Genesis – Foxtrot


Erscheinungsjahr 1972 | SACD + DVD | Progressive Rock

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FOXTROT feierte vor Kurzem seinen 50. Geburtstag. Es ist das vierte Studioalbum von Genesis und das zweite, welches in der klassischen Besetzung Banks/Collins/Gabriel/Hackett/Rutherford erschienen ist. Veröffentlicht wurde es im September 1972.

Auf dem Cover ist auf einer Eisscholle stehend eine Frau im roten Abendkleid zu sehen, die einen Fuchskopf trägt. Der Künstler Paul Whitehead ließ sich beim Cover weitestgehend von den Lyrics des Albums inspirieren. Die Fuchsfrau allerdings dürfte ihren Ursprung aus dem Jimi Hendrix Stück Foxy Lady haben. Die Band war von dem Cover wenig begeistert, doch genau dieses Cover dürfte in der Geschichte von Genesis große Bedeutung zukommen.

Bei einem Konzert nach dem Instrumentalteil von The Musical Box ist Sänger Peter Gabriel mit einem roten Kleid seiner Frau und einem Fuchskopf wieder auf die Bühne erschienen, ohne den Rest der Band darüber zu informieren. Das bewirkte ein großes Maß an Aufmerksamkeit, plötzlich wurden Genesis in der Presse besprochen und waren ein Woche später auf Seite 1 des Melody Maker. Dies verschaffte FOXTROT dann auch eine deutlich bessere Chartplatzierung als die vorangegangenen Alben. Es kletterte in England bis auf Platz 12. In Italien kam es sogar bis auf Platz 1. Und Peter Gabriel durfte weitere Masken und Kostüme tragen.

Auf dem Album gibt es zwei große Klassiker der Band. Das ist zum einen Watcher of The Skies mit seinem langen, bedrohlichen Mellotron-Intro und zum anderen der Progressive Rock Longsong schlechthin Supper‘s Ready, welcher mit 23 Minuten fast die komplette zweite Albumseite einnimmt.

2008 erschien FOXTROT einzeln als SACD/DVD und in der roten Box 1970-1975 in Surround Sound. Den Surroundmix hat wieder Nick Davis erstellt. Tony Banks war wie immer dabei und hörte genau hin.

Genesis Foxtrot SACD Surround 5.1


Tracklist:

1 Watcher of the Skies – 7:19
2 Time Table – 4:42
3 Get ’em out by Friday – 8:35
4 Can-Utility and the Coastliners – 5:43
5 Horizons – 1:39
6 Supper’s Ready – 23:06

Gesamtdauer: 50:53


Die Musik:

Als die Plattenfirma FOXTROT das erste Mal hörte, war man restlos begeistert. Es wird die Karriere der Band entscheidend nach vorne bringen, hieß es. Das waren noch Zeiten, als es noch nicht den Standardspruch gab, dass man auf dem Album keine Single hört. Als Single wurde dann auch das kurze Happy The Man veröffentlicht, welches gar nicht auf dem Album zu finden war.

Genesis machten da weiter, wo sie mit NURSERY CRYME im Jahr zuvor aufgehört hatten. Das Selbstbewusstsein stieg, sodass die neuen Stücke um einiges ausgefeilter klangen. Spürbar nahm Tony Banks eine noch größere Rolle ein, denn im Vergleich zum Vorgängeralbum ist FOXTROT etwas weniger Gitarrenlastiger, sondern wird von seinen Orgeln, seinem Mellotron und Klavier getragen. Auf dem nächsten Album sollten dann noch Synthesizer hinzukommen.

Watcher Of The Skies ist eine schnelle vertrackte Nummer mit einem Science-Fiction-Text über Außerirdische, welches von einem morsecodeartigen Rhythmus getragen wird. Time Table ist eine von Tony Banks geschriebene Ballade, die zeigt, wo es später mal mit Genesis hingehen sollte. Das zweitlängste Stück auf dem Album Get´em out by Friday dürfte das erste sozialkritische Stück der Band sein, bei dem Peter Gabriel die Rollen mehrerer Mieter und Vermieter einnimmt. Das in weiten Teilen von Steve Hackett geschriebene Stück Can-Utility And The Coastlines ist ein Beweis, dass ein Prog Rock Stück nicht immer 10 Minuten braucht um verschiedene Stimmungs- und Stilwechsel zu haben. Horizons ist ein kurzes Gitarrensolostück von Steve Hackett, welches auch heute noch zu seinem Liverepertoire gehört und von Johann Sebastian Bach inspiriert ist.

Als Nachtisch gibt es dann schließlich Supper‘s Ready, eine Zusammenstellung mehrerer Stücke, welche ineinander übergehen. Es beginnt mit einem akustisch getragenen, romantisch angehauchten Teil und geht später in einen bizarren Blues-Rock-Stampfer über. Der Höhepunkt dürfte schließlich die Apokalypse im 9/8-Takt sein, ein langes instrumentales Orgelsolo, welches zum besten und fesselndsten gehört, was Genesis je auf Platte gebracht haben. Übrigens komplett geschrieben von Banks/Collins/Rutherford, also der späteren Pop-Formation, die für den einen oder anderen einfach nicht Genesis ist, weil Gabriel und Hackett fehlen.

Wertung: 93 %


Besetzung:

Tony Banks – Hammond organ, Mellotron, electric and acoustic pianos, 12-string guitar, backing vocals
Steve Hackett – electric guitar, 6-string guitar, 12-string guitar
Phil Collins – drums, backing vocals, assorted percussion
Peter Gabriel – lead vocals, flute, bass drum, tambourine, oboe
Mike Rutherford – bass guitar, bass pedals, cello, 12-string guitar, backing vocals


Der Surroundmix:

FOXTROT ist ein weiterer Surroundmix, der größtenteils sehr diskret aus den Lautsprechern erklingt. Im ersten Stück Watcher of The Skies ist dies aber noch nicht zu Hundertprozent spürbar. Das lange Intro von Tony Banks ist hier von Nick Davis in die Raummitte gelegt worden, wobei die tieferen Mellotron-Töne gefühlt mehr aus den Rears kommen. Sobald Phil Collins mit seinem hektischen Schlagzeugspiel loslegt, ist auch das Schlagzeug sehr weit im Raum zu finden. Mike Rutherfords Bassspiel ist sogar noch weiter hinten zu hören. Dadurch wird in diesem ersten Stück der Fokus auf den Rhythmus gesetzt, was genau richtig ist, da es hier der Rhythmus ist, der das Lied trägt. Orgel und Gitarre sind hier weitestgehend vorne zu finden, wobei für einzelne Töne Steve Hackett auch hinten rechts auszumachen ist. Es klingt sehr druckvoll, aber es erscheint einem nicht vollkommen diskret.

Timetable ist eine Ballade, welche vom Klavier getragen wird, welches in die Rears gesetzt wurde. Auch Gitarren finden sich hinten. Schlagzeug und Bass sind hier auch wieder weit in den Raum geschoben. Mit Ausnahme des kleinen Solostücks Horizons, bei dem die Akustikgitarre aus allen Lautsprechern erklingt, bilden die drei restlichen Songs des Albums eine Tour de Force an diskreter Surroundabmischung. Bei diesen Stücken gibt es zahlreiche Pop-ups, also Sounds und Instrumente, die immer irgendwo im Zimmer auftauchen.

Ein echtes Highlight ist da Get´em out by Friday, welches zurecht als kleine Rockoper bezeichnet werden könnte. In diesem Stück, bei dem es um Zwangsräumungen von Mietern geht, spielt Peter Gabriel mit seinem Gesang mehrere Charaktere, die in den einzelnen Lautsprechern positioniert werden. So singt er mal vorne, mal hinten rechts, mal hinten links. Gitarren und Tasteninstrumente haben keinen angestammten Platz, sondern tauchen immer irgendwo im Raum auf. Bei Can-Utility And The Coastliners sind es die 12-saitigen Gitarren, die um den Hörer herum verteilt sind. Später, wo auch Tasteninstrumente und E-Gitarren hinzukommen, sind diese ebenfalls überall im Raum zu hören.

Das zentrale Stück von FOXTROT ist natürlich Supper‘s Ready. Auch hier sind es zunächst die Akustikgitarren, die für die Räumlichkeit sorgen. Die verschiedenen Instrumente werden von Nick Davis wieder gekonnt im Raum verteilt. Die kleinen Soundgimmicks wie Stimmverfremdungen oder der Kinderchor wurden in die hinteren Kanäle gemischt. Gegenüber den restlichen Stücken würde ich aber sagen, dass die Soundqualität bei Supper‘s Ready etwas abfällt. Generell klingt FOXTROT nicht auf allerhöchstem Niveau, man merkt dem Album die 50 Jahre an. Aber es klingt deutlich besser als der Originalmix, ohne dass der Klangcharakter verloren geht.

Wertung: 95 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1

Album starten:

Die SACD lässt sich (sofern man ein SACD kompatibles Gerät hat und dieses so eingestellt hat) automatisch mit dem 5.1 Mix starten. Wer keinen SACD Player sein eigen nennt, kann den Surround-Mix auch von der DVD hören, der da in Dolly Digital und DTS 96/24 vorliegt. Großer Pluspunkt: Das Menü ist so konzipiert, dass man lediglich zweimal Enter drücken muss, um das Album in DTS hören zu können.

 


Bonusmaterial:

Als Bonus bietet die DVD neben den obligatorischen Bandinterviews (35 Minuten) auch zwei historische TV-Auftritte. Das ist einmal der Fernsehauftritt im belgischen Fernsehen (30 Minuten), der eigentlich besser auf NURSERY CRYME aufgehoben wäre, weil es ein Promoauftritt für dieses Album war. Zum anderen gibt es einige Backstageaufnahmen und Ausschnitte aus einem Konzert in Rom (4 Minuten).

Aufwertung: +2 %


Anspieltipp:

Supper’s Ready


Fazit:

Das Album ist ein Klassiker, der Surroundmix wird ihm gerecht!

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Bonusmaterial (+ 2%)
+ Album lässt sich blind starten

 

GESAMTWERTUNG: 98 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD / DVD: Der 2008 erschienene 5.1 Mix ist out of Print und nur noch für Preise jenseits von 100 Euro zu bekommen. Die grüne Box mit allen Alben von 1970-1975 kostet gar über 500 € (statt der damaligen 100 €).

Stand: 22.12.2022

 


Links:

It – Genesis Fanclub

 

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