The Beatles – The Beatles
Erscheinungsjahr 1968 | Blu-ray Disc | Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Nachdem die Beatles 1967 mit Sgt. Pepper die Popmusik neu erfanden, drehten sie anschließend den Fernsehfilm Magical Mystery Tour und veröffentlichten den gleichnamigen Soundtrack dazu. Dem nächsten eigentlichen Studioalbum, welches für 1968 geplant war, ging eine mehrwöchige Reise nach Indien voraus. Hier entstand eine Vielzahl der Songs, die schließlich im Mai in George Harrisons Haus als Demos aufgenommen wurden. Fast 30 Demoaufnahmen auf der Habenseite bedeutete eins: Entweder suchte man die besten Stücke raus, um daraus ein Album zu machen oder man macht einfach ein Doppelalbum. Die Beatles entschieden sich für das Zweite, wovon ihr Produzent George Martin nicht begeistert war, da er einige der Stücke für sehr schwach hielt.
Das Doppelalbum kam im November 1968 heraus und erhielt keinen Namen. Auf einem schlichten weißen Cover war lediglich der Bandname eingeprägt und die jeweilige Nummer des Exemplars. Heute ist das Album als THE WHITE ALBUM bzw. in germanischen Gefilden als DAS WEISSE ALBUM bekannt. Es war das erste Album, das die Beatles auf ihrem eigenen Label Apple herausgebracht haben.
Exakt 50 Jahre später erschien nun zum Jubiläum eine luxuriöse Sonderausgabe, die das Album in einer Neuabmischung enthält. Darüber hinaus gibt es auf weiteren CDs die Demo Aufnahmen vom Mai 1968 sowie zahlreiche alternative Takes und Outtakes aus den Aufnahmesessions. Auf einer Blu-ray liegt das Album als Surround Sound Mix vor, der wieder von Giles Martin erstellt wurde. Zusammengehalten wird das Ganze von einem dicken Buch, in dem viele Hintergrundinformationen nachgelesen und eben so viele Fotos betrachtet werden können. Das Buch kommt in einer stabilen Klarsichthülle, welche auf der einen Seite vier Portraitaufnahmen der Band und auf der anderen Seite die Tracklist der Tonträger aufgedruckt hat:
Tracklist:
1 Back in the U.S.S.R. – 2:43
2 Dear Prudence – 3:56
3 Glass Onion – 2:18
4 Ob-La-Di, Ob-La-Da – 3:08
5 Wild Honey Pie – 0:52
6 The Continuing Story of Bungalow Bill – 3:14
7 While My Guitar Gently Weeps – 4:45
8 Happiness Is a Warm Gun – 2:47
9 Martha My Dear – 2:28
10 I’m So Tired – 2:03
11 Blackbird – 2:18
12 Piggies – 2:04
13 Rocky Raccoon – 3:33
14 Don’t Pass Me By – 3:51
15 Why Don’t We Do It in the Road? – 1:41
16 I Will – 1:46
17 Julia – 2:57
18 Birthday – 2:42
19 Yer Blues – 4:01
20 Mother Nature’s Son – 2:48
21 Everybody’s Got Something to Hide Except Me and My Monkey – 2:24
22 Sexy Sadie – 3:15
23 Helter Skelter – 4:30
24 Long, Long, Long – 3:08
25 Revolution 1 – 4:15
26 Honey Pie – 2:41
27 Savoy Truffle – 2:54
28 Cry Baby Cry – 3:02
29 Revolution 9 – 8:15
30 Good Night – 3:14
Gesamtdauer: 93:33
DAS WEISSE ALBUM kann als das genaue Gegenteil von Sgt. Pepper angesehen werden. Während der Vorgänger das vermutlich erste Album war, dessen Songs sich von Anfang bis Ende einem erdachten Konzept unterordneten, sind die Stücke auf THE BEATLES alle eigenständig. Es ist mehr eine Ansammlung von Liedern als ein Album. Heute würde man Playlist zu dem Ganzen sagen.
Das Interessante an der Playlist von 1968 ist, dass man davon auch nicht unbedingt von einem echten Beatles Album sprechen kann. Denn es gibt nur wenige Stücke, auf denen auch alle Bandmitglieder zu hören sind. Oft wurden Songs nur von jeweils einem oder zwei, gelegentlich mal drei Mitgliedern eingespielt. Während der Aufnahmen verließ Ringo Starr kurzzeitig die Band, weil er sich nutzlos fühlte. Während dieser zwei Wochen saß Paul McCartney am Schlagzeug und spielte die Drums für Back in The USSR und Dear Prudence ein.
So wirkt das Album weniger wie ein Bandalbum, sondern mehr, wie eine Sammlung von Soloprojekten, bei denen das eine oder andere Bandmitglied aushilft. Aber es funktioniert! Für viele gilt gerade dieses Album als der wahre Meilenstein der Fab Four. Das mag daran liegen, dass es hier einzig um die Songs geht, um den Kern. Die ausgefeilten Arrangements, wie sie vor allem auf Sgt. Pepper zu finden waren, gibt es hier nur vereinzelt.
Doch die Beatles wären nicht die Beatles, wenn sie nicht auch hier der Welt einige musikalische Neuerungen beschert hätten. So gibt es auf dem Album eine acht minütige Toncollage mit dem Titel Revolution 9. Happiness is a Warm Gun soll der erste Progressive Rock Song sein und Helter Skelter der härteste Song, der damals auf Platte gepresst wurde.
Darüber hinaus gibt es auf dem Album eine Vielzahl verschiedener Stile, was damit zusammenhängen dürfte, dass halt jeder das machen konnte, worauf er Lust hatte. So gibt es neben Rock, Blues und Balladen auch Reggae, Country, Folk und die zu der Zeit beliebte Psychedelische Musik. Und die Beatles haben Jahre vor Queen den Ragtime für sich entdeckt. Aber es gibt auch den einen oder anderen Lückenbüßer, sodass man George Martin mit seiner Bemerkung, dass einige Stücke schwach sind, durchaus verstehen kann. Vielleicht wären drei LP-Seiten ausreichend gewesen.
Wertung: 83 %
Besetzung:
John Lennon – vocals, guitars, bass, piano, Hammond organ, harmonium, mellotron; harmonica, tenor saxophone, percussion, tapes, tape loops, sound effects
Paul McCartney – vocals, bass, guitars, acoustic and electric pianos, Hammond organ, percussion, drums, recorder
George Harrison – vocals, guitars, bass, Hammond organ, percussion, sound effects
Ringo Starr – drums, percussion, piano, sleigh bell, vocals
George Martin – string, brass, clarinet, orchestral arrangements, piano on „Rocky Raccoon“
Yoko Ono – Vocals, speech, tapes and sound effects on „Revolution 9“
Mal Evans – backing vocals, handclaps, trumpet
Eric Clapton – lead guitar on „While My Guitar Gently Weeps“
Jack Fallon – violin on „Don’t Pass Me By“
Pattie Harrison – backing vocals on „Birthday“
Jackie Lomax – backing vocals and handclaps on „Dear Prudence“
John McCartney – backing vocals and handclaps on „Dear Prudence“
Maureen Starkey – backing vocals on „The Continuing Story of Bungalow Bill“
Soundtechnisch hat DAS WEISSE ALBUM wohl nie besser geklungen. Allerdings merkt man den Aufnahmen das Alter an. Es ist fast schon verwunderlich, dass nur wenige Jahre später der Klang von Studioaufnahmen so einen großen Sprung gemacht hat, wenn man z.B. Pink Floyds Dark Side of The Moon als Vergleich zieht, welches nur fünf Jahre später im selben Studio entstanden ist. Vor allem das Schlagzeug klingt auf dem Beatles Album immer noch wie eine 60er Jahre Büchse. Anderseits ist die Musik an vielen Stellen überraschend druckvoll und vor allem die rockigen Stücke wie Birthday klingen sehr dicht im Sound.
Musikalisch gesehen ist die erste Platte (oder CD) des Doppelalbums besser, und das obwohl es hier eigentlich mehr Füllmaterial gibt, als auf der zweiten Platte. Aber es gibt hier die stärkeren Songs im Vergleich zu der (immer noch guten) zweiten Hälfte.
Genau andersrum verhält es sich mit dem Surroundmix. Hier kommen die ersten 17 Songs noch relativ verhalten rüber. Es klingt alles andere als schlecht, aber weitestgehend konzentriert sich der Sound auf die vorderen Zwei Drittel des Raumes. Hinten gibt es zumeist Gesangstimmen zu hören und den einen oder anderen Sound wie Klatschen, Percussion, Gitarren, Klavierparts und Streicher. Den schwächsten Eindruck hinterlässt hier eindeutig While My Guitar Gently Weeps, was bedauerlich ist, da es mein Lieblingsstück des Albums ist.
Während ich den Surroundmix von der ersten Platte qualitativ mit dem von Sgt. Pepper vergleichen würde (stellenweise richtig gut, aber größtenteils auch unspektakulär), bietet sich auf der zweite Hälfte ein anderes Bild. Die Räumlichkeit nimmt hier nahezu sprunghaft zu und spätestens ab der vierten Platten-Hälfte jagt ein Highlight das nächste. Das alles gipfelt, wie man sich schon fast denken kann, in der avantgardistischen Toncollage Revolution 9. Hier erklingen diverse Sounds, bestehend aus Musiktönen, Stimmfetzen, Orchesterklängen, Loops und anderen Geräuschen überall im Raum, poppen kurz auf, schwirren wild durchs Zimmer oder umkreisen den Hörer, was sehr viel Spaß bereitet. Die Stereofassung war mir immer viel zu lang.
Als weiteres Highlight ist das andere Revolution Stück zu nennen (ein echter Song), der zwar zunächst frontlastig beginnt, aber mit der Zeit mit seinen Bläsern und „Schubidua“-Gesangsdarbietungen den kompletten Raum einnimmt. Toll klingt außerdem der Einsatz der Orgel hinten rechts in dem George Harrison Song Long, Long. Long, die mir vorher nie so ins Bewusstsein kroch. Ebenfalls kaum beachtet habe ich vorher Honey Pie, den Ragtime, den ich oben erwähnte. Dieses kleine Stück gewinnt mächtig durch die räumliche Abmischung.
Wertung: 90 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
Dolby True HD 5.1
LPCM 96/24 2.0
LPCM 96/24 1.0
Das Menü ist weniger gut gelungen, denn man muss wissen, was man drücken muss, um das Album in Surround zu hören, ohne den Fernseher einzuschalten. Andernfalls erklingt es in Stereo. Die Lösung ist allerdings recht simpel:
Dolby True HD 5.1: ENTER > LINKS > ENTER
DTS HD Master Audio 5.1: ENTER > LINKS > LINKS > ENTER
Abwertung: – 1%
Neben den beiden CDs, auf dem sich das WEISSE ALBUM befindet und der Blu-ray (auf dieser ist neben dem Surround Mix auch der Original Monomix enthalten), gibt es noch vier weitere CDs. Eine beinhaltet die Esher-Demos, die in George Harrisons Haus entstanden sind. Auf drei weiteren CDs gibt es Outtakes, Alternativtakes und auch Stücke, die nicht auf dem Album landeten, unter anderem eine 13 Minuten Version von Helter Skelter. Ich bin eigentlich kein großer Fan von diesen Resteverwertungs-CDs. Bei den Beatles Resten ist das etwas anders, die höre ich verhältnismäßig oft. Mag sein, dass es zum einen daran liegt, dass man das Gefühl hat, ehrfürchtig historischen Aufnahmen zu lauschen. Vielmehr ist es aber das dicke Begleitbuch, was einen dazu bringt, sich ausgiebig mit dem kompletten Material zu beschäftigen. Denn in dem Buch steht eine Vielzahl von Hintergrundinformationen zu jedem Song, die auch immer Bezug auf die alternativen Takes nehmen und man so gut die Entwicklung und die Erstellung des Albums nachvollziehen kann.
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Revolution 9
Der Surroundmix ist deutlich besser, als der von Sgt. Pepper. Wer da zugegriffen hat, sollte hier erst recht zugreifen.
Pros / Cons:
+ Sehr gute Surround-Abmischung, vor allem in den letzten Stücken
+ High Resolution auf der Blu-ray (+1 %)
+ Tolles Gesamtpaket (+3 %)
– Menü ein wenig schlechter durchdacht (-1 %)
– Für ein einzelnes Album teures Paket
GESAMTWERTUNG: 91%
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Kostet um die 130 Euro, ist eine Menge, dürfte bald aber noch um einiges teurer werden.
Stand: 05.04.2019
Links:
Webauftritt der Beatles
One Reply to “The Beatles – The Beatles”