Anathema – The Optimist
Erscheinungsjahr 2017 | DVD | Progressive Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Die Band Anathema aus Liverpool feiert in diesem Jahr bereits ihren 30. Geburtstag. Musikalisch erinnert sie ein wenig an die späteren Pink Floyd. Ihre Songs haben immer eine etwas unterschwellige Melancholie und ihre Songarrangements sind atmosphärisch sehr dicht.
Das war aber nicht immer so. In den ersten Jahren des Bandbestehens waren die Tracks deutlich düsterer und härter. Anathema war in ihren Anfangstagen eine Doom-Metal Band. Hier waren es ausschließlich verzerrte Gitarren, die den Sound bestimmten. Doch bereits mit ihrem dritten Album wurde die Musik facettenreicher. Die Veröffentlichungen der letzten 10 Jahre beinhalten schließlich auch vermehrt progressive Elemente.
Anathema ist eine Band, die aus mehreren Geschwistern besteht. Da wären die Brüder Cavanagh, die das Herzstück der Band bilden und die Saiteninstrumente und Keyboards bespielen. Keyboards spielt auch der Schlagzeuger John Douglas. Dieser brachte irgendwann seine Schwester Lee mit, die seit 10 Jahren den weiblichen Gesangpart übernimmt. Mit Daniel Cardoso komplettiert ein weiterer keyboardspielender Schlagzeuger die Band. Man sieht, der Bandsound entwickelte sich über die Jahre mehr in die Keyboard-dominierende Richtung.
Nach einer längeren Bandpause und ohne Plattenvertrag traten Anathema im Jahr 2010 wieder auf die Bildfläche. Das neue Label Kscope veröffentlichte die neuen Alben seitdem jeweils mit einem Surroundmix. Das bislang letzte Album THE OPTIMIST erschien 2017. Es wurde das Album des Jahres bei den Progressive Music Awards. Den Surroundmix gibt es auf zwei Ausgaben. Einmal in Form eines Buches als Deluxe Edition mit zwei CDs, einer Blu-ray und einer DVD. Günstiger fährt man mit der CD+DVD-Variante, die ich besitze und hier bespreche.
Tracklist:
1 32.63n 117.14w – 1:16
2 Leaving It Behind – 4:28
3 Endless Ways – 5:49
4 The Optimist – 5:37
5 San Francisco – 4:59
6 Springfield – 5:49
7 Ghosts – 4:17
8 Can’t Let Go – 5:00
9 Close Your Eyes – 3:38
10 Wildfires – 5:39
11 Back to the Start (mit Hidden Track) – 11:42
Gesamtdauer: 58:19
Auf THE OPTIMIST perfektionieren Anathema den Sound, den sie über die letzten 10 Jahre aufgebaut haben. Das Album beginnt mit Umgebungsgeräuschen und der Titel dieses ersten Introstückes (Koordinatenangaben) verweisen auf das Albumcover ihres 2001 erschienenen Albums A Fine Day to Exit. Es zeigt einen verlassenen Strand in San Diego. Hier wird also eine Geschichte weitererzählt, könnte man meinen. Es geht um den Mann, der auf diesem Cover seine Kleidung abgelegt hat und mutmaßlich ins Meer gesprungen ist, um nicht wiederzukommen. Oder doch wieder zurückgekommen ist? Denn dies lassen die Geräusche im Introstück vermuten: Meeresrauschen, eine Autotür, die auf und zu geht und schließlich ein fahrendes Auto.
Das erste richtige Stück Leaving it Behind beginnt sehr treibend. Elektronisches Rhythmusgewitter, ein sehr schneller, elektronischer Song. Die Hektik wird mit den folgenden Songs unterbrochen, die zumeist balladesk anfangen, dann aber in eine hymnische Richtung einschlagen. Gerade die erste Hälfe des Albums kann melodisch und was Arrangements angeht voll überzeugen. Die zweite Hälfte ist aber schwächer. Hier kommen einige Längen ins Spiel und unnötige Wiederholungen, zum Beispiel bei Wildfires. Abgeschlossen wird das Album mit einer Ballade, wie sie auch von Pink Floyd hätte sein können.
Wertung: 81 %
Besetzung:
Daniel Cavanagh – guitars, vocals, keyboards, bass
Vincent Cavanagh – vocals, guitars, keyboards, programming, bass
Jamie Cavanagh – bass
John Douglas – drums, keyboards, programming
Lee Douglas – vocals
Daniel Cardoso – drums
Greg Lawson – violin
Alistair Savage – violin
Emily Ward – violin
Kobus Frick – violin
Liza Webb – violin
Paul Medd – violin
Tom Dunn – viola
Sophie Rathbone – viola
Robert Anderson – cello
Michael Owers – trombone
Duncan Lyall – double bass
Den Surroundmix hat Bruce Soord erstellt. Es hat den Anschein, das Musik, die etwas elektronischer ausgelegt ist, von ihm diskreter verteilt wird. Dies konnte man bereits auf seinem neuen Soloalbum beobachten, während das letzte Pineapple Thief Album ein wenig konservativer abgemischt war.
Nachdem das erste kurze Stück nur aus Atmosphäre besteht, in Form von Meeresrauschen und Geräuschen einer Autofahrt, geht Soord mit dem ersten richtigen Song direkt in die Vollen. Leaving it Behind beginnt sehr elektronisch mit halsbrecherischen Beats, die sowohl vorne als auch in den hinteren Lautsprechern zu hören sind. Gitarren und Gesang sind hier zunächst in der vorderen Raumhälfte zu vernehmen, später kommen weitere Gitarren und Hintergrundgesang in den Rears dazu. Interessant ist hier die instrumentale Bridge, die aus verschiedenen Synthie-Sounds besteht, die sich um den Hörer aufbauen.
Das hohe Niveau im Mix wird in den weiteren Stücken beibehalten. Highlight ist für mich dabei der zweite Song Endless Ways. Dieser beginnt als Pianoballade. Das Klavier und Sängerin Lee Douglas erklingen vorne, mit starken Hallanteilen hinten. Seitlich vom Hörer tauchen dann auf beiden Seiten Streicher auf. Und dann kommt der Einsatz der Gitarre. Sie schwappt wie ein Schwall kaltes Wasser von hinten über den Hörer. Gänsehaut pur! Das Ganze wird schließlich sehr atmosphärisch.
Generell muss man sagen, dass Bruce Soord die einzelnen Spuren sehr geschmackvoll im Raum verteilt. Das alles klingt sehr diskret. Zumeist finden sich in den hinteren Kanälen Keyboards und Gitarren. Die durchaus zahlreichen Streichereinsätze werden hauptsächliche seitlich verteilt. Interessant ist der Einsatz des Klaviers. Auf dem Album gibt es häufige Piano-Einsätze. Diese sind Anfangs ausschließlich vorne zu hören, mit zunehmender Albumdauer tauchen Pianoparts aber hinten auf. Ein interessanter Ansatz bei einem Konzeptalbum das Fortschreiten einer Geschichte zu symbolisieren.
Wenn es was an diesem Mix zu kritisieren gibt, dann lediglich die Mischung der Atmosounds, die immer mal wieder auf dem Album auftauchen. Diese haben immer einen Hörspielcharakter, aber ich kann hier nicht wirklich eine Räumlichkeit entdecken, in der man sich mit geschlossenen Augen wiederfinden kann.
Wertung: 96 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 96/24 5.1
PCM 96/24 Stereo
Der Mix in Surround Sound erklingt automatisch, nachdem man einmal die Entertaste gedrückt hat. Außer dem Album gibt es nichts anderes auf der DVD.
Es gibt kein Bonusmaterial bei der einfachem Version CD+DVD. Die Deluxe Edition bietet eine zweite CD mit Demomaterial.
Anspieltipp:
Endless Ways
Toller Mix, tolles Album, dem allerdings gegen Ende etwas die Luft ausgeht.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ Klanglich top
+ Leichter Start des Surroundmixes
GESAMTWERTUNG: 92 %
Erläuterungen zur Bewertung
DVD: Den Surroundmix gibts auf zwei Veröffentlichungen. Günstig ist die CD+DVD Variante. Diese gibt es schon für unter 15 Euro.
Deluxe Edition mit Blu-ray: Es gibt auch eine Deluxe Edition im Buchformat mit Blu-ray, DVD und einer zweiten CD mit Demos. Kosten: ca. 40 Euro
Stand: 14.06.2020
Links:
Offizielle Webseite von Anathema
Erneut eine schöne, treffende Rezension. Kleiner Nachtrag: Mittlerweile gibt es auch eine einfache Blu-ray-Variante, die um die 15 Euro zu haben ist. Absolut empfehlenswert!
Allex