Hania Rani & Dobrawa Czocher – Inner Symphonies
Erscheinungsjahr 2021 | STREAMING | Neoklassik
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Hania Rani und Dobrawa Czocher sind zwei junge polnische Künstlerinnen, die im Bereich der Neoklassik zu Hause sind. Beide sind seit ihren Teenagerjahren miteinander befreundet und haben bereits einmal gemeinsam das Album BIALA FLAGA aufgenommen.
In der Regel sind Rani und Czocher jedoch solo unterwegs, wobei Hania Rani die deutlich bekanntere Musikerin ist. Ich habe Hania Rani bereits zweimal live gesehen, und ihre Konzerte sind ein wahres Erlebnis. Ihre Musik ist eine Mischung aus Klaviermusik und Elektronik. Auf der Bühne spielt sie zwei Klaviere und Synthesizer und nutzt dabei eine Loopmaschine, um ihre Musik in mehreren Ebenen zu stapeln, bis sehr dichte Klanggebilde entstehen. Bei einigen Stücken singt sie zudem.
Auch Dobrawa Czocher habe ich vor einigen Monaten live gesehen, allerdings eher durch Zufall. Sie trat im Vorprogramm eines Konzerts von GoGo Penguin auf. Sie spielt Cello und nutzt dabei ebenfalls eine Loopmaschine, sodass ihre Musik mit den Takten zu einem voluminösen Streichquartett wird. Dabei wird das Klangbild des Cellos auch verfremdet, und sie bringt zum Teil perkussive Elemente in die Musik ein, indem sie auf ihrem Instrument klopft und schlägt. Das Publikum und ich waren sehr begeistert.
INNER SYMPHONIES ist die zweite Kollaboration dieser beiden innovativen jungen Künstlerinnen, die bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht wurde. Damit sind Czocher und Rani die jüngsten Musikerinnen, die jemals von diesem renommierten Label unter Vertrag genommen wurden. Wie bei einigen Veröffentlichungen der Deutschen Grammophon wurde auch INNER SYMPHONIES in Dolby Atmos abgemischt. Für Hania Rani sind dies die ersten Gehversuche im Surroundsound. Von Dobrawa Czocher gibt es auch ihr Soloalbum DREAMSCAPES aus dem letzten Jahr in Dolby Atmos, welches ich irgendwann einmal vorstellen werde.
Die Musik auf INNER SYMPHONIES ist eine Reise durch innere Landschaften, getragen von Klavier und Cello. Sie verwebt klassische Elemente mit modernen Einflüssen und schafft so eine einzigartige Klangwelt. Die sanften Klaviermelodien von Hania Rani verschmelzen mit den warmen Celloklängen von Dobrawa Czocher zu einem harmonischen Ganzen.
Screenshot Apple Music App
Tracklist:
1 Ouverture – 3:54
2 Con Moto – 5:04
3 Whale’s Song – 5:08
4 Scream – 4:36
5 There Will Be Hope – 4:37
6 Anima – 3:54
7 Demons – 8:33
8 Malasana – 5:21
9 Dunkel – 4:56
10 Spring – 7:40
Gesamtdauer: 53:43
Man sollte nicht den Fehler machen zu glauben, dass INNER SYMPHONIES eine Ansammlung klassisch angehauchter Duette ist, in denen das Klavier ein solierendes Cello begleitet. Nein, Rani und Czocher bauen viele der Stücke in mehreren Schichten auf. Es gibt dezente Synthesizer und manchmal auch mehrere Klaviere zu hören. Auch aus dem Cello kann Dobrawa Czocher mehr als nur einen immer gleich klingenden Sound entlocken. So stellt sich bei mir des öfteren die Frage, ob ein bestimmter Sound, den man irgendwo hört, nun ein Synthesizer ist oder ein atmosphärisch verfremdetes Cello.
Man hat es somit mitnichten mit einem Album zu tun, das durchgängig sparsam instrumentiert ist, bei dem man denken könnte, dass sich nicht viel im Dolby Atmos Mix verteilen lässt.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass bei den ersten Stücken die Abmischung in Atmos noch etwas verhalten daherkommt und eher an die Mixe erinnert, die man sonst aus dem Klassikbereich kennt, bei denen nur eine gewisse Räumlichkeit suggeriert werden soll, indem Hallanteile in die zusätzlichen Kanäle gemischt wurden.
Bei diesen ersten Stücken tut sich nämlich hinterm Hörplatz noch recht wenig, außer dass die hinteren Lautsprecher etwas dafür sorgen, dass die Geräuschkulisse etwas zentraler im Raum platziert wird. Mit zunehmender Dauer passiert dann aber mehr und mehr hinten, sodass es auch vereinzelt echte diskrete Momente hinten gibt.
Viel intensiver werden aber die oberen Kanäle im Dolby Atmos Mix genutzt, und das auf eine richtig interessante Art und Weise. Man hat oft den Eindruck, dass der Sound von oben kommt oder an der Decke klebt. Oftmals sind es die lang gezogenen Cellotöne, während die eher perkussiv klingenden Klaviertöne weiter unten lokalisiert werden. Manchmal ist es auch umgekehrt, da thront das Klavier über dem Cello. Einige Male hatte ich das Gefühl, dass sich das innerhalb eines Stückes geändert hatte, ohne dass das einem auf Anhieb bewusst wird.
Mit der Zeit wird der Mix richtig gut und entfaltet sich richtiggehend im Raum. Ein echtes Highlight ist schließlich das Stück Demons, das mit fast neun Minuten auch das längste auf dem Album ist. Hier gibt es im hinteren Raum Klavier und vorne Synthesizer, die langsam nach oben zu steigen scheinen. Später entwickelt sich über dem Kopf eine opulente Landschaft aus verschiedenen Klangfarben des Cellos. Auch Schläge auf dem Instrument sind hier zu hören, was etwas bedrohlich klingt und ausgezeichnet zum Titel des Stückes passt.
Anspieltipp:
Demons
Fazit:
Schönes Album mit einem atmosphärischen Dolby Atmos Mix.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 79 %
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von INNER SYMPHONIES gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon und Tidal zu hören.
Stand: 28.083.2024
Links:
Webseite von Hania Rani und Dobrawa Czocher
Webseite von Hania Rani