Billie Eilish – Hit Me Hard And Soft
Erscheinungsjahr 2024 | STREAMING | Art Pop
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Die erst 22 Jahre junge Billie Eilish hat mit HIT ME HARD AND SOFT im Mai ihr bereits drittes Studioalbum veröffentlicht. Das Album hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Finneas O’Connell wieder nahezu im Alleingang geschrieben und produziert.
HIT ME HARD AND SOFT wurde von Kritikern hoch gelobt und erreichte in über 20 Ländern die Spitzenposition. Spätestens jetzt dürften viele, die mit aktueller Musik wenig am Hut haben – und dazu zähle ich mich selber auch – bemerken, dass die junge Dame ein ziemliches Phänomen ist. Wer hat sonst in so jungen Jahren bereits 2 Oskars für den besten Titelsong eines Films in der Vitrine stehen?
Mein Interesse in dieser Künstlerin wuchs, als ich die Coverversion zu ihrem Song Bury A Friend auf dem aktuellen Album DANSE MACABRE von Duran Duran gehört habe. Ich war etwas erstaunt, dass die Band einen Song gecovert hat, welches sie meinem Vorurteilsvermögen nach bestimmt nur aus dem Kinderzimmer der eigenen Enkel kennen würde. Dennoch begann ich mich interessehalber etwas mit der Musik von Billie Eilish zu beschäftigen, deren gesamte Diskographie in Dolby Atmos gehört werden kann. So auch das neue Album HIT ME HARD AND SOFT.
Man erkennt doch recht schnell, dass sie sich vom normalen Pop der heutigen Zeit unterscheidet. Da ist nichts auf Einheitsbrei getrimmt, Billie Eilish und ihr Bruder produzieren doch recht eigenwillige Musik. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich in ihr eine Art moderne Kate Bush sehe. Nicht im musikalischen Stil, sondern in der Art und Weise wie sie mit jungen Jahren einfach ihr Ding durchzieht.
So ist das neue Album HIT ME HARD AND SOFT alles andere als eine Ansammlung belangloser Popliedchen, die ins eine Ohr rein gehen und zum anderen Ohr wieder raus. Zwischen ruhigen Balladen, auf denen sie fast nur mit akustischer Gitarre begleitet wird, folgen elektronische Exzesse und tanzbare Nummern und immer wieder auch mutige abrupte Stilwechsel innerhalb eines Liedes, sodass man nie wirklich weiß, was einen im Laufe des Albums erwartet. Und dennoch ist das Werk in sich geschlossen und bildet eine Einheit. Gerade die zweite Hälfte von HIT ME HARD AND SOFT strotzt nur so von verschiedenen Ideen und ist fast schon wie eine kleine Suite aufgebaut. Der Beweis, dass man nicht nur im Prog nach ungewöhnlichen Songstrukturen suchen kann.
Screenshot Apple Music App
Tracklist:
1 Skinny – 3:39
2 Lunch – 2:59
3 Chihiro – 5:03
4 Birds of a Feather – 3:30
5 Wildflower – 4:21
6 The Greatest – 4:53
7 L’amour De Ma Vie – 5:33
8 The Diner – 3:06
9 Bittersuite – 4:58
10 Blue – 5:43
Gesamtdauer: 43:55
Von Billie Eilish gibt es wie erwähnt so gut wie alles in Dolby Atmos. Ihr erstes Album (mit dem Song Bury A Friend) habe ich bereits in Atmos angespielt, was sehr räumlich abgemischt ist. Ihr aktuelles Album HIT ME HARD AND SOFT ist dagegen etwas zurückhaltender in der räumlichen Verteilung, was vermutlich am etwas geänderten Musikstil liegt.
Während frühere Veröffentlichungen stärker auf Elektronik setzten und reichlich Soundeffekte enthielten, die sich wirkungsvoll im Raum verteilen ließen, sind einige Stücke auf diesem Album zurückhaltender arrangiert. So gibt es die erwähnten Stücke mit akustischer Gitarre. Auch bei diesen Songs gibt es produktionstechnische Effekte, die jedoch dezenter ausfallen. Der Sound spielt sich daher meist vorne und seitlich in mehreren vertikalen Ebenen ab.
Der Gesang auf dem gesamten Album ist reich mit Effekten versehen und hier liegt der Schwerpunkt des Dolby Atmos Mixes. Billie Eilish singt viele Gesangsspuren ein, die im Raum verteilt werden, oft auch oben. Manche dieser Spuren sind sehr dezent angelegt, sodass man genau hinhören muss, um sie wahrzunehmen.
Generell gibt es auch auf diesem Album viele Sounds und Soundeffekte zu entdecken, die jedoch etwas subtiler im Mix platziert sind. Das macht es spannend, das Album immer wieder zu hören und neue Details zu entdecken. Highlights im Mix sind die Lieder, die wieder elektronischer klingen und bei denen im Raum deutlich mehr passiert. Das dritte Stück Chihiro ist so ein Highlight, bei dem ein Synthesizer-Leadsound zunehmend den Song übernimmt und den Gesang fast aus dem Raum drängt. Auch die Songs L‘amour de Ma Vie, Bittersuite und Blue klingen im Atmos Mix sehr gut, weil diese Stücke zahlreiche Wechsel haben und insgesamt viel im Raum passiert. Es ist beeindruckend, wie innerhalb von vier Minuten diverse Stilwechsel vorgenommen werden, die die Musik in unterschiedliche Richtungen bringt.
Im Mix wird zudem viel mit Hall gearbeitet. Im Gesang klingt das durchweg sehr schön, etwa wenn der Hall effektvoll von hinten nach vorne oder von unten nach oben schwebt. Manchmal wird der Halleinsatz, vor allem bei den elektronischen Sounds, etwas übertrieben, sodass der Klang etwas unpräzise wird.
Anspieltipp:
Chihiro, Bittersuite
Fazit:
Ein gelungender Mix in Dolby Atmos.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 87 %
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von HIT ME HARD AND SOFT gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music und wahrscheinlich auch bei Amazon und Tidal zu hören (es sei denn, diese wählten stattdessen 360 Reality Audio als immersives Audioformat).
Stand: 29.06.2024