Moby – Reprise
Erscheinungsjahr 2021 | Blu-ray | Electronic
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Im Mai 2021 erschien das 19. Studioalbum von Moby, welches orchestrale und akustische Versionen seiner elektronischen Songs enthält. Ein knappes halbes Jahr später, am 12. November wurde nun eine Blu-ray Special Edition veröffentlicht, welche das Album nun auch in Dolby Atmos enthält. Außerdem gibt es mit fast 3 Stunden Videocontent reichlich Bonusmaterial auf der Blu-ray.
Obwohl seit mittlerweile 30 Jahren im Musikbusiness, kennt man Moby hierzulande vor allem durch seine zwei überaus erfolgreiche Alben, die er um die Jahrtausendwende veröffentlicht hat. Das wäre zum einen PLAY von 1999 und 18 von 2002. Der Künstlername Moby leitet sich aus dem entfernten Verwandtschaftskreis des Musikers ab, der eigentlich Richard Melville Hall heißt. Herman Melville war der Autor des Klassikers Moby Dick.
Mobys erste musikalischen Schritte waren in einer Punk Band, die er gründete. Nach einem abgebrochenen College Studium machte er erste Erfahrungen als DJ und veröffentlichte schließlich Anfang der 90er erste Techno-Alben, was ihn für einige Zeit ins Guinnessbuch der Rekorde brachte. Eines der Stücke steigerte sein Tempo bis auf 1015 bpm. Es klingt eigentlich wenig spektakulär, in etwa wie ein Bohrhammer.
Mit der Zeit kamen mehr und mehr Instrumente in das Repertoire von Moby hinzu. REPRISE dürfte nun das Album mit dem wenigsten Anteil an elektronischen Klangerzeugnissen sein. Das Album umfasst Songs, die Mobys gesamte Karriere umfassen, wobei natürlich die meisten aus seinen zwei erfolgreichsten Alben entnommen und ins neue Gewand umgewandelt worden sind.
Tracklist:
1 Everloving – 3:18
2 Natural Blues – 4:30
3 Go – 3:44
4 Porcelain – 5:54
5 Extreme Ways – 5:00
6 Heroes – 5:18
7 God Moving Over the Face of the Waters – 7:42
8 Why Does My Heart Feel So Bad? – 4:38
9 The Lonely Night – 5:43
10 We Are All Made of Stars – 6:01
11 Lift Me Up – 5:22
12 The Great Escape – 2:51
13 Almost Home – 5:28
14 The Last Day – 5:13
15 Porcelain (Acoustic) (Bonus Track) – 4:16
16 New Dawn Fades (Bonus Track) – 5:17
Gesamtdauer: 80:11
Als ich das Album zum ersten Mal hörte, war mein erster Eindruck, dass die Songs in ihrem akustischen Gewand gar nicht mal so anders klingen. Hier und da sind immer noch Synthesizer zu hören. Das Orchester übernimmt häufig die Parts, die im Original von Synth-Streichern gespielt wurden, was die Arrangements am Ende auch wieder ähnlich macht. Nichtsdestotrotz ist es auch ein stückweit ein Zeichen von Qualität im Songwriting, dass in den orchestralen Versionen nichts zu fehlen scheint. Wenn man dann aber Vergleiche macht zwischen Originalversion und Orchesterversion, fallen einem dann die Unterschiede auf. Hier ist es Moby gelungen, die Songs so umzuwandeln, dass sie immer noch auf Anhieb erkannt werden.
Apropos Orchester: Es ist nicht so, dass das Orchester sehr opulent, symphonisch und bombastisch daher kommt. Es schmiegt sich eher dezent in die Songs ein und bei einigen Stücken fällt es kaum auf, dass da noch ein Untergrund ist, der für einen dichteren Sound zuständig ist. Im großen Ganzen ist es ein fast besinnliches Album geworden. Es gibt eher wenig Stellen, wo es mal schnell zur Sache geht. Vor allem bei den letzten Stücken wird es mir etwas zu ruhig, sodass sich da einige Längen einnisten. Vielleicht hätte Moby eine alte Redewendung beherzigen und sich von vier oder fünf Stücken trennen sollen, um das Album dadurch etwas kürzer und kompakter zu machen. Kill your Darlings!
Wertung: 69 %
Besetzung:
Moby – bass, guitars, piano, synthesizer, percussion, vocals (4, 5, 10, 11, 13, 15, 16), organ, Rhodes, synth bass
Budapest Art Orchestra – orchestra
Joseph Trapanese – conductor
Tripp Beam – drums
Alex Acuña – percussion (2–4, 8, 10)
Víkingur Ólafsson – piano (7)
Apollo Jane – background vocals (2, 10), vocals (8)
Amythyst Kiah – vocals (2)
Gregory Porter – vocals (2)
Jim James – vocals (4)
Mindy Jones – vocals (6), background vocals (9, 10, 13)
Deitrick Haddon – additional vocals (8)
Kris Kristofferson – vocals (9)
Mark Lanegan – vocals (9)
„The Samples“ – vocals
Daron Murphy – background vocals (10)
Laura Dawn – background vocals (10)
Alice Skye – vocals (12)
Luna Li – vocals (12)
Nataly Dawn – vocals (12)
Der Surroundmix von REPRISE gehört leider zum großen Teil zu der Sorte, die das Medium nicht vollständig ausreizt. Eine diskrete Verteilung der Instrumente auf alle Kanäle gibt es hier nur vereinzelt. Die Parts, die die Band einspielt – und damit ist Moby selbst gemeint – sind über weite Strecken in der Front platziert. Lediglich das Orchester sorgt hier für einen Rundumklang. Streicher und Hörner werden wie eine Fläche in den Raum gelegt. Dieser Klangteppich klingt sehr schön, keine Frage, aber mit den in der Front klebenden Gitarren, Klavieren, Drums, Bass und Gesang ergibt sich vorne ein Schwerpunkt, sodass sich kein Raumgefühl einstellt, wie man es von vielen anderen Surroundabmischungen kennt.
Gerade der zahlreiche Chorgesang wäre für die hinteren Kanäle prädestiniert. Oder die Zweitstimme. Es gibt viele Stücke auf dem Album, die von mehreren Personen gesungen werden. Hier wäre eine Verteilung im Raum wünschenswert gewesen. Oder eben mal eine Gitarre oder Klaviertupfer oder das ein oder andere Solo-Cello. Diese Dinge sind durchaus auch in den Rears zu hören, aber eben sehr leise und dienen mehr dazu, die Wall of Sound in der Front aufzulösen, sie etwas mehr in den Raum zu bringen, aber nicht, um sie bis hinter den Hörplatz zu verlängern. Man ertappt sich dabei, dass man die hinteren Kanäle lauter regeln will.
Aber es gibt auch einige Ausnahmen. Bei Lift Me Up wird der Chor plötzlich doch mal um den Hörer verteilt. Gelegentlich tauchen auch vereinzelte Synthesizersounds hinten auf. Am räumlichsten hatte ich Porcelain in Erinnerung. Hier sind es die Streicher, die sich mit voller Wucht im ganzen Raum ausbreiten. In Dolby Atmos ist es dieser Song, der am meisten Eindruck macht.
Die Atmos Abmischung klingt etwas luftiger, was die Orchesterparts angeht, während der herkömmliche Surroundmix in DTS vereinzelt in den Rears etwas mehr zu bieten hat. Interessanterweise hat mir aber die DTS Abmischung klanglich etwas mehr zugesagt. Bei Dolby Atmos fand ich vor allem Mobys Gesang etwas zu präsent abgemischt und etwas zu tiefenlastig. In DTS klingt er etwas natürlicher. Was den Gesamtklang angeht, sind aber beide Abmischungen ansonsten auf sehr gutem Niveau. Bei Musik, wo Rockinstrumente mit klassischen kombiniert werden, kann es schnell passieren, dass das Orchester die anderen Parts komplett überdeckt. Aber auf REPRISE hat man nie dieses Gefühl. Hier lassen sich alle Nuancen der verschiedenen Instrumente gut heraushören. Bei diesem Auflösungsvermögen hat wieder der Atmos Mix etwas die Nase vorn.
Wertung: 86 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 2.0
Vorbildlich! Die Blu-ray bedient sich hier der Farbtasten. Über diese kann man die Tonwahl treffen:
Grün = Dolby Atmos
Rot = DTS 5.1
Gelb = Stereo
Der Audiocontent ist im Menü vorausgewählt, sodass man lediglich noch die Enter-Taste drücken muss. Der ganze Videoteil der Blu-ray ist in einem Untermenü einsortiert worden, wodurch das Ganze sehr übersichtlich wird. Man ist geneigt fast schon Bonuspunkte für dieses Menü zu vergeben, weil es so viele andere falsch machen.
Im Vergleich zur ersten Veröffentlichung Mitte 2021 gibt es zwei Bonussongs. Sehr viel Bonusmaterial gibt es aber im Videobereich der Blu-ray. Hier wäre vor allem die 90-minütige Dokumentation Moby Doc zu nennen, die den Werdegang des Musikers beleuchtet. Diese Doku ist sehr hochwertig produziert und hätte schon eine Einzelveröffentlichung als Blu-ray verdient. Es ist kein schnellproduziertes Filmchen, um etwas Bonusmaterial zu liefern. Zusätzlich dazu gibt es noch Musikvideos und Making Of Sequenzen zu einigen der Stücke auf dem Album. Insgesamt bietet die Blu-ray 160 Minuten an Videomaterial.
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Porcelain, Lift Me Up
Klanglich sehr guter Surroundmix, der aber nicht die volle Bandbreite an Surround liefert.
Pros / Cons:
+ Guter Surroundmix in 5.1 und Dolby Atmos, aber nur selten diskret
+ High Resolution (+1%)
+ Tonwahl über Farbtasten, durchdachtes Menü
+ sehr viel Bonusmaterial unter anderem die Dokumentation Moby Doc (+ 3 %)
– Es wäre viel mehr in Surround möglich gewesen
GESAMTWERTUNG: 86 %
Erläuterungen zur Bewertung
CD + Blu-ray: Im November 2021 veröffentlicht ist diese Veröffentlichung für etwa 24 Euro zu haben.
Stand: 20.01.2022
Links:
Offizielle Webseite von Moby
Moby bei der „Deutschen Grammophon“! Leider weiß er offenbar nicht so recht, etwas mit Dolby Atmos anzufangen. Die Instrumente kleben oft an den Boxen, kaum Tiefenwirkung. Schade auch, dass in den letzten Stücken synthetische Streicher zum Einsatz kommen – wenn auch sehr gute. Eine vertane Chance. Mit der Mikrofonie steht Moby auch auf Kriegsfuß: Lofi was nicht zu den edlen Klängen passt. Dennoch wunderbar zum Hören. Die Songs sind das Ereignis, nicht Aufnahme und Mix.