Porcupine Tree – Closure/Continuation
Erscheinungsjahr 2022 | Blu-ray | Progressive Rock
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Von Mike W. K.
Nach über einem Jahrzehnt Abstinenz gibt es ein neues Album mit dem Titel CLOSURE/CONTINUATION von Porcupine Tree mit wirklich neuem Material. Die Songs sind während dieser langen Zeit entstanden. Mit Gavin Harrison und Richard Barbieri blieb Wilson in Kontakt, ich las aber in irgendeinem Interview, dass es jedoch keinen mehr zu Colin Edwin gab. Warum auch immer. Insofern ist er nicht mehr dabei.
Etliche der neuen Songs sind in Jams zwischen Gavin Harrison und Steven Wilson (am Bass!) sowie zwischen Steven und Richard Barbieri entstanden. Die Einflüsse seiner Bandkollegen sind ziemlich eindeutig zu hören, dadurch wird das Album eine Sache der Band und kein Solo-Ding von Wilson. Diese Beteiligung der beiden war auch so gewollt, wie ich in einem anderen Interview las. Darüber hinaus habe ich mich über die neue Zusammenarbeit von Harrison und Wilson gefreut, das ist für mich so ein richtiges Dream-Team. Wünschenswert ist es für mich, dass es nicht bei diesem Album bleibt, sondern es immer wieder zur Zusammenarbeit kommen wird. Zudem überlegen Porcupine Tree, ein Konzert der Tour auf Blu-Ray herauszubringen, was ich eine gute Idee finde. Live sind PT immer schon großartig gewesen, ich habe sie drei Mal gesehen.
Dass CLOSURE/CONTINUATION dann auch in 5.1 und Atmos erscheinen wird, war wohl klare Sache. Wilson ist sehr aktiv, auch in Remixes, zumal er wegen Covid sein letztes Soloalbum nicht touren konnte. Er macht viel in Atmos – ich habe keine Anlage dafür – einiges Interessantes war darüber zu lesen. Zum Beispiel, dass viel Atmos gestreamt wird und dann auch noch verlustbehaftet übertragen, sowie dass der aufwendige 7.1.4 Atmos Mix mit 12 Lautsprechern dann auch noch für Kopfhörer umgerechnet wird – bei Apple oder Tidal mit ihrer ganz eigenen Rezeptur. Kopfhörer-Surround überzeugte mich darüber hinaus nie, ich habe einiges (auch teures) ausprobiert, bevor ich mir dann doch die Lautsprecher für meine 5.1 Anlagen beschafft habe. Kopfhörer Surround ist niemals diskret. Aber er ist räumlich.
Tracklist:
01 Harridan – 8:09
02 Of The New Day – 4:43
03 Rats Return – 5:40
04 Dignity – 8:22
05 Herd Culling – 7:02
06 Walk The Plank – 4:26
07 Chimera’s Wreck – 9:40
Gesamtdauer: 48:01
Die Musik und der Surroundmix:
01 Harridian
Es fängt mit einer Bassgitarre an und erinnert zunächst an Luminol. Sofort fällt das Schlagzeugspiel von Gavin Harrison auf, zumal überdeutlich ist, dass das Schlagzeug aus seiner Sicht gemixt wurde. Die Snaredrum ist hinten links gut zu hören. Gesanglich ist auch ziemlich gut wahrzunehmen, dass Steven Wilson sich deutlich weiter entwickelt hat. Ebenso sind sofort die Keyboard-Texturen von Richard Barbieri auszumachen. Das zweite Drittel geht dann heftiger zur Sache und ich werde an Anleihen aus THE INCIDENT erinnert. Jetzt wird es spätestens Zeit, lauter aufzudrehen.
02 Of The New Day
…startet wie eine klassische Blackfield-Nummer. Selbst für Blackfield hat Gavin das ein oder andere Stück eingetrommelt, Christenings fällt mir spontan ein. Allerdings passt die Heavy-Stelle etwa in der Mitte und gegen Ende ganz klar zu Porcupine. Und es gibt ein schönes Gitarren-Outro zum Schluss.
03 Rats Return
Rats beginnt mit ordentlich Noise und rockt los. Erinnerungen an Circles Of Manias werden wach, jedoch nimmt es eine andere Wendung. Ruhige Parts und krachige wechseln sich ab. Sehr schön ist das Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug. Steven hat in einem Interview davon erzählt, dass Gavin und er (am Bass) immer wieder einmal gejamt haben und Sachen ausprobierten. Dies könnte eins dieser Stücke sein.
04 Dignity
Nach einem sphärischen Intro beginnt es wieder wie ein Blackfield Song. Hier sind Stevens Backing Vocals in den Rears besonders gelungen, sowie das E-Piano rechts hinten. Aber es bleibt eben dabei, viel Abwechslung, so ganz klar und einfach sind diese Songstrukturen auf das erste Hören gar nicht erkennbar. Das macht es allerdings spannend.
05 Herd Culling
Die Uhr tickt vorne und erinnert mich an das Intro zu Blackest Eyes aber von The Pineapple Thief gespielt, was jedoch nur bis zu den PT typischen Keyboard Texturen (Barbieri) anhält. Und immer wieder gibt es Gitarrengewitter, die sich mit Synthi-Passagen abwechseln. Zu Ende des dritten Viertels wird es leise und man meint, jetzt ist der Song fertig, bevor es mit einem heftigen Gitarrensolo nochmals zur Sache geht und in einem sphärischen Outro ausklingt. Dieses Stück wird live bestimmt interessant.
06 Walk the Plank
Der Song klingt erst einmal nach THE FUTURE BITES. Meine Vermutung ist, dass dieser ein Neuerer ist. Jedoch wird der Zuhörer bald mit dem Einsatz von Gavins Drums zurück in den PT Kosmos geholt. Dieses Stück ist die schräge Nummer auf dem Album, der Einfluss von Richard Barbieri ist überdeutlich, vor allem, wenn du seine Soloalben gehört hast.
07 Chimera’s Wreck
Das Intro weckt Erinnerungen an den Watchmaker von Wilsons Album The Raven. Oder auch an Routine von HAND CANNOT ERASE, vielleicht auch an beide Stücke. Wunderbar ist der Chorusgesang in den Surrounds. Hier ist alles drin, was einen guten Progrock Song ausmacht, inklusive einem sphärischen Abgang. Für mich ist dies die stärkste Nummer auf dem Album, volle 100 Punkte. Definitiv ist das ein Song für die PT Bestenliste.
Zusammenfassung:
Ja, es ist Porcupine Tree, es klingt nicht nur so. Es ist definitiv kein Steven Wilson Soloalbum. Wenn ich „wie ein Blackfield Song“ schreibe, meine ich dies positiv. Es bedeutet, dass dies eine schöne Pop/Rock Nummer ist bzw. wie eine beginnt. Insbesondere die ersten drei Blackfield Alben vermisse ich in 5.1. Insgesamt sind die Einflüsse von über zehn Jahren aller Beteiligten zu hören, ihre Sounds, Riffs, die Stimme und Melodien. Es gibt von allen Alben, die Steven in der Zwischenzeit gemacht hat, ein bisschen von den jeweiligen Zutaten zu erkennen.
Zum sehr guten 5.1 Mix bleibt wenig zu sagen, er ist einfach Wilson typisch diskret, Lead Vocals vorne und die hinteren Lautsprecher sind vollwertig verwendet, sie langweilen sich wie üblich nicht! Der Mix, auch der Stereomix, ist sehr dynamisch. Laut hören macht dadurch besonders Spaß. Zudem gibt es viel Low End auf dem Sub, das macht außerdem richtig Laune. Es sei denn, du hast Nachbarn unter dir…
Was mir nicht gefallen hat, ist das Artwork der Deluxe Edition. Die Gestaltung ist ähnlich wie bei David Bowie – The Next Day von 2013. Oft liegt der Reiz im Verborgenen, hier jedoch nicht für mich. Die schönen Fotobücher mit den CDs, Blu-Rays wie bei THE INCIDENT, oder IN ABSENTIA, sowie den SW Soloalben von 2011 bis 2017 haben wir sehr gefallen und dies habe ich bei diesem Album schmerzlich vermisst. Insbesondere das Hand.Cannot.Erase – Buch von 2015 setzt hier Maßstäbe. Das Buch habe ich etliche mal angesehen, während die Blu-ray zeitgleich lief. Dadurch ist jenes Album viel stärker hängen geblieben als viele andere. Außerdem habe ich die drei wirklich guten Extra Songs auf der CD2 auf der Blu-Ray vermisst, sowohl in Stereo, aber besonders in Surround. Gerne hätten auch die instrumentalen Versionen auf der Blu-ray untergebracht werden können.
Wertung: Musik: 90 % / Mix und Sound: 98 %
Besetzung:
Richard Barbieri – Keyboards
Gavin Harrison – Drums
Steven Wilson – Vocals, Bass, Guitars, Keyboards
Keine Abzüge, da Atmos voreingestellt. Das ist ein Surroundformat.
Album in 5.1 starten:
Rechts > Rechts (Audio Select) > Enter > Runter > Runter (DTS-HD 5.1) > Enter > Runter > Runter (close) > Enter > Links > Links > Play (Album) > Enter
Im Menu gibt es noch die Möglichkeit, die Video Animation abzustellen.
Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos 48/24
DTS 5.1 HD Master Audio 96/24
LPCM 5.1 96/24
LPCM 2.0 96/24
Keines
Anspieltipp:
Cimera’s Wreck
Klare Kaufempfehlung, auch wenn es den Surroundmix nur in der teuren Deluxe Edition gibt, deren Artwork mir nicht sonderlich gut gefällt.
Pros / Cons:
+ sehr guter 5.1 Surroundmix
+ High Resolution
+ Atmos gibt es auch noch dazu (nicht bewertet)
GESAMTWERTUNG: 96 %
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe-Box mit Blu-ray: ca. 60-63 EURO.
Stand: 07.08.2022
Links:
Webseite von Porcupine Tree
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