Djabe – The Magic Stag
Erscheinungsjahr 2020 | DVD | Jazz
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Es vergeht kaum ein Jahr, in dem kein neues Album der ungarischen Jazz-Combo Djabe veröffentlicht wird. Im letzten Jahr erneuerten sie ihre Kollaboration mit dem ehemaligen Genesis-Gitarristen Steve Hackett mit einem neuen Werk ihrer „Sardinien-Jam-Sessions“. Dieses Jahr ist es dagegen wieder ein eigenständiges Djabe Studioalbum, bei dem wieder Steve Hackett, wie auch ein paar andere Musiker, als Gäste mitwirken.
THE MAGIC STAG heißt das neue Album von Djabe. Der Titel ist inspiriert von der Legende um den sagenumwobenen Wunderhirsch, der die beiden Burschen Hunor und Magor in ein Gebiet geführt hat, welches sie dann besiedelt und so das Volk der Hunnen und Magyaren gegründet haben.
Der Titelsong zu dieser Sage und die restlichen Lieder sind angelehnt an Kunstwerke des Vaters von Djabe-Gründungsmitglied Attila Egerhazi, der ein bekannter Maler in Ungarn war. Schon einmal dienten dessen Bilder als Inspirationsquelle für ein Album der Jazz-Formation.
Wie üblich erscheint auch THE MAGIC STAG in einem Mix in Surround Sound, den Bassist Tamas Barabas erstellt hat. Dieser befindet sich auf einer DVD, die der regulären Veröffentlichung auf CD beiliegt.
Tracklist:
1 The Beginnings of Legends – 1:54
2 The Magic Stag – 7:10
3 Power of Wings – 6:54
4 Down by the Lakeside – 5:02
5 Far Away – 7:30
6 Unseen Sense – 7:32
7 Soaring Hills – 5:20
8 Two Little Snowflakes – 7:36
9 A True Hope – 5:46
10 Rising Horizon – 7:44
11 Uncertain Time – 9:04
Gesamtdauer: 71:25
Neu im Klangkosmos von Djabe ist, dass es zwei richtige Songs gibt. Hier tritt Schlagzeuger Peter Kaszas vors Gesangmikrofon und erledigt dies mit Bravour. Einer dieser Songs ist das Titelstück, dessen Text Steve Hackett mit seiner Frau Jo verfasst hat und von oben erwähnter Sage handelt. In diesem Stück gibt es zudem einen Zwischenteil, in dem Hackett mit seiner bekannten runter gepitchten Stimme als Erzähler fungiert. Das andere Gesangsstück ist das vierte Stück Down by The Lake Side.
Im Gegensatz zu den Jams, die die Band auf Sardienen produziert hat, werden die Stücke auf dem neuen Album mit deutlich mehr Klangfarben verziert. Hier kommt wieder einmal zum Tragen, dass die Weltmusik bei Djabe eine große Rolle spielt. Dies macht sich bereits auf dem ersten kurzen Stück The Beginning Of Legends bemerkbar, in dem verschiedene Instrumente erklingen, die in der westlichen populären Musik eher unbekannt sind. Daher auch die Vielzahl verschiedener Gäste auf dem Album, denn auch wenn die Mitglieder selber immer wieder mal zu Instrumenten greifen, die ich zunächst ergoogeln musste, um mir ein Bild von ihrer möglichen Klangfarbe zu machen, brauchten einige der Darbietungen dann schon eine größere Expertise.
THE MAGIC STAG ist somit deutlich abwechslungsreicher als die beiden anderen Alben mit Steve Hackett, die ich bereits besprochen habe. Dadurch geht einerseits der Flow verloren, den ich vor allem auf dem ersten Sardinien-Album Life Is a Journey noch gelobt habe. THE MAGIC STAG braucht auf jeden Fall mehr Durchläufe, um zu zünden. Dann tut es das aber definitiv! Steve Hackett spielt auf insgesamt 7 von 11 Stücken mit. Seine Beiträge gehen nicht über normale kurze Soli eines Gastmusikers hinaus und ich finde, dass es die gar nicht gebraucht hätte, um die Stücke auszuschmücken.
Wertung: 81 %
Besetzung:
Tamás Barabás – Bass, Guitar, Synth, Flute, Percusssion, Backing Vocals
Attila Égerházi – Guitars, Percussion, Sound Effects, Vocals
Áron Koós-Hutás – Trumpet, Fluegelhorn
Péter Kaszás – Drums, Percussion, Lead Vocals
János Nagy – Keyboards, Melodica, Seaboard
Steve Hackett – Guitar, Voice
Rob Townsend – Saxophone
Malik Mansurov – Tar
Ferenc Muck – Saxophone
Tibor Karvaly – Electric Violin
Laszlo Szabo – Electric Sitar, guitar
Sara Kovacs – Flute
Eva Kozma – Koboz
Bereits im ersten Stück zeigt sich, wohin die Reise geht. Man ist als Hörer umgeben von verschiedenen fremdartigen Sounds, seien es Saiteninstrumente, diverse Percussions oder wie hier eine Maultrommel, die hinterm Hörplatz vorbei schwebt.
Tamas Barabas hat wieder glänzende Arbeit abgeliefert. Nicht nur, dass die Platte sehr audiophil klingt (hätte das auf einem hochauflösenderen Datenträger, als einer normalen DVD mit DTS wirklich noch besser geklungen?), er versteht es auch, die Instrumente so im Raum zu verteilen, dass einem keine Nuancen entgehen.
Es findet eine schöne Staffelung der einzelnen Instrumente statt. Das heißt, es ist nicht alles nur vorne und/oder hinten zu hören. Statt dessen ist die Musik in mehreren Ebenen aufgebaut und verteilt, sodass es für mich mitunter schwierig wird zu definieren, ob ein bestimmter Sound nun mehr in den Rears zu hören ist oder doch mehr aus der Front kommt.
Die zahlreichen Solodarbietungen der Instrumente, seien sie von der Gitarre, den Keyboards, Trompete oder Bass, kommen fast ausschließlich aus der Front. Das dürfte daran liegen, dass Barabas so den Fokus auf diese Soli richten wollte, statt dass der Hörer sich vielleicht dann doch eines der anderen Instrumente im Drumherum zum intensiven Anhören herauspickt. Denn es passiert soviel in allen Ecken des Raumes, jedes Stück ist sehr reichhaltig arrangiert. Ich habe das Album mittlerweile mehrmals gehört und finde immer noch Sounds, die ich bisher nicht herausgehört habe.
Minimale Abzüge gibt es lediglich in den beiden Gesangstücken, bei denen ich den Gesang etwas zu präsent abgemischt finde. Er ist sozusagen in der Raummitte zu finden. Das ist Geschmackssache. Ansonsten haben wir hier einen perfekten Surroundmix vorliegen.
Wertung: 99 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 96/24 5.1
Dolby Digital 5.1
LPCM 96/24 Stereo
Das Album startet in Stereo, wenn man lediglich die Enter-Taste drückt. Über die Audiotaste an der Fernbedienung lässt es sich auf DTS umschalten. Die Einstellung des Tonformats vor dem Abspielen benötigt ein wenig Kenntnis der richtigen Tastenkombination:
RIGHT > ENTER > RIGHT > ENTER > ENTER
Abwertung: – 1,5 %
Neben dem Surroundmix gibt es auf der DVD noch insgesamt acht Videos von diversen Livekonzerten zu sehen, darunter ein Video welches Djabe während des Lockdowns im Frühjahr als Konferenzschaltung aufgezeichnet haben. Außerdem enthalten eine kleine Dokumentation über den Maler Imre Egerhazi. Insgesamt über eine Stunde Bonusmaterial.
Aufwertung: +2%
Anspieltipp:
Soaring Hills, Two Little Snowflakes
Tolles Album und ein nahezu perfekter Surroundmix.
Pros / Cons:
+ fantastischer Klang
+ fantastischer Surroundmix
+ reichhaltiges Bonusmaterial (+2%)
– kleine Stolperfalle beim Albumstart (-1,5%)
GESAMTWERTUNG: 94 %
Erläuterungen zur Bewertung
DVD: Die CD/DVD ist die normale Ausgabe (es gibt keine Einzel-CD-Version). Sie ist für unter 20 Euro zu haben.
Stand: 29.11.2020
Links:
Offizielle Webseite von Djabe
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