Barclay James Harvest – Once Again
Erscheinungsjahr 1971 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
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Von Barclay James Harvest wurden in den letzten Jahren diverse Studioalben von Esoteric Recordings in Surroundsound wiederveröffentlicht. Ganz neu kam im Januar das Album ONCE AGAIN heraus, welches ursprünglich im Februar 1971 herausgebracht wurde. Es ist das zweite Studioalbum der Band.
Dem Namen nach zu urteilen könnte man meinen, dass es sich bei Barclay James Harvest um eine US-Amerikanische Band handelt. Aber das stimmt nicht. Sie kommen aus England und werden dem Progressive Rock zugeordnet. Bei der Namenssuche hatte man die wohlklingenden längeren Bandnamen amerikanischer Bands im Hinterkopf und wollte keinen typisch englischen kurzen Namen haben, wie The Who oder The Beatles.
Bei Kritikern wurde Barclay James Harvest gerne mal als Moody Blues für Arme bezeichnet. Diese waren damals sehr bekannt und die Musik von BJH erinnerte stark an die symphonische Musik der Moodys, da vor allem auf den früheren Platten immer ein ganzes Orchester mit von der Partie war. Die ersten Alben liefen noch unterm Radar, ein messbarer Charterfolg stellte sich erst ab Mitte der 70er-Jahre ein.
Esoteric Recordings veröffentlichte ONCE AGAIN in einem Boxset, bestehend aus neuem Stereomix, altem Stereomix, Quadmix in Stereo und einer Blu-ray, worauf sich sowohl ein neuer Surroundmix, als auch ein alter Quadrofonie-Mix befinden. Für die neue Abmischung hat man Stephen W. Tayler verpflichten können.
Tracklist:
1 She Said – 10:01
2 Happy Old World – 4:40
3 Song for Dying – 6:50
4 Galadriel – 3:14
5 Mocking Bird – 6:39
6 Vanessa Simmons – 3:45
7 Ball And Chain – 4:49
8 Lady Loves – 4:07
Gesamtdauer: 44:30
Lange wilde Solodarbietungen, krumme Takte und Tempowechsel, also die gängigen Zutaten für Progressive Rock, wird man auf ONCE AGAIN nur wenig finden. Es klingt viel nach Folk und Folk Rock. Erinnerungen werden wach an Crosby, Stills & Nash. Wenn da nicht die Einsätze des Orchesters wären, die einige Stücke dann doch in eine etwas andere Richtung treiben.
Das Album hat einen recht ruhigen Charakter, rockige, schnellere Passagen mit E-Gitarre gibt es nur wenige. Dennoch gefällt mir das Album recht gut, was an vielen schönen Melodien liegt. Ein wenig kritisch sehe ich die Orchester-Arrangements. Die sind mir an einigen Stellen etwas zu lebhaft ausgefallen und es hat manchmal den Eindruck, als wolle das Orchester die Band von der Platte spielen. Die Band ist in ihren Arrangements eher dezent unterwegs und beim Orchester gibt es dagegen viele gegensätzliche Melodien, die die Aufmerksamkeit von den Rockmusikern nehmen. Andererseits ist dies aber auch ein interessanter Kontrast.
Kennengelernt habe ich ONCE AGAIN erst mit dieser Veröffentlichung und das könnte ein Vorteil sein. Stephen W. Tayler hat im neuen Mix hier und da ein paar Änderungen vorgenommen. Es gibt zwei Stücke, die etwas länger sind. Vermutlich hatte man vor 52 Jahren die Schere gezückt, damit alles auf Vinyl passt. Das erste Stück She Said erhielt ein instrumental, atmosphärisches Intro und ist dadurch gut zwei Minuten länger. Auch Song for Dying wurde etwas länger, sodass das Album nun eine Länge von über 44 Minuten hat.
Eine kleine Notiz am Rande: Alan Parsons, der im Aufnahmestudio die Bänder bedient hat, spielt auf Lady Loves Maultrommel.
Wertung: 81 %
Besetzung:
John Lees – vocals, guitars, recorder
Les Holroyd – vocals, bass, guitars, keyboards
Stuart Wolstenholme – vocals, mellotron, keyboards
Mel Pritchard – drums, percussion
The Barclay James Harvest Symphony Orchestra
Orchestra Leader: Gavyn Wright
Conductor and Musical Director: Robert John Godfrey
Alan Parsons – jaw harp
Vom Gesamtsound macht ONCE AGAIN nicht die allerbeste Figur. Da gibt es zahlreiche Alben aus der Zeit, die deutlich besser klingen. Ob es an den generellen Aufnahmen von damals liegt oder ob die Masterbänder während der Lagerung gelitten haben, kann ich nicht sagen, da ich den Originalmix nicht näher betrachtet habe. Jedenfalls klingt der Surroundmix stellenweise etwas unsauber.
Es braucht zudem etwas, bis sich der Surroundmix entfaltet. Richtiges Surroundgefühl stellt sich eigentlich erst beim vierten Song Galadriel ein. In den Stücken davor gibt es auch schon Orgel und Mellotron hinten zu hören, aber es fällt noch nicht so sehr ins Gewicht. Bei Galadriel ist es das erste Mal, dass das Orchester einsetzt, welches überall im Raum diskret platziert wurde. Vielleicht steigert die sparsame Mischung in den ersten drei Stücken die Dramatik und den Eindruck, dass es jetzt richtig losgeht im Surroundmix.
Von da an können auch die restlichen Songs bei der Verteilung der Instrumente im Raum überzeugen. Bei Mocking Bird ist hinten auch eine Akustikgitarre zuhören sowie wieder das Orchester. Vanessa Simmons scheint gar der diskreteste Song der Platte zu sein. Neben Gitarren und Hintergrundgesang hat Tayler hier auch eine Bassdrum hinten links eingefügt, was sehr ungewöhnlich ist, aber durchaus seinen Reiz hat.
Neben dem Album gibt es auch zwei Bonustracks in Surroundsound. Das wäre das rockige Too Much On Your Plate, welches nicht so sehr zur Stimmung des regulären Albums passt, ihm aber meiner Meinung nach doch gutgetan hätte. Außerdem gibt es noch mit White Sails (A Seascape) eine instrumentale Suite, die fast nur vom Orchester vorgetragen wird.
Neben dem neuen Mix ist auch der Quadmix von 1973 auf der Blu-ray enthalten, den ich aber noch nicht näher unter die Lupe genommen habe.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Wie so viele andere Alben auf Blu-rays und DVDs spielt auch ONCE AGAIN zunächst in Stereo. Über die Audiotaste kann man auf DTS oder LPCM 5.1 umschalten. Über das Menü ist dies etwas mühseliger:
DTS HD MASTER: DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > ENTER > UP > UP > ENTER
Um den Quad-mix aufzurufen navigiert man am besten dadurch, dass man dreimal die Oben-Taste drückt und anschließend auf Enter. Auf Surround umstellen muss man hier nicht.
QUAD-MIX: UP > UP > UP > ENTER
Abwertung: – 3 %
Das Album liegt auf drei CDs in dreifacher Ausführung vor: Alter Stereomix, neuer Stereomix und ein Stereodownmix des Quadmixes (wer’s braucht). Dazu gibt es noch zehn Bonustracks (unter anderem John Peel BBC Sessions), die aber quer über diese drei CDs verteilt wurden, was mir etwas unordentlich vorkommt. Wie bereits erwähnt gibt es zwei Bonustracks in Surround und den Quadmix von 1973 auf der Blu-ray. Außerdem enthalten ein recht dickes Booklet (65 Seiten) und ein Miniposter.
Aufwertung: + 1,5 %
Anspieltipp:
Mocking Bird, Vanessa Simmons
An den etwas schwachen Sound gewöhnt man sich recht schnell, sodass der 5.1-Mix spätestens ab dem vierten Stück Freude macht.
Pros / Cons:
+ weitestgehend diskreter Surroundmix
+ High Resolution (+1 %)
+ Bonuscontent (+1,5 %)
– Vom Sound keine Sternstunde der Aufnahmetechnik der frühen 70er-Jahre
– Man muss zu Beginn die Audiotaste betätigen oder sich durchs Menü quälen (-3 %)
GESAMTWERTUNG: 86 %
Erläuterungen zur Bewertung
Blu-ray: Die Box ist frisch auf dem Markt und sollte ohne Probleme zu bekommen sein. Aktuell für ca. 36 Euro.
Stand: 28.04.2023
Links:
Webseite von Barclay James Harvest
Nach dem Lesen deines Beitrags habe ich mal wieder die „Once Again“-Ausgabe von 2011 gehört (40th Anniversary Edition: CD + DVD). Für den Surroundmix auf der DVD wurde der ursprüngliche Quad-Mix von Peter Mew auf 5.1 adaptiert (also Ausgabe auf allen 5 Lautsprechern plus Subwoofer). Daher folgende Frage: Ist auf der Blu Ray der originale Quad-Mix enthalten oder der auf 5.1 adaptierte Mix?
Der Quadmix kommt als 5.1 Signal daher, allerdings ist der Center stumm. Daher denke ich, dass es der unbearbeitete Mix sein müsste. Aus dem Booklet geht das leider nicht hervor, ob irgendwas daran gemacht wurde.