George Harrison – Wonderwall Music & Electronic Sound
Erscheinungsjahr 1968 / 1969 | STREAMING | Avantgarde
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Heute gibt es mal ein Double Feature und ich stelle direkt zwei Alben vor, die man im Streaming in Dolby Atmos hören kann. Es handelt sich um die ersten beiden Soloalben von George Harrison, die er Ende der 60er-Jahre, als die Beatles noch existierten, veröffentlichte. WONDERWALL MUSIC und ELECTRONIC SOUND haben beide einen Sonderstatus in Harrisons Diskografie, da sie reine Instrumentalalben sind und keine normalen Songs enthalten.
Von George Harrison sind im Streaming alle Studioalben in Dolby Atmos verfügbar. Die Mixe wurden vermutlich alle von Paul Hicks erstellt, der den Atmos Mix zu ALL THINGS MUST PASS gemacht hat. Dies ist der einzige Surroundmix, der auch in Form einer Deluxe-Box mit Blu-ray veröffentlicht wurde. Das noch die restlichen Dolby Atmos Mixe in haptischer Form herauskommen, ist eher unwahrscheinlich. Schön aber, dass man auch diese beiden eher unkonventionellen Frühwerke des stillen Beatle in die dritte Dimension überführt hat. Beide dürfte auf den Streamingportalen eher selten aufgerufen werden. ALL THINGS MUST PASS werde ich übrigens später im Jahr vorstellen.
WONDERWALL MUSIC
Screenshot Amazon Music App
Tracklist:
1 Microbes – 3:42
2 Red Lady Too – 1:56
3 Tabla and Pakavaj – 1:05
4 In the Park – 4:08
5 Drilling a Home – 3:08
6 Guru Vandana – 1:05
7 Greasy Legs – 1:28
8 Ski-ing – 1:50
9 Gat Kirwani – 1:15
10 Dream Scene – 5:26
11 Party Seacombe – 4:34
12 Love Scene – 4:17
13 Crying – 1:15
14 Cowboy Music – 1:29
15 Fantasy Sequins – 1:50
16 On the Bed – 2:22
17 Glass Box – 1:05
18 Wonderwall to Be Here – 1:25
19 Singing Om – 1:54
20 In the First Place(performed by the Remo Four) – 3:17
21 Almost Shankara – 5:00
22 The Inner Light – 3:43
Gesamtdauer: 45:43
WONDERWALL MUSIC ist das erste Soloalbum eines Mitgliedes der Beatles überhaupt und erschien am 1.November 1968. Es ist zudem die erste Veröffentlichung auf dem Beatles-eigenen Label Apple Records. Es handelt sich dabei um einen Soundtrack zum Film Wonderwall von Joe Massot, in dem ein Wissenschaftler seine Nachbarn durch ein Loch in der Wand beobachtet.
George Harrison verpasste dem Film eine Musik, die zum großen Teil aus Weltmusik aus Indien besteht. Dazu fand ein Teil der Aufnahmen in Indien mit dort beheimateten Musikern statt. Der Rest wurde in England aufgenommen und war deutlich westlicher angelehnt. Als Gastmusiker wirkten hier unter anderem Eric Clapton und Ringo Starr mit. Aufgenommen wurde das Ganze auf einem Vierspur-Gerät. In Indien dagegen war das Tonstudio weniger gut ausgestattet, sodass man hier nur zwei Spuren zur Verfügung hatte.
Trotz dieser rückständigen Technik bei den Aufnahmen kann sich der Dolby Atmos Mix aber durchaus hören lassen! Es klingt größtenteils räumlicher als vieles was man heute in Dolby Atmos veröffentlicht und deutlich jüngeren Aufnahmedatums ist. Schon beim ersten Stück Microbes merkt man, dass Hicks die wenigen Spuren sehr schlau im Raum verteilt hat. Diese schweben nämlich dem Albumnamen entsprechend als dicke Soundwände links und rechts vom Hörer und haben zudem auch hohe Anteile in den Deckenlautsprechern, sodass diese Wände dadurch auch sehr hoch und dicht klingen. Im ersten Stück zeigt sich zudem, dass Harrison die Aufnahmen aus Indien anschließend in England noch weiter verfeinert haben dürfte, da ich hier auch noch ganz leise eine Orgel heraushören kann, die in die Front platziert wurde.
Überraschenderweise sind es gerade diese Indien-Sessions, die in Dolby Atmos richtig gut klingen. Die verschiedenen Saiteninstrumente wie Sitar, Sarod und Surbahar, Flöten und Percussions liefern weiträumige Klanggemälde, die hier klanglich dazugewinnen. Diskreter wird es aber bei den Stücken, die in England aufgenommen wurden. Hier gibt es zum Teil auch psychedelische, umherschwirrende Sounds und Instrumente.
Es gibt auch das ein oder andere Stück, das sehr experimentell abgemischt wurde und wo der Dolby Atmos Mix deutlich schwächer ausfällt. Im Stück Party Seacombe hört man die komplette Band zunächst nur aus dem linken vorderen Lautsprecher. Erst im späteren Verlauf kommen noch Overdubs hinzu, die man auch aus den anderen Lautsprechern hören kann. Entspricht mit Sicherheit dem Originalmix, ist aber dennoch irgendwie sehr merkwürdig.
Neben dem Originalalbum sind auch noch drei Bonustracks in Dolby Atmos verfügbar, die jedoch deutlich abgespeckter klingen. Es könnte sich dabei um Upmixe handeln.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 87 %
ELECTRONIC SOUND
Screenshot Amazon Music App
Tracklist:
1 Under the Mersey Wall – 18:41
2 No Time or Space – 25:10
Gesamtdauer: 43:50
Das zweite Soloalbum von George Harrison ist noch etwas spezieller. Wie man am Namen vermuten kann handelt es sich dabei um ein Album, welches sich mit einem Instrument beschäftigt, dass Ende der 60er im Begriff war, die Musik zu revolutionieren. Es geht um den Synthesizer. Harrison produzierte gerade in Los Angeles eine Platte von Jackie Lomax, als er die Möglichkeiten des Synthesizers kennenlernte. Bernie Krause war einer der ersten Anwender des Moog Synthesizers, der George Harrison dessen Funktionsweise demonstrierte. Harrison bestellte ein Gerät und ließ es zu Hause in England von Krause einrichten. Während dieser beiden Sessions ließ man ein Tonband laufen, dessen Musik schließlich als ELECTRONIC SOUND im Mai 1969 veröffentlicht wurde.
Es heißt, dass man auf dem Album fast nur Bernie Krause beim Demonstrieren des Synthesizers hört, ohne dass er wusste, dass er aufgezeichnet wird. So klingt schließlich auch die Musik auf diesem Album. Sehr frei und avantgardistisch und zum großen Teil hört man sehr schräge Sounds, die man lieber nicht hören möchte. ELECTRONIC SOUND ist daher eher ein Zeitdokument als ein Album, welches man zur Berieselung während einer warmen Tasse Tee anspielen würde.
Musikalisch sind die Arrangements hier sehr spärlich ausgefallen, wenn man da überhaupt von Arrangements reden kann. Das bedeutet natürlich, dass es sehr wenig zum Verteilen im Raum gab, um daraus einen Dolby Atmos Mix zu kreieren. Es ist aber dennoch interessant anzuhören! Wieder hat Paul Hicks links und rechts vom Hörer dichte hohe Soundwände erstellt. Die Rears und Deckenlautsprecher haben immer was zu tun. Gelegentlich wandern auch Sounds durch den Raum, schweben von links nach rechts oder von vorne nach hinten.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 90 %
Anspieltipp:
Dream Scene (WONDERWALL MUSIC)
Fazit:
Insgesamt kann man sagen, dass sowohl WONDERWALL MUSIC als auch ELECTRONIC SOUND keine Alben sind, die man öfter auflegen wird. Nichtsdestotrotz finde ich, dass beide gerade in Dolby Atmos stark hinzugewinnen und man sie vermutlich gerade wegen des dichten, umschließenden Sounds öfter hören wird, als wenn man die eher flache Stereoversion von Platte oder CD abspielt. Es ist schon irgendwie ein klangliches Erlebnis.
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von WONDERWALL MUSIC und ELECTRONIC SOUND gibt es nur bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal zu hören.
Stand: 12.07.2023
Links:
Webseite von George Harrison
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