Van Der Graaf Generator – Pawn Hearts
Erscheinungsjahr 1971 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
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Vor einem Jahr habe ich das Boxset THE CHARISMA YEARS 1970-1978 von Van der Graaf Generator vorgestellt, welches neben 17 CDs auch drei Blu-rays beinhaltet, auf denen sich insgesamt vier Surroundmixe befinden. Damals habe ich das dritte Studioalbum H TO HE WHO AM THE ONLY ONE vorgestellt. Es wird also Zeit, mal das nächste Album aus der Box zu besprechen, denn immerhin sind die Mixe nicht nur in dieser Deluxe Box erschienen, sondern sind auch als preiswerte Alternativen einzeln als CD/DVD erhältlich.
PAWN HEARTS ist das vierte Album der Band und wurde im Oktober 1971 veröffentlicht. Es gehört zu den erfolgreichsten Alben der Band und auch unter den Fans zu den beliebtesten, wenngleich es musikalisch doch ziemlich komplex ist und kaum beim ersten Hördurchlauf zünden dürfte. Bei Erscheinen wurde es im Heimatland ignoriert, ähnlich wie bei Genesis, die beim gleichen Label waren, kletterte PAWN HEARTS aber in Italien bis auf Platz 1. Es enthält nur drei Stücke, wobei das dritte Stück The Plague Of Lighthouse Keepers die komplette zweite Albumseite ausfüllt.
In den USA und Kanada erhielt PAWN HEARTS noch ein viertes Stück spendiert, welches zwischen den ersten beiden platziert wurde. Theme One ist eine Coverversion, ein Instrumentalstück, welches der große Beatles Produzent George Martin anlässlich des Starts des Radiosenders BBC Radio 1 komponierte. Im Vergleich zu den Kompositionen von Van Der Graaf Generator ist dieses Dreiminutenstück weitaus eingängiger.
Den Surroundmix zu PAWN HEARTS hat Stephen W. Tayler erstellt. Auch die anderen drei Mixe im erwähnten Boxset stammen von ihm. Kürzlich ist ja mit HOLIDAYS IN EDEN ein weiterer Surroundmix von ihm erschienen. Neben den drei Stücken des Albums gibt es auch Theme One in Surround zu hören. Gemeinsam mit dem Stück W ist es sowohl im Boxset auf der Blu-ray als auch in der günstigeren CD/DVD-Veröffentlichung in 5.1 zu hören.
Tracklist:
1 Lemmings – 11:40
2 Man-Erg – 10:26
3 A Plague of Lighthouse Keepers – 23:13
Gesamtdauer: 45:20
Die Musik von Van Der Graaf Generator lässt sich beschreiben als düsterer Progressive Rock, der neben lyrischen Momenten zahlreiche exzentrisch expressionistische Passagen beinhaltet. Einen Leadgitarristen gibt es in der Band nicht. Das Saxophon ist neben den Keyboards das Leadinstrument, sodass die Musik auch starke Einflüsse von Jazz enthält. Hinzu kommt der immer wieder mal etwas theatralische Gesang von Peter Hammill.
PAWN HEARTS wird gelegentlich etwas mit Gentle Giant verglichen. Auch gibt es hier und da leichte Ähnlichkeiten zu King Crimson. Wie auch schon bei H TO HE hat auch hier Robert Fripp etwas Leadgitarre als Gast beigesteuert. 1970 veröffentlichten King Crimson das Album LIZARD, welches Fripp rückblickend als unhörbar abstempelte und Fans, die daran Gefallen finden, als etwas wunderlich bezeichnete. Ich persönlich finde aber, dass PAWN HEARTS um einiges schräger klingt als eben jenes LIZARD. Das Album braucht einige Durchläufe, aber irgendwann lassen sich Melodien erkennen, die tatsächlich hängen bleiben. Es hat definitiv einige sehr gute Momente.
Wertung: 83 %
Besetzung:
Peter Hammill – lead and backing vocals, piano, Hohner pianet, acoustic and slide guitar
David Jackson – tenor, alto and soprano saxophones, flute, vocals
Hugh Banton – Hammond E & C and Farfisa Professional organs, piano, Mellotron, ARP synthesizer, bass pedals, bass guitar, psychedelic razor, vocals
Guy Evans – drums, timpani, percussion, piano
Robert Fripp – guitar
Die musikalischen Arrangements von PAWN HEARTS sind zum großen Teil sehr atmosphärisch aufgebaut. Diese Atmosphäre wird auch sehr gut auf den Surroundmix übertragen. Bei den ersten beiden Stücken ist ziemlich viel Hall im Spiel. Ich bin ja nun kein Fan von viel Hall, aber Stephen W. Tayler gelingt es hier, dass alles doch sehr natürlich klingen zu lassen. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, in einer großen Halle zu sitzen.
Die Instrumente sind auf vielfältige Weise im Raum verteilt, Tasten- und Blasinstrumente sind mal vorne, mal hinten und mal seitlich zu hören. Lediglich Schlagzeug und Bass bleiben größtenteils vorne platziert. Beim Gesang wird auch ab und zu mal die vordere Bühne verlassen, was bei der Theatralik von Peter Hammill absolut Sinn macht. Immer wieder kommt es auch vor, dass sich Instrumente im Raum bewegen. Vor allem beim Saxophon und den Flöten werden Töne gerne mal durch den Raum geworfen, gerade dann, wenn diese Instrumente weniger eine konkrete Melodie spielen, sondern mehr für eine Stimmung im Song sorgen sollen.
Das erste Stück Lemmings klingt für mich zunächst noch etwas konfus. Es mag generell an der Musik liegen, dass man sich zunächst an das, was man hört, gewöhnen muss. Es tauchen immer wieder irgendwelche Sounds auf und oftmals ist man sich nicht einmal sicher, mit welchen Instrumenten diese Geräusche erzeugt werden. Das macht den Mix sehr spannend.
Spätestens ab dem zweiten Stück Men Erg hat man einen referenzwürdigen Surroundmix vorliegen, der zudem noch richtig gut klingt. Der Surroundmix lässt die Stücke atmen, sie kommen besser zur Entfaltung. Meiner Meinung nach werden sie dadurch leichter zugänglich, als wenn man diese fantasievollen, teils sehr schrägen Arrangements komprimiert auf zwei Kanälen hört. In 5.1 ist alles besser heraushörbar, gerade die Stellen, die einem schnell dissonant vorkommen, klingen dann weitaus weniger nach Krach.
Wertung: 98 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Auf der ersten Blu-ray der Box teilt sich PAWN HEARTS den Platz mit dem Album H TO HE. Wenn man auf Enter drückt, erklingt das erste Album, also H TO HE. Will man nun PAWN HEARTS hören, muss man erstmal runter navigieren und zwar stolze sechs mal die runter Taste drücken. Nach dem Enter startet PAWN HEARTS – leider in Stereo. Dies kann man mittels Audiotaste wieder ändern. Über das Menü direkt auf den Surroundmix umzuschalten macht das Ganze noch komplizierter:
DTS: UP > ENTER > DOWN > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER > UP > UP > UP > UP > UP > UP > ENTER
LPCM 5.1: UP > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > UP > UP > UP > UP > UP > UP > ENTER
Wie das Menü bei der Einzel-Edition ist (dort ist dies übrigens keine Blu-ray sondern eine DVD) kann ich nicht sagen. Aber es dürfte deutlich einfacher sein!
Abwertung: – 8 %
Keine wirklichen Extras das Album betreffend. Die große Box besteht an sich aus viel Musik und dem großen Begleitbuch. Es gibt die beiden Bonusstücke Theme One und W in Surround. Die Einzelausgabe enthält zwei CDs, die den Original und den neuen Mix enthalten. Zusätzlich dazu gibt es vier Bonustracks aus einem Radiospecial.
Anspieltipp:
The Plague Of Lighthouse Keepers
Ein deutlich besserer Surroundmix als der des Vorgängeralbums.
Pros / Cons:
+ Sehr gute Surroundabmischung
+ High Resolution (+1 %)
– Albumwahl auf der Blu-ray kompliziert, man sollte es nicht blind versuchen. (-8 %)
GESAMTWERTUNG: 86 %
Erläuterungen zur Bewertung
Komplett-Box Charisma Years mit Blu-ray: Das Boxset war schnell ausverkauft, es wurde aber nachproduziert und ist noch erhältlich. Für 17 CD’s, drei Blu-rays und ein dickes Buch zahlt man ca. 120 Euro. Ich finde, das ist ein durchaus fairer Preis.
2 CD’s + DVD: Dieses Exemplar ist auch noch zu bekommen und kostet um die 20-23 Euro. Das Album liegt einmal im Originalmix und im neuen Stereomix vor, zudem gibt es noch ein paar Bonustracks. Keine Ahnung, ob es sich bei der DVD um eine Audio- oder Video-DVD handelt.
Stand: 08.12.2022
Links:
Webseite von Van der Graaf Generator