Sigur Rós – ()
Erscheinungsjahr 2002 | STREAMING | Post Rock
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Nur die isländische Band Sigur Rós hätte auf diese Idee kommen können. Ihr drittes Studioalbum, welches sie am 28. Oktober 2002 veröffentlicht hatte, wurde einfach mit dem ziemlich kryptisch anmutenden Titel () (Klammer auf – Klammer zu) betitelt. Das war nicht das einzig besondere. Die acht Stücke, die sich auf dem Album befanden, hatten alle keine Titel und die Texte verstand kein Mensch auf der Welt. Nicht mal Isländer! Denn im Gegensatz zu den ersten beiden Alben wurde hier nicht isländisch gesungen, was vermutlich vielen, die es nicht wussten, gar nicht aufgefallen ist. Sänger Jonsi benutzte stattdessen eine Fantasiesprache, die er übersetzt „hoffnungsländisch“ nannte. Auch das Booklet der CD hatte leere Seiten. Die Idee dahinter war ziemlich genial: Jeder Hörer oder Hörerin sollte sich Gedanken darüber machen, wovon die Stücke handeln und ins Booklet eine Übersetzung in die eigene Sprache eintragen.
Mit den Jahren erhielten die Stücke dann doch offizielle Namen. Die beiden Klammern, die sich nicht nur im Albumtitel, sondern auch im Cover Artwork bemerkbar machen, wurden zudem auch ins musikalische Konzept mit eingewoben. Die ersten vier Stücke auf () klingen optimistisch und fast heiter, die weiteren vier dagegen sehr melancholisch und düster. Dazwischen gibt es eine längere stille Pause, was man als Raum zwischen den Klammern interpretieren dürfte.
() wurde von Kritikern überaus gefeiert und spätestens seit da galt Sigur Rós als der Geheimtipp, wenn man Musik hören wollte, die soweit weg vom Mainstream war, wie die Erde vom Mars. Vordere Plätze in den Albumcharts konnte man damit freilich nicht gewinnen, aber es reichte in den USA immerhin zu Platz 51, was auch daran liegen dürfte, dass die Musik der Isländer zu der Zeit in einigen Spielfilmen und Serien sehr prominent verwendet wurde.
Screenshot Amazon Music App
Tracklist:
1 Untitled („Vaka“) – 6:38
2 Untitled („Fyrsta“) – 7:33
3 Untitled („Samskeyti“) – 6:33
4 Untitled („Njósnavélin“) – 7:33
5 Untitled („Álafoss“) – 9:57
6 Untitled („E-Bow“) – 8:48
7 Untitled („Dauðalagið“) – 13:00
8 Untitled („Popplagið“) – 11:44
Gesamtdauer: 71:46
Den Dolby Atmos Mix von () erstellte Mert Özcan, der auch das Nachfolgealbum VALTARI abmischte und auch das neue Album ATTA, welches Sigur Rós nach über 10 Jahren Pause im letzten Jahr veröffentlichte. Der Mann versteht sein Handwerk, denn der Dolby Atmos Mix von () ist ihm sehr gut gelungen. Das war auch schon bei ATTA der Fall.
Die Musik von Sigur Rós ist stets sehr atmosphärisch. Die meisten Songs sind sehr gemächlich aufgebaut und bestehen zumeist aus sehr langen Tönen. Solche Musik eignet sich sehr gut, um sie im Raum schweben zu lassen. Und das macht Özcan über die meiste Zeit auf (). Das fängt bereits in den ersten Tönen des ersten Stücks an, wenn sich der Sound des Harmoniums langsam von vorne nach hinten bewegt. Generell sind diese musikalischen Bewegungen dezent ausgelegt, was zu der Geschwindigkeit der Musik passt. Da schwirrt und fliegt nichts, es schwebt.
Das Interessante ist, dass man nie so richtig weiß, aus welcher Richtung ein Sound genau kommt, denn einerseits ist eben vieles leicht in Bewegung und zudem wird der große Raum mit Einsatz von Hall geformt, der übrigens nie störend ist, sondern zur Musik passt. Auf diese Weise klingt die schon eh ziemlich mystische Musik von Sigur Rós noch um einiges geheimnisvoller.
Das Schlagzeug ist übrigens im Mix sehr weit oben positioniert, was etwas ungewöhnlich ist, aber da es das vermutlich einzige Instrument ist, welches sich im Mix nicht bewegt, bildet es eine Art Abschluss des Raumes. Die weiteren Instrumente werden aber auch in mehreren Ebenen aufgeschichtet, sind vorne seitlich oder auch hinten zu hören. Es gibt allerdings eher wenig wirklich diskrete Momente, bei denen aus jeder Richtung ein anderes Instrument gehört werden kann. Dies würde aber auch wenig zu der Musik von Sigur Rós passen.
Insgesamt ist der Dolby Atmos Mix von () ein sehr immersives und atmosphärisch dichtes Sounderlebnis, das beweist, dass ein sehr guter Atmos Mix nicht zwingend diskret sein muss.
Anspieltipp:
Stücke 7 und 8
Fazit:
Sehr guter Mix in Dolby Atmos eines jungen Klassikers.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 94 %
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von () gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal zu hören.
Stand: 20.04.2024
Links:
Offizielle Webseite von Sigur Rós