Genesis – Invisible Touch


Erscheinungsjahr 1986 | SACD + DVD | Pop

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Der Sommer 1986. Obwohl ganz Europa radioaktiv belastet war, weil im April ein Reaktor in der Sowjetunion explodierte, hat man den Sommer 1986 als Bilderbuchsommer in Erinnerung. Es war heiß, man trug bunte Kleidung, Deutschland wurde in Mexiko Vizeweltmeister und eine Band brachte nach 3 Jahren ein neues Album heraus, welches wie perfekt in diese Zeit passte.

INVISIBLE TOUCH wurde das bis dahin erfolgreichste Album von Genesis. Mit dem Titelsong landete man auf Platz 1 in den USA, auch die anderen Singleauskopplungen schafften es dort in die Top 5. Für die langjährigen Fans, die die Band seit Jahren begleitetet haben, war das Album ein Schock. Was sich bereits auf den letzten beiden Alben angedeutet hatte, wurde auf INVISIBLE TOUCH zur Perfektion. Genesis sind im Pop angekommen. Sie spielten ein Album ein, welches locker und leicht klingt und daneben auch unterschwellig ernste, besorgte Töne lieferte, genau so, wie die Grundstimmung damals im Sommer herrschte.

2007 ist INVISIBLE TOUCH in einem von Nick Davis und Tony Banks erstellten Surroundmix veröffentlicht worden. Dieser befindet sich auf einer SACD und Bonus-DVD. Neben der Einzelveröffentlichung erschien das Album auch in der roten Genesis Box, welche die Jahre 1983 -1998 abdeckt.

Genesis Invisible Touch SACD


Tracklist:

1 Invisible Touch – 3:26
2 Tonight, Tonight, Tonight – 8:50
3 Land of Confusion – 4:44
4 In Too Deep – 4:57
5 Anything She Does – 4:20
6 Domino (Pt. 1 – In the Glow of the Night, Pt. 2 – The Last Domino) – 10:41
7 Throwing It All Away – 3:48
8 The Brazilian – 4:49

Gesamtdauer: 46:11


Die Musik:

Ich lernte INVISIBLE TOUCH erst im März 1991 kennen, als ich mir die Platte von meiner Schwester borgte. Während ich mir damals mit 15 das Album das erste Mal anhörte, war ich davon völlig begeistert, dass ich es mir anschließend noch drei Mal anhören musste. Mir gefiel einfach alles von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Songs kamen mir aber alle völlig unbekannt vor, wogegen mir die Solohits von Phil Collins damals doch schon sehr vertraut waren. Anscheinend wurden diese weitaus häufiger im Radio gespielt als Stücke von Genesis. So hatte ich bei Genesis auch direkt den Eindruck, dass hier der Keyboarder der kreative Kopf sein müsse (bei den vielen Keyboard-Sounds!) und weniger Phil Collins. Wie dem auch sei, als ich im Sommer 1991 meine erste eigene Stereoanlage mit CD-Player bekam, war die erste CD, die ich mir gekauft habe, natürlich INVISIBLE TOUCH.

Ein halbes Jahr später brachte Genesis im selben Jahr ein neues Album heraus und ich lernte mit der Zeit den gesamten Katalog kennen. Heute sehe ich INVISIBLE TOUCH in einem ganz anderen Licht. Für mich ist es neben ihrem Debütalbum von 1969 das schwächste Werk der Band. Es klingt alles zu perfekt, zu glatt und zu sehr auf Zeitgeist getrimmt, dass es heute dann doch ziemlich altbacken klingt. Vor allem die E-Drums sind aus heutiger Sicht schwer zu ertragen.

Ich gehöre aber keineswegs zu der Fraktion, die Genesis den Wandel ihrer Musik vorwirft. Ich finde, das gehört zu einer Band dazu, dass sie sich weiterentwickelt und nicht stagniert. Das macht sie im eigentlichen Sinne erst progressiv. Mit den beiden langen Stücken und dem Instrumental The Brazilian ist ziemlich genau die Hälfte des Albums unverkennbar von einer Band, die noch zehn Jahre vorher entsprechenden Experimentiergeist hatte und als Progressive Rock Dinosaurier bekannt war. Nur hat sie ihrer Musik eine weitere Facette hinzugefügt, die der Pop-Musik.

Die meisten Stücke von INVISIBLE TOUCH hätten durchaus auch schon zehn Jahre früher geschrieben worden sein können, nur hätten sie dann eben noch anders geklungen. So finde ich, dass Tonight, Tonight, Tonight in der Songstruktur deutliche Parallelen zu Mad Man Moon von 1976 hat. Auch hier gibt es einen längeren Instrumentalteil, bei dem hier und da Figuren eingestreut werden, die an klassische Musik erinnern.

INVISIBLE TOUCH ist ein Album, welches ich mittlerweile eher selten höre. Dafür sind der Titelsong und Land of Confusion einfach zu sehr durchgenudelt. Die beiden Balladen, die auch noch Hits wurden, sind auch nichts, was man sich unbedingt öfter anhören müsste. Mir persönlich wäre es lieber, sie hätten stattdessen die B-Seiten Feeding the Fire und Do The Neurotic darauf getan. Aber dann wäre es vielleicht wieder zu progressiv.

Dennoch hat INVISIBLE TOUCH bei mir persönlich einen gewissen Stellenwert. Denn es hat mich zum Musikfan gemacht. Interessanterweise höre ich es vor allem im Sommer immer noch sehr gerne. Es bleibt ein Sommeralbum.

Wertung: 80 %


Besetzung:

Tony Banks – keyboards, bass synth
Phil Collins – drums, vocals
Mike Rutherford – basses, guitars


Der Surroundmix:

Bis auf das Erstlingswerk aus den späten 60er-Jahren, für das die Band keine Rechte besitzt, liegen alle Studioalben von Genesis auch in einer Abmischung in Surround Sound vor. Auffällig ist, dass die späteren kommerzielleren Alben weniger diskret abgemischt wurden, als die Alben aus den 70ern.

Dies gilt auch für INVISIBLE TOUCH. Hier liegt der Schwerpunkt viel mehr im Schaffen einer gewissen Atmosphäre mit Live-Charakter, obwohl die Band für die Aufnahmen niemals gleichzeitig musizierte. Stattdessen nahmen die Mitglieder ihre Parts weitestgehend nacheinander auf. Vielleicht war es der Wunsch von Keyboarder Tony Banks, der bei der Abmischung dabei war, dass das Album auch in Surround als Einheit klingt.

Vor allem das Titelstück klingt eher kompakt, als dass man inmitten der vielen Sounds baden könnte. Die Instrumente sind um den Hörer verteilt, ohne dass gezielt herausgehört werden könnte, welche Sounds sich da verbergen. Aus den Rears kommen auch Klänge, die aber eher das unterstützen, was auch aus den vorderen Lautsprechern kommt.

Anders ist das aber schon bei Tonight, Tonight, Tonight. Hier hat Nick Davis die komplette Rhythmik des Songs über alle Kanäle verteilt, was vor allem dem instrumentalen Mittelteil zu Gute kommt. Hier wird das Album dann maximal diskret, wenn auch die diversen Synthiesounds von Tony Banks aus allen Richtungen auf den Hörer einprasseln. Leichte Änderungen gibt es hier im Vergleich zum Originalmix. Entweder konnte man damals einiges nicht heraushören, oder aber man hat noch Keyboardparts hinzugefügt, die man 1986 in der Endabmischung verworfen hatte.

Es ist auffällig: Wenn die Surroundabmischung spektakulär wird, dann immer in den Songs, die die progressive Vergangenheit von Genesis heraufbeschwören. Dies ist bei dem acht Minuten langen Tonight, Tonight, Tonight so und erst recht im Instrumental The Brazilian und dem 11-Minuten-Epos Domino der Fall. Domino ist auch das Highlight im Mix. Zum einen hat im ersten Teil der Subwoofer bei sehr tiefen Einsätzen des Synth Bass Schwerstarbeit zu leisten, zum anderen enthält der zweite Teil eine Reihe an Sounds, die ihren Platz im Raum suchen. Hervorzuheben ist hier vor allem die Staccato-artige Gitarre Rutherfords, die in den ruhigeren Parts hinten links und rechts ordentlich für Atmosphäre sorgt.

Die restlichen (kürzeren) Songs, die fast allesamt als Single ausgekoppelt wurden, klingen in Surround etwas weniger spektakulär. Oftmals sind es die Keyboards, die man im hinteren Bereich hören kann. Bei In Too Deep wird z.B. deutlich, dass Tony Banks mehr als eine Fläche über den Song gelegt hat. Gelegentlich verirren sich auch einige Gitarrenparts von Mike Rutherford in die hinteren Kanäle, prominentestes Beispiel dürfte das einprägsame Gitarrenriff von Land of Confusion sein.

Leichte Änderungen gegenüber dem Originalmix gibt es im Stück Anything she Does. Dieses ist nun knapp 15 Sekunden länger als in der ursprünglichen Version, obwohl es damals wie heute ein ausgespieltes Ende hat und kein Fade-out. Was man also gut 20 Jahre lang kannte, war ein Edit, der dem Song ein paar Sekunden gegen Ende raubte und nicht auffiel.

Wertung: 91 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS 5.1  (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1

Album starten:

Die SACD lässt sich (sofern man ein SACD kompatibles Gerät hat und dieses so eingestellt hat) automatisch mit dem 5.1 Mix starten. Wer keinen SACD Player sein eigen nennt, kann den Surround-Mix auch von der DVD hören, der da in Dolly Digital und DTS 96/24 vorliegt. Großer Pluspunkt: Das Menü ist so konzipiert, dass man lediglich zweimal Enter drücken muss, um das Album in DTS hören zu können.

 


Bonusmaterial:

Das Bonusmaterial ist reichlich! Auf der DVD befindet sich neben dem Surroundmix noch ein Interview mit den Bandmitgliedern zur Entstehung des Albums (19 Min). Außerdem gibt es noch fünf Musikvideos, allerdings fehlt das Video zu Throwing it All Away. Weiterhin gibt es eine Tour Doku (17 Min), ein Behind the Scenes Video zum Videodreh zu Land Of Confusion (9 Min), eine TV-Doku aus der Zeit (25 Min) und das Tour Programm als Bildershow.

Aufwertung: +2 %


Anspieltipp:

Domino


Fazit:

Bei vielen Fans nicht gemocht, obwohl INVISIBLE TOUCH viele zum Fan gemacht haben dürfte. Nicht der beste Surround Mix von Genesis, aber immer noch sehr gut.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Album lässt sich blind starten
+ Bonusmaterial auf der DVD (+ 2%)

 

 

GESAMTWERTUNG: 91 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD / DVD: Der 2007 erschienene 5.1 Mix ist out of Print und nur noch für Preise jenseits von ca. 200 Euro (gebraucht!) zu bekommen. Die rote Box mit allen Alben von 1983-1998 kostet gar 500 € und mehr (statt der damaligen 100 €).

Stand: 21.07.2021

 


Links:

It – Genesis Fanclub

 

One Reply to “Genesis – Invisible Touch”

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