Genesis – Wind and Wuthering


Erscheinungsjahr 1976 | SACD + DVD | Progressive Rock

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Gerade zehn Monate nachdem man im Februar 1976 mit TRICK OF THE TAIL das erste Album ohne Peter Gabriel veröffentlichte, brachte Genesis Ende Dezember des gleichen Jahres den Nachfolger heraus. Und wieder unterschied sich das neue Album von den vorangegangen beträchtlich. WIND AND WUTHERING klang deutlich symphonischer und bombastischer und war überfüllt mit vielen verschiedenen Keyboardsounds, die wohl ein ganzes Orchester ersetzen sollten. Für Gitarrist Steve Hackett war dieser weitere Schritt zu mehr Keyboards, der Schritt zu viel. Nach der anschließenden Tour verließ er die Band und da waren sie nur noch zu dritt. Ironischerweise ist von Steve Hackett auf diesem Album deutlich mehr Output zu hören, als auf den beiden letzten Veröffentlichungen.

Heute gilt WIND AND WUTHERING, welches damals im gerade aufkommenden Punk-Zeitalter erschien und von Kritikern verrissen wurde, als das letzte richtige Progressive Rock Album von Genesis. Beim anschließenden Nachfolger ohne Hackett wurden die Songs deutlich kürzer und einer davon (Follow You Follow Me), der ursprünglich gar nicht mal aufs Album sollte, verirrte sich in die Single Charts und ebnete den Weg für Genesis in die 80er Jahre.

Wie alle anderen Alben auch, wurde dieser Surroundmix wieder von Nick Davis unter Beobachtung von Tony Banks erstellt und als SACD + DVD veröffentlicht. Neben dem auf der SACD und der DVD befindlichen Surroundmix, bietet die DVD noch den obligatorischen Interview-Film mit den Bandmitgliedern und zwei alte Videos aus dem Fernsehen. WIND AND WUTHERING ist Bestandteil der blauen Genesis Box 1976-1982, wurde aber auch als normale Jewel-Case-Version verkauft.


Tracklist:

1  Eleventh Earl of Mar – 7:39
2 One For The Vine – 9:56
3 Your Own Special Way – 6:15
4 Wot Gorilla? – 3:12
5 All In A Mouse’s Night – 6:35
6 Blood On The Rooftops – 5:20
7 Unquiet Slumbers For The Sleepers… – 2:23
8 …In That Quiet Earth – 4:49
9 Afterglow – 4:11

Gesamtdauer: 50:54


Die Musik:

Auch auf diesem Album übernahm Schlagzeuger Phil Collins den Gesang, den er mit Ausscheiden von Peter Gabriel übergangsweise übernommen hatte, weil man keinen adäquaten Ersatz finden konnte. Da er dies auf dem letzten Album ganz passabel gemacht hat und stimmlich auch mit der anschließenden Tour immer besser wurde, hatte man für WIND AND WUTHERING nicht ernsthaft über eine erneute Suche nachgedacht. Das könnte aber auch an der hohen Dichte an Instrumentalparts auf diesem Album liegen. Es finden sich gleich drei Instrumentalnummern und nahezu jeder andere Song hat ausgedehnte Intros, Outros oder ausschweifende solistische Mittelparts.

Wie eingangs erwähnt klingt das Album deutlich symphonischer und es macht sich über der gesamten Platte eine starke herbstlich-winterliche, melancholische Stimmung breit, deren Grundstimmung Genesis bis in die frühen 80er Jahre pflegte. Hauptsongschreiber und Keyboarder Tony Banks setzte in diesem Album zusätzliche Synthesizer ein, um diesen symphonischen Klang zu erzeugen und ersetzte das in die Jahre gekommene Mellotron mehr und mehr durch den Roland String Synthesizer, was das Album im Klang von den früheren Alben abgrenzte. Dieser extreme Klangteppich ist dem Album jedoch nicht wirklich gut gekommen und das meiste klingt stark überladen und klanglich nicht wirklich auf Top Niveau, zumal die Vinyl LP seinerzeit mit über 50 Minuten Spielzeit sehr eng gepresst werden musste, was einem guten Klang nicht wirklich förderlich war.

Wertung: 92 %


Besetzung:

Phil Collins – vocals, drums, cymbals, percussion
Steve Hackett – electric guitars, nylon classical guitar, 12 string guitar, kalimba, autoharp
Mike Rutherford – 4, 6, and 8 string bass guitars, electric and 12 string acoustic guitars, bass pedals
Tony Banks – Steinway grand piano, ARP 2600 and ARP Pro Soloist synthesizer, Hammond organ, Mellotron, Roland RS-202 string synthesizer, Fender Rhodes piano


Der Surroundmix:

Der Surroundmix, und da kann man direkt die Katze aus dem Sack lassen, hat das Album wieder belebt. Alles klingt weitaus luftiger und man kann viele Nuancen heraushören, die man früher nicht einmal erahnen konnte. Wenn man bedenkt wie das Album vorher klang und damit vergleicht, wie es jetzt klingt, könnte man es als das Highlight der Genesis Surroundmixe ansehen. Nick Davis hat in dem neuen Mix die Keyboards nicht herabgesetzt, sondern die vielen Klangteppiche über den gesamten Raum verteilt und dazwischen immer noch reichlich Luft gelassen, sodass die Musik atmen kann. Keyboards und Synthesizer finden sich häufig in den Rears, während dem Rest der Band und vor allem Steve Hackett in den vorderen zwei Dritteln genügend Spielraum gelassen wird. Und in der Tat, wenn man diese neue Abmischung hört, kann man durchaus ins wundern kommen, warum Hackett gerade nach diesem Album die Band verlassen hat. Denn er hat hier offenbar mehr zu tun, als auf TRICK OF THE TAIL oder THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY.

Bereits den Opener Eleventh Earl of Mar kann man als eine Art Referenz-Stück für Musik in 5.1. ansehen. Vor allem der ruhige Mittelteil, wenn diverse akustische Gitarren im Raum verteilt werden und man jeder einzelnen konzentriert zuhören kann, zeigt sehr gut, was mit Surround Sound in der Musik möglich ist. Gerade dieser Song ist es, der mir früher nie sonderlich aufgefallen ist, der aber jetzt zu meinen Favoriten gehört.

Auch der Mittelteil von One for the Vine weiß zu überzeugen. Hier gibt’s einen sehr rhythmischen Break mit Einsatz einer Vielzahl von perkussiven Instrumenten. Das war schon immer einer meiner Träume gewesen, mitten in diesem Trommelfeuerwerk sitzen zu können, was nun seit der Veröffentlichung der Surroundabmischung möglich ist. Und es klingt genauso, wie man es sich vorgestellt hat.

Your Own Special Way ist eine Popballade mit vielen Gitarren, die auch von den Eagles hätte sein können. Hier ist es mal umgekehrt. Während man früher eigentlich nur Gitarren gehört hatte, kann man jetzt an einigen Stellen ein E-Piano deutlich heraushören und gegen Ende auch den etwas krächzenden Gesang Mike Rutherfords, der für das Stück verantwortlich war.

Wot Gorilla ist das erste von insgesamt drei instrumentalen Stücken auf den Album. Es beginnt mit einer Unmenge an fernöstlichen Percussionklängen aus allen Richtungen, bis schließlich die ganze Band einsetzt. Hier lohnt es sich mal auf die diversen Sound zu achten, die Hackett seiner Gitarre entlockt, während Banks sein Keyboardsolo spielt. Schräge Gitarrensounds kann man nun auch in der Banks-Komposition All in a Mouse’s Night heraushören, ein Stück, welches im alten Stereomix eigentlich nur aus Synthesizermatsch besteht. Zudem hört man hier auch deutlicher eine zweite Gesangspur heraus, in der Collins tiefer singt.

Der klassischen Gitarre wird in Blood on The Rooftops viel Raum gegeben. Während das klassisch angehauchte Intro mittig im Raum platziert ist, kann man Steve Hacketts Gitarrenarbeit auch deutlich im Rest des Stückes heraushören, die Streichersounds wurden hier in die Rears gepackt. Zudem findet sich noch eine weitere Gitarre im linken Hintergrund.

Das Finale des Albums besteht aus einer kleinen Suite aus insgesamt drei Stücken, die ineinander übergehen. Die ersten beiden sind wieder instrumental. Unquiet Slumbers for the Sleepers… ist ein atmosphärisches Stück Musik, was auch gut auf The Lamb gepasst hätte. Während hier im hinteren Drittel Steve Hackett und Mike Rutherford mit ihren akustischen Gitarren einen Klangteppich weben, spielt Tony Banks im vorderen Drittel eine ruhige Melodie auf dem Synthesizer. Dies mündet in das furiose Instrumental …In That Quiet Earth, bei der sich E-Gitarre und Keyboard in einer Achterbahnfahrt abwechseln. Auch hier kann man wieder mehr Gitarren heraushören und auch ein zweites Schlagzeug gesellt sich in die hinteren Kanäle im zweiten Teil des Stückes.

Abgeschlossen wird das ganze mit der Banks-Ballade Afterglow, die ein Klassiker auf Konzerten wurde. Auch hier spielt Phil Collins ein zweites Schlagzeug in den Rears, was mir aber in dem Fall ein wenig zu aufdringlich erscheint.

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Wertung: 96 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS 5.1  (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1

Album starten:

Die SACD lässt sich (sofern man ein SACD kompatibles Gerät hat und dieses so eingestellt hat) automatisch mit dem 5.1 Mix starten. Wer keinen SACD Player sein eigen nennt, kann den Surround-Mix auch von der DVD hören, der da in Dolly Digital und DTS 96/24 vorliegt. Großer Pluspunkt: Das Menü ist so konzipiert, dass man lediglich zweimal Enter drücken muss, um das Album in DTS hören zu können.

 


Bonusmaterial:

Auf der DVD befindet sich neben dem Surroundmix noch ein Interview mit den Bandmitgliedern zur Entstehung des Album, welches aber mit 15 Minuten zu den kürzesten der Reissue-Reihe gehört. Darüberhinaus gibt es noch zwei Videos von Auftritten im japanischen und US-Fernsehen, die allerdings in unfassbar miserabler Bildqualität daherkommen. Zudem gibt es noch das Tour Program von 1977 als Fotogallerie.

Aufwertung: +1 %


Anspieltipp:

Eleventh Earl of Mar


Fazit:

Ein Album, das man durch den Surroundmix völlig neu entdeckt.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Album lässt sich blind starten
+ Bonusmaterial (+ 1%)
– Die Videos aus dem TV sind unterirdisch für eine offizielle Veröffentlichung

 

GESAMTWERTUNG: 97 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD / DVD: Der 2007 erschienene 5.1 Mix ist out of Print und nur noch für Preise jenseits von ca 50 Euro zu bekommen. Die blaue Box mit allen Alben von 1976-1982 kostet gar 500 € (statt der damaligen 100 €).

Stand: 11.08.2017

 


Links:

It – Genesis Fanclub

 

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