Depeche Mode – Songs Of Faith And Devotion
Erscheinungsjahr 1993 | DVD | Dark Wave
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Weiter geht es mit einem Surroundmix von einem Album von Depeche Mode. SONGS OF FAITH AND DEVOTION ist am 22. März 1993 erschienen und bedeutete für die Band einen starken musikalischen Wandel.
Die frühen 90er Jahre waren geprägt durch zwei musikalische Strömungen. Es war die Hochphase des Techno und der sogenannten Dance-Musik. Und dann gab es noch den Gegenpol, der meist von langhaarigen Männern in Holzfällerhemden gespielt wurde und als Grunge in die Geschichte einging. Letztendlich vielleicht der Grund, dass die 90er Jahre rückblickend als die Wiederauferstehung des Gitarrenrocks angesehen werden können, wo doch die 80er irgendwie fast vollständig auf Synthesizer gepolt waren. Selbst Alben von Neil Young oder Lou Reed klangen in den 80ern sehr synthetisch.
Depeche Mode klangen in den 80ern ebenfalls sehr synthetisch. Erst mit dem 1990 erschienen Violator, ihrem erfolgreichsten Album, kamen erste Gitarrentöne aufs Band. Es kann als durchaus bemerkenswert angesehen werden, dass man sich für den Nachfolger bewusst für die zweite musikalische Strömung der 90er entschieden hat. Eigentlich wäre es für eine Synthie-Band aus den 80ern logischer, dass man mehr auf den Dance/Techno-Zug aufspringt. Doch Depeche Mode nahmen den radikaleren Weg, blieben düster und fügten ihrem Sound verzerrte Gitarren und echtes Schlagzeug hinzu.
Das Schlagzeug wurde bei den Aufnahmen von Alan Wilder gespielt. Das Album sollte sein letztes werden, da er danach die Band verließ. 2006 wurde SONGS OF FAITH AND DEVOTION mit einem neuen Surroundmix auf SACD und Bonus DVD veröffentlicht. Wenige Zeit später gab es eine Neuauflage mit einer normalen CD inklusive DVD statt der SACD.
Tracklist:
1 I Feel You – 4:35
2 Walking in My Shoes – 5:35
3 Condemnation – 3:20
4 Mercy in You – 4:17
5 Judas – 5:14
6 In Your Room – 6:26
7 Get Right with Me – 3:32
8 Rush – 4:37
9 One Caress – 3:30
10 Higher Love – 5:56
Gesamtdauer: 47:17
Aufgenommen wurde das Album zum großen Teil in einer gemieteten Villa in Madrid. In dem Haus wurde ein Tonstudio eingebaut. Produzent Flood hatte die Idee dazu, die er bereits mit U2 auf Achtung Baby verwirklicht hatte.
Kreativ tobte man sich aus, in dem man verschiedene Instrumente und Sounds aufnahm, und diese in Cubase (was Anfang der 90er noch eine relativ simple Software war) und anderen Effektgeräten verfremdet wurden. Gerade Wilder war es, der gerne mit Sounds wie rückwärts gespielten Becken und Klavierakkorden experimentierte.
Dave Gahan wohnte zu der Zeit in Los Angeles und bekam viel von der neuen Alternative Rock Strömung mit. Als man anfing das Album zu produzieren, ermutigte er seine Kollegen dazu, das neue Album einen rockigeren Anstrich zu verleihen.
Aufgrund dessen, dass man im selben Haus arbeitete und schlief, und die Band dadurch ständig zusammen war, kam es zu klaustrophobischen Zuständen und somit schnell zu Spannungen. Diese düstere Stimmung lässt sich auch auf dem Album wiederfinden. Es ist interessant, dass bei vielen Bands die besten Alben dann produziert wurden, wenn es untereinander zu Konflikten kam.
Wertung: 84 %
Besetzung:
Dave Gahan – Vocals
Martin L. Gore – Keyboards, Guitars, Vocals
Alan Wilder – Keyboards, Drums
Andrew Fletcher – Keyboards
Bazil Meade – additional vocals
Hildia Campbell – additional vocals
Samantha Smith – additional vocals
Steáfán Hannigan – uilleann pipes
Wil Malone – string arrangements, strings conducting
Der Surroundmix zu diesem Album schöpft leider das Potential nicht ganz aus. Fast alle 5.1 Mixe von Depeche Mode kranken unter dem Umstand, dass man viel mehr hätte herausholen können, gerade wenn es um größtenteils synthetische Musik geht. Stattdessen ist der Mix relativ konservativ abgemischt. Eine diskrete Verteilung der Sounds sucht man hier weitestgehend vergebens. Dabei war der 5.1 Mix von Vorgänger Violator zum großen Teil noch sehr gut.
In den Rears passiert nicht so viel, stattdessen findet das meiste in den vorderen zweidritteln des Raumes statt. Hier ergibt sich ein sehr dichter Sound. Alles wird als Gesamtsound wahrgenommen, es ist eher schwierig einzelne Instrumente herauszuhören. So passiert es oft, dass man sich während des Anhörens fragt, warum dieser oder jener Sound nicht nach hinten gelegt wurde. Depeche Mode setzten auf diesem Album ungewöhnlich oft Gitarren ein. Die wären dazu prädestiniert, sie in die Rears zu setzten, um ihnen noch mehr Ausdruck zu verleihen, wie zum Beispiel am Ende von I Feel You, oder die leisen Gitarrenpattern bei Walking in My Shoes. Ist aber nicht. Man könnte sagen, das Album hat einen typischen Fahrradkettenmix. Hätte, hätte, Fahrradkette…
Das soll aber nicht heißen, dass der Surroundmix von SONGS OF FAITH AND DEVOTION völlig belanglos wäre. Es gibt immer noch einige Highlights, die sich auch öfter lohnen angehört zu werden. Codemnation klingt toll und durchaus räumlich. Hier sind es vor allem die vielen Stimmen, die im Raum verteilt werden. Ebenfalls toll anzuhören sind die Dudelsäcke in Judas.
Unbestritten das Highlight im Surround Sound ist der Song Rush. Hier passiert in der Tat ziemlich viel um den Hörer herum. Teilweise wird hier der Leadgesang in die Rears gelegt, ein Gitarrensound fliegt im Raum umher und spätestens in der genialen Bridge wird einem schmerzlich klar, wie gut man Depeche Mode hätte in 5.1 abmischen können. Hier fliegen nämlich verfremdete Stimmeffekte von hinten nach vorne, was schon ziemlich spooky klingt.
Wertung: 84 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
PCM Stereo
Die Ausgabe auf DVD spielt zunächst eine 21 Sekunden lange stille Logoanimation ab. Im anschließenden Menu ist der 5.1 Mix vorausgewählt. Leider muss man anschließend noch das Tonformat wählen und hier ist dann plötzlich PCM Stereo als oberster Punkt angewählt, sodass man anschließend mit den Pfeiltasten runter muss. Ein logisches Menü geht anders. Hinzu kommt, dass man aus der Stereospur nicht über die Audiotaste in die anderen Tonspuren wechseln kann. Die Surroundspuren kann man dagegen untereinander wechseln. Die (richtige) Wahl der Tonspur lässt aber immer noch keine Musik erklingen, denn auf der nächsten Menüseite kann man auswählen, welchen Song man hören will. Enter startet das erste Stück I Feel You. Fazit: Das Menü bietet für eine Navigation ohne Monitor ziemlich viele Stolperfallen.
Die Kurzfassung: ENTER DOWN DOWN ENTER ENTER
Abwertung: -2%
Auf der DVD befindet sich, wie auch bei den anderen Veröffentlichungen der Collectors Edition, eine Menge an Bonusmaterial. Insgesamt acht weitere Songs kann man über das Menü wählen, wobei das Meiste davon Remixe sind. Leider gibt es diese Songs nur in Stereo. Interessant ist wieder mal die knapp 40 Minuten lange Dokumentation über Depeche Mode im Jahr 1992/1993, in der die schwierigen Aufnahmebedingungen des Albums eine große Rolle spielen.
Aufwertung: +1,5 %
Anspieltipp:
Rush
Hätte, hätte Fahrradkette…
Pros / Cons:
+ einige Highlights im Surroundmix
+ Bonusmaterial (+1,5%)
– Aus einigen Stücken hätte man mehr rausholen können
– Advanced Resolution nur auf vergriffener SACD Ausgabe
– Menü unlogisch (-2%)
GESAMTWERTUNG: 84 %
Erläuterungen zur Bewertung
CD / DVD: Diese Ausgabe scheint es noch bei JPC für 25 Euro zu geben. Ansonsten fangen in dieser Preisecke die Gebrauchtpreise an.
SACD / DVD: Wer das Album unbedingt auf SACD haben muss, zahlt gebraucht ab 60 Euro.
Stand: 08.09.2020
Links:
Offizielle Webseite von Depeche Mode