Genesis – Nursery Cryme


Erscheinungsjahr 1971 | SACD + DVD | Progressive Rock

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Das 1971 veröffentlichte dritte Album der englischen Progressive Rock Band Genesis, war das erste Album, welches in der klassischen Besetzung Banks/Collins/Gabriel/Hackett/Rutherford veröffentlicht wurde, die von 1971-1975 existierte. Schlagzeuger John Mayhew wurde durch den jungen Phil Collins ersetzt, der zuvor bei der semiprofessionellen Band Flaming Youth war. Die Suche nach einem neuen Gitarristen, der Anthony Phillips (zu dem Zeitpunkt die treibende Kraft der Band) ersetzen sollte, stellte sich als schwieriger raus. Nach einigen Monaten wurde auch dieser Posten mit Steve Hackett besetzt, der ein aggressiveres Gitarrenspiel mitbrachte.

Im eigenen Land erreichte das Album immerhin die Top 40 und war bis dato das erfolgreichste Album von Genesis. Ein richtiger Hit wurde es dagegen in Belgien, den Niederlanden und Italien, dass der Band die ersten Auftritte im Ausland ermöglichte. Fun Fact: Es gibt eine Szene in einem Film aus den 70ern, in der Bud Spencer eine NURSERY CRYME LP mit sich trägt. Zu erkennen ist das an dem markanten Covermotiv, welches vom Text des Openers The Musical Box inspiriert ist. Es zeigt die neunjährige Cynthia, die gerade dem achtjährigen Henry mit einem Krocket-Schläger anmutig den Kopf entfernte.

Der hier zugrunde liegende Surroundmix wurde 2007 von Nick Davis für die Wiederveröffentlichung des Genesis-Backkatalogs erstellt. Bis auf das Erstlingswerk „FROM GENESIS TO REVELATION“ von 1969, an dem die Band keine Rechte hat, wurden alle Alben in 5.1 remixt und als SACD + DVD veröffentlicht. Neben dem auch auf der SACD befindlichen Surroundmix, gibt es auf den jeweiligen DVDs noch jeweils einen längeren Interviewfilm mit allen Beteiligten, sowie Konzertmitschnitte und die späteren Musikvideos und weitere Making Ofs. NURSERY CRYME  ist zudem Bestandteil der grünen Genesis Box 1970-1975.


Tracklist:

1 The Musical Box – 10:27
2 For Absent Friends – 1:48
3 The Return of the Giant Hogweed – 8:12
4 Seven Stones – 5:09
5 Harold the Barrel – 3:01
6 Harlequin – 2:55
7 The Fountain of Salmacis – 7:56

Gesamtdauer: 39:28


Die Musik:

Während der Vorgänger TRESPASS aus dem Jahr 1970 noch weitestgehend aus ruhigen Songs mit Akustikgitarren und Klavier und nur mit The Knife eine härtere Nummer zu bieten hatte, gibt es auf NURSERY CRYME gleich drei längere Songs mit ausschweifenden Instrumentaldarbietungen, die zu Klassikern wurden: The Musical Box, The Return of the Giant Hogweed und The Fountain of Salmacis. Gerade hier konnten die beiden Neuverpflichtungen zeigen, was in ihnen steckt. The Musical Box und Giant Hogweed dürften vermutlich auch die ersten aufgenommenen Songs sein, auf dem die Gitarrenspieltechnik Tapping angewendet wird.

Zwischen den drei Hauptnummern befinden sich typische Verschnaufpausen für den Hörer und die Band. Darunter sind zwei kürzere akustische Stücke, die noch stark an den Sound vom Vorgängeralbum orientiert sind und mit Harold The Barrel eine sehr schnelle relativ eingängige Nummer, die gerade mal drei Minuten dauert, aber Noten und Lyrics für mindestens sechs Minuten besitzt.

Textlich erwarten den Hörer einige skurrile Lyrics für die Genesis damals bekannt waren. Hier wird von sexsüchtigen, greisen Geistern, die aus einer Spieluhr entsteigen gesungen (der kopflose Henry), sowie vom Riesen-Bärenklau und von griechischen Mythologien.

NURSERY CRYME dürfte in der Bandhistorie das gitarrenlastigste Album sein. Es verwundert nicht, dass Keyboarder Tony Banks, der mit den Jahren mehr und mehr der kreative Kopf der Band wurde und somit der Sound zunehmend keyboardlastiger, von NURSERY CRYME im Nachhinein wenig begeistert ist.

Wertung: 90 %


Besetzung:

Tony Banks – organ, mellotron, piano, electric pianos, 12-string guitar, backing vocals
Mike Rutherford – bass, bass pedals, 12-string guitar, backing vocals
Peter Gabriel – lead vocals, flute, bass drum, tambourine
Steve Hackett – electric guitar, 12-string guitar
Phil Collins – drums, percussion, backing vocals


Der Surroundmix:

Wenn man sich alle Genesis 5.1 Remixe anhört, kommt man zu dem Punkt, dass die Alben der Gabriel Phase zwischen 1970-1975 um einiges räumlicher klingen, als die späteren Alben. Einem Interview zufolge war Peter Gabriel mit der neuen Abmischung nicht glücklich und wollte in den hinteren Lautsprechern mehr Action haben. NURSERY CRYME ist da ein gutes Beispiel für. Ein Markenzeichen der früheren Genesis war ein einzigartiger Sound auf 12-saitigen Gitarren. Neben Steve Hackett bedienten hier auch Bassist Mike Rutherford und Keyboarder Tony Banks die 12-saitigen Instrumente. Die Verteilung der verschiedenen Gitarrenspuren im Raum ist da auf allen Alben, wo das so vorkommt, eines der großen Highlights, da man hier als Hörer das Gefühl hat, man wäre inmitten der Gitarristen und könnte bestimmen, ob man jetzt allen Gitarren zuhört und vielleicht sich auf eine der Stimmen konzentriert. So passiert das bereits im Opener The Musical Box auf NURSERY CRYME. Man wird in den ersten drei Minuten regelrecht eingelullt mit Gitarrengezupfe aus allen Richtungen, zu dem sich einige Melodielinien auf der E-Gitarre im linken Raum und zerbrechlicher Hintergrundgesang von Phil Collins im hinteren Bereich hinzugesellen. Bis dann schließlich die Stimmung kippt und man von einem wilden, wütenden Gitarrensolo heimgesucht wird. Im Originalstereomix wurde dieses Solo ziemlich wild vom linken in den rechten Kanal und zurück gedreht. Solche Stereogimmicks waren damals der letzte Schrei, heutzutage klingt das fürchterlich. Im Surroundmix wandert das Solo auch im Raum, denn man wollte schließlich authentische Remixe erstellen, es wirkt aber weitaus weniger störend und tut dem Solo und dem Song sehr gut. Der zweite Instrumentalteil von The Musical Box ist ein Duell zwischen einem nach E-Gitarre klingendem, verzerrtem E-Piano vorne links und dem zweiten Gitarrensolo hinten rechts und man fragt sich, ob man im Stereomix die beiden Instrumente vorher so gut auseinander halten konnte.

Nach einem furiosen Finale aus allen Kanälen fängt schließlich nach ca. 11 Minuten der zweite Song an. For Absent Friends ist eine ruhige Nummer, die Hackett und Collins zum Einstand geschrieben haben, wieder akustische Gitarren von allen Seiten mit mehrstimmigem Gesang von Collins. Im Surroundmix kann man hier deutlich ein E-Piano heraushören.

The Return of the Giant Hogweed besteht aus eine schnellen Melodie auf der Orgel, die Steve Hackett mit Tapping simultan mitspielt. Hier wandert das Intro von vorne nach hinten, bis die gesamte Band einstimmt. Hervorzuheben ist hier der Instrumentalteil. Banks spielt schnelle Abfolgen auf dem Klavier, die Hackett mit seiner Gitarre im hinteren rechten Lautsprecher zunächst begleitet, sobald jedoch die Gitarre das Heft in die Hand nimmt, wandert sie zentral in den Raum, was sehr eindrucksvoll klingt.

Seven Stones sind etwas überfrachtete fünf Minuten Musik. Hier hört man, breite Mellotron- und Orgelflächen, Akustik- und E-Gitarre, Bass, Schlagzeug, Flöte und Gesang. Der Surroundmix lässt dies alles aber dennoch ziemlich luftig klingen.

Harold The Barrel ist weitestgehend frontlastig mit einigen Vocaleffekten und E-Gitarre in den Rears. Mit zunehmender Dauer scheint sich das Klangbild dann mehr und mehr nach hinten zu verlagern. Die einzelnen Klavierakkorde im Outro kommen schließen nur noch aus den Rears.

Harlequin ist wieder ein Paradebeispiel für Akustikgitarren aus allen Kanälen, auch der mehrstimmige Gesang kommt von überall her und man kann hier deutlich auch Tony Banks Gesangsstimme heraushören.

Das Intro von The Fountain of Salmacis dürfte wohl die beste Surround Stelle des Albums sein. Orgel, Mellotron, Basspedal und Gitarre kommen im Intro von vorne und gehen nach hinten, schwappen wie eine tosende Welle über den Hörer. Das passiert im Lied etwa dreimal, erst als Intro, später als Break und es ist immer wieder beeindruckend.

Wertung: 94 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS 5.1  (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1

Album starten:

Die SACD lässt sich (sofern man ein SACD kompatibles Gerät hat und dieses so eingestellt hat) automatisch mit dem 5.1 Mix starten. Wer keinen SACD Player sein eigen nennt, kann den Surround-Mix auch von der DVD hören, der da in Dolly Digital und DTS 96/24 vorliegt. Großer Pluspunkt: Das Menü ist so konzipiert, dass man lediglich zweimal Enter drücken muss, um das Album in DTS hören zu können.

 


Bonusmaterial:

1971 war Genesis noch eine von den Medien völlig unbeachtete Band. Die ersten Filmaufnahmen (mit Ausnahme einiger Super 8 Aufnahmen von Fans) fanden erst nach NURSERY CRYME statt. Der einzige Bonuscontent sind daher die Interviews mit den Musikern zum Entstehen des Albums. Das sind aber recht kurzweilige 35 Minuten, wenn auch ohne der Option, Untertitel zuschalten zu können, was man gerade bei den Parts von Mike Rutherford gerne tun würde.

Aufwertung: +1 %


Anspieltipp:

The Fountain of Salmacis


Fazit:

Keine Hochglanzproduktion, sondern noch sehr rau mit Ecken und Kanten, sehr guter Surroundmix und interessantes Interview.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Bonusmaterial (+ 1%)
+ Album lässt sich blind starten

 

GESAMTWERTUNG: 95 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD / DVD: Der 2008 erschienene 5.1 Mix ist out of Print und nur noch für Preise jenseits von 100 Euro zu bekommen. Die grüne Box mit allen Alben von 1970-1975 kostet gar über 500 € (statt der damaligen 100 €). Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Alben in diesem Jahr noch als Pure Audio Blu ray erscheinen, immerhin feiert Genesis 2017 seinen 50. Geburtstag.

Stand: 02.04.2017

 


Links:

It – Genesis Fanclub

 

2 Replies to “Genesis – Nursery Cryme”

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