Isao Tomita – The Bermuda Triangle


Erscheinungsjahr 1978 | SACD | 4.0 | Modern Classical/Electronic

Springen zu:  Musik  | Mix  | Albumstart  |  Bonusmaterial  |  Fazit  |  Verfügbarkeit

Von Mike W. K.

Was für eine abgefahrene Musik! Ich kenne dieses Werk noch als Schallplatte, ich habe sie Anfang der 80er erstmals gehört. Schon damals war die ungeheure Dynamik der Musik derart auffällig hoch, dass ich große Schwierigkeiten hatte, diese auf ein Tape zu überspielen. Es brauchte mehrere Anläufe, bis es geklappt hat und die Aufnahme nicht übersteuert war.

Dies war bei der CD, die ich mir dann sehr viel später gekauft habe, genauso. Aber ich habe entdeckt, dass es eine quadrophonische Veröffentlichung gab, und zwar 1979 auf LP und auch nur in Japan. Da ich bereits einige SACDs von Tomita mit quadrophonischem Inhalt habe, interessierte mich diese hier besonders.

Anfang Juni 2024 war es dann so weit, dass Michael Dutton von Dutton Vocalion dies realisierte, wie bereits Firebird und Ravel: Daphnis et Chloé. Die SACD zu THE BERMUDA TRIANGLE ist seitdem verfügbar und ich habe sie bestellt.

Tomita The Bermuda Triangle SACD Quadro

Einige weitere Besonderheiten hat diese Platte ebenfalls. Sie enthält versteckte Nachrichten im sogenannten Tarbell System. Das sind Töne, mit denen früher Softwareprogramme auf Audio Kassetten gespeichert wurden, so wie beispielsweise bei Computern des Typs Apple II oder dem Commodore C64. Ich habe zu den Inhalten dieser Nachrichten Informationen im Internet gefunden und diese nicht selbst decodiert:

Im Track 1: Secret Message aka Computer Data Signals

THIS IS THE BERMUDA TRIANGLE, OVER. SLOW DOWN. TARGET 50 MILES OFF SOUTH FLORIDA, A GIANT PYRAMID AT OCEAN BOTTOM.

Im Track 9: Secret Message aka Computer Data Signals

THIS IS THE BERMUDA TRIANGLE, OVER. LOOK OUT! THE CYLINDRICAL OBJECT JUST LIKE THE ONE EXPLODED OVER SIBERIA AND CRASHED INTO TUNGUSKA IN 1908, HAS JUST COME INTO THE SOLAR SYSTEM.

Tomita The Bermuda Triangle SACD Quadro

Außerdem war ursprünglich das Werk als 5-Kanal Aufnahme in einer pyramidenförmigen Anordnung geplant, also so etwas wie ein ziemlich früher Versuch 3D Audio zu realisieren, wie das heutzutage am besten mit dem Format Auro 3D und dem VOG Lautsprecher (voice of god, oberste Ebene, also über Kopf montiert) umgesetzt werden kann, oder auch mit Dolby Atmos. Die damalige Technik gab das aber nicht her, maximal vier Spuren waren möglich. Die fünfte ist in den anderen also mit drin. Pyramid Sound wurde das genannt.

Bemerkung: Pyramiden waren offenbar Ende der 70er schwer angesagt, siehe/höre dazu Alan Parsons Project PYRAMID, welche dieses Jahr noch in Atmos veröffentlicht wird.

Für die Musik werden ausschließlich analoge Synthesizer und Vocoder verwendet.


Tracklist und Komponisten:

1 A Spaceship Lands Emitting Silvery Light – The Arrival Of A UFO And The Mysterious Electric Waves (Isao Tomita) 2:21
2 Electromagnetic Waves Descend – Romeo And Juliet Suite No. 2: Montagues And Capulets (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 1:27
3 A World Of Different Dimensions – Valse Triste (Jean Sibelius, Isao Tomita) 2:01
4 The Giant Pyramid And Its Ancient People – Scythian Suite: The Adoration Of Veles And Ala (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 7:01
5 Venus In A Space Uniform Shining In Florescent Light – The Return Of UFO – Close Encounters Of The Third Kind (John Williams, Isao Tomita) 4:37
6 Space Children In The Underground Kingdom Called Agharta – Symphony No. 5: Allegro Marcato – Close Encounters Of The Third Kind (John Williams, Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 5:27
7 The Earth – A Hollow Vessel – Dororo (Isao Tomita) 4:57
8 The Song Of Venus – Violin Concerto No. 1 In D: Andantino (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 3:52
9 Dawn Over The Triangle And Mysterious Electric Waves: Symphony No. 6: Allegro Moderato – Computer Data Signals (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 2:19
10 The Dazzling Cylinder That Crashed Into Tunguska, Siberia – Symphony No. 6: Allegro Moderato (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 7:25
11 The Harp Of The Ancient People With Songs Of Venus And Her Space Children – Violin Concerto No. 1: Moderato – Allegro Moderato (Sergei Prokofiev, Isao Tomita) 7:33
12 The Visionary Flight To The 1448 Nebular Group Of The Bootes – Departure Of The UFO – Scythian Suite: The Adoration Of Veles And Ala – Valse Triste – Vocoder (Isao Tomita) 4:16

Gesamtdauer: 53:45


Die Musik:

Für mich ist dieses Werk eigentlich ein Soundtrack zu einen Science-Fiction-Thriller mit Ufos. Tomita hat eigene und auch Kompositionen klassischer Musik verwendet und entsprechend für Synthesizer arrangiert. Zeitlich dazu passend, war ja auch der Film „Verschollen im Bermuda Dreieck“ 1977 veröffentlicht worden.

Dieses musikalische Werk beginnt mit „A Spaceship Lands …“ und den entsprechenden Geräuschen dazu. Musikalische, wie Geräuschsequenzen wechseln sich je nach Thema ab. Dazu hat Isao Tomita immer wieder die Kompositionen von Prokofiev, Sibelius und Williams in seine eingebaut bzw. verwoben. Dadurch ist der ein oder andere Track auch nicht ganz unbekannt. Das Werk geht nahezu fließend in einander über, nur früher musste die LP einmal umgedreht werden.

Tomita The Bermuda Triangle SACD Quadro

Entspannend ist dieses Werk jedoch nicht, sondern im Gegenteil: spannend. Der Zuhörer wird ganz schön gefordert. Atonales und Tonales wechseln sich ab, aber m.E. ist es bei weitem nicht so anstrengend für mich, wie Miles Davis – Bitches Brew (anderes Genre, aber nur zum Vergleich erwähnt). Das liegt daran, dass der schöne, tonale Anteil viel höher ist. Dennoch: Das Bermuda Dreieck kann nicht einmal so nebenbei gehört werden.

Da ich etliche Werke von Tomita besitze, vorwiegend aus den 70ern und viele auch als SACD in Quadro, kommen mir viele Synthesizer-Sounds auch aus anderen Werken bekannt vor. Man kann das als persönliche Note verstehen, er hat eben auch seinen charakteristischen Sound.

Wertung Musik:  85 %


Instrumente (Auszug aus dem Booklet):

MOOG Synthesizer
Moog IIIp
Moog System 55
Polymoog
Scale Programmer 950-B
Bode Ringmodulator 6401
Bode Frequency Shifter 1630

ROLAND Synthesizer
System 700
Strings RS-202
Revo 30
Stereo Phaser PH-830


Surroundmix und Sound:

Der Sound ist sehr gut, Michael Dutton hat ganze Arbeit geleistet. Kein störendes Rauschen oder Vinylgeknistere wie früher ist vorhanden, sondern sehr viel Dynamik. Es ist erstaunlich, was so fast 50 Jahre alte Bänder noch hergeben!

Tomita macht von allen vier Lautsprechern regen Gebrauch, idealerweise sind diese von gleicher Art, dass der Klang auf allen vier auch gleich klingt. (Anmerkung: Ich habe nie verstanden, was solche 5.1 Anlagen mit zwei großen Standboxen und drei Mini-Satelliten sollten. Da kann sich der Sound nicht wirklich gut entfalten.)

Er benutzt den Vierkanal-Panner rege und es schwebt vieles von links nach rechts, vorne und nach hinten. Oder es dreht sich um einen herum. Der Mix ist sehr spannend dadurch, wie die Musik selbst.

Wertung Mix und Sound:  95 %

Tomita The Bermuda Triangle SACD Quadro


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1 (4.0, Center und LFE sind leise)
SACD DSD 2.0
CD Audio

Albumstart:

Wie eine CD – einlegen und Play drücken.


Bonusmaterial:

Keines


Anspieltipp:

Das Album.


Fazit:

Endlich wurde auch diese quadrophonische Aufnahme von Isao Tomita veröffentlicht. Und wie gar nicht anders erwartet, ist diese Wiederveröffentlichung von Dutton Vocalion gelungen. Der Sound und der Mix sind sehr gut, musikalisch aber durchaus nicht jedermanns Geschmack.

 

GESAMTWERTUNG: 92 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

SACD: JPC für rund 20€. Ansonsten direkt bei Dutton Vocalion für 12.99 Pfund oder über Amazon, jeweils aber deutlich teurer wegen Porto usw.

Stand: 13.08.2024


 

2 Replies to “Isao Tomita – The Bermuda Triangle”

  1. Tomita: „The Bermuda Triangle“
    (SACD, Quadro 4.0, 1978/2024)

    Bei den SACDs des britischen Wiederveröffentlichungslabels Vocalion ist die künstlerische und klangliche Bandbreite groß: Sie reicht von absolut unbefriedigend bis herausragend – je nach Können der Künstler, der damaligen Toningenieure und dem Zustand der alten Masterbänder. Tomitas Science-Fiction-Opus „The Bermuda Triangle“ gehört in die Spitzengruppe. Es ist atemberaubend, mit welch hoher Kunst dieses Album mit Elektronischer Musik 1978 in Quadro gemischt wurde. Sounds flitzen quer durch den Raum in dem Klänge mal in der Mitte schweben, mal aus weiter Ferne zu kommen scheinen. An Dreidimensionalität bietet dieses 46 Jahre alte Album mehr als so mancher Dolby-Atmos-Mix von heute. Man fragt sich, sind das wirklich nur vier Kanäle? Nach meinem Geschmack sind es vielleicht ein wenig zu viele Höhen. Wurde vergessen, bei der Überspielung den Dolby-A-Decoder einzuschalten? Es ist aber ein guter Hochtöner- und Hörtest. Auf der Zwei-Kanal-Spur der SACD sind die Höhen nicht so extrem, dafür klingt die Stereofassung auch etwas dumpfer. Insgesamt ist das Album aber sehr empfehlenswert!
    Lieber Mike, bitte mehr Tomita-Rezensionen! Welche Alben sind Must-Haves?

  2. Hallo Arne,

    durch deinen Kommentar bin ich in mein Platten- und CD Archiv gegangen. Ich habe einiges von Tomita auf SACD. Es braucht etwas Zeit für die Rezensionen. Diese habe ich aber vor zu schreiben, veranlasst durch deinen Kommentar.

    Tomita hat ein Album durchaus unter verschiedenen Titeln veröffentlicht. Oft auch mit unterschiedlichem Inhalt. Das macht es etwas unübersichtlich.

    Vereinfacht kann ich sagen, seine Quad-Alben im Zeitraum 1973-1979 sind interessant. Als SACD habe ich Firebird, Pictures at an Exhibition, Kosmos, The Planets, Daphnis et Chloe und seit kurzem eben Bermuda Triangle. Das sind einige „Besprechungen“. Dawn Chorus habe ich nur als CD und diese 2nd Hand gekauft. Davon gab es nie einen Quad-Mix meines Wissens.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert