Rush – A Farewell to Kings
Erscheinungsjahr 1977 | Blu-Ray Disc | Progressive Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
UPDATE: In diesem Beitrag wird die erste Surround Sound Fassung von A FAREWELL TO KINGS besprochen und nicht die von Steven Wilson erstellte, die 2017 zum 40sten Jubiläum erschienen ist.
1977 brachte das kanadische Powertrio um Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart ihr fünftes Studioalbum A FAREWELL TO KINGS heraus. Es war der Nachfolger ihres großen Durchbruchs 2112, welcher ebenfalls in einer Surroundausgabe zu erwerben ist.
Rush können als Begründer des so genannten Progressive Metal angesehen werden. War ihr Debutalbum noch sehr stark an Hard Rock und vor allem an Led Zeppelin angelegt, änderte sich ihr Stil schnell zum Progressive Rock, der vor allem in Großbritannien eine Vielzahl an kreativen Band hervorbrachte. Der große Unterschied zu Rush ist jedoch der, dass Keyboards und Synthesizer zu dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielten. Rush hatte keinen eigenen Tastenmann, Bassist und Sänger Geddy Lee übernahm die Funktion sozusagen nebenbei. So klingen Rush im Vergleich zu den großen Progbands aus Europa deutlich gitarrenlastiger. In den 80ern gab es eine deutliche Abkehr vom Gitarrensound hin zu synthetisch erzeugten Klängen, einen Wandel, den quasi jede Band aus den 70ern machte und auch bei Rush durchzogen wurde. Spätestens seit Mitte der 90er sind Rush aber wieder eine nahezu reine Gitarrenband. Jenseits des Atlantiks sind sie weitaus erfolgreicher als in Europa. In unseren Gefilden ist Rush mehr oder weniger immer ein Insidertipp geblieben, was bei über 40 Mio verkauften Tonträgern weltweit und der Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame 2013 etwas verwunderlich ist.
Der Surroundmix des 1977 erschienenen Albums wurde von Richard Chycki bereits 2011 für die Rush Box „Sector 2“ als Bonusbeilage auf DVD erstellt. 2015 wurde dieser Mix auf einer Pure Audio Blu-ray wieder veröffentlicht, welche hier besprochen wird. Der Datenträger steckt in einer für Blu-ray-Medien typischen Amaray-Hülle (siehe Foto), wodurch das Original Cover Artwork beschnitten wird. Im vorliegenden Fall wurde auf ein Gebäude verzichtet, welches auf der sonst üblichen quadratischen Ausgabe links im Hintergrund zu sehen ist. Im Vergleich zu meiner CD-Version sind die Farben zudem sehr viel blasser.
Auf der Blu-ray befindet sich mit Ausnahme des Menüs (und einer Bildergalerie) nur das 37 Minuten lange Album, welches im hochauflösendem (96 kHz, 24 bit) DTS-HD Master Audio 5.1, Dolby TrueHD 5.1 und für Stereopuristen in PCM Stereo vorliegt. Daneben gibt es noch ein dünnes Booklet mit den Texten, Credits und einigen Bandfotos. Zusätzliche Linernotes fehlen.
Tracklist:
1 A Farewell to Kings – 5:53
2 Xanadu – 11:07
3 Closer to the Heart – 2:55
4 Cinderella Man – 4:22
5 Madrigal – 2:36
6 Cygnus X-1, Book I: The Voyage – 10:22
Gesamtdauer: 37:15
Für progressive Verhältnisse typisch, befinden sich auch auf A FAREWELL TO KINGS Nummern, die in ihrer Länge deutlich von den üblichen drei bis vier Minuten Radiosongs abweichen und zahlreiche Stil- und Tempowechsel, sowie ausufernde Instrumentalpassagen aufweisen. Die beiden zentralen Stücke des Albums sind die etwa elf Minuten langen Xanadu, welches auf dem Gedicht Kubla Khan von Samuel Taylor Coleridge basiert und die von Schlagzeuger und Texter Neil Peart erdachte Science-Fiction Mär Cygnus X-1, Book I: The Voyage. (Diese findet auf dem folgenden Album seine Fortsetzung.) Mit Closer to the Heart findet sich auf dem Album auch eine radiofreundliche Ballade, die zum Klassiker wurde und seither oft auf Konzerten gespielt wurde. Gewöhnungsbedürftig für Rush-Entdecker ist der hohe, schrille Gesang Geddy Lees, der nicht jedermanns Sache sein dürfte. Dies wurde erst ab den 80er Jahren „besser“.
Mir persönlich sagen die Alben, die Rush davor und danach veröffentlicht hat, deutlich mehr zu. Mit A FAREWELL TO KINGS konnte ich nie so richtig warm werden.
Wertung: 67 %
Besetzung:
Geddy Lee: vocals, bass and twelve-string guitar, Minimoog, bass pedal synthesizers
Alex Lifeson: electric and acoustic six- and twelve-string guitars, classical guitar, bass pedal synthesizers
Neil Peart: drums, orchestra bells, wind chimes, bell tree, vibraslap, triangle, tubular bells, temple blocks
Was man zu hören bekommt ist ein auf die Musik sehr gut abgestimmter Mix. Die Instrumente lassen sich allesamt ausgezeichnet orten und werden durch Geddy Lees kraftvollen Rickenbacker Bass unterstützt. Die für Rush in dieser Phase typisch vielen Gitarrenspuren lassen sich gut trennen, sodass man sich prima auf einzelne Riffs konzentrieren kann, um diese herauszuhören. Alle Songs sind nahezu gleichgut abgemischt, es gibt keine Ausreißer. Räumlich betrachtet, spielt sich das meiste im vorderen Zwei-Drittel ab. Das hintere Drittel und die Rears kommen etwas seltener zum Zug, aber immer dann, wenn es der Musik zuträglich ist. Mal sind es Percussions, mal Glockenspiel, Akustikgitarren oder Synthesizereffekte, aber niemals Effekthascherei, die von der Musik ablenken könnte.
Der Opener und Titelgeber für das Album A FAREWELL TO KINGS beginnt mit einem interessanten Intro. Eine Akustische Gitarre wandert im Raum, als würde ein Gitarre spielender Minnesänger auf einer Lichtung (Vogelgezwitscher!) an einem vorbei gehen.
Vogelgezwitscher gibt es auch im sehr atmosphärischen Intro zu Xanadu, mit Synthie-Wind aus den Rears, sphärischen Gitarrenklängen, sehr viel dezenter und asiatisch anmutender Percussion. Im alten Stereomix habe ich das Intro nie wirklich beachtet, während es im Surroundsound ein Highlight des Albums darstellt.
Cinderella Man weiß durch einen tollen Instrumentalteil zu überzeugen. Im originalen Stereomix wurden im Gitarrensolo, die für die Zeit typischen wilden Panningeffekte angewandt. Im Surroundmix wurde dieser flache zweidimensionale Raum, in der die Gitarre von links nach rechts und zurück wandert, in die dritte Dimension überführt. Nun hüpft die E-Gitarre, wie ein Gummiball im Raum. Die akustischen Gitarren bilden zudem ein effektvolles Dreieck zwischen links vorne und rechts hinten.
Der zweite Longtrack Cygnus X-1 hat ebenfalls ein tolles Intro. Es könnte eine geheimnisvolle Zeremonie auf dem Planeten Vulkan sein. Akustisches Science-Fiction Theater. Unheil in Form eines langsam aufkommenden Bassriffs leitet zum Hauptteil des Stückes. Dies ist das Highlight des Albums. Auch das sehr stille Outro weiß zu überzeugen.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
DTS-HD Master Audio 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby TrueHD 5.1 (96 kHz / 24 bit)
PCM Stereo (96 kHz / 24 bit)
Legt man die Blu-ray in den Player ein, erklingt nach dem Laden das Intro von Closer to the Heart und es folgt eine kleine Animation, in der sich das Menü aufbaut. Bis man das Album wirklich starten kann, vergehen etwa 15 Sekunden. Der Menüpunkt „Play“ ist anschließend vor ausgewählt, sodass man die Musik mittels Entertaste blind starten kann. Als Audiospur ist DTS ausgewählt. Vorbildlich!
Wie üblich auf einer Pure Audio Blu-ray, findet sich auf der Scheibe kein Videocontent. Neben dem Menü und den eingeblendeten Lyrics ist eine Fotogalerie mit vielen Bandfotos aus der Zeit der Albumveröffentlichung in HD vorhanden. Zudem findet sich ein Downloadcode in der Hülle, um das Album auch unterwegs genießen zu können – dann allerdings in Stereo.
Aufwertung: + 0,5%
Anspieltipp:
Cygnus X-1
Musikalisch gesehen gehört A FAREWELL TO KINGS wie bereits erwähnt nicht zu meinen favorisierten Rush-Alben. Der Surroundmix lässt jedoch das Album im neuen Glanz erscheinen, sodass es nicht mehr so stiefmütterlich von mir behandelt wird. Ein typisches Album, welches durch den Surroundmix dazugewinnt.
Pros / Cons:
+ durchgängig gleichwertiger, guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Kein unnötiges Navigieren im Menü nötig, um das Album zu starten
+ Fotogalerie in HD (+ 0,5%)
+ Downloadcode inbegriffen (ist nicht selbstverständlich)
– Das Album davor (2112) und die Alben danach haben die besseren Songs
GESAMTWERTUNG: 83 %
Erläuterungen zur Bewertung
Blu-ray Disc: Diese Version sollte noch zu erwerben sein. Kostenpunkt um die 20 €.
Sector 2 Box Set: Dieses Boxset beinhaltet die Rushalben der Jahre 1977-1981 auf fünf CDs. A FAREWELL TO KINGS befindet sich zusätzlich auf einer hybriden Bonus DVD-Video / DVD-Audio im Surroundsound. Die anderen Alben liegen in dieser Box nicht im Mehrkanalton vor. Kostenpunkt: ca. 35 €
40th Anniversary Super Deluxe Edition: Diese teure Box (140 Euro) mit 3CDs, 4 LPs und einer Blu-ray ist Ende 2017 erschienen. Enthalten ist jedoch ein völlig neuer Surroundmix, der von Steven Wilson erstellt wurde und dem hier vorgestellten alten Mix etwas überlegen sein dürfte.
Stand: 29.12.2018
weitere Links
Offizielle Webseite von Rush
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