Caravan – In The Land Of Grey And Pink
Erscheinungsjahr 1971 | DVD | Progressive Rock
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Im Jahr 2011 erschien zum 40. Geburtstag eine Special Edition des Caravan Albums IN THE LAND OF GREY AND PINK, welche auf einer beigefügten DVD einen von Steven Wilson erstellten Surround Mix enthält.
IN THE LAND OF GREY AND PINK ist das dritte Album der Band und erschien im April 1971 auf dem Deram Label von Decca. Der junge Produzent David Hitchcock sah Caravan Ende der 60er Jahre auf einem Konzert und ging tags drauf zu seinem Chef und bekniete ihn, die Band unter Vertrag zu nehmen. Hitchcock wurde schließlich deren Produzent.
Caravan gehören der sogenannten Canterbury Szene an. Diese kann zum Progressive Rock hinzu gerechnet werden. Jedoch schlägt Canterbury in der Regel mehr in die Jazzrichtung aus, als in die des Rocks. Darüber hinaus ist ein weiteres Markenzeichen eine gesunde Portion Humor in den Texten und somit auch eine beschwingte, lockere und fast poppig, psychedelische Melodieführung. Caravan gehören neben der Band Soft Machine zu den Vorreitern des Canterbury. Bassist Richard Sinclair stieß ein paar Jahre später zu Camel und bereicherte diese dann wiederum ein wenig mit dem Canterbury Geist.
IN THE LAND OF GREY AND PINK gilt als beste Platte von Caravan und vermutlich auch als das Beste, was die Canterbury Szene hervorbrachte. In den zahlreichen Listen der besten Prog Platten aller Zeiten findet sich das Album stets in den Top 50.
Tracklist:
1 Golf Girl – 5:05
2 Winter Wine – 7:46
3 Love to Love You (And Tonight Pigs Will Fly) – 3:06
4 In the Land of Grey and Pink – 4:51
5 Nine Feet Underground – 22:43
6 (Bonus) Frozen Rose (I Don’t Know Its Name Alias The Word) – 6:10
Gesamtdauer: 49:50
Die Gitarre spielt auf dem Album eine eher untergeordnete Rolle. Das zentrale Instrument ist dagegen die Orgel. Gefühlt ist es das Album mit den meisten Orgelsoli aller Zeiten (wenn man mal die Jazz-Einspielungen von Jimmy Smith ausklammert, was ich jetzt getan habe). Daneben bietet das Album auch noch solistische Darbietungen auf Saxophon und Flöten.
Die ersten vier Stücke sind eher kurze, leicht zugängliche, melodiöse Songs, die immer mal wieder von mal mehr, mal weniger langen Jams durchbrochen werden. Es ist schon überraschend, wie scheinbar locker die Jungs ihre Melodien aus dem Ärmel schütteln. Manchmal klingt es aber vielleicht etwas zu melodiös und nach Easy Listening.
Das zentrale Stück des Albums ist Nine Feet Underground, welches mit 22 Minuten die gesamte zweite Vinyl-Seite eingenommen hat. Diesem Stück ist der spätere Ruhm der Scheibe zu verdanken. Man möchte fast meinen, dass das Stück komplett instrumental ist. Es gibt lediglich zwei Gesangspassagen. Dazwischen jammen die vier Musiker durch die Plattenseite, wobei vor allem Dave Sinclair an der Orgel wunderbare, melodische und niemals langweilige Soli spielt. Das Ganze kommt sehr relaxt und fließend rüber und entwickelt einen Sog. Die 22 Minuten vergehen wie im Flug.
Als Nachtisch gibt es nach dem Hauptgang noch das Bonusstück Frozen Rose, welches sich gut in das Album einfügt.
Wertung: 82 %
Besetzung:
Richard Sinclair – bass guitar, acoustic guitar, vocals
Pye Hastings – electric guitars, acoustic guitar, vocals
Dave Sinclair – organ, piano, Mellotron, harmony vocals
Richard Coughlan – drums and percussion
Jimmy Hastings – flute, tenor sax, piccolo
Dave Grinsted – cannon, bell and wind
John Beecham – trombone
Steven Wilson erkannte die prägende Rolle der Orgel in diesem Stück Musikgeschichte und lockert hier regelrecht alle Zügel. Soll heißen, wann immer Sinclair zu einem ausufernden Orgelsolo ansetzt, steht niemals fest, in welche Richtung der Sound getrieben wird. Der Orgelsound wandert fast immer während eines Solos durch den Raum. Das kommt dem relaxt, fließenden und psychedelischen Spiel gut zu Passe. Man hat nie das Gefühl, dass er jetzt übertreiben würde, denn die Verlagerungen im Raum passieren sehr homogen.
Das Schlagzeug wird, wie bei Wilson üblich, gelegentlich in die Raummitte gelegt. Meistens ist es aber mit dem Bass in den vorderen Bereichen des Raumes zu finden und bildet dort das rhythmische Fundament. Die Gitarre findet sich mal hier, mal dort, je nachdem wo im Raum noch Platz ist. Manchmal muss man aber auch suchen, denn sie spielt in der Tat eine stark untergeordnete Rolle und ist dann oft nur durch einzelne rhythmische Akkordschläge herauszuhören. Eine Ausnahme gibt es: Im langen Stück gibt es ein kurzes, wohl rückwärts gespieltes Intermezzo der Gitarre, welche dann auch psychedelisch durch den Raum fliegen darf.
Neben der Orgel sind es Flöten und ein Saxophon, die auf dem Album ein Wörtchen mit zu reden haben. Diese finden sich aber zumeist vorne und spielen in dem Mix ebenfalls eine eher untergeordnete Rolle.
Soundtechnisch klingt das Album für das Alter sehr gut und druckvoll. Leider gibt es den Surround Sound Mix aber nur im komprimierten Dolby Digital. Vor allem im Stück Winter Wine habe ich das Gefühl, dass der Song etwas darunter leidet.
Wertung: 91 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Digital 5.1
PCM Stereo
Es gibt ein DVD Menü, aber dieses ist sehr simpel gestrickt. Um den 5.1-Mix zu starten muss man lediglich zwei mal die Enter Taste drücken. Nichts einfacher als das!
Auf der ersten und auf einer zweiten CD befinden sich einige zusätzliche Stücke, wie Studio Outtakes, Live Versionen und alternative Mixe. Neben dem Surroundmix gibt es auf der DVD noch einen kurzen Mitschnitt aus der Kultsendung des NDR, dem Beat Club. Hier spielt die Band zwei Stücke vor psychedelisch, hässlichen Hintergründen. Wohl dem, der damals noch SW-Fernsehen hatte!
Aufwertung: +1 %
Anspieltipp:
Nine Feet Underground
Das lange Stück hat den Ruhm zu Recht. Gut, dass es nun in 5.1 vorliegt.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix in Wilson-Qualität
+ Bonusmaterial (+1%)
– Dolby Digital als einzige Tonspur ist ein Schlag (-2 %)
GESAMTWERTUNG: 87 %
Erläuterungen zur Bewertung
CD / DVD: Eines der Alben, für die man mittlerweile etwas tiefer in die Tasche greifen muss: 40 (gebraucht) – 70 (neu) Euro!
SACD: Vorsicht vor SACD Ausgaben, die man bei der Suche findet. KEIN SURROUNDMIX!
Stand: 16.10.2019
Links:
Offizielle Webseite von Caravan