John Lennon – Imagine
Erscheinungsjahr 1971 | Blu-ray Disc | Rock
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Die Veröffentlichung des Beatles Deluxe Boxsets zum weißen Album (inklusive Surround Sound Mix, wird bald auf dieser Seite besprochen) stellte ein ähnlich zusammengestelltes Set, welches einige Wochen zuvor veröffentlicht wurde, ein wenig in den Schatten. Gemeint ist die Deluxe Ausgabe zum IMAGINE-Album von John Lennon.
IMAGINE erschien im Herbst 1971, als die Beatles bereits Geschichte waren. Natürlich ist auch John Lennons wohl bekanntester Song, der dem Album seinen Namen gab, darauf enthalten. IMAGINE ist bereits das zweite Soloalbum von John Lennon. Einige namhafte musikalische Gäste konnte Lennon in das Studio locken, allen voran seinen ehemaligen Bandkollegen George Harrison, der auf vielen Stücken die Gitarrenarbeit übernahm. Mit Klaus Voormann, der das Cover zum Beatles Album Revolver gestaltete, war ein weiterer beteiligter Zeitzeuge der Fab Four an Bord, der auf dem Album Bass spielte. Alan White, der wenig später zu Yes stieß, war für die Schlagzeugarbeit zuständig, ebenso Jim Keltner, der auf zahlreichen Platten als Session-Drummer zu hören ist.
Als IMAGINE 1971 erschien, erreichte es überall auf der Welt Platz 1. Nicht so in Deutschland, hier reichte es nur für Platz 10. Rockmusiker hatten es damals noch schwer gegen den deutschen Schlager und James Last anzukommen.
2018 erreichte IMAGINE wieder Platz 10 in diesem, unserem Lande, dieses Mal mit der Wiederveröffentlichung. Die quadratische Box, die kleiner als eine LP-Box ist, beinhaltet ein 120-seitiges Hardcover-Buch mit vielen Infos und Bildern zum Album. In einem Gatefold-Cover sind die Discs zu finden: 4 CDs mit dem Album und unzähligen weiteren Mixen, Singles und Outtakes, sowie zwei Blu-rays, die fast alles, was auf den CDs ist, auch in Surround enthalten (und hochauflösendem Stereo). Zusätzlich gibt es einen alten Quadrophonie-Mix. Was leider fehlt ist der Imagine Film, den John Lennon 1972 erstellen ließ und der den Ruf hat, das teuerste Homevideo aller Zeiten zu sein. Dieser Film ist separat als Blu-ray erschienen und soll auch den Surroundmix enthalten.
Tracklist:
1 Imagine – 3:01
2 Crippled Inside – 3:47
3 Jealous Guy – 4:14
4 It’s So Hard – 2:25
5 I Don’t Want to Be a Soldier – 6:05
6 Gimme Some Truth – 3:16
7 Oh My Love – 2:50
8 How Do You Sleep? – 5:36
9 How? – 3:43
10 Oh Yoko! – 4:20
Gesamtdauer: 39:29
Wie man seit den 90ern weiß, hat ein gewisser Forrest Gump John Lennon zum Text von Imagine inspiriert. Und angeblich haben die kritischen Textzeilen zur Religion im Song Lennons Mörder so sehr verletzt, sodass Jahre später das eine zum anderen führte. Einige der Stücke sind bereits zu Beatles Zeiten entstanden, wie Crippled Inside und Jealous Guy. Politische Protestsongs gibt es ebenso, wie auch eine Abrechnung mit John Lennons altem Weggefährten Paul McCartney.
Musikalisch bietet das Album ein Potpourri aus verschiedenen Stilen, die man auch schon auf den letzten Beatles Scheiben vorfinden konnte. Es finden sich Rock- und Poprocksongs auf dem Album, auch folkiges und bluesiges wird dargeboten. Am bekanntesten ist neben dem Titelsong die Ballade Jealous Guy. Die ebenfalls bekannten Stücke Power to the People und Happy Xmas, die vor bzw. nach dem Album als Singles erschienen sind, gibt es ebenfalls in der Box.
Wertung: 83 %
Besetzung:
John Lennon – vocals, piano, electric guitar, acoustic guitar, whistling, harmonica
George Harrison – dobro, slide guitar, electric guitar
Nicky Hopkins – tack piano, piano, electric piano
Klaus Voormann – bass guitar, double bass
Alan White – drums, vibraphone, Tibetan cymbals
Jim Keltner – drums
Jim Gordon – drums
King Curtis – saxophone
John Barham – harmonium, vibraphone
Joey Molland, Tom Evans – acoustic guitar
John Tout – piano
Ted Turner – acoustic guitar
Rod Linton – acoustic guitar
Andy Davis – acoustic guitar
Mike Pinder – tambourine
Steve Brendell – double bass, maracas
Phil Spector – harmony vocal
The Flux Fiddlers – strings
Man hat sich die Mühe gemacht, nahezu alle Mixe und Outtakes aus den Sessions in Surround Sound abzumischen. Zudem gibt es, wie bereits erwähnt, den Quadrophonie-Mix aus den 70ern, der damals erstellt wurde, obwohl Lennons Produzent Phil Spector am liebsten Mono hörte. Im Begleitbuch gibt es eine Doppelseite, auf der zu den wichtigsten Stücken Surround Sound Maps abgebildet sind. Das sind kleine Grafiken, die veranschaulichen, wo im Raum, welches Instrument gespielt wird und wer dieses Instrument spielt (tolle Idee!). Man sieht, man hat sich sehr viel Mühe gemacht und offensichtlich eine Deluxe-Box erstellt, die für Fans von Surround Sound Musik gemacht wurde. Leider hat man dabei ein wenig den Surroundmix von IMAGINE vergessen, denn dieser entpuppt sich größtenteils als mittelmäßig. Zumindest, was den „Hauptmix“ des Albums, den sogenannten Ultimate Mix angeht.
Im großen Ganzen kommt dieser nämlich ziemlich konservativ rüber. Das meiste passiert eher vor dem Hörer und hinten gibt es oft nur vereinzelt diskrete (im Sinne von getrennte) Hörerlebnisse. Anders gesagt, die hinteren Lautsprecher spielen sehr diskret (im Sinne von zurückhaltend). Auch die schön erstellten Surround Map Grafiken im Buch stimmen nur bedingt überein mit dem, was man auch zu hören bekommt.
Die ersten drei Songs, Imagine, Crippled Inside und Jealous Guy sind surroundtechnisch relativ ernüchternd. Das Titelstück hat seinen Schwerpunkt im vordersten Raumdrittel, lediglich ein wenig Klavier erklingt auch noch in den hinteren Kanälen. Bei Crippled Inside gibt es zumindest eine akustische Slidegitarre, die man hinten hören kann.
Aber es wird besser. Im vierten Stück, dem Blues-Song It‘s So Hard, sind plötzlich doch Gitarren im Raum verteilt, ein Klavier und ein Tamburine sind in den Hintergrund gemischt und auch die Streicher, die auf fast jedem Lied zu hören sind, wurden hier zum ersten Mal weiter zurück gesetzt.
Der Protestsong I Don‘t Wanna Be A Soldier erhält seine Räumlichkeit durch den vielen Hall, während auch hier die meisten Instrumente vor dem Hörer platziert sind.
Die letzten vier Stücke des Album sind schließlich so, wie man sich den Surroundmix gewünscht hat. Denn nun kommt etwas Leben in die Bude. Vor allem How Do You Sleep und Oh Yoko! können hier überzeugen. Es werden verschiedene Instrumente um den Hörer platziert und beim letzten Song, dem Loblied an die japanische Gemahlin, hat man sich sogar getraut Lennons verspieltes Solo auf der Mundharmonika durch den Raum wandern zu lassen. Geht doch!
Wie bereits erwähnt gibt es in dieser Box mehr Surround Mixe als nur beim eigentlichen Album. Die Non-Album-Tracks ähneln qualitativ der Albumabmischung. Hier sind vor allem Do the Oz (Yoko Ono kreischt im Kreis) und Happy Xmas hervorzuheben. Der Quadrophonie Mix aus den 70ern klingt ein wenig anders als der neue Albummix, etwas räumlicher, dafür zieht er in der Soundqualität gegenüber dem neuen Ultimate Mix den Kürzeren.
Interessant wird es, wenn man sich die Raw Studio Mixe anhört. Dahinter verbergen sich die Live Takes der Band ohne größere Nachbearbeitung, Kürzungen und ohne Overdubs, wie den Streichern. Als Hörer nimmt man in dem Studio einen Platz in der Mitte ein und die Musiker, sprich die Instrumente, sind im gesamten Raum verteilt. John Lennon kommt mit Gesang, Gitarre und/oder Klavier immer aus dem Center. Vorne Links sind meist Tasteninstrumente zu hören und vorne rechts Gitarren. Hinten Links erklingt das Schlagzeug und hinten rechts der Bass. Der erste Eindruck ist da sehr gewöhnungsbedürftig. Schlagzeug und Bass ausschließlich hinten ist ja eher unüblich, um es mal dezent zu sagen. Aber mit der Zeit entpuppen sich diese Raw Mixe als das eigentliche Highlight der Box. Man hat wirklich das Gefühl, als wäre man live dabei und irgendwann habe ich selber zur Gitarre gegriffen und als weiterer Musiker mitgejamt. Lennon hätte mich wahrscheinlich nach 2 Minuten aus dem Studio gejagt, der alte Pazifist…
Wertung: 84 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 2.0
Was man ebenfalls ein wenig vernachlässigt hat, ist das Menü. Dieses ist ähnlich aufgebaut, wie das von der Sgt. Peppers Blu-ray. Man startet zwar über Enter das Album, dieses erklingt jedoch zunächst nur in Stereo. Innerhalb dieses Album-Menüs befindet sich die Umschaltung in den Surround Sound Modus. Blind getippt muss man zweimal die Up-Taste betätigen und Entern. Weder vor der Album-Wahl noch über die Audio-Taste lässt sich die Tonspur ändern.
Die Kombination für den Surroundmix von Imagine Ultimate: ENTER > UP > UP > ENTER
Ist man an dem Quadrophonie Mix interessiert (da gibt es keine andere Ton-Auswahl) geht man wie folgt vor: DOWN > DOWN > DOWN > ENTER
Die Raw Studio Mixe befinden sich auf der zweiten Blu-ray und sind leichter zu finden: ENTER > UP > ENTER
Abwertung: – 2%
Die Box hat ein 120-seitiges Buch mit zahlreichen Informationen zum Entstehungsprozess des Albums, Liedtexte, Credits und zahlreiche Fotos. Auf vier CDs befinden sich das Album und verschiedene Singles, B-Seiten, Outtakes und Alternativmixe. Fast alles auch als Surroundmix. Lediglich die Outtakes auf der ersten Blu-ray sind nur in Stereo, obwohl auch 5.1 in der Trackliste angegeben wird.
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Oh Yoko!
Nur halb so teuer wie die Beatles Boxen. Der Surroundmix hätte besser werden können. Aber das Album ist und bleibt ein Klassiker, und die Raw Studio Mixe sollte man mal gehört haben.
Pros / Cons:
+ High Resolution (+1 %)
+ Viel Material in Text, Bild und Sound (+3 %)
+ Die Raw Studio Mixe sind das eigentliche Highlight
– Surroundmix des Albums eher unspektakulär, mit einigen Ausreißern nach oben
– Menü wenig durchdacht (-2 %)
GESAMTWERTUNG: 85%
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Kostet noch um die 60 Euro. Für eine Deluxe Box noch relativ günstig.
Blu-ray bzw DVD „John Lennon and Yoko Ono Imagine & Gimme Some Truth“: Soll auch das Album in 5.1 enthalten, Kostenpunkt: ca. 17-20 Euro.
Stand: 20.02.2019
Links:
Offizielle Webseite von John Lennon
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