
On the Run
Time
Breathe (Reprise)
The Great Gig in the Sky
Money
Us and Them
Any Colour You Like
Brain Damage
Eclipse
Zugaben:
Wish You Were Here
Comfortably Numb
Run Like Hell
Es beginnt mit Shine On You Crazy Diamond. Der Sound ist sehr gut, die Orgel mehr hinten, Gitarren vorwiegend vorn, Bass und Schlagzeug sowieso. Es klingt nicht übermäßig diskret, was aber für den fülligen Livesound in Ordnung geht. Der Center hat etwas Bassgitarre, aber sonst nicht viel. Im Outro ist das Saxophonsolo im Surround gelandet, gute Idee!
Learning To Fly ist vom 1987er Album und hat einige elektronische Drumpads, welche den Subwoofer beschäftigen. Und es gibt den ersten Lasereinsatz. Das Flugzeug (Soundeffekt) scheint trotz fehlender Höhenkanäle über einen hinwegzufliegen. Falls das Konzert je in Atmos veröffentlicht werden sollte, dann ist das klar die Erwartung – oben!
David Gilmour begrüßt das Publikum und kündigt High Hopes vom neuen Album an. Die Soundeffekte, wie die Vögel und Bienen sind im Surround. Das Bühnenbild gefällt mir hier mit den geschmackvoll abgestimmten Farben besonders gut, rot blau violett. Es gibt final ein Gitarrensolo auf der Steelgitarre und ganz zum Schluss nochmal auf der akustischen mit Nylonsaiten.
Als nächstes folgt Take It Back. Synthies in den Surroundkanälen, ebenso wie Soundeffekte, Gitarre etc. sind vorne. Auch hier wieder besonders schön: das Licht.
Es geht fließend über in Coming Back To Life. Hier wurden ebenfalls die hinteren Kanäle für die Synthi-Flächen eingesetzt. Es gibt neue Lichteffekte, Scheinwerfer, die mehrere bunte Farben zum Beispiel abstrahlen (aus einen Punkt).
Darauf folgt Sorrow, welches das beste Stück vom 1987er Album A MOMENTARY LAPSE OF REASON ist. Dieses sägende Gitarrensolo im Intro mit den dazu wieder großartigen Lichteffekten setzt Maßstäbe. Das ist der erste Höhepunkt bis jetzt. Und der Subwoofer bekommt Tiefbass vom Synthi, also Wärme dazu. Immer wieder faden Effekte der Gitarre von vorne nach hinten und verleiht dieser ungewohnte Tiefe. Spitzenklasse! Und dann diese Lasershow…
Keep Talking – mit dem Sprachcomputer vom Wissenschaftler Stephen Hawking im Surround -. Schön: Richard Wrights Synthesizer-Solo wandert im Surround hin und her. Dieser Song hat nach den extremen Lichteffekten zuvor eine etwas schlichtere Lightshow ohne Videoprojektion, aber im Outro gibt es nicht nur die Effekte und die Sologitarre von David Gilmour mit der Talkbox im Surround, sondern auch Laser und eine Heavy Water Lightshow, projiziert auf die Band. Von wegen schlichter, ich hatte mich getäuscht….
Darauf folgt das erste Stück aus The Wall: Another Brick Pt. 2 und zwar mit kreisenden Hubschraubern und Effekten. Auch das könnte in Atmos durchaus noch spannender werden, als es schon ist. Hier gefallen mir die „sprechenden“ Scheinwerfer gut. Immer wieder haben sich die Lichtdesigner etwas neues einfallen lassen. Das zweite Gitarrensolo spielt Tim Renwick und bildet einen schönen Kontrast zu Davids Sound und Spielweise. Er greift voll in die Trickkiste und zeigt was er drauf hat. Zum Schluss hört man noch die Hunde aus dem Song Dogs eingesteut.
Was mir hier wieder einfällt: es gab derart viel Licht bei der analogen Liveübertragung via Satellit, dass der Fernseher immer mal wieder kurz durchlief. Das entfällt natürlich bei der digitalen Aufnahme.
Zum Abschluss des ersten Sets gibt es vom Album Meddle: One Of These Days. Guy Pratt spielt die Bassgitarre großartig, diese hat in diesem Song eine wichtige Bedeutung. Die Soundeffekte bringen mittels Subwoofer immer wieder die Erde zum Beben. Und es werden mit einem Knall rechts und links oben von der Bühne die Schweine freigelassen. Also auf Pyrotechnik haben sie auch nicht verzichtet! Was für eine Show!
Es gibt eine kurze Pause und es geht weiter mit Part 2, „The Dark Side Of The Moon“.
Speak to Me: Das Album hat viele Soundeffekte, live kommen sie gut verteilt auf allen Lautsprechern. James Guthrie, der den Mix erstellt hat, lässt sie kreisen.
Fließend geht es weiter: Breathe. Mit tollem Sound und schlichten Lichteffekten. Es folgt On The Run. Hier ist das Video dominant, welches extra für die Livekonzerte angefertigt wurde. Hier passiert relativ viel im Surround. Es wurde ja vorwiegend auf Synthesizern gespielt. Richard Wright und Jon Carin schauen immer wieder auf die große Leinwand, wo sie im Song sind, sie haben wohl live improvisiert. Zum Schluss lassen sie noch ein großes Modellflugzeug von hinten links nach vorne rechts funkensprühend fliegen und es verabschiedet sich mit einem lauten Knall und Funken. Uhrengeticke – perfekt für Surround, perfekt im Surround – läutet Time ein. Nick Mason spielt hier auf den Remo-Rotos sein Solo. Wieder gibt es einen wunderbar gemachten Konzertfilm, der das Time-Intro begleitet. Schön ist hier das Zusammenspiel von David Gilmour und Richard Wright. Breathe Reprise folgt auf Time.
The Great Gig In The Sky: hier erinnere ich mich, dass Stefanie Tücking in ihrer Moderation sagte, eine der Damen müsste hier bei diesem Song noch ihr Abitur machen. Was auch immer sie damit meinte. Gesangsabitur vielleicht? Jedenfalls ist es der schönste, den Richard Wright je komponierte. Als erste singt Sam Brown, danach Durga McBroom mit ihrer Powerstimme, dazu auch noch von den anderen beiden verstärkt und als dritte Claudia Fontaine.
Money, das erste Stück auf der zweiten Seite der LP, beginnt mit dem markanten Loop aus Kassengeräuschen und Geldgeklimper, das im Raum umherschwirrt. Es gibt auch wieder einen gut gemachten Konzertfilm auf der Leinwand. Hier spielt die Musik im Wesentlichen vorne. Der improvisierte Teil mit verschiedenen Soli macht richtig Spaß.
Danach folgt der Höhepunkt des Albums und auch zweiter Höhepunkt des Konzerts meiner Meinung nach: Us And Them, gefolgt von Any Color You Like. Der Sound im Surround macht auch wieder auf und wird gut genutzt. Zu Us And Them gibt es ein gut gemachtes, thematisch passendes Video. Any Color You Like ist ein instrumentales Stück mit bunten Farben, Heavy Water Light Show und einem großartigen Gitarrensolo, welches sich zeitweise in die Surrounds begibt.
Brain Damage folgt als vorletztes Stück. Das Video zeigt passend Politiker aus der Zeit, während es im Text um Lunatics geht, es könnte passender nicht sein. Nahtlos geht es über in Eclipse, dieses beendet das großartige Album in einer fantastischen Liveversion.
Zugaben: Wish You Were Here darf natürlich nicht fehlen. 1995 kam dieses Video mit seiner tollen Lasershow in den damaligen Musik-TV-Sendern VIVA und MTV.
Zum Schluss kommen noch zwei Songs von The Wall, welche jeweils einen markanten Beitrag von David Gilmour enthalten: Comfortably Numb – mit vielleicht dem schönsten aller Gitarrensoli und Run Like Hell als Höhepunkt zum Ende. Im Outro-Solo von Comfortably Numb öffnet sich spektakulär eine riesige Spiegelkugel, die von mehreren Seiten mit Scheinwerfern angestrahlt wurde. Das Finale bildet Run Like Hell. Hier wird noch mal alles gegeben, Licht, Laser und Pyrotechnik. Mit einem lauten Knall endet das großartige Konzert.
Besetzung:
Nick Mason – Drums, Percussion
Richard Wright – Keyboards, Vocals
David Gilmour – Lead Guitar, Lead Vocals, Acoustic Guitar, Lap Steel Guitar
Claudia Fontaine – Backing Vocals
Durga McBroom – Backing Vocals
Sam Brown – Backing Vocals
Guy Pratt – Bass, Vocals
Tim Renwick – Guitar
Jon Carin – Keyboards, Synthesizer, Vocals
Gary Wallis – Percussion
Dick Parry – Saxophone
Wertung Musik: Viel aus dem damaligen neuen Album Division Bell, einige Klassiker, sowie Dark Side Of The Moon komplett live – da gibt es nichts zu kritisieren, volle Punkte!
Wertung: 100%
Wertung Sound und Mix: Sehr gut, wenn auch nicht übermäßig diskret, aber die Surrounds werden gut genutzt, der Center weniger. Für eine Live Aufnahme, die auf analogen Mehrspurbändern mitgeschnitten wurde, wirklich gut.
Wertung: 88%
Wertung Bild: Das lasse ich aus. Die Aufnahme ist 30 Jahre alt, was vor allem am Bild sichtbar ist. Es gab noch kein HDR und die Lichtverhältnisse sind einfach extrem. Dennoch ist das Jammerei auf hohem Niveau. Das Bild wurde gut restauriert und vermutlich mit einem Upscaler auf Full-HD hochgerechnet. Allerdings wurde sinnvollerweise 4:3 beibehalten. Die Tonaufnahme wurde analog per Band gemacht und die Qualität ist wirklich sehr gut. Kritiken am Bild wie: das ist ja mit schwarzen Rändern (kein 16:9) lasse ich nicht gelten. Woher sollte denn die nicht vorhandene Bildinformation stammen?
Vorhandene Tonformate:
DTS-HD MA 9624 5.1
PCM 4824 2.0
Bei der 2x Blu-Ray Version ist eine zweite Disc mit den Filmen der Videoprojektionen, sowie Dokumentationen, Tour Rehersals, Musik Videos etc. enthalten (nachgelesen). In der Later-Years-Box: Die Extras sind auf anderen Scheiben verteilt.
Die 2x DVD Version von 2006 hat das Konzert auf zwei DVDs verteilt: Disc 1: Set 1, Disc 2: Set 2 + Zugaben. Freier Platz wurde mit Extras aufgefüllt. Diese Version habe ich auch seit 2006, aber sie ist nicht Bestandteil dieser Rezension.
Anspieltipp:
Das ganze Konzert bitteschön!
Top Empfehlung!
GESAMTWERTUNG: 88 %
Erläuterungen zur Bewertung
PULSE Restored & Re-Edited DeLuxe (2022): 2x Blu-Ray ca. 60€ (ich habe das nicht so teuer in Erinnerung…)
2x DVD: ca. ab 47€ (wenn verfügbar)
Als ein Teil der „The Later Years Box“: gebraucht ab ca. 350€ (habe ich auch nicht bezahlt)
2x DVD von 2006 (!): gebraucht ab 5€. Ob die 2006er DVD den gleichen Surroundmix hat, weiß ich nicht. Jedenfalls erinnere ich mich daran, dass es eine Option für 5.1 mit 640kbit/s neben der Standard Dolby Surround Bitrate, sodass gute Geräte den besseren Ton abspielen können, und die Geräte, die das nicht können, den Standard 5.1 Ton zu Wahl haben.
Stand: 29.12.2024
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