Marillion – Script For A Jester’s Tear


Erscheinungsjahr 1983 | Blu-ray Disc | Progressive Rock

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Vor kurzem wurde die nächste Deluxe Edition aus dem alten EMI-Backkatalog von Marillion veröffentlicht, dem auch wieder ein Mix des Albums in Surround Sound auf einer Blu-ray zu Grunde liegt. Dieses Mal wurde das Debütalbum SCRIPT FOR A JESTER‘S TEAR der englischen Neo-Prog Band veröffentlicht.

SCRIPT FOR A JESTER‘S TEAR erschien ursprünglich am 13. März 1983 und ist das einzige Album von Marillion, auf dem der langjährige Schlagzeuger Ian Mosley noch nicht vertreten ist. Dieser war damals noch Schlagzeuger bei Steve Hackett. Mosleys Vorgänger bei Marillion war Mick Pointer, eigentlich einer der zwei Mitbegründer, der aber nach der anschließenden Tour zum Album entlassen wurde, da man mit seinem Spiel nicht zufrieden war. Pointer gründete Jahre später die Band Arena.

Als das Album veröffentlicht wurde, gab es Marillion bereits seit einigen Jahren. Die Band hat sich 1979 als Silmarillion, nach einem Buch von Tolkien gegründet und war zunächst eine Instrumentalband, bis zwei Jahre später der schottische Sänger Fish dazu stieß. Es folgten weitere Besetzungswechsel, bis schließlich im Oktober 1982 die EP Market Square Heroes veröffentlicht wurde, welche gerade mal an den Top 50 kratzte.

Das kurz darauf veröffentlichte Debütalbum wurde erfolgreicher und schaffte es in Groß-Britannien bis auf Platz 7. Damit brachte das Album den seit Jahren totgeglaubten Progressive Rock wieder aus der Versenkung, der als Neo-Prog mit leicht geänderten Zutaten die Hörerschaft mit Musik jenseits von 3 Minuten Spieldauer versorgte.

Marillion Script For A Jester's Tear Deluxe Edition


Tracklist:

1 Script for a Jester’s Tear – 08:37
2 He Knows You Know – 05:05
3 The Web – 09:02
4 Garden Party – 07:12
5 Chelsea Monday – 08:13
6 Forgotten Sons – 08:18

Gesamtdauer: 46:45


Die Musik:

In ihren Anfangstagen wurden Marillion vor allem mit Genesis verglichen. Auf der Market Square Heroes EP befindet sich mit Grendel ein fast 20 Minuten langes Stück, welches starke Ähnlichkeiten zu Supper‘s Ready hat. Auch das Titelstück auf dem Debütalbum könnte ein vergessener Track aus Selling England By The Pound Zeiten von Genesis sein. Sänger Fish hat durchaus Ähnlichkeiten zur Stimme eines Peter Gabriels, Gitarrist Steve Rothery zeigt offen seine Verneigung vor Steve Hackett und Keyboarder Mark Kelly hat früher vermutlich Soli von Tony Banks nachgespielt. Lediglich Bassist Pete Trewavas orientiert sich mehr an Chris Squire, als an Mike Rutherford. Und dann ist da noch Mick Pointer. Er erinnert nun wirklich nicht an Phil Collins und dessen Schlagzeugspiel. Interessanter Weise kommt mir bei Pointers Spiel stattdessen das Schlagzeug in Trespass in den Kopf. Dies ist das zweite Album von Genesis von 1970, bei dem noch John Mayhew durch den Rhythmus humpelte.

Das Album SCRIPT FOR A JESTER‘S TEAR hat lediglich sechs Stücke, was zeigt, dass man es eher mit langen Nummern zu tun hat. Bis auf He Knows, You Know dauern alle anderen über 7 Minuten und sind durchsetzt mit langen Solodarbietungen auf Gitarre und Keyboard. Zumindest hier gibt es einen Unterschied zu Genesis. Rothery hat auf der Gitarre deutlich mehr zu tun, als Kelly auf den Keyboards.

Marillions Debüt zeigt die Band noch in der Findungsphase. Sie versucht sich von ihren großen Vorbildern freizuschwimmen, was hier nur Ansatzweise gelingt, wie im letzten Stück Forgotten Sons mit seinen langen Teilen aus Sprechgesang und aggressiver Stimmung. Einen eigenständigen Stil erhielt die Band dann aber erst auf den folgenden Alben. Was aber die hohe Dichte an bemerkenswerten Melodien angeht, ist SCRIPT ein starkes Debüt.

Wertung: 80 %


Besetzung:

  Fish – vocals
Steve Rothery – guitars
Pete Trewavas – bass
Mark Kelly – keyboards
Mick Pointer – drums, percussion


Der Surroundmix:

Kommen wir zum Surroundmix. Bedauerlich das ist, würde Meister Joda sagen. Bedauerlich, dass nicht Steven Wilson das Album remixt hat, denn er hätte eine Menge mehr herausholen können, als Andy Bradfield und Avril Mackintosh. Beide hatten bereits das letzte Marillion Album Clutching at Straws mit Fish als Sänger in Surround abgemischt, was ich auch nicht so überzeugend fand.

Diskrete Instrumente in allen Ecken des Raumes, ein Mix, der das Gefühl aufkommen lässt, man wäre mitten drin? Vergesst es! Das Ganze gestaltet sich leider sehr frontlastig, mit einigen Effekten in den Rears. Dabei bietet das Album einige Möglichkeiten, wie man das Album hätte abmischen können. Zum Beispiel der zweifache Gesang im Refrain bei He Knows You Know. Hier hätte die eine Stimme vorne („He knows…“) , die zweite hinten („…you know.“) sein können. Beide sind aber im Center. Entweder hatten beide keine Lust sich vorher Gedanken zu machen, wie man den Mix gestalten möchte oder sie hören selber keine Musik in 5.1 und wissen daher nicht, was man anstellen kann, ohne dass es aufgesetzt erscheint.

Andere Beispiele: Das Flüstern in den ruhigen Passagen im Titelsong. Prädestiniert für eine Mischung in die hinteren Kanäle. Auch das ist vorne zu finden, dazu noch viel zu leise, dass man es kaum heraushören kann. Oder das Intro von Garden Party. Vogelgezwitscher und Umgebungsgeräusche. Warum nur von vorne? Was versteht man am Terminus „Umgebungsgeräusche“ bitte schön nicht?

Es ist aber nicht komplett wie eine normale Stereoabmischung. Manchmal gibt es eine leichte Staffelung der Instrumente vor einem, zum Beispiel direkt zu Beginn, wenn im Titelsong das Klavier mittig im Raum erklingt. Gelegentlich verirren sich auch Sounds nach hinten. Meistens sind es aber Stimmeffekte, wie in The Web oder der mehrfache Sprechgesang in Forgotten Sons. Letzterer dürfte das Highlight im Mix sein, denn hier merkt man dann schließlich doch, dass man nicht versehentlich die Stereospur gehört hat. Hier gibt es auch ein wenig Synthesizer und Gitarre in den Rears und man ist regelrecht dankbar.

Aber eins muss man Andy Bradfield und Avril Mackintosh lassen. Was den Sound angeht, haben sie ein definitives Upgrade geschafft. Ich fand den Originalmix immer sehr schwachbrüstig, der hatte keine Power. Jetzt klingt das Album deutlich kraftvoller, hier haben sie vor allem den Bass nach vorne gemischt, was den Songs viel mehr Drive verleiht. Zudem klingt alles viel klarer. Obwohl der Surroundmix eher flach ist, kann man dennoch ohne Probleme Instrumente gezielt heraushören. So muss man trotz genereller Enttäuschung über den Surroundmix sagen, dass man das Gefühl hat, ein Album neu zu entdecken. Aber es wäre so viel mehr möglich gewesen.

Wertung: 80 %


Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
 

Album starten:

Wenn man nach Einlegen der Disc und dem obligatorischen Warten, bis sich das Menü geladen hat, zweimal auf Enter drückt, erklingt das Album in Stereo. Über die Audiotaste kann man umschalten. Will man das vorher über das Menü tun, ist das ohne visuelle Hilfe ein bisschen schwierig. Die Tastenkombination:

ENTER > UP > UP > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER

Marillion Script for a jesters tear Blu-ray-Menu

ENTER > UP > UP > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER

Abwertung: – 2,5 %


Bonusmaterial:

Das weitere Material auf der Deluxe Edition ist interessant! Auf einer zweiten (kurzen) CD gibt es die EP Market Square Heroes, die es auch noch hochauflösend auf der Blu-ray gibt. Leider nicht in Surround. Auf zwei weiteren CD’s gibt es einen Konzertmitschnitt von 1982, also aus der Zeit, als das Album noch nicht erschienen war. Hier gibt es noch leichte Unterschiede zu den späteren Studiofassungen. Auch die Blu-ray bietet neben dem Surroundmix noch reichliches Material. Eine 90-minütige Dokumentation beleuchtet überaus interessant die Anfänge der Band und die Enstehung des Albums. Hier kommen auch ehemalige Mitglieder zu Wort. Dazu gibt es noch das letzte Konzert von Mick Pointer als Video (81 Min.) zu sehen. Dieses Konzert wurde damals auf VHS veröffentlicht und viele Jahre später auf DVD. Abgerundet wird das Ganze mit drei Musikvideos und einem weiteren kurzen Konzertmitschnitt aus dem Marquee Club 1982 mit Backstage Material. Insgesamt dreieinhalb Stunden Videomaterial. Was will man mehr?

Aufwertung: + 3 %


Anspieltipp:

Forgotten Sons


Fazit:

Der Surroundmix ist eine Enttäuschung, aber die Soundqualität und das üppige Bonusmaterial tröstet ein wenig darüber hinweg.

Pros / Cons:
+ ein Upgrade im Sound
+ High Resolution (+1 %)
+ sehr viel Bonuscontent (+3 %)
– Surroundmix jedoch sehr konservativ abgemischt
– muss auf Surround Sound umgeschaltet werden (-2,5 %)

 

GESAMTWERTUNG: 82 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Blu-ray: Diese Box ist vor kurzem im April 2020 erschienen und sollte eigentlich ohne Probleme erhältlich sein. Ist sie aber nicht. Hoffen wir, dass es an Lieferengpässen wegen der Corona-Krise liegt. Der Preis liegt bei unter 40 Euro.

Stand: 22.04.2020

 


Links:

Offizielle Seite von Marillion

 

2 Replies to “Marillion – Script For A Jester’s Tear”

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