Jean-Michel Jarre – Amazonia


Erscheinungsjahr 2021 | Download | Electronic

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Der Brasilianer Sebastião Salgado gehört zu den großen Fotografen unserer Zeit. 15 Jahre lang war er Mitglied der angesehenen Agentur Magnum Photos. Als Fotoreporter zeigt er mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien das Leben von Menschen am unteren Ende der Gesellschaft. Salgado ist zudem Umweltaktivist. Mit seinem Projekt „Genesis“ dokumentiert der 77-Jährige die noch unberührten Flecken des Planeten. Wim Wenders hat ihm mit „Das Salz der Erde“ eine Spielfilm-lange Dokumentation gewidmet.

Natürlich ist auch der Amazonas ein Kapitel in Salgados Schaffen. In seiner neuen Fotoausstellung werden seine Bilder des Amazonas gezeigt. Hier kommt nun Jean-Michel Jarre ins Spiel. Er erhielt den Auftrag, diese Ausstellung musikalisch zu unterlegen. Das Ergebnis ist AMAZONIA, ein Soundtrack zu den Bilderwelten des Sebastião Salgado.

Zu AMAZONIA gehört auch ein Mix in Surround Sound, der aber auf keiner Blu-ray oder DVD enthalten ist. Ganz gleich, ob man das Album auf CD oder Vinyl kauft, es liegt ein Downloadcode bei, mit dem man das Album in Surround Sound herunterladen kann. Zusätzlich dazu gibt es dies auch als „Binaural Sound Mix“ für die Kopfhörer. Hiermit soll ebenfalls ein räumlicher Mix erwirkt werden. Heruntergeladen wird das Album als einzelne Datei, sowohl der 5.1 Mix, wie auch der binaurale Mix. Das Dateiformat ist jeweils eine WAV-Datei.

Jean-Michel Jarre Amazonia Surround Sound


Tracklist:

1 Part 1 – 7:42
2 Part 2 – 9:59
3 Part 3 – 8:10
4 Part 4 – 3:16
5 Part 5 – 6:04
6 Part 6 – 3:33
7 Part 7 – 4:18
8 Part 8 – 3:19
9 Part 9 – 6:23

Gesamtdauer: 52:47


Die Musik:

Jean-Michel Jarre kennt man als Pionier der elektronischen Musik. Sein Markenzeichen sind dabei oft einprägsame einfache Melodien, die die elektronische Musik einer breiten Masse zugänglich machen. Was AMAZONIA angeht, ist dies so gut wie das genaue Gegenteil. Was wir hier vorliegen haben, ist ein Soundtrack. Ein Soundtrack, der auf die Bilder von Salgado wirken soll. Bilder, die mit ihrer Wucht und ihrem Detailreichtum den Besucher der Fotoausstellung inmitten des Geschehens bringen sollen. Wie kann man das unterstützen? Indem auch klanglich der dichte Urwald vermittelt wird. So besteht der Soundtrack von Jarre zum großen Teil aus live aufgenommenen Geräuschen im Amazonas. Jarre verwendete insgesamt 40 Klangquellen mit Aufnahmen ab 1960, die im Genfer Museum für Völkerkunde archiviert werden.

AMAZONIA ist eine riesige Geräuschkulisse, die einem den Amazonas ins Wohnzimmer bringt. Die elektronischen Instrumente werden auf diesem Album dezent eingesetzt. Gelegentlich hört man hier und da sanfte Beats und Flächensounds, doch häufig sind es die Aufnahmen mit dem Fieldrekorder, die man zu hören bekommt. Das können zum einen viele Naturgeräusche sein, wie Regen, Insektenzirpen und Rufe verschiedener Tiere. Oft hört man aber auch Stimmen und Gesänge der Ureinwohner des Amazonas. Für Jarre‘sche Verhältnisse ist auf diesem Album ziemlich viel Gesang drauf, den man aber natürlich nicht mit den Vokaldarbietungen, wie sie die meisten von uns kennen, vergleichen kann.

Manchmal ist man sich auch nicht sicher, ob der eine oder andere Sound nun natürlichen Ursprungs ist oder nicht doch aus Jarres Händen entstammt. Hier hat das Album ohne jeden Zweifel seinen Reiz, wenn natürliche und künstliche Klangwelten miteinander verschmelzen. Einprägsame Melodien muss man auf AMAZONIA dagegen mit der Lupe suchen. Es ist eben sehr Ambient, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wertung: 80 %


Besetzung:

  Jean-Michel Jarre – synthesizer, samples, programming


Der Surroundmix:

In Surround Sound wirkt die Klangkulisse weitaus besser, als es die Stereofassung je könnte. Ich vermute, dass die Installation bei der Ausstellung auch so konzipiert wurde, dass die unzähligen Geräusche des Urwalds auch dort aus allen Richtungen kommen. Die Ausstellung muss beeindruckend sein. Nur, für den Konsumenten zu Hause wird dies zum großen Nachteil. Es fehlen schlichtweg Salgados Bilder.

Es ist vermutlich das erste Mal überhaupt, dass ein Künstler beschließt, den Surround Mix seines Albums nicht auf einem weiteren Datenträger beizulegen, sondern eine Audiodatei zum Download bereitzustellen. Warum ausgerechnet bei AMAZONIA? Dieses Album wäre prädestiniert dazu, dass Salgados Werke auf einem Bildschirm betrachtet werden können, während man der Musik lauscht. Meine Vermutung ist, dass der Fotograf sein Veto eingelegt hat. Was Bilderrechte angeht, soll er sehr schwierig sein. Auch im Booklet der CD werden nur vier Bilder von ihm abgedruckt. So hat man vermutlich letztendlich diesen Weg gewählt, da es wohl etwas merkwürdig wäre, eine Blu-ray mit dem Soundtrack zu einer Ausstellung ohne Bilder beizufügen.

Beim Hören des Soundtracks in Surround ist man sofort mitten drin im Geschehen und hat das Gefühl, sich plötzlich im tiefsten Amazonas zu befinden. Wenn man beim Hören die Augen schließt, erschafft die Musik unweigerlich Bilder. Man meint zum Beispiel in einem Dorf zu sein. Vorne hört man das Knistern des Feuers, hinter einem spielen Kinder und links tanzt jemand mit einer Rassel vorbei. Vorne, hinten, links oder rechts, das alles spielt hier keine Rolle, denn jeder Lautsprecher ist absolut gleichberechtigt. Die Sekunden, in denen mal ein Lautsprecher leise ist, kann man an einer Hand abzählen.

Es ist interessant, beim ersten Hördurchgang war ich ob der Klangkulisse so überwältigt, dass ich hinterher der Meinung war, dass auf dem Album kaum Synthesizer zu hören sind. Aber es gibt sie doch, die künstlichen Klänge, und mit jedem neuen Hören kann man neue Nuancen und Sounds heraushören.

Vieles auf dem Album dreht sich um den Hörer, seien es die Gesänge der Ureinwohner, die Synthesizer oder die dezenten Beats, die immer mal auftauchen. Meine Vermutung ist, dass man hier eine Reise erschaffen wollte. Die Eindrücke des Amazonas schwirren langsam links und rechts an einem vorbei. Nur oben nicht. Eigentlich wäre diese Klangkulisse perfekt für eine Abmischung in Dolby Atmos. Ein weiterer kleiner Nachteil, dass es den Mix nur als Download gibt.

Die Datei, die man herunterlädt, ist eine 48 kHz/24 bit Datei im WAV-Format. Für den einen oder anderen dürfte es etwas problematisch werden, das abzuspielen. Hier möchte ich auf die Serie zum Hören von FLAC-Dateien über Kodi und den Raspberry Pi hinweisen. Damit spielt auch die WAV Datei ohne Probleme ab.

Wertung: 100 %


Vorhandene Tonformate:
WAV-Datei (48 kHz / 24 bit)  5.1

Album starten:

Bei einer Datei hängt es vom vorhandenen Equipment ab, wie diese gestartet werden kann. Hat man diese auf einem Stick oder einer Festplatte und so am Blu-ray- oder DVD-Player angeschlossen, dürfte man an einer Navigation über den Fernseher nicht drumherum kommen. Bei meiner Methode über Kodi geht das komfortabel über eine passende App am Smartphone.

 


Bonusmaterial:

Hier ist eindeutig der Surroundmix das Bonusmaterial, den man kostenlos zur CD oder Vinyl bekommt.


Anspieltipp:

Alles, es ist ein zusammenhängendes Album, die Unterteilung in neun Parts ist eigentlich nur eine Art „Komfortfunktion“.


Fazit:

Ein fantastischer Surroundmix, den man kostenlos zur CD / Vinyl bekommt. Was will man mehr? Für eine Bildershow und Dolby Atmos auf einer Blu-ray hätte man vermutlich gerne draufgezahlt.

Pros / Cons:
+ überragender Surroundmix
+ Kostenlose Beigabe zum Album per Download-Code
– Download-Datei: Nicht jeder wird dies ohne Probleme abspielen können.
+ / – Musikalisch ist das nicht für jeden was

 

 

GESAMTWERTUNG: 94 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

CD oder Vinyl: Die CD mit dem Downloadcode gibt es für übliche 15 Euro im Handel. Das Doppel-Vinyl gibt es für ca. 23 Euro.

Stand: 08.05.2021


Links:

Offizielle Webseite von Jean Michel Jarre

 

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