Ultravox – Rage in Eden
Erscheinungsjahr 1981 | DVD | New Wave
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Zuletzt gab es hier von den Ferien im Paradies zu lesen, nun gibt es die Wut dazu. Das Album RAGE IN EDEN ist das 5. Studioalbum der Band Ultravox, welches 1981 veröffentlicht wurde. Steven Wilson hat dieses Album zum 40. Geburtstag in eine 5.1-Version neu abgemischt, welche nun etwas verspätet erschienen ist. RAGE IN EDEN ist der Nachfolger des überaus erfolgreichen VIENNA aus dem Vorjahr. Auch das gibt es seit einiger Zeit in einem Surroundmix von Steven Wilson. Mehr dazu hier.
Aufgenommen und geschrieben wurde RAGE IN EDEN im damals sehr angesagten Studio von Conny Plank vor den Toren Kölns. Dies wurde prominent auf der Rückseite des Plattencovers mit einem „Köln 1981“ in großen Lettern dokumentiert. Ultravox arbeiteten bereits 1978 auf ihrem dritten Album mit Conny Plank zusammen. Diese Arbeiten machten ihn international bekannt, sodass bald Auftragswünsche von Eurythmics, Gianna Nannini und U2 kamen. U2 lehnte Plank ab, weil er den Sänger nicht ausstehen konnte.
Mit Conny Plank, der gerne ungewöhnliche Wege in der Produktion ging, hoffte man den geeigneten Sound für die neue Platte zu finden. So wurde viel mit Nachhalleffekten und rückwärts abgespielten Bändern experimentiert. Zudem kam die neue Linn Drum zum Einsatz, die erste Drum Machine, die digitale Samples eines akustischen Schlagzeugs abspielen konnte.
RAGE IN EDEN wurde nicht ganz so erfolgreich wie der Vorgänger VIENNA. In Großbritannien kam das Album bis auf Platz 5, in Deutschland kam es gerade auf Platz 48. Das Albumcover wurde ursprünglich von Peter Saville entworfen, der für seine Zusammenarbeit mit New Order bekannt ist. Jedoch durfte dieses Originalcover nur bei der Erstveröffentlichung verwendet werden, spätere Reissues haben ein anderes Cover. Für diese Geburtstagsedition 41 Jahre später konnte wieder das Original Covermotiv verwendet werden.
Tracklist:
1 The Voice – 6:01
2 We Stand Alone – 5:39
3 Rage in Eden – 4:12
4 I Remember (Death in the Afternoon) – 4:57
5 The Thin Wall – 5:39
6 Stranger Within – 9:56
7 Accent on Youth – 4:47
8 The Ascent – 2:20
9 Your Name (Has Slipped My Mind Again) – 4:29
10 I Never Wanted to Begin – 3:34
11 Paths and Angles – 4:24
12 Your Name (Has Slipped My Mind Again) – Work In Progress – 6:03
Gesamtdauer: 61:56
Als sich die Band auf den Weg ins Studio von Conny Plank machte, hatten sie keine neuen Songs im Gepäck. Alles sollte vor Ort geschrieben werden und man wollte die technischen Möglichkeiten und Planks ständiges Bedürfnis, ungewohntes Terrain zu betreten, in den kreativen Prozess mit einfließen lassen. Man merkt den Songs an, dass da eine gewisse Experimentierfreude am Werk war. Bestimmte Stimmungen entstehen eben durch solch ein freies und ungezwungenes Spiel mit der Technik, das lässt sich vorher nicht so komponieren und beschließen.
Dennoch klingt RAGE OF EDEN nicht völlig anders als VIENNA aus dem Jahr zuvor. Es kann klar als direkter Nachfolger identifiziert werden. Die Grundarrangements sind ähnlich. Es gibt viele Synthesizer, die Gitarren sind eher in den Hintergrund gemischt und das Schlagzeug besticht auch nicht durch ein abwechslungsreiches, sondern durch ein groovendes, hypnotisches Spiel. Aber es gibt doch viele Effektshots, so würde ich sie mal bezeichnen. Immer passiert irgendwo was in den Songs, was beim oberflächlichen Hören nicht mal so stark auffällt. Aber wenn man genau hinhört, fragt man sich dann schon, was das da gerade für ein Sound gewesen ist.
Der Gesamtklang aus dem damals üblichen Sound im New Wave und Elektropop und den ungewöhnlichen Klängen und Spielereien, die sich völlig harmonisch in den Bandsound einfügen, machen das Album sehr interessant, wenngleich es stilistisch doch einigermaßen stark gealtert ist.
Wertung: 80 %
Besetzung:
Warren Cann – drums, electronic percussion, vocals
Chris Cross – bass, synthesizers, vocals
Billy Currie – synthesizers, piano, violin, viola
Midge Ure – lead vocals, guitars, synthesizers
Ein Bandsound, der eher synthetisch und elektronisch angelehnt ist und aufpoppende Soundeffekte, die sich über die Gesamtlänge des Albums ziehen, das klingt alles nach einem prädestinierten Album für eine Surroundabmischung. Doch der Surroundmix beginnt mit einer kleinen Enttäuschung. Der erste Song, The Voice, vermutlich das bekannteste Stück der RAGE IN EDEN beginnt relativ verhalten. Bis auf einige Keyboardparts scheint der Song nicht wirklich die vorderen Kanäle verlassen zu wollen. Zudem ist der Klang nicht so, wie man es von Steven Wilson gewohnt ist. Schnell wird klar, es handelt sich hier um einen Upmix. Ein Blick in das große Booklet genügt und man hat Gewissheit. Von zwei Stücken konnten die Masterbänder nicht gefunden werden und somit konnten diese beiden Songs nicht neu abgemischt werden. Das ist zum einen das erwähnte The Voice und zum anderen der vierte Song des Albums I Remember.
Steven Wilson hat für diese beiden Stücke vermutlich wieder die Software Penteo genutzt, um diese auf 5.1 hochzumischen. Penteo bewirkt kleine Wunder, diese beiden Songs sind durchaus räumlich und einem ungeübten Hörer oder Hörerin würde das vermutlich gar nicht mal so auffallen. Schon gar nicht, wenn man ein ganzes Album im Upmix hört. Aber wenn sich echter Surround und Upmixe auf einem Album abwechseln, fällt dies schon auf, vor allem eben im Gesamtklang, manchmal weniger in der Räumlichkeit. Und so ist das auch auf RAGE IN EDEN, denn der Rest des Albums ist die hohe Kunst an sehr gutem, transparentem Klang und einer überaus diskreten Verteilung der vielen Sounds im Raum.
Die restlichen Songs klingen im Vergleich zu den beiden Upmixen deutlich räumlicher, luftiger und vom Gesamtklang her auch frischer. In die Rear-Kanäle werden zumeist Keyboards und Synthesizer gelegt, ab und zu auch Gitarren, doch findet man letztere zumeist eher vorne, was auch gut ist, da sie dort besser herauszuhören sind. Sehr oft finden auch Bewegungen im Sound statt, Sequenzer schwirren von einer Seite zur anderen oder von vorne nach hinten, was sich bei elektronischen Klängen schlichtweg anbietet. Das Album bietet auch reichlich an Hintergrundgesang, der ebenfalls druckvoll aus den hinteren Kanälen erschallt.
Was die Effektshots angeht, da merkt man, dass Steven Wilson wie ein Junge an der Modelleisenbahn seine wahre Freude hatte, diese im Raum zu verteilen, sie zu bewegen, um dem Hörplatz tanzen zu lassen und anschließend in irgendeiner Ecke wieder verschwinden zu lassen. Gerade die atmosphärischen Stücke gewinnen ungemein in der Surroundabmischung.
Eines der vielen Highlights ist da das Titelstück Rage in Eden, welches von den Hall- und Echoeffekten des Gesangs getragen wird. Diese Effekte und zusätzlichen Stimmen werden wie auf einer Theaterbühne im Raum verteilt, dass man das Gefühl hat, eine Aufführung zu sehen. Gegen Ende wird der Song durch einen Frequenzfilter gejagt, sodass er am Ende wie aus einem Transistorradio erklingt, was man ja schon von Pink Floyd kennt. Hier passiert das aber um einiges artifizieller. In der Transformation fliegt das Stück komplett in die Rears und schwebt anschließend gemächlich wieder in die Frontkanäle, um dort auszublenden. Auch der letzte Song Your Name experimentiert stark mit Hall- und Delayeffekten. Dieses Mal sind es einzelne Schlagzeugschläge, die buchstäblich durch den Raum geschickt werden.
Eine kleine Anpassung gegenüber des Originalmixes von 1981 erfährt das Stück Stranger Within. Dieses ist nun fast drei Minuten länger. Man wollte schon damals diese lange Version veröffentlichen, was aber wegen der begrenzten Spielzeit der Platte verworfen werden musste. In diesen zusätzlichen Minuten stellt man fest, dass Ultravox damals im Studio gerne jeden Knopf und Hebel ausprobiert hat.
Neben dem (fast) gesamten Album hat Steven Wilson auch die beiden B-Seiten der Albumsessions in 5.1 abgemischt, die im Anschluss an das Album automatisch abgespielt werden. Zusätzlich zu diesen beiden Stücken gibt es auch noch die sogenannte Work-In-Progress-Version von Your Name in 5.1, die hier und da noch etwas anders klingt wie das Endresultat auf RAGE OF EDEN. Erwähnt werden muss hier die B-Seite I Never Wanted To Begin, die in 5.1 auch sehr gut zum Tragen kommt. Das Stück besteht aus unzähligen Schlagzeugpattern, die in 5.1 aus allen Richtungen auf einen niederprasseln.
Wertung: 95 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
PCM Stereo
Ausgezeichnet! Man muss lediglich die Entertaste drücken, um das Album in DTS 5.1 zu hören. Das war auf VIENNA noch ganz anders.
Die Box besteht aus 5 CD’s und einer DVD. Auf CD 1 ist der Original Mix, CD 2 enthält den Steven Wilson Remix (bis auf die beiden Stücke ohne Masterbänder). Dazu gibt es hier und auf der dritten CD noch B-Seiten, Work-In-Progress-Mixe und Frühversionen der Stücke. Auf den letzten beiden CD’s gibt es schließlich einen Konzertmitschnitt aus dem Hammersmith von 1981. Auf der DVD ist neben dem neuen Steven Wilson Mix auch der Originalmix in Stereo zu finden. Abgerundet wird das Ganze mit zwei Booklets, wobei das eine ein Reprint des Tourprogramms von 1981 ist. Leider gibt es keine Musikvideos und sonstiges Bildmaterial auf der DVD.
Aufwertung: +2 %
Anspieltipp:
Rage In Eden, Stranger Within, I Never Wanted To Begin
Üppige Deluxe-Box, sehr guter Surroundmix und ein Preis, der gerade noch nicht so weh tut. Es gibt weitaus teurere Boxen.
Pros / Cons:
+ Sehr guter Surroundmix, auch B-Seiten in Surround
+ Bonusmaterial (+2%)
– Zwei Stücke gibt es nur als Upmix
– Leider nur eine DVD und keine hochauflösende Blu-ray / DVD-Audio
GESAMTWERTUNG: 92 %
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Diese Ausgabe erschien Ende September 2022 und kostet etwa 55-60 Euro.
Stand: 15.10.2022
Links:
Offizielle Webseite von Ultravox