Liquid Tension Experiment – LTE 3
Erscheinungsjahr 2021 | Blu-Ray Audio | Instrumentaler Progressive Metal
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Von Mike W. K.
Liquid Tension Experiment geht auf eine Initiative von Mike Portnoy zurück. Es stellte sich die Frage, mit welchen Musikern er gerne einmal zusammen ein Album/Projekt machen wollte. Mike wollte klar mit Tony Levin (Peter Gabriel, King Crimson) zusammenspielen. Dazu kam Jordan Rudess, der beim ersten LTE Album noch nicht bei Dream Theater eingestiegen war und nach reifer Überlegung, ich meine Portnoys Frau – so meine Erinnerung an ein Interview mit Mike Portnoy – gab den Ausschlag, John Petrucci, seinen Dream Theater Bandmate, als Gitarristen zu wählen. Weil es so gut bei den Aufnahmen von LTE1 harmoniert hat, war die Folge davon auch der Einstieg von Rudess in Dream Theater, nachdem Derek Sherinian dort aufhörte.
Der Kontakt zwischen den Beteiligten riss nie, aber es fand sich kein passender Zeitpunkt, um ein neues Album aufzunehmen. Im Zeitraum März-Mai 2020 nahm Petrucci sein Solo Album Terminal Velocity auf, Mike Portnoy an den Drums, Dave LaRue (der u.a. mit Portnoy bei den Flying Colors spielt) am Bass und die Aufnahmen wurden von James „Jimmi T“ Meslin gemacht. Jimmi T war auch für die Aufnahmen von LTE3 verantwortlich. So kam der Lockdown und die Zeit, um sich als Liquid Tension Experiment zu treffen, weil niemand auf Tour sein konnte. Auf der Blu-Ray ist ein Interview mit den vier Beteiligten drauf, in dem sie detailliert erzählen, wie es dazu kam und mit welchen Gefühlen sie zusammen kamen. Wird die Chemie wieder so sein wie vor 20 Jahren? Portnoy, Petrucci und Rudess waren zehn Jahre schon nicht mehr zusammengekommen, wird das klappen?
Vorweg: Ja. Uneingeschränkt.
Alle Beteiligten sind vernünftige Menschen, sie haben sich zuvor, also im Juli 2020, in Selbstquarantäne begeben und sich testen lassen, dass sie normal und unmaskiert zusammen im Studio werken konnten. Körpersprache erkennen ist wichtig beim Zusammenspiel. Sie haben wieder viel improvisiert und schnell gearbeitet, was keineswegs die Qualität verschlechtert, aber dafür kommt entsprechend viel Spontanität herüber.
Ich habe das Liquid Tension Experiment: LTE3 (Limited Artbook) mit zwei CDs und einer Blu-Ray. Es ist ein 36-seitiges Fotobuch mit den Datenträgern. Im Fotobuch ist eine kurze Abhandlung über die Entstehung des Albums sowie der einzelnen Songs nachlesbar.
Tracklist:
1 Hypersonic – 8:22
2 Beating The Odds – 6:09
3 Liquid Evolution – 3:23
4 The Passage Of Time – 7:32
5 Chris & Kevin’s Amazing Odyssey – 5:04
6 Rhapsody In Blue – 13:16
7 Shades Of Hope – 4:42
8 Key To The Imagination – 13:14
Gesamtdauer: 61:39
Nr. 6 komponiert von George Gershwin, arrangiert von Liquid Tension Experiment
Nach über 20 Jahren einmal wieder Dream Theater instrumental in ihrer besten Besetzung plus Tony Levin zu hören, hat mir richtig gut gefallen und wohl getan in Zeiten wie diesen. Wunderbar dem Gefrickel, dem fantastischen Zusammenspiel aller Beteiligten und den schönen Stücken zuzuhören. Auch wenn Rhapsody in Blue nicht von ihnen selbst komponiert wurde, ist dies mein Anspieltipp. Dies ist definitiv Neuland für die Truppe und das gab es auf den beiden Vorgängeralben so nicht. Ende der 60er, Anfang der 70er gab es durchaus viele Bands, die Rock mit Klassischer Musik verbunden haben oder entsprechend arrangierten: Ekseption; Sky; Emerson, Lake & Palmer, uvm. Ich selbst habe Tony Levin mit den Stickmen 2009 als Vorband zu Porcupine Tree gesehen, sie haben Igor Strawinskys Firebird Suite arrangiert und gespielt. Alle vier Virtuosen haben gut zusammengespielt, die über 20 Jahre kompositorische Pause merke ich gar nicht. LTE3 schließt an die vorangegangenen Alben an und wirkt jedoch gereifter. Sind wir alle auch ein wenig älter geworden …
1. Hypersonic
…ist ähnlich Paradigm Shift vom ersten Album eine schnelle, Hochgeschwindigkeits-Heavy-Nummer, aber mit ca. 30 Sekunden Super-High-Speed-Intro, also etwas länger, wie Paradigm Shift.
2. Beating The Odds
Erinnert an die alte gute Dream Theater Zeit. Jordan Rudess ist irgendwie ein Gitarrist auf dem Keyboard, wenn er seine Soli spielt.
3. Liquid Evolution
Mit 3:23 ist es das kürzeste Stück auf dem Album und hat einen sphärischen Sound, fast etwas jazzy. Das liegt auch an den Keyboardsounds, die möglicherweise vom Omnisphere (Soft-Synth der Fa. Spectrasonics) erzeugt wurden. Hier macht der Subwoofer mit seinem Tiefbass richtig Sinn. Eine sehr relaxte Nummer. Anmerkung: ich habe meinen Subwoofer Downmix eingeschaltet, da dies ein 5.0 Mix ist.
4. The Passage Of Time
Ich würde sagen, das ist typischer LTE-Signature-Sound. Der erinnert mich an Metropolis Pt. 2 (Dream Theater), was ich aber als positives Qualitätsmerkmal verstehe.
5. Chris & Kevin’s Amazing Odyssey
Das ist die schräge, experimentelle Nummer auf dem Album. Was für Töne Tony Levin seinem Bass hier entlockt, ist klasse. Es ist mit Sicherheit 100% improvisiert und ist als progressives Drum&Bass anzusehen? Nein, es ist Prog-Rock. Es gibt aber nur Levin und Portnoy zu hören, also Drums & Bass. Effekte, sowie das Surroundpanning wurden dann im Mix hinzugefügt und geben der eigenwilligen Improvisation noch mehr Drive.
6. Rhapsody In Blue
Dies ist ein klassisches Stück, geschrieben von George Gershwin, aber das Arrangement ist von Liquid Tension Experiment. Es ist der erste von zwei Longtracks auf dem Album. Hier ist Rich Mouser richtig gut im Surround Mix. Effekte und Instrumente sind passend, sowie abwechslungsreich verteilt.
7. Shades Of Hope
Hier spielen John Petrucci und Jordan Rudess im Duett und ist das krasse Gegenteil zu Chris & Kevin’s Amazing Journey, weil melodisch und ruhig. Hier ist die Gitarre vorne und das Klavier bzw. Keyboards sind hinten hörbar. Wem der Stil gefällt und mehr davon hören möchte, dem empfehle ich die CD „An Evening with John Petrucci & Jordan Rudess“.
8. Key To The Imagination
Das letzte Stück ist der zweite Longtrack mit über 13 Minuten. Nach einem ruhigen Intro, das passt gut nach Shades Of Hope, geht es nach ca. 1 1/2 Minuten wieder richtig zur Sache. Bass, Schlagzeug und E-Gitarre sind vorne. Sobald die Keyboards spielen, sind sie in den hinteren Lautsprechern zu hören. Wunderschöne Bassläufe – ich liebe das Bass-Spiel von Tony Levin – im Wechsel mit Gitarre und Klavier.
Die Musik ist nett animiert, oft sehr bunt. Das anzusehen lohnt sich durchaus, denn dann lenkt kein Buch oder was auch immer vom Musikgenuss ab. Bei Amazing Journey kann man den beiden Musikern – allerdings mit Verfremdungen – bei der Improvisation zusehen (und wie Tony Levin auf seinem Bass sägt).
Wertung: Musik (die A-Note): 90 %
Besetzung:
Tony Levin – Bass, Chapman Stick, Fotografien
Mike Portnoy – Drums
John Petrucci – Guitar
Jordan Rudess – Keyboards
James „Jimmi T“ Meslin – Aufnahme
Rich Mouser – Mix und Mastering
Der Surround-Mix hat nur leichte Schwächen. Ist aber insgesamt gelungen, weil er recht transparent ist. Da nur ein paar wenige LFE (low frequency effects) auf dem Subwoofer sind, der bei mir als LFE (low frequency extension) fungiert, ist es ein 5.0 Mix. Mit Subwoofer macht es richtig Spaß, je nach Lautsprechergröße braucht es diesen einfach. Auch sind die Rears manchmal ein wenig zu leise geraten. Das kann aber je nach Aufstellung und Einstellung der Anlage variieren.
Wertung: Mix (die B-Note): 85 %
Vorhandene Tonformate:
LPCM 5.1 24bit / 96kHz
DTS-HD MA 5.1 24bit / 96kHz
LPCM 2.0 24bit / 96kHz
Warten > runter > runter > enter > runter (DTS-HD Master Audio 5.1) > zurück > hoch > hoch > enter
Grausam ohne Fernseher!
Abwertung: – 2 %
Interview
Aufwertung: + 1 %
Anspieltipp:
Die beiden Longtracks!
Klingt wie früher, aber gereifter. Abwechslungsreiches Album, sehr spontan und mit Improvisationen, guter Klang, schönes Artbook: Kauftipp!
Pros / Cons:
+ BD-A (+1 %)
+ Interview als Bonus (+1 %)
– Menü (-2 %)
GESAMTWERTUNG: 87 %
Erläuterungen zur Bewertung
Limited Artbook (2 CDs, Blu-ray Disc): 37-40 EUR
Limited Deluxe Box Set (CD + Blu-ray + 180g Opaque Hot Pink Vinyl ): ca. 74,99 EUR
Stand: 24.04.2021
Links:
Webseite von John Petrucci
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