Genesis – Duke
Erscheinungsjahr 1980 | SACD + DVD | Progressive Rock
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Das Album DUKE von Genesis erschien im Jahr 1980 und feiert in diesem Jahr bereits seinen 40sten Geburtstag. Grund genug, sich mal den Surroundmix aus dem Jahr 2007 anzuhören, der von Nick Davis erstellt wurde.
Als Genesis 1980 zurück ins Studio kamen, war es das erste Mal, dass die Band sich zuvor eine kleine Auszeit gegönnt hat. Tony Banks und Mike Rutherford spielten in der Zeit ihre ersten beiden Soloalben ein. Zudem schrieben beide die Filmmusik für den englischen Horrorfilm The Shout (Deutscher Titel: Der Todesschrei). Phil Collins versuchte stattdessen seine erste Ehe zu reparieren, was letztendlich misslang, sodass auch er anfing, erste Demos für ein mögliches Soloalbum aufzunehmen, welches aber erst nach DUKE produziert wurde und der Startschuss zu seinem Weltruhm wurde. Angeblich soll er seinen Bandkollegen eine Demoversion von In the Air Tonight vorgespielt haben, was aber von den beiden Hauptsongschreibern Banks und Rutherford dankend abgelehnt wurde. Stattdessen wählten beide zwei andere Collins-Kompositionen aus. Es war das erste Mal, dass Eigenkompositionen des singenden Schlagzeugers den Weg auf ein Album von Genesis fanden.
Aufgenommen wurde DUKE in den Polar Studios in Stockholm. Dies war das Studio von ABBA und galt damals als das modernste Tonstudio in Europa. Tony Banks hatte hier bereits sein Soloalbum A Curious Feeling aufgenommen. Das gibt es übrigens auch in Surround Sound, sollte ich mal besprechen.
Tracklist:
1 Behind The Lines – 5:31
2 Duchess – 6:40
3 Guide Vocal – 1:18
4 Man Of Our Times – 5:35
5 Misunderstanding – 3:11
6 Heathaze – 5:00
7 Turn It On Again – 3:50
8 Alone Tonight – 3:54
9 Cul-De-Sac – 5:02
10 Please Don’t Ask – 4:00
11 Duke’s Travels – 8:41
12 Duke’s End – 2:04
Gesamtdauer: 55:08
DUKE gilt als das letzte Album von Genesis, welches man noch dem Progressive Rock zuordnen kann. Zwar gibt es hier auch schon, wie auf dem Vorgänger And Then There Were Three von 1978, kürzere und kompaktere Stücke, es gibt aber immer noch die etwas eigenwilligen Kompositionen in Harmonik und Rhythmik zu hören, wie zum Beispiel die Rutherford-Komposition Man of Our Times, was ein wenig an Back in NYC von The Lamb Lies Down On Broadway erinnert, oder das Banks-Stück Cul-De-Sac, welches man als einen Abgesang der Rockdinosaurier interpretieren könnte, zu denen Genesis inzwischen auch schon gehörten (obwohl die Musiker zumeist noch nicht mal 30 waren). Mit Turn it On Again ist auch wieder ein Radiohit dabei, der aber wohl eher irrtümlich den Weg ins Radio gefunden hat, besteht dieser doch über weite Strecken aus ungeraden Takten in 13/4 und 9/4.
Zudem gibt es mit dem Doppelstück Duke‘s Travels und Duke‘s End ein furioses Instrumentalfeuerwerk. Diese beiden Titel, der Albumtitel DUKE und der Titel Duchess (als weiblicher Gegenpart zu Duke – Herzog / Herzogin) hat vermutlich im Jahr 1980 denen einen oder anderen Fan hoffen lassen, dass Genesis wieder ein Konzeptalbum eingespielt haben. Es gab in der Tat Pläne eine durchgängige Suite auf einer kompletten Albumseite einzuspielen, wie acht Jahre zuvor Supper‘s Ready. Für das Album hat man es wieder verworfen, die Suite (bestehend aus den ersten drei Stücken, Turn it On Again und den letzten beiden des Albums) wurde dann aber auf Konzerten gespielt.
Dass in der Band noch progressiver Experimentiergeist steckte, lässt sich zudem im Intro vom Stück Duchess heraushören. Hier verwendete die Band das erste Mal einen Drumcomputer, den Roland CR-78, einer der ersten programmierbaren Drum Machines überhaupt, was dem Stück einen interessanten, neuen Sound verlieh. Damals konnte man noch nicht wissen, dass nur wenige Jahre später fast jeder einen Drumcomputer in seiner Musik verwendete. Vermutlich war hier In The Air Tonight der Trendsetter, bei dem der CR-78 auch die meiste Zeit zu hören ist.
Wertung: 89 %
Besetzung:
Tony Banks – keyboards, backing vocals, 12-string guitar, duck
Mike Rutherford – guitars, bass guitar, bass pedals, backing vocals
Phil Collins – drums, vocals, drum machine, percussion, duck
David Hentschel – backing vocals
Was zunächst beim Anhören des Surroundmixes von DUKE auffällt ist, dass die Soundqualität erstklassig ist. Zu keinem Punkt hat man das Gefühl, man würde ein Album hören, dass mittlerweile 40 Jahre alt ist. Es kommt sehr druckvoll daher, ist zudem sehr präzise und klar anzuhören.
Der alte Stereomix kam mir stets etwas komprimiert vor, im dem Sinne von, dass viele Sounds und Spuren auf dem Album zu einem Gesamtsound, einer Wall of Sound gemischt wurden, bei dem es dann aber schwierig war, bestimmte Instrumente gezielt herauszuhören. Natürlich überdecken die Tasteninstrumente von Tony Banks vieles auf dem Album, während man Gitarrenspuren von Mike Rutherford unter den Klangteppichen suchen muss.
In 5.1 ist es viel einfacher Rutherford herauszuhören, es ist viel einfacher alles, was die Band damals in den Polar Studios in Stockholm aufgenommen hat, herauszuhören. Die Instrumente sind ziemlich diskret im Raum verteilt. Es klingt am Ende jedoch weniger diskret, als es eigentlich ist, was erstaunlich ist. Irgendwie hat es Nick Davis geschafft, den charakteristischen einheitlich, komprimierten Sound beizubehalten, andererseits den kompletten Raum im Hörfeld zu nutzen.
Während der Center fast ausschließlich dem Lead-Gesang von Phil Collins gehört, gibt es in den hinteren Kanälen eine ganze Breite an Instrumenten und Sounds zu hören. Häufig findet man in den Rears die Flächensound der Keyboards, die sich von dort aus im gesamten Raum ausbreiten. Auch Gitarren und Percussions werden immer wieder mal in die hinteren Lautsprecher gelegt. Selbst der Bass bleibt nicht immer stur in der Front, sondern tönt manchmal auch mehr aus den hinteren Bereichen (Cul-de-Sac). Bei Man Of Our Times, ist es die zweite, tiefe Gesangsstimme von Collins, die hinten zu hören ist.
Der CR-78 Drum Computer in Duchess ist mit seinen charakteristischen Sounds vorne wie hinten zu hören, was interessant ist. Soweit mir bekannt, hatte der CR-78 nur einen Monoausgang, was mich vermuten lässt, dass der Rhythmus aus mehreren Pattern besteht, die nacheinander programmiert wurden, um sie auf mehrere Spuren aufzunehmen. Auch im ursprünglichen Mix, gab es da schon eine Verteilung der Klänge im Stereofeld.
Unbestrittenes Highlight im Mix ist ohne Zweifel Duke‘s Travels, die Tour de Force des Trios, bei dem eine unglaubliche musikalische Power dargeboten wird, die in Surround die Wände regelrecht zum Wackeln bringt. Man achte da nur auf die Bassdrum, die erbarmungslos mit gefühlten 1000 Schlägen pro Minute durch das Stück fräst.
Wertung: 96 %
Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
Die SACD lässt sich (sofern man ein SACD kompatibles Gerät hat und dieses so eingestellt hat) automatisch mit dem 5.1 Mix starten. Wer keinen SACD Player sein eigen nennt, kann den Surround-Mix auch von der DVD hören, der da in Dolly Digital und DTS 96/24 vorliegt. Großer Pluspunkt: Das Menü ist so konzipiert, dass man lediglich zweimal Enter drücken muss, um das Album in DTS hören zu können.
Auf der DVD befindet sich neben dem Surroundmix noch ein Interview mit den Bandmitgliedern zur Entstehung des Album (18 Minuten). Außerdem gibt es noch drei Musikvideos und einen Konzertmitschnitt der Duke-Tour (ca. 40 Minuten). Schade, dass man nicht das komplette Konzert draufgepackt hat, welches damals fürs Fernsehen aufgezeichnet wurde.
Aufwertung: +2 %
Anspieltipp:
Duke’s Travels
Klanglich top, zeigt das Album die letzten progressiven Gehversuche des alten Rock-Dinosauriers.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix, sehr guter Klang
+ High Resolution (+ 1%)
+ Album lässt sich blind starten
+ Bonusmaterial auf der DVD (+ 2%)
GESAMTWERTUNG: 97 %
Erläuterungen zur Bewertung
SACD / DVD: Der 2007 erschienene 5.1 Mix ist Out of Print und nur noch für Preise jenseits von ca. 80 Euro (gebraucht!) zu bekommen. Die blaue Box mit allen Alben von 1976-1982 kostet gar 600 € und mehr (statt der damaligen 100 €).
Stand: 17.09.2020
Links:
It – Genesis Fanclub
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