XTC – The Big Express
Erscheinungsjahr 1984 | Blu-ray Disc | Progressive Pop
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Es ist schon etwas her, dass von der britischen Band XTC etwas in der Souround Sound Series veröffentlicht wurde, also den Reissues, die die Alben der Band in neuen von Steven Wilson erstellten Mixen präsentieren. Das war zuletzt ziemlich genau vor vier Jahren der Fall, als die beiden Alben der Dukes Of Stratosphear als PSURROUNDABOUT RIDE veröffentlicht wurden. Das war ein damaliges Nebenprojekt der Band, mit dem sie ihrer Liebe nach psychedelischen Songs der 60er-Jahre Tribut zollen wollten.
Die Idee zu diesem Nebenprojekt dürfte XTC vermutlich bei den Aufnahmen zum Vorgängeralbum THE BIG EXPRESS gekommen sein, welches 1984 veröffentlicht wurde und bereits erste „psychedelische Anzeichen“ besitzt. Das siebte Studioalbum gilt als autobiografisches Konzeptalbum, denn viele Songs wurden von ihrer Heimatstadt Swindon inspiriert, einer Industriestadt im Westen Englands. Swindon ist eine Eisenbahnstadt, hier wurde im 19. Jahrhundert eine große Eisenbahnindustrie aufgebaut, die das Land mit der neuen Transportmöglichkeit vernetzte. Von daher ist es wenig überraschend, dass dieses XTC Album ausgerechnet THE BIG EXPRESS heißt.
Den Surroundmix hat einmal mehr Steven Wilson erstellt. Nicht nur das, es ist zum ersten mal in der Geschichte von XTC ein Dolby-Atmos-Mix geworden, der somit prinzipiell auch im Streaming gehört werden könnte. Dort ist es allerdings anscheinend noch nicht zu hören. Aber es gibt dieses Album zum Glück auch wieder als CD mit Blu-ray zu kaufen.
Tracklist:
1 Wake Up – 4:40
2 All You Pretty Girls – 3:40
3 Shake You Donkey Up – 4:19
4 Seagulls Screaming Kiss Her Kiss Her – 3:50
5 This World Over – 5:37
6 The Everyday Story of Smalltown – 3:53
7 I Bought Myself a Liarbird – 2:49
8 Reign of Blows – 3:27
9 You’re the Wish You Are I Had – 3:17
10 I Remember the Sun – 3:10
11 Train Running Low on Soul Coal- 5:19
12 Red Brick Dream – 2:01
13 Washaway – 3:01
14 Blue Overall – 4:26
Gesamtdauer: 53:41
Der Titel THE BIG EXPRESS hat noch eine zweite Bedeutung und kann sich auch auf die künstlerische Expression beziehen. Und genau dies wird auf dem Album deutlich. XTC arbeiteten hier weitaus mehr mit ungewöhnlichen Sounds. Diverse Synthesizer wurden hinzugezogen, das Mellotron, was in den 80er-Jahren von kaum jemandem mehr eingesetzt wurde, wurde Bestandteil des mehr und mehr psychedelischen Sounds. Außerdem experimentierte XTC mit Drum-Programming, sodass auf einigen Stücken eine Linn Drum zu hören war, was ihnen aber auch einiges an Kritik einbrachte.
Um es kurz zu machen: Die Melodien und Arrangements erschließen sich nicht sofort. Man braucht einige Anläufe, um sich eine Meinung über das Album zu machen. Ich muss zugeben, dass es bei mir noch nicht gezündet hat. Wie eigentlich immer bei XTC finde ich die ersten Stücke richtig gut, aber irgendwann ab der Mitte habe ich bisher immer mit der Aufmerksamkeit zu kämpfen. Neben den regulären Songs gibt es zudem noch drei Bonus-Stücke, die meiner Meinung nach deutlich abfallen und die eigentlich noch einigermaßen wohlwollende Wertung noch etwas nach unten korrigieren.
Was man aber dem Album lassen muss, es befinden sich teilweise wahnwitzige Arrangements darauf, sodass es eigentlich ziemlich spannend ist, dem Ganzen zu lauschen. Vielleicht ist man einfach nach 20 Minuten völlig überfordert mit dem Gehörten, sodass das Gehirn die weiße Fahne schwenkt.
Wertung: 73 %
Besetzung:
Andy Partridge – vocals, guitar, Linn Drum, harmonica
Colin Moulding – vocals, bass guitar
Dave Gregory – guitar, Yamaha CP-80 electric grand piano, Mellotron, Prophet-5 and Roland JX-3P synthesizers, E-mu Emulator
Peter Phipps – drums
Stuart Gordon – violin, viola
Annie Huchrak – female choir voice on Wake Up
Steve Saunders – euphonium on Seagulls Screaming Kiss Her, Kiss Her
Diese wahnwitzigen Arrangements spielen natürlich dem Dolby-Atmos-Mix und dem 5.1-Mix völlig in die Karten. Einmal mehr konnte sich Steven Wilson hier so richtig austoben. Der ganze Raum wird hier zur Tonbühne. Im Atmos-Mix wurden zahlreiche echte und synthetische Percussions und auch Teile des Schlagzeugs in die Höhe gelegt, sodass hier die Deckenlautsprecher ordentlich zu tun haben. Auch weitere Gesangsstimmen erklingen immer wieder oben und nicht nur hinten, wie das bei einem guten 5.1-Mix der Fall wäre. Schräge Keyboardsounds und ungewöhnliche Gitarrenriffs machen sich zumeist in der normalen Hörebene breit und zwar vorne, gelegentlich auch hinten und seitlich. Hin und wieder werden diese aber auch von Wilson weiter oben gesetzt.
Eigentlich ist das ein typischer Mix, der nichts anderes als die volle Punktzahl verdient gehabt hätte, denn auch vom Gesamtsound macht das Album eine außerordentlich gute Figur. Im späteren Verlauf des Albums und vor allem bei den Bonussongs finde ich die Verteilung der Instrumente im Raum jedoch insgesamt etwas konservativer. Eine Erklärung hierfür lieferte mir der 5.1-Mix. Denn hier fiel mir auf, dass es weniger die Gitarren und Keyboards sind, die Steven Wilson in die hinteren Kanäle gesetzt hat, sondern zum großen Teil die rhythmischen Elemente der Arrangements. Viele Synthie- und Gitarrenspuren sind dagegen eher in der vorderen Raumhälfte zu hören. Mein persönliches Musikempfinden ist nun so, dass ich bei Musik zunächst auf Melodien achte und erst dann auf den Rhythmus. Daher finde ich es letztendlich erklärbar, dass mir der Mix hier und da etwas weniger räumlich vorkommt, vor allem im 5.1 Mix. In der Dolby-Atmos-Abmischung, bei der die perkussiven Elemente eher von oben zu kommen scheinen, sind diese weitaus auffälliger. Auch wenn ich mittlerweile einiges an Atmos-Mixen gehört habe, ist Musik, die von oben kommt, immer noch ein Erlebnis, bei dem man immer noch etwas genauer hinhört.
Insgesamt ziehe ich bei diesem Album also den Atmos-Mix gegenüber dem herkömmlichen 5.1-Mix vor. Letzterer klingt zwar daraus wie ein typisches Wilson-Spektakel, aber es hätte hier und da durchaus noch etwas räumlicher ausfallen können. Letztendlich ein Meckern auf sehr hohem Niveau.
Wertung: 96 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Gab es bei den XTC-Reissues früher immer mal etwas Probleme beim Menü, startet hier das Album direkt in Dolby Atmos, wenn man die Enter-Taste drückt.
Auf der Blu-ray gibt es noch weiteres zahlreiches Material: Instrumental-Mixe, Outakes, Demo und den Original Stereo-Mix.
Aufwertung: + 1,5%
Anspieltipp:
Wake Up, Seagulls Screaming Kiss Her Kiss Her
Ein Album, welches unbedingt öfter gehört werden muss, um sich Schlüsse darüber ziehen zu müssen. Am besten in Dolby Atmos.
Pros / Cons:
+ Sehr guter Mix in Dolby Atmos
+ High Resolution (+1 %)
+ Bonusmaterial auf der Blu-ray (+1,5 %)
GESAMTWERTUNG: 92%
Erläuterungen zur Bewertung
CD / Blu-ray: Diese Ausgabe gibt es für ca 25 Euro.
Stand: 03.11.2023
Links:
Offizielle Webseite von XTC