Miles Davis – Bitches Brew
Erscheinungsjahr 1970 | SACD | Jazz
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Im Jahr 1970 veröffentlichte Miles Davis sein Doppelalbum BITCHES BREW. Im Jazz gilt dieses Album als Meilenstein und als Wegbereiter des Fusion Jazz und des Jazz Rock. Es ist aber nicht das erste Album, welches Jazz und Rock miteinander verknüpfte. Bereits im Jahr zuvor veröffentlichte Davis mit IN A SILENT WAY ein Fusion-Album. In den späten 60er-Jahren merkte der Jazztrompeter, dass Rock mächtiger wurde und Jazz immer mehr in die Nische gedrängt wurde, in der er heute noch zu finden ist. Ebenfalls im Jahr 1969 veröffentlichte Tony Williams ein Fusion-Album und auch Frank Zappa experimentierte im selben Jahr auf HOT RATS mit Jazz und Rock.
BITCHES BREW wurde überaus erfolgreich und vervielfachte auf einen Schlag die Verkäufe von Miles Davis im Vergleich zu seinen zuvor veröffentlichten Alben. Im Jahr darauf erhielt er dafür einen Grammy und das Album erschien dann auch in einer Quadrophonie-Fassung.
2018 wurde dieser Quad-Mix schließlich auf SACD wiederveröffentlicht. Allerdings nur in Japan. Die Doppel-SACD gibt es als Import auch hierzulande zu kaufen, die Kosten sind aber exorbitant hoch. Es kostet um die 90 bis 100 Euro. Viel zu viel! Wenn da nicht meine Nichte wäre, die in diesem Jahr nach Japan flog. Ich bat sie, danach Ausschau zu halten. In Tokio gibt es mit Tower Records ein riesiges Plattengeschäft. Man muss nach der SACD separat fragen, denn in den Regalen findet man sie nicht. Aber es lohnt! BITCHES BREW kostet dort 5500 Yen, was umgerechnet um die 35 Euro ist. Übrigens gibt es auch IN A SILENT WAY als SACD in Quad. Dieses war aber leider nicht vorrätig.
Tracklist:
1 Pharaoh’s Dance – 19:58
2 Bitches Brew – 27:00
3 Spanish Key – 17:27
4 John McLaughlin – 4:24
5 Miles Runs The Voodoo Down – 14:02
6 Sanctuary – 10:54
Gesamtdauer: 94:11
Miles Davis führte seine Musiker im Studio wie ein Dirigent an. Statt dass großer Wert auf Solodarbietungen genommen wurde, wie das im Jazz bisher üblich war, sollten alle Instrumente wie ein Orchester fungieren und auf diese Weise einen Gesamtsound abliefern. Der Titel des Albums kommt daher nicht von ungefähr, denn das Ganze sollte wie ein Gebräu klingen.
Gelegentlich gab Davis einige Melodiepassagen vor, aber zum großen Teil ist BITCHES BREW eine kollektive Improvisation. Dementsprechend ist das Album melodisch abstrakt ausgefallen. Es ist die Rhythmik, die das Ganze zusammenhält. Der Beat ist durchgängig typisch Rock, sodass trotz fehlender Melodien durchaus eine gewisse Gleichförmigkeit heraushörbar wird, die das Ganze anhörbar macht.
Die Besetzung, die Miles Davis auf dem Album zur Verfügung steht, ist ebenso interessant. An der Gitarre ist John McLaughlin, Wayne Shorter spielt Saxophon, Joe Zawinul, Chick Corea und Larry Young spielen E-Piano. Die Tastenmänner sind dabei alle fast durchgängig zu hören. Auch beim Schlagzeug sind in der Regel zwei Schlagzeuger und mindestens ein Percussionist zu hören. Hier sind unter anderem Jack DeJohnette und Lenny White an Bord. Viele der Mitmusiker blieben dieser neuen Musikrichtung treu. Zawinul und Shorter gründeten Weather Report, McLaughlin das Mahavishnu Orchestra.
Es ist definitiv kein Album, welches man oft hören wird. Mit der Bewertung tue ich mich da etwas schwer. Einerseits gibt es unzählige Alben, die man lieber auflegt. Andererseits kann man BITCHES BREW den immensen Einfluss auf die Jazzwelt nicht absprechen. Es gibt nicht viele Alben, die ähnlich einflussreich waren.
Wertung: 80 %
Besetzung:
Miles Davis – trumpet
Wayne Shorter – soprano saxophone
Bennie Maupin – bass clarinet
Joe Zawinul – electric piano
Larry Young – electric piano
Chick Corea – electric piano
John McLaughlin – electric guitar
Dave Holland – bass, electric bass
Harvey Brooks – electric bass
Lenny White – drum set
Jack DeJohnette – drum set
Don Alias – congas, drum set
Juma Santos – shaker, congas
Die Instrumente sind im QUAD-Mix überall in Raum verteilt und das so, dass sie über das gesamte Album so gut wie nicht mehr ihren Platz ändern. Auf diese Weise hat man den Eindruck, dass man mittendrin in der Aufnahmesession ist bzw. einer Live-Performance lauscht. Hinten rechts kann man immer die Gitarre von John McLaughlin hören. Ebenfalls nimmt man dort das erste E-Piano war. In den Album-Credits werden die E-Pianos wie folgt angegeben:
Chick Corea: Electric Piano (right)
Larry Young: Electric Piano (center)
Joe Zawinul: Electric Piano (links)
Bei der Positionierung dürfte es sich hierbei um die Stereofassung handeln, denn die ist schließlich etwas früher veröffentlicht worden. Man kann aber davon ausgehen, dass man im späteren Quad-Mix nicht alles vertauscht hat (ich habe es nicht mit dem Stereo-Layer verglichen) und aus dem rechten Rear-Kanal dementsprechend ebenfalls Chick Corea zu hören ist. Aus dem linken hinteren Lautsprecher hört man Joe Zawinul. Larry Young wurde dagegen wohl in die Frontlautsprecher gelegt.
Außerdem hört man hinten links in den meisten Stücken das erste von zwei Schlagzeugen. Hier ist es Lenny White. Außerdem gibt es hier immer reichlich Percussions zu hören. Auch der E-Bass wurde hier positioniert. Man merkt also allein an der Dichtheit der Instrumente, die aus den Rear-Kanälen erklingen, dass man es hier mit einem sehr diskreten Mix zu tun hat. In den 70er-Jahren wurden alle Lautsprecher oftmals gleich behandelt.
Vorne gibt es dann zumeist die geblasenen Instrumente zu hören: Trompete, Saxophon und Bassklarinette. Der Kontrabass unterstützt hier zudem das zweite Schlagzeug, welches vorne rechts zu hören ist und von Jack DeJohnette gespielt wird. Es gibt also ein Schlagzeug vorne rechts und ein anderes hinten links. Mir persönlich ist das etwas zu sehr auseinandergezogen, ich bin eher Fan von Drumsets, die vor mir aufgebaut sind. Man gewöhnt sich aber recht schnell an diese etwas ungewöhnliche Verteilung.
Die Trompete von Miles Davis ist zumeist vorne zu hören. Aber sie ist auch sehr präsent und weiter in den Raum geschoben. Oft gibt es sie mit zusätzlichen Hall-, Echo- und Delayeffekten zu hören, die dann wiederum eher hinten ausklingen, was sehr interessant klingt. Es gibt aber auch Momente, wo die Trompete eher hinten oder seitlich zu hören ist. Man hat so das Gefühl, dass Miles Davis durch den Raum spaziert, um so stärker mit den Mitmusikern, die ja im Raum verteilt sind, interagieren zu können.
Kleine Abstriche muss ich bei dem kürzesten Stück machen, welches nach dem Gitarristen John McLaughlin benannt wurde und bei dem eben die Gitarre die tragende Rolle spielt. Leider wird das Gitarrensolo wild im Kreis durch das Zimmer geschickt und erklingt immer irgendwo anders im Raum. Mir ist das viel zu effekthascherisch.
Wertung: 96 %
Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 4.0
SACD DSD 2.0
CD Audio
Die SACD lässt sich (sofern man dieses in den Playerenstellungen eingestellt hat) automatisch mit dem Quad-Mix starten.
Die Verpackung ist toll! Etwa halbgroßes LP-Format mit großem Booklet, welches auch Nichtjapaner lesen können. Es gibt aber auch die entsprechende Übersetzung für einheimische Käufer und (vermutlich) alte japanische Broschüren, die Quadrophonie erklären. Die SACDs befinden sich in speziellen Hüllen, die beim Auspacken den Eindruck erwecken, es würde sich um Miniatur-LPs handeln und die beim Wiedereinpacken nerven.
Anspieltipp:
Miles Runs The Voodoo Down
Diese SACD ist jede Japan-Reise wert!
Pros / Cons:
+ sehr guter Quad-Mix
+ ein echtes Meilenstein-Album
+ High Resolution (+ 1%)
+ Album lässt sich ohne TV-Hilfsmittel starten
– Als Japan-Import teuer
GESAMTWERTUNG: 91 %
Erläuterungen zur Bewertung
SACD: Die SACD ist 2018 in Japan erschienen und dort relativ günstig für umgerechnet etwa 35 Euro zu bekommen. Auch als Import hierzulande erhältlich, allerdings dann meistens für um die 90-100 Euro
Stand: 15.11.2023
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