Renaissance – Azure D’Or
Erscheinungsjahr 1979 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
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So war das damals! Als der Punk 1976 die bisherige Rockmusik auf den Kopf stellte, blieb kein Stein auf dem anderen und der Musikgeschmack änderte sich radikal. Viele Bands fingen an, ihren Sound zu ändern, vor allem solche Bands, die zuvor im Bereich des Progressive Rock zu Hause waren. Eine dieser Bands war Renaissance, die aus dem Mutterland des Progs stammen. Renaissance dürfte nicht so vielen bekannt sein. Es ist eine englische Band, die etwas in Vergessenheit geraten ist, obwohl sie sich durch eine markante Auffälligkeit von allen anderen Prog-Bands jener Zeit unterschied: Der Gesang kam von einer Frau!
Ihren Ursprung hat Renaissance in der Band Yardbirds, also der Band, wo Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page in den 60er-Jahren Gitarristen waren und am Anfang ihrer Karriere standen. Gründungsmitglieder der Yardbirds waren auch Keith Relf und Jim McCarty. Als sich die Yardbirds 1968 auflösten, beschlossen Relf und McCarty, eine neue Band zu gründen, die experimenteller werden sollte. Man brachte zwei Alben als Renaissance heraus und löste die Band wieder auf. Ein Jahr später wurde beschlossen, die Band wieder aufleben zu lassen, allerdings war da schon keiner der Gründungsmitglieder mehr dabei. Aus Renaissance wurde eine neue Band. Diese neue Besetzung hielt sich mehr oder weniger bis Anfang der 80er-Jahre.
Renaissance verknüpften zunächst Rockmusik mit klassischer Musik und mit Folk, doch auch hier forderte der Punk irgendwann Tribut und der Bandsound musste sich ändern. Im Jahr 1979 erschien das Album AZURE D‘OR, welches die Band in diesem neuen Sound präsentierte. Dieses Album ist nun wieder neu veröffentlicht und durch einen Mix in Surround erweitert worden. Für den Mix verantwortlich war Stephen W. Tayler, der zuvor schon Alben von Van Der Graaf Generator, Be-Bop Deluxe und Marillion neu abmischte.
Tracklist:
1 Jekyll and Hyde – 4:39
2 The Winter Tree – 3:03
3 Only Angels Have Wings – 3:41
4 Golden Key – 5:12
5 Forever Changing – 4:48
6 Secret Mission – 5:00
7 Kalynda (A Magical Isle) – 3:42
8 The Discovery – 4:24
9 Friends – 3:31
10 The Flood at Lyons – 4:55
Gesamtdauer: 42:55
AZURE D‘OR ist das erste Album von Renaissance, welches auf ein Orchester und klassische Musikinstrumente verzichtet. Stattdessen wollte man einen orchestralen Sound generieren, in dem man unzählige Instrumente überlagert. Zudem wurden vermehrt kürzere Stücke verwendet, Longsongs gab es keine mehr.
Als Produzenten nahm man wieder David Hentschel, der auch das vorherige Album produziert hatte. Hentschel ist kein Unbekannter, so produzierte er in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre die Alben von Genesis, als diese mehr und mehr anfingen, sich vom Prog-Korsett zu lösen. Musikalisch lassen sich auf AZURE D‘OR auch Ähnlichkeiten zum kurz zuvor veröffentlichten Genesis-Album AND THEN THERE WERE THREE feststellen. Das Album ist ebenfalls sehr keyboardlastig und Gitarren spielen eine eher untergeordnete Rolle. Auch die Wahl der Sounds sind typische Sounds der End-70er. Vermutlich liegt es am Gesang von Annie Haslam, aber hier und da hatte ich den Eindruck, dass man an ABBA erinnert wird, was einerseits am Gesamtsound liegt, andererseits aber auch daran, dass die Songs gefälliger ins Ohr wandern.
Wertung: 79 %
Besetzung:
Annie Haslam – lead and backing vocals
Michael Dunford – electric guitar, 12 string acoustic guitar, classical guitar, mandolin, autoharp
John Tout – piano, Yamaha CS-80, Yamaha CS30, ARP String Ensemble, ARP Pro Soloist), ARP 2600, Hammond B3, Yamaha electric piano CP 70, Mellotron
Jon Camp – backing vocals, lead vocals on „Only Angels Have Wings“, bass, bass pedals, cello, 12 string acoustic guitar, electric guitar
Terence Sullivan – drums, percussion, timpani, glockenspiel, gong, chimes, xylophone, backing vocals
Hall und viele Keyboards können in Surroundabmischungen etwas problematisch werden. Das ist auch bei AZURE D‘OR bei einigen Stücken der Fall. Es gibt Stücke, da lassen sich die Instrumente recht schwer heraushören. Es gibt viele Ebenen an Keyboards, die alles andere zukleistern. Wenn dann auch noch Hall im Spiel ist, wird das Ganze noch schwieriger. Jekyll and Hyde ist da das erste Beispiel. Hier kann man die akustischen Gitarren in den Rears fast nur erahnen, weil hier auch Keyboards zu hören sind. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Keyboards hier mehr aus der Front kommen zu lassen. Bei anderen Stücken klappt das deutlich besser. Andererseits entspricht diese dichte Schallmauer jedoch auch dem Originalmix und man wollte den Charakter bestimmt nicht zu sehr ändern.
Richtig gut wird der Mix, wenn die Arrangements etwas dezenter werden. Das ist bei der Bridge im zuvor erwähnten ersten Stück der Fall, aber auch im zweiten Song The Winter Tree, wenn es etwas ruhiger zugeht. Dann sind mehr Instrumente um einen identifizierbar und alles klingt luftiger. Only Angels Have Wings ist ein Song, der lediglich aus Keyboards und Gesang (dieses Mal nicht von Annie Haslam, sondern Bassist Jon Camp) besteht. Hier kleistern die Synthesizer interessanterweise nicht alles zu, sondern lassen dem Song genügend Luft zum Atmen. Zudem sind diese meist in den Rears zu finden, während der Gesang von vorne kommt. Auch Kalynda ist ein Song, der im Mix ein Highlight darstellt, da hier mit weniger Hall gearbeitet wurde.
Der Mix ist im großen Ganzen sehr diskret angelegt, nur fällt dies wegen des dichten Sounds nicht immer so sehr auf. Viele Keyboards tummeln sich dabei in den Rears. Gitarren finden sich auch recht häufig hinten. Beide Hauptinstrumente werden aber auch in den Frontkanälen oft eingesetzt. Der Gesang bleibt meistens vorne, Hintergrundgesang findet sich wie üblich in den Rears. Schlagzeug und Bass verbleiben vorne, sind aber bei einigen Stücken auch weiter in den Raum geschoben.
Wertung: 91 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Das Album kann ohne Zuschalten des Fernsehers per Enter-Taste gestartet werden, allerdings muss man in den ersten Sekunden die Audiotaste betätigen und auf Surround umschalten. Die Audiospur vorher über das Menü zu wechseln ist ein wenig kompliziert, vor allem weil man wieder zum „Play Album“ navigieren muss.
DTS HD MASTER: DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > ENTER > UP > UP > ENTER
Abwertung: – 3 %
Es gibt einige Bonussongs, wovon drei auch in Surround gehört werden können. Diese werden automatisch im Anschluss an das reguläre Album abgespielt. Es ist die B-Seite Island of Avalon, eine längere Version von Friends und die Single Version von Jekyll and Hyde. Außerdem gibt es auf der Blu-ray noch knapp 22 Minuten Videos, die damals für das Fernsehen aufgenommen wurden. Neben der Blu-ray gibt es zwei CDs. Eine mit dem Originalmix und eine mit dem Remix (und den Bonussongs). Außerdem enthalten in der Miniatur „Pizzaschachtel“: Zwei Booklets.
Aufwertung: + 1,5 %
Anspieltipp:
Only Angels Have Wings, Kalynda
Im großen Ganzen sehr guter Mix, wenn auch manchmal zu viel Hall und Keyboardkleister.
Pros / Cons:
+ weitestgehend diskreter Surroundmix
+ High Resolution (+1 %)
+ Bonuscontent (+1,5 %)
– Man muss zu Beginn die Audiotaste betätigen oder sich durchs Menü quälen (-3 %)
GESAMTWERTUNG: 87 %
Erläuterungen zur Bewertung
Blu-ray: Die kleine Box ist frisch auf dem Markt und sollte ohne Probleme zu bekommen sein. Aktuell für ca. 32 Euro.
Stand: 28.01.2023
Links:
Webseite von Renaissance
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