Air – 10.000 Hz Legend
Erscheinungsjahr 2001 | Blu-ray | Electronic
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Zwei Länder in Europa gelten als die Geburtsorte von Elektronischer Musik. Da wäre vor allem Deutschland zu nennen mit Stockhausen und später Tangerine Dream, Klaus Schulze und Kraftwerk, die Anfang der 70er aus Synthesizern neue Klänge schufen, die nie ein Mensch zuvor gehört hat. In Frankreich war in den 40ern Pierre Schaeffer Pionier. Einige Jahrzehnte später machte der junge Jean-Michel Jarre auf sich aufmerksam und spielte einige sehr erfolgreiche Platten auf Synthesizern ein. Zwei weitere Jahrzehnte später kam in Frankreich ein Duo zum Vorschein, welches sich von der Musik dieser Urväter inspirierte und neue Musik schuf. Diese Band nannte sich schlicht Air und wurde von Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel gegründet.
Bekannt wurden Air mit ihrem Album MOON SAFARI und dem darauf enthaltenden Song Sexy Boy, welches 1998 erschienen ist. Das brachte Ihnen den Auftrag ein für Sofia Coppolas ersten Film „The Virgin Suicides“ den Soundtrack zu schreiben, was sie noch bekannter machte. Mit dem 2001 erschienen Album 10.000 HZ LEGEND galt es nun, den Erfolg zu bestätigen. Dies gelang der Formation auch vortrefflich, denn das Album landete in vielen Ländern in den Top 10.
20 Jahre später, also im Jahr 2021 feiert man den runden Geburtstag nun mit einer Neuausgabe von 10.000 HZ LEGEND, welche einen in Dolby Atmos enthaltenen Surround Sound Mix auf einer zusätzlichen Blu-ray enthält.
Tracklist:
1 Electronic Performers – 5:36
2 How Does It Make You Feel? – 4:37
3 Radio #1 – 4:22
4 The Vagabond – 5:37
5 Radian – 7:37
6 Lucky and Unhappy – 4:31
7 Sex Born Poison – 6:18
8 People in the City – 4:57
9 Wonder Milky Bitch – 5:50
10 Don’t Be Light – 6:18
11 Caramel Prisoner – 4:58
12 The Way You Look Tonight (Bonus Track) – 3:46
Gesamtdauer: 64:31
Air gehört zu den Vertretern der eher ruhigen, chilligen Elektronik. Von den anderen Elektonikacts der 90er unterscheiden sie sich dadurch, dass sie weitestgehend elektronisch, altmodische Strukturen auf analogen Synthesizern verwenden, was ihre Musik ziemlich organisch klingen lässt und auch einen starken Bezug zu den 70ern hat. Außerdem werden auch akustische Instrumente wie Gitarren, Schlagzeug, Harfen und Flöten verwendet. Das Ganze klingt zumeist sehr relaxed und man könnte auch meinen, dass sie es mit dem relaxen auch ein wenig übertreiben und sich hier und da einige Längen einschleichen. Ich kann mich da an ein Zitat von einem Freund erinnern, der mal zu Besuch war, als Air gerade gespielt wurde: „Das ist die langweiligste Musik, die ich je gehört habe!“
Während der Vorgänger MOON SAFARI mich mehr an schwarze Musik der 70er-Jahre erinnert, also an Soul, R‘n‘B, Funk, Disco, Jazz und so weiter, geht 10.000 HZ LEGEND etwas mehr in die rockig, progressive Richtung. Bei Erscheinen des Albums wurden Vergleiche mit Pink Floyd gezogen. Auf zahlreichen Stücken leihen Gastsänger ihre Stimme, so ist zum Beispiel Beck Hansen gleich auf zwei Stücken zu hören. Man hat es also viel weniger mit der instrumentalen elektronischen Musik zu tun, wie sie Jarre oder Tangerine Dream liefern, sodass viele auch Assoziationen zum Synthie Pop der 80er haben dürften.
Wertung: 69 %
Besetzung:
Air – arrangements, instruments and electronics
Roger Neill – string, choir and flute arrangements and conducting
Brian Reitzell – drums
Justin Meldal-Johnsen – bass, solo vocals
Roger Joseph Manning Jr – vocals, keyboards
Ken Andrews and Jason Falkner – vocals
Beck Hansen – vocals, harmonica
Barbara Cohen – voice
Corky Hale – harp
Lisa Papineau – vocals
Buffalo Daughter – vocals
Julia Sarr and Olyza – background vocals
Elin Carlson – solo soprano
Jean Croc – whistle
Den Mix in Dolby Atmos bzw. Surround haben Bruce Keen und Gildas Lointier erstellt, die ihre Sache zum großen Teil sehr gut gemacht haben. Den beiden ist ein weitestgehend diskreter Mix gelungen, der die zahlreichen Effektsounds gut in Szene setzt. Es passiert recht häufig, dass Klänge durch den Raum zu schweben scheinen. Bei einigen Stücken gibt es Streicherarrangements, die geschmackvoll im gesamten Raum platziert werden, also nicht nur vorne oder hinten. In den Arrangements kann man gut heraushören, dass die Streicher nicht nur einen Gesamtsound bilden, sondern die Instrumente auch noch einzeln im Raum geortet werden können.
Gerne werden auch mal Gesang und Schlagzeugparts in die Rears gelegt, was den Mix lebhaft wirken lässt. Hier und da bin ich aber der Meinung, dass es etwas übertrieben wirkt. Im Grunde klingt die Platte trotz der vielen elektronischen Sounds sehr organisch und gar nicht mal so elektronisch, aber es gibt in Dolby Atmos ein paar Stellen, wo es etwas künstlich wirkt. Im Stück Sex Born Poison springt z.B. der Gesang zu Beginn recht wirr von einem Lautsprecher zum nächsten, was man etwas dezenter hätte angehen können. An einigen anderen Stellen finde ich zudem, dass die Rears etwas zu laut sind und die Darbietungen in den Frontlautsprechern wegzudrücken scheinen.
So habe ich mit der Abmischung des Songs Radio #1 so meine Schwierigkeiten. Hier gibt es in den hinteren Lautsprechern ein zweites Schlagzeug, welches mir viel zu laut und dominant abgemischt erscheint. Das ist einer dieser Songs, bei denen ich sage, dass der Mix in Stereo besser ist. Hier gibt es im späteren Verlauf den einsetzenden Gesang eines vermeintlichen Radiomoderators, der zu der Musik mitsingt, während er diese am Mischpult leiser regelt. In Surround klingt das etwas hölzern und nicht authentisch. Mag auch daran liegen, dass es kein Surround Radio gibt. Im Original Stereomix hat diese Stelle dagegen ein echtes Radiofeeling.
Aber genug der Meckerei, es wird Zeit, auf ein Highlight hinzuweisen. Sehr atmosphärisch klingt das Instrumentalstück Radian, was mein persönliches Highlight im Mix ist. Es ist zudem ein Stück, welches sehr progressiv klingt und zahlreiche Stimmungen einfängt, sich also perfekt für eine Abmischung in Surround eignet. Zu Beginn gibt es repetitive Sounds aus dem Synthesizer, die sich langsam von vorne nach hinten bewegen. Eine Solostimme schwebt dazu durch den gesamten Raum, und man hat das Gefühl, dass sich der Raum endlos ausdehnt. Das Ganze wird zusätzlich von Beats umhüllt. Später geht dieses Stück in einen melodischen, etwas an Camel zu Snow Goose Zeiten erinnernden Flöten-Part über, bei dem sich zu den Flöten vorne und hinten auch noch Streicher an den Seiten dazugesellen. Anschließend geht das Stück in einen Part über, der klar von Pink Floyd inspiriert ist und einen Pianosound besitzt, wie man ihn aus dem Stück Echoes kennt.
Im großen Ganzen ist der Surroundmix sehr gut geworden, es wäre aber einiges mehr drin gewesen, wenn man etwas weniger auf Effekthascherei setzen würde und mehr auf einen harmonischen Gesamtmix.
Wertung: 94 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 2.0
Das Album startet automatisch in Dolby Atmos bzw Dolby True HD, sollte man entsprechendes Equipment nicht haben. Über die Audiotaste kann auf DTS und Stereo umgeschaltet werden. Das geht auch über das spärliche Menü, aber mit der Audiotaste ist man schneller.
Es gibt eine Bonus CD mit Live und Demoversionen. Auf der Blu-ray ist nur das Album enthalten. Musikvideos wären nett gewesen.
Aufwertung: + 1 %
Anspieltipp:
Radian
Sehr guter Surroundmix mit leichten Abstrichen in der B-Note.
Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix in 5.1 und Dolby Atmos
+ High Resolution (+1%)
+ startet automatisch, kein Navigieren im Menü notwendig
+ Bonusmaterial auf zweiter CD (+ 1 %)
– An einigen wenigen Stellen ist der Mix etwas zu lebhaft ausgefallen
GESAMTWERTUNG: 88 %
Erläuterungen zur Bewertung
2 CD’s + 1 BD: Im November 2021 veröffentlicht ist diese Veröffentlichung zum 20. Geburtstag für ca. 25 Euro zu haben.
Stand: 06.01.2022
Links:
Offizielle Webseite von Air