The Rolling Stones – Hackney Diamonds
Erscheinungsjahr 2023 | Blu-ray Disc | Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Damit hat nun wirklich keiner mehr gerechnet! Die Rolling Stones veröffentlichten im Oktober ein neues Studioalbum. Das Werk heißt HACKNEY DIAMONDS und ist das erste Album mit eigenem Material seit dem 2005 erschienen Album A BIGGER BANG. Zwischendurch wurde 2016 mit BLUE & LONESOME ein Coveralbum veröffentlicht.
HACKNEY DIAMONDS ist das 24. Studioalbum der Band. Die Aufnahmen begannen im Jahr 2020, sodass auch noch der im Folgejahr verstorbene Schlagzeuger Charlie Watts auf zwei Stücken zu hören ist. Ihm ist das neue Album gewidmet. Seinen Platz hinter den Drums übernahm Steve Jordan, der bereits früher auf Solopfaden von Keith Richards unterwegs war.
Es gibt zahlreiche Gäste auf dem Album. Paul McCatney spielt bei einem Stück Bass, auch Stevie Wonder und Elton John sind dabei. Sogar Bill Wyman, der ehemalige Bassist der Stones, ist für ein Stück zurückgekehrt. Der Mann ist mittlerweile 87! Den Altersschnitt korrigiert Lady Gaga erheblich nach unten. Sie ist Duettpartnerin von Mick Jagger im Song Sweet Sounds of Heaven.
Von den Stones gibt es bereits einige Sachen in Dolby Atmos zu hören. Über die Abmischung von GOATS HEAD SOUP hatte ich bereits früher im Jahr berichtet. Darüber hinaus gibt es im Streaming noch das 1981 erschienene Album TATOO YOU und die Best-Of-Compilation FOURTY LICKS in Dolby Atmos zu hören. Es war somit gar nicht mal so überraschend, dass dieses neue Album auch in Mehrkanal abgemischt wurde. Um so erfreulicher, dass der Mix auch als Tonträger innerhalb einer Deluxe-Edition veröffentlicht wurde.
Tracklist:
1 Angry – 3:46
2 Get Close – 4:10
3 Depending On You – 4:03
4 Bite My Head Off – 3:31
5 Whole Wide World – 3:58
6 Dreamy Skies – 4:38
7 Mess It Up – 4:03
8 Live by the Sword – 3:59
9 Driving Me Too Hard – 3:16
10 Tell Me Straight – 2:56
11 Sweet Sounds of Heaven – 7:22
12 Rolling Stone Blues – 2:41
Gesamtdauer: 48:48
Ich war zunächst gar nicht mal so erpicht darauf, mir die Deluxe-Edition zu holen. Ich würde mich nicht als Stones-Fan bezeichnen, auch wenn ich sie Ende der 90er-Jahre zweimal Live gesehen habe und einige Alben auf CD und Platte habe. Aber ich habe dann doch interessehalber mal in das neue Album reingehört und wurde äußerst positiv überrascht. Die Box wurde dann auch schnell geordert, auch wenn sie nicht ganz preiswert ist. Natürlich kauft man das Album dann auch inklusive Dolby-Atmos-Mix, auch wenn man da noch nicht weiß, ob dieser denn gut ist. Zu oft passiert es, dass solche Ausgaben schnell ausverkauft sind und man sich hinterher über die verpasste Gelegenheit ärgert.
Den Stones ist hier ein richtig gutes Alterswerk gelungen! Klar, es gibt keine Überraschungen, sie machen immer noch dieselbe Musik wie seit Anfang der 70er und haben seitdem ihren Sound allenfalls in homöopathischen Dosen angepasst. Die eigentliche Überraschung ist, dass man es zu keinem Zeitpunkt merkt, dass da Leute musizieren, die um die 80 Jahre alt sind. Mick Jagger? Klingt wie immer, aber nicht wie ein 80-Jähriger und seine Gesangsdarbietungen sind Welten von denen der deutlich jüngeren Musiker wie Phil Collins oder Ian Anderson entfernt. Keith Richards? Okay, sein Lead Gesang klingt auf Tell Me Straight wie der eines 90-Jährigen. Aber das tat der auch schon Mitte der 90er. Hat sich gut gehalten, der Alte!
Insgesamt passt auch das Songmaterial. Es gibt wenig Durchhänger und es ist sicherlich von Vorteil, dass das Album mit 48 Minuten normale Albumlänge hat. A BIGGER BANG dauerte damals über eine Stunde und es kam einem irgendwann endlos vor. Viele der Songs erinnern an alte Hits der Band, so hatte ich bei Mess It Up das Gefühl, dass ich den Song bereits auf irgendeinem anderen Album gehört habe. Das und die Tatsache, dass Jagger und Konsorten auf dem Album gar nicht mal so alt klingen, hat mich hier und da zum Nachdenken angeregt, ob das hier überhaupt die echten Stones sind und nicht das Ergebnis einer KI, die mit Stones Hits gefüttert wurde. So weit sind wir aber vermutlich noch nicht. Oder doch?
Wertung: 81 %
Besetzung:
Mick Jagger – lead and backing vocals, guitar, percussion, harmonica
Keith Richards – guitar, bass guitar, backing vocals, lead vocals“Tell Me Straight“
Ronnie Wood – guitar, bass guitar, backing vocals
Charlie Watts – drums „Mess It Up“, „Live by the Sword“
Bill Wyman – bass guitar „Live by the Sword“
Steve Jordan – drums
Matt Clifford – keyboards, piano, Wurlitzer
Andrew Watt – bass guitar, guitar, percussion, keyboards, backing vocals, string arrangement
Benmont Tench – keyboards and organ
Ron Blake – trumpet
Karlos Edwards – percussion
Elton John – piano
James King – saxophone
Lady Gaga – vocals
Paul McCartney – bass guitar
Stevie Wonder – keyboards and piano
David Campbell – string arrangement
Surroundmixe und Dolby Atmos Abmischungen, die deutlich räumlicher als herkömmliches Stereo, andererseits aber nicht wirklich diskret sind, da in den rückwärtigen Kanälen kaum Instrumente separat zu hören sind, bezeichne ich selbst gerne als Hufeisenmixe. Bei diesen spielt vorne in den Frontkanälen und seitlich die Musik, hinten sind dagegen dann nur „Reste“ der seitlichen Sounds zu vernehmen. Im großen Ganzen finden wir es so auch bei HACKNEY DIAMONDS vor.
Die prägnanten Gitarrenriffs von Richards und Wood werden links und rechts in den Raum gelegt, was durchaus in kleineren Räumen schon sehr voluminös klingen kann. In größeren Zimmern, oder wenn sich die eigene Hörposition an der hinteren Wand befindet, was in den meisten Wohnzimmern der Fall sein dürfte, klingt das neue Stones Album dann doch eher etwas frontlastig. Hier kann es sich lohnen, sich einfach mal auf einen Stuhl in der Raummitte zu setzen.
In den Rears gibt es immer mal wieder diverse Sounds zu hören, die wegen der dichten Gitarrenwände an den Seiten manchmal etwas untergehen. Im ersten Stück Angry sind es dezente Delay- und Echoeffekte in Mick Jaggers Gesang. In diesem Stück hört man auch im späteren Verlauf rhythmisches Klatschen hinter sich. Gelegentlich werden bei den weiteren Stücken Gitarren sowie Tasteninstrumente in die Rears gelegt. Es hätte aber durchaus etwas öfter passieren können.
Die Höhen werden im Dolby Atmos Mix eher sparsam eingesetzt und haben rein unterstützende Wirkung. Es gibt aber auch hier die eine oder andere Ausnahme. Im Stück Dreamy Skies kann das Mundharmonikasolo gut über dem Kopf geortet werden.
Es gibt ein Stück, welches im Dolby Atmos Mix das absolute Highlight ist. Das ist der Song Sweet Sounds Of Heaven, der dann doch sehr immersiv und diskret klingt. Duettpartnerin Lady Gaga ist hier nämlich komplett in den hinteren Kanälen zu hören. In der anschließenden längeren Coda ist der nächste Gaststar in diesem Stück ebenfalls prominent hinten herauszuhören. Dies ist Stevie Wonder, dessen Spiel auf dem E-Piano dort sehr gut vernommen werden kann.
Der Downmix auf 5.1 kommt mir etwas räumlicher vor als der echte Dolby Atmos Mix, was daran liegen könnte, dass hier die Anteile der Höhen mehr in die Rears gemischt werden. Insgesamt liegt mit HACKNEY DIAMONDS ein Dolby Atmos Mix vor, der sehr gut zu der Musik der Stones passt. Ein räumliches Feuerwerk, wie dies zuletzt bei Peter Gabriel der Fall war, wäre hier fehl am Platze und wäre so aufgrund der Arrangements auch gar nicht möglich gewesen. Es gibt zudem noch einen weiteren guten Grund, den Dolby Atmos Mix dem herkömmlichen Stereo Mix vorzuziehen: Die Stereoabmischung ist ziemlich totkomprimiert und hat wenig Dynamik zu bieten. Der Loudness War ist auch bei den Rolling Stones angekommen. Der Dolby Atmos Mix klingt dagegen weitaus besser.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
LPCM 96/24 2.0
Es dauert etwas, bis sich das Menü aufbaut. Anschließend genügt es, die Enter-Taste zu drücken, um das Album in Dolby Atmos abzuspielen.
Die Deluxe-Edition hat ein 65 Seiten dickes Booklet. Dazu gibt es drei „Kunstdrucke“ und einen Aufkleber. Für mich ist das aber kein wirkliches Bonusmaterial.
Anspieltipp:
Sweet Sounds of Heaven
Vielleicht die Überraschung in diesem Jahr, dass die Stones ein neues Album veröffentlichen und es dann auch noch richtig gut ist.
Pros / Cons:
+ Guter Mix in Dolby Atmos, aber nur an wenigen Stellen richtig immersiv.
+ High Resolution (+1 %)
GESAMTWERTUNG: 87%
Erläuterungen zur Bewertung
CD / Blu-ray: Die Deluxe Edition mit einer CD und der Blu-ray hat in etwa die Größe, wie sie auch die Boxen von John Lennon und Al Stewart haben, etwas kleiner als LP-Größe. Der Preis beträgt etwa 60 Euro.
Streaming: Den Dolby Atmos Mix gibt es auch im Streaming bei Apple Music, Amazon Unlimited und Tidal zu hören.
Stand: 27.12.2023
Links:
Offizielle Webseite von Rolling Stones