Marillion – F.E.A.R.


Erscheinungsjahr 2016 | SACD | Progressive Rock

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Marillion gehört zu einer der innovativsten Bands des Rockbusiness. Nicht weil sie überaus innovative Musik machen, die zahlreiche Bands inspiriert haben, sondern weil sie vor langer Zeit neue Wege an Vertriebsmöglichkeiten ihrer Alben beschritten haben. Die britischen Musiker dürften die Urväter des Crowdfunding sein, als sie um die Jahrtausendwende ihre Fans fragten, ob sie das kommende Album vorfinanzieren würden, da keine zahlungswillige Plattenfirma und somit kein Geld für das Tonstudio zur Verfügung stand. Da Marillion nicht über sehr viele, aber zumindest über sehr treue Fans verfügt, waren die Kassen dennoch schnell gefüllt, was das Überleben der Band sicherte.

Spätestens seit Mitte der 90er findet Marillion in den Charts so gut wie nicht statt, da ihre Musik nichts ist, was die Masse als anziehend betrachtet. Dennoch dürfte jeder mindestens ein Lied der Band kennen. Kayleigh war Mitte der 80er Jahre ein Riesenhit und wird auch heute noch regelmäßig im Radio gedudelt. Eine typische Single war dies damals aber auch nicht, sondern mehr oder weniger vier Minuten herausgeschnittene Musik ihres damaligen Konzeptalbums MISPLACED CHILDHOOD, was im Grunde ein einziges 40 Minuten langes Lied auf zwei Plattenseiten ist und innerhalb dieser Zeit viele musikalische Wechsel beinhaltet.

Auch heute noch komponieren und spielen Marillion am liebsten lange Lieder mit vielen Wechseln und Instrumentalpassagen und eifern so ihren progressiven Vorbildern aus den 70ern nach. Mit typischem Progressive Rock lässt sich ihre Musik aber schwer vergleichen, mit der Zeit wurden sie spaciger und elektronischer, kokettierten mehr mit dem Alternative Rock, ohne aber ihre progressiven Rockwurzeln zu verlassen.

Auf dem 18. und neuen Werk F.E.A.R., was als Abkürzung für Fuck Everyone And Run dient, sind gleich drei Songs drauf, die 16 Minuten oder länger dauern. Die restlichen drei Songs sind in ihrer Dauer aber immer noch zu lang bzw. zu kurz, als dass sie sich in eine Radioplaylist verlaufen würden. Dennoch erreichten Marillion mit F.E.A.R. in England einen beachtlichen vierten Platz, was ihnen seit 1987 nicht mehr gelungen ist.


Tracklist:

1 El Dorado – 16:34
I. Long-Shadowed Sun – 1:16
II. The Gold – 6:13
III. Demolished Lives – 2:23
IV. F E A R – 4:07
V. The Grandchildren of Apes – 2:35

2 Living in F E A R – 6:25

3 The Leavers – 19:06
I. Wake Up in Music – 4:27
II. The Remainers – 1:34
III. Vapour Trails in the Sky – 4:49
IV. The Jumble of Days – 4:20
V. One Tonight – 3:56

4 White Paper – 7:18

5 The New Kings – 16:43
I. Fuck Everyone and Run – 4:22
II. Russia’s Locked Doors – 6:24
III. A Scary Sky – 2:33
IV. Why Is Nothing Ever True? – 3:24

6 Tomorrow’s New Country – 1:47

Gesamtdauer: 68:03


Die Musik:

Wenn Marillion beschließen ein neues Album aufzunehmen, dann läuft das wie Folgt ab: Man trifft sich und jamt wochenlang rum. Diese Jams werden alle aufgezeichnet und anschließend durchgehört und es wird überlegt, welche Teile zusammenpassen könnten. Über diese zusammengeklebten Teile wird schließlich ein zusammenhängender Gesangstext erdichtet. Genauso klingt am Ende auch das Endergebnis: Musikalisches Stückwerk.

Für ungeübte Hörer klingt das alles ziemlich konfus und auch ich finde jedes neue Marillion Album beim ersten Hördurchlauf unfassbar langweilig und uninspiriert. Meistens finde ich dann aber doch irgendwann Zugang zu der Musik und kann hier und da sehr schöne Parts entdecken, auf die man sich dann beim Hören des Albums immer bereits im Voraus freut.

Auch das neue Album hat wieder einige Stellen, die zäh wie Kaugummi sind und dann wieder Parts, die absolut fabelhaft sind. Die Highlights gewinnen durch die öden Stellen davor und danach an Glanz und strahlen so heller. Vor allem Gitarrist Steve Rothery kann ein Meister an Setzen von Highlights sein. Es gibt keinen zweiten Gitarristen, der so unfassbar schöne Melodien aus seiner Gitarre entlockt. Vor allem in den 80ern und 90ern waren Marillion-Songs vollgespickt mit diesen Melodien. Und endlich gibt es auch auf diesem neuen Album wieder eine Stelle, die man immer und immer wieder hören möchte. Die Rede ist hier von dem ruhigen Solo in Vapor Trails in the Sky.

Wertung: 84 %


Besetzung:

Steve Hogarth – vocals, keyboards
Mark Kelly – keyboards, backing vocals
Ian Mosley – drums, backing vocals
Steve Rothery – guitars, backing vocals
Pete Trewavas – bass guitar, backing vocals


Der Surroundmix:

Auch das neue Album F.E.A.R. konnte von Fans wieder im Voraus bestellt und somit vorfinanziert werden. Hierfür gab’s eine etwas teure Deluxe Ausgabe, die auch eine Blu-ray mit Surroundmix beinhalten sollte. Diese Sonderedition sollte nur vorbestellbar sein und nicht anschließend in den freien Verkauf gehen. Als das Album schließlich veröffentlicht wurde, brachte die Plattenfirma plötzlich neben der normalen CD auch eine Special Edition auf SACD heraus, die ebenfalls einen Surroundmix enthält, was mit der Band wohl so nicht abgesprochen war.

Es ist unklar, ob die SACD den gleichen Mix enthält, wie die Deluxe Ausgabe. Das Management der Band, so heißt es, wisse nicht, was da für eine Abmischung veröffentlicht worden sein soll und dementierte, dass es der Original Surroundmix ist. Mag sein, dass man mit dieser Aussage die treuen Fans nicht verprellen wollte, die viel Geld für die Deluxe Ausgabe haben liegen lassen. Im Netz kursieren völlig widersprüchliche Meinungen, was die Surroundmixe angeht. Vom identischen Mix ist da die Rede. Manche meinen wiederum, dass die SACD anders klingt, aber besser und andere behaupten wiederum, dass der 5.1-Mix auf der SACD im Gegensatz zur Blu-ray-Ausgabe für die Tonne ist. Ja, was denn nun?

Ich habe nur die SACD. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich die Mühe macht, zwei verschiedene Surroundmixe für ein Album zu erstellen. Was man annehmen könnte ist, dass sich auf dieser spontanen SACD-Ausgabe nur ein 5.1-Upmix aus dem Stereomix befindet. Für einen bloßen Upmix klingt mir der Mix aber einerseits dann doch zu räumlich. Andererseits muss ich aber zugeben, dass er nicht wirklich große Begeisterungsstürme bei mir auslöst.

Das meiste spielt sich in den vorderen zwei Dritteln des Raumes ab und es klingt so, also wollte man in die hinteren Kanäle nicht zuviel hineinpacken, da hier oftmals nur kleine, minderwertige Lautsprecherboxen verwendet werden. Mit anderen Worten, es wurde mit angezogener Handbremse abgemischt. Zumeist finden sich in den hinteren Kanälen Synthesizerflächen, die auch mit kleinen Lautsprechern gut klingen können. Mit Dauer des Albums scheint die Zurückhaltung etwas weniger zu werden. Im großen Ganzen ist der Mix aber eher unspektakulär.

Neben den erwähnten Synthieflächen finden sich sporadisch noch Backing Vocals und diverse rhythmusgebende Sounds in den umliegenden Kanälen, die die Atmosphäre etwas aufhübschen. Das Surround-Highlight dürfte der Song The New Kings sein, bei dem sich ein Düsenjet seinen akustischen Weg quer übers Wohnzimmer bahnt.  Soundtechnisch klingt das Album sehr gut. Hier hat mich vor allem der sehr gute Basssound in The Gold beeindruckt, welches ein wenig an Pink Floyd erinnert.

Wertung: 82 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.0
SACD DSD 2.0
CD Audio

Album starten:

Wie jede SACD, rein in den Player und abspielen.

 


Bonusmaterial:

Kein Bonusmaterial.

 


Anspieltipp:

The Leavers


Fazit:

Gutes Album, welches einige Hördurchläufe braucht. Der Surroundmix ist gut, aber bei weitem nicht die erste Wahl, wenn man jemandem seine Surroundanlage demonstrieren möchte.

Pros / Cons:
+  guter Surroundmix
–  jedoch weitestgehend unspektakulär
+ problemloser Albumstart
+ High Resolution
– undurchschaubare Veröffentlichungspolitik, ob es sich bei der SACD um den offiziellen Surroundmix handelt

 

GESAMTWERTUNG: 83 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD: Mit etwas Glück lässt es sich momentan für um die 13 Euro ergattern.

Stand: 27.06.2017


Links:

Offizielle Webseite von Marillion

 

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