Steven Wilson – Grace For Drowning
Erscheinungsjahr 2011 | Blu-ray | Progressive Rock, Art Rock
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Von Mike W. K.
Das Album GRACE FOR DROWNING (GFD) brachte Steven Wilson zu Recht eine Grammy-Nominierung 2012 für den Surround Mix ein. Er verlor gegen Elliot Scheiner, der das Album LAYLA AND OTHER ASSORTED LOVE SONGS (Super Deluxe Edition) von Derek & The Dominos gemischt hatte. Dieses konnte ich leider noch nicht hören, weil dies wie so oft nicht mehr erhältlich ist und gebraucht zu den üblichen unverschämten Preisen zu haben ist.
GFD ist das zweite Album, welches unter Steven Wilson veröffentlicht wurde, und es ist ein Doppelalbum, das zudem auch in 5.1 erschienen ist. Ich habe das schöne Deluxe-Buch, seinerzeit aus England über burnigshed.com bestellt. Das war vor dem Brexit. Durch den Brexit sind diese Sachen unglaublich teuer geworden, da Mehrwertsteuer nachträglich entrichtet werden muss und je nach Preis auch noch Zoll anfällt. Dafür kassiert z.B. DHL eine zusätzliche Aufwandsentschädigung ein und du kannst das Paket auch noch in irgendeiner Postfiliale abholen. Bei mir sind das meist 12 km zu fahren, 45 – 60 min zusätzlicher Zeitaufwand und weitere unnötige Kosten für die Abholung. Das musste jetzt einfach einmal gesagt werden. Glücklicherweise gibt es das neue Material von Steven Wilson (und Porcupine Tree) oft aber auch beispielsweise über Justforkicks oder gar JPC in Deutschland zu bestellen. Burning Shed hat allerdings im April eine Änderung implementiert, nämlich das „EU IOSS (IMPORT ONE-STOP SHOP) System“. Bei einem Warenwert <150EUR ohne Versand kommt die Märchensteuer gleich hinzu, sodass die Nachzahlung und die Abholung entfällt. Was für ein Fortschritt. Aber das haben andere, wie der SDE-Shop z.B. nicht implementiert.
Anmerkung: Die Tour zu diesem Album habe ich zweimal gesehen, mit leicht unterschiedlicher Besetzung. Jedes Mal war es ein sehr gutes Konzert.
GRACE FOR DROWNING unterscheidet sich sehr von seinem ersten Album INSURGENTES (Rezi folgt) aber auch stilistisch deutlich von Porcupine Tree. Trotzdem habe ich mich gut eingehört und der Jazzeinfluss ist nicht zu dudelig oder unangenehm (subjektiv / für mich schreibend) schräg-atonal, sondern kunstvoll schön. Wie die meisten SW-Alben ist auch dieses ordentlich düster, mit viel Melancholie und voller wunderbarer Melodien, allerdings rockt es ebenso heftig. Wer partout keinen Jazz verträgt, für den sind etliche der Songs allerdings nichts. Musikalische Aufgeschlossenheit braucht der Hörer in jedem Fall.
Das Werk ist in zwei Teile unterteilt, die auf zwei CDs aufgeteilt wurden, aber auf der Blu-ray sinnvollerweise aufeinanderfolgen. Da es eine illustre Liste von Mitwirkenden gibt, habe ich die „Gäste“ bei den Titeln aufgeführt.
Tracklist:
Teil 1 – Deform To Form A Star
01 Grace For Drowning – 2:00
Klavier: Jordan Ruedess
02 Sectarian – 7:45
Sopran Sax: Theo Travis
Chapman Stick: Nick Beggs
Klarinette: Ben Castle
Schlagzeug: Nic France
03 Deform To Form A Star – 8:00
Klavier: Jordan Ruedess
Schlagzeug: Nic France
Bass: Tony Levin
Klarinette: Theo Travis
04 No Part Of Me – 5:45
Schlagzeug (akustisch/elektrisch): Pat Mastelotto
Bass-Solo: Nick Beggs
Bass, Gitarre: Trey Gunn
Guitar (U8 touch): Markus Reuter
Saxophon: Theo Travis
05 Postcard – 4:30
Chor: Synergy Vocals
Schlagzeug: Nic France
06 Raider Prelude – 2:30
Chor: Synergy Vocals
07 Remainder The Black Dog – 9:30
Chapman Stick & Bass: Nick Beggs
Gitarren: Steve Hackett
Saxophon, Flöte, Klarinette: Theo Travis
Schlagzeug: Nic France
Teil 2 – Like Dust I Have Cleared From My Eye
08 Belle De Jour – 3:00
09 Index – 4:45
Schlagzeug (akustisch/elektrisch): Pat Mastelotto
10 Track One – 4:15
Schlagzeug: Nic France
11 Raider II – 23:15
Gitarre, akustisch: Sand Snowman
Gitarre: Mike Outram
Chapman Stick: Nick Beggs
Chor: Synergy Vocals
Klaviersolo: Jordan Ruedess
Saxophon, Flöte, Klarinette: Theo Travis
Schlagzeug: Nic France
Sound Design: Dave Kerzner
12 – Like Dust I Have Cleared From My Eye – 8:00
Bass: Tony Levin
Schlagzeug: Nic France
Gesamtdauer: 83:01
Bonustracks in Stereo:
13 Home In Negative – 3:00
14 Fluid Tap – 5:45
Die Musik und der Surroundmix:
Der Surroundmix:
…ist spitze, sonst wäre er nicht für einen Grammy nominiert worden. Diskret, Lead Vocals meist in Center. SW macht von allen Lautsprechern reichlich Gebrauch. Einige Notizen zum Album nachfolgend:
1. Grace for Drowning
Das Album beginnt mit einer kurzen Klavierballade und vielen Stimmen, die geschmackvoll verteilt sind.
2. Sectarian
Die instrumentale Nummer ist ziemlich abgefahren und rockt heftig. Die kräftige Basslinie zu Beginn ist markant. Meist fiel der transparente Vorhang im Livekonzert bei diesem Stück. Der Mix ist schön diskret, hier mal eine akustische Gitarre hinten links, ein Mellotron hinten rechts.
3. Deform To Form A Star
…beginnt mit einer Klaviermelodie im Raum, das dann mittig platziert ist, während Gesang und Bass vorne sind. Das E-Gitarrensolo ist rechts, zum Ausgleich eine Akustische links.
4. No Part Of Me
…ist die erste von zwei Frickelnummern mit Elektronik. Dafür war u.a. Pat Mastelotto zuständig, der akustisches und elektronisches Schlagzeug beisteuerte. Es ist viel Luft im Song, trotz des reichhaltigen Arrangements mit Percussion, Streichern, Elektronik, Bass. Ab ca. 3:25 kommen E-Gitarren dazu, ab ca. 4:00 auch noch das akustische Schlagzeug und ein Saxofonsolo, bis das ganze mit digital-elektronischem endet.
5. Postcard
Postcard ist eine Pop-Ballade, die zum Träumen einlädt. Einfach nur schön.
6. Raider Prelude
Song Nr. 6 beginnt mit düsteren Chorstimmen, bis das ebenfalls dunkle Piano einsetzt. Die vielen Stimmen sind im Surroundfeld verteilt.
7. Remainder The Black Dog
Teil 1 des Albums endet mit dieser Jazz-Rock-Nummer und bildet einen ersten Höhepunkt. Hier passiert allerhand um einen herum. Klavier, Stimmen, Holzblasinstrumente. Ein wenig erinnern mich manche Passagen an den Nachfolger „The Raven“. Zwischendrin bekam ich den Eindruck, ob SW nicht ev. vom schwarzen Hund gebissen wurde. Live lässt das Stück viel Spielraum für Improvisationen.
8. Belle De Jour
Die schöne des Tages ist eine instrumentale Ballade mit Klavier, Bass, Chor, Streichern, Glockenspiel, Autoharp (und / oder Dulcimer). Sanft und geschmackvoll arrangiert sowie gespielt.
9. Index
Dies ist der zweite Song mit elektronischem Gefrickel. Es geht um das Sammeln von Tinnef und anderem Kram. Live fand ich die Nummer insbesondere mit Marco Minnemann am Schlagzeug völlig überzeugend. Hier gefällt mir der Tiefbass besonders gut. Mit LFE macht das richtig Spaß.
10. Track One
Track One hat noch etwas von INSURGENTES in sich, aber genauso lässt sich die zeitliche Nähe zu STORM CORROSION bestens erkennen. Schönheit, Sanftheit und musikalische Zerstörung gibt es hier im Wechsel. Gesang vorne im Center, akustische Gitarre in den Surrounds, bis sich das Ganze nach und nach aufbaut. Tiefbass und Düsternis machen sich ab 1:18 breit bis zur Verwüstung des Songs bei ca. 2:30. Versöhnlich geht es dann mit mehreren akustischen Gitarren im Surround weiter und einem E-Gitarrensolo vorn.
11. Raider II
Ich erinnere mich noch sehr genau, das Steven Wilson sein Publikum um absolute Ruhe zu Beginn dieses Longtracks gebeten hat, was auch respektiert wurde. Auch hier ist live wieder viel Möglichkeit zu Improvisieren. Gerade diese jazzy E-Pianoparts wurden auf der Bühne von Adam Holzman toll gespielt. Im Studio wurde das Klaviersolo von Jordan Ruedess gespielt, der auch kein Unbekannter ist (Dream Theater). Der Song strotzt nur vor Abwechslung in jeder Beziehung. Ab ca. 15:00 ändert sich der Song, es wird sehr melodisch und leitet ab ca. 17:20 in ein sehr schönes Bass-Solo über. Und zum Schluss wird alles wieder zerlegt. In dem Song geht es übrigens um einen Serienmörder und nicht um einen Schokoriegel.
12. Like Dust I Have Cleared From My Eye
Ein ruhiger, schöner Wohlklang zum Ende des Albums.
Wertung: Musik: 95 % / Sound: 100 % (es gibt nichts auszusetzen) / Mix: 98%
Besetzung:
Steven Wilson – keyboards, guitars, autoharp, bass guitar, percussion, gong, glockenspiel, programming
Dave Stewart (nein, nicht der von den Eurythmics) – Orchester Arrangements
London Session Orchestra – Streichorchester
Jordan Rudess – piano
Theo Travis – saxophone, clarinet, flute
Ben Castle – clarinet
Nick Beggs – Chapman stick, bass guitar
Tony Levin – bass guitar
Nic France – drums
Pat Mastelotto – acoustic and electronic drums
Markus Reuter – U8 touch guitar
Trey Gunn – warr guitar and bass guitar
Steve Hackett – guitar
Mike Outram – guitar
Sand Snowman – guitar
Copyright Hinweis & Kscope Logo abwarten, Play drücken und Surround spielt. Perfekt.
Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1 HD Master Audio 96/24
LPCM 2.0 96/24
Reichlich!
zwei Bonustracks in Stereo
Videos:
-Remainder the Black Dog
-Belle De Jour
-Index
-Track One
-Like Dust I Have Cleared from My Eye
Demo-Mixes: Diese sind nicht ganz einfach zugänglich, sondern fast wie sogenannte „easter eggs“ :
-Sectarian
-Deform to Form a Star
-No Part of Me
-Remainder the Black Dog
-Raider II
-Like Dust I Have Cleared from My Eye
Gimmicks:
Blu-Ray Menü und Gestaltung sind ziemlich aufwendig gemacht, z.B. Postcard: Wahl zwischen Bilderbuch oder Lyrics. Wenn du die Lieder einzeln anwählst, gibt es die ein oder andere
Option. Oder bei Track One kann das Video zum Stück ausgewählt werden. Natürlich dann auch in 5.1. Mit der Fernbedienung durch die Blu-Ray zu zappen, macht bei diesem Werk Spaß, da es immer wieder das ein oder andere zu Entdecken gibt.
Aufwertung: +4 %
Anspieltipp:
Das ganze Album
Dieses Album ist hohe Kunst, nichts, was nebenbei gehört werden kann. Klare Empfehlung! Beste Qualität!
GESAMTWERTUNG: 100 %
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe-Box mit Blu-ray: seit Jahren ausverkauft, gebraucht ab ca. 170EUR
2 CD’s/ Blu-ray: neu ab ca. 20 EUR.
Stand: 15.11.2022
Links:
Webseite von Steven Wilson