
U2 – How To Dismantle An Atomic Bomb
Erscheinungsjahr 2004 | STREAMING | Rock
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Als HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB im November 2004 erschien, präsentierte sich U2 mit einem Album, das auf vielen Ebenen als Rückbesinnung gelesen werden konnte. In den 90ern experimentierte die Band mit elektronischen Elementen. ZOOROPA und POP waren spannende Alben, die aber viele alte Fans vor den Kopf stießen. Mit ALL THAT YOU CAN’T LEAVE BEHIND gab es dann im Jahr 2000 die Rolle rückwärts. Das Nachfolgealbum HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB zementierte schließlich den Sound, den U2 weitestgehend bis heute beibehalten sollte. Die Zeit der Experimente war vorbei.
Der Fokus auf diesem Album liegt auf klassischen Rockstrukturen, die Gitarre dominiert, und die Refrains sind hymnisch. Songs wie Vertigo, All Because of You oder City of Blinding Lights unterstreichen diese Ausrichtung und zeigen eine Band, die sich ihrer Stärken sehr bewusst ist. Andererseits bietet das Album wenig überraschende Momente.
Der Erfolg gab U2 jedoch recht: HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB erreichte in 34 Ländern Platz eins der Charts, wurde über neun Millionen Mal verkauft und mit acht Grammy Awards ausgezeichnet. 2024 erschien eine üppige Jubiläumsausgabe mit unveröffentlichtem Material. Vieles davon wurde auch in Dolby Atmos veröffentlicht, allerdings nur auf Streamingportalen. Zum einen gibt es hier das Album im immersiven Mix, ergänzt durch den Bonustitel Fast Cars, von dessen Lyrics der Albumtitel stammt. Zum anderen wurden auch etliche weitere Bonustracks in Dolby Atmos veröffentlicht, die man unter dem sogenannten Schatten-Album HOW TO RE-ASSEMBLE AN ATOMIC BOMB findet. Es sind Songs aus den Aufnahmesessions, die es nicht auf das Album schafften und zum Teil nicht zu Ende ausgearbeitet wurden.
Screenshot Apple Music App
Tracklist:
1 Vertigo – 3:15
2 Miracle Drug – 3:59
3 Sometimes You Can’t Make It On Your Own – 5:09
4 Love and Peace or Else – 4:51
5 City of Blinding Lights – 5:48
6 All Because of You – 3:39
7 A Man and a Woman – 4:30
8 Crumbs from Your Table – 5:03
9 One Step Closer – 3:52
10 Original of the Species – 4:41
11 Yahweh – 4:22
12 Fast Cars (Bonustitel) – 3:42
Gesamtdauer: 53:10
Vor einiger Zeit hatte ich ACHTUNG BABY rezensiert – ein Mix, der mich extrem enttäuschte. So sehr, dass ich monatelang diese Rezension zu HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB vor mir herschob. Als der Atmos-Mix erschien, habe mich einfach nicht getraut, da reinzuhören. Jetzt habe ich allen Mut zusammengenommen! Der erste Eindruck war zwiespältig: einerseits ernüchternd, andererseits aber auch erleichternd. Denn der neue Atmos-Mix eines U2-Albums ist diesmal deutlich besser ausgefallen. Deutlich! Aber zu einem richtig guten Mix fehlt trotzdem noch einiges.
Was wieder auffällt, ist die Varianz der unterschiedlichen Mixe – was mich erneut fragen lässt, ob hier wieder mehrere Mischer am Werk waren. Damals bei ACHTUNG BABY sollen sich vier versucht haben. Bei HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB fällt auf, dass die ersten und die letzten Stücke wieder sehr auf Nummer sicher gehen. Sie klingen mit einem deutlichen Schwerpunkt zur Front. Aber: deutlich besser als bei ACHTUNG BABY, denn selbst bei diesen Stücken gibt es immer wieder Momente, in denen man merkt, dass nicht nur die vorderen Lautsprecher angeschlossen sind. Das ist fast immer in der Bridge der Songs der Fall, wenn plötzlich zusätzliche Gitarren oder Flächensounds seitlich, oben oder gar hinten platziert werden. Insgesamt bleibt es bei diesen Stücken dennoch eher bei einem verhaltenen Surround-Gefühl.
Das ändert sich spätestens mit dem fünften Stück, City of Blinding Lights. Hier hat man zum ersten Mal das Gefühl, über die fast komplette Dauer des Stücks von Klängen umgeben zu sein. Es gibt Unmengen an Gitarrenspuren – oben, seitlich und hinten –, dazu auch Backing Vocals aus den Rears. Das klingt hier schon richtig gut. Auch die folgenden Stücke klingen ansprechend. Es sind vor allem Gitarreneffekte und Elektronik (die es auch auf diesem Album gibt, aber dezenter), die gut im Raum verteilt werden und teilweise auch in Bewegung sind. Auch an die Decke wird deutlich mehr platziert: Bei A Man and a Woman ist es Falsettgesang von Bono, am Anfang von Crumbs from Your Table Akustikgitarre und Glockenspiel.
Perfekt abgemischt sind diese Stücke jedoch nicht. Immer wieder stellt sich die Frage: Was hätten ein Wilson, Soord oder Clearmountain aus dem Material gemacht? Denn das Album ist voll von Sounds, die nach einer immersiven Abmischung schreien. Es hat viel Potenzial für eine wirklich immersive Scheibe, das aber kaum richtig ausgereizt wird.
Eine Sache hat mich zudem an der Abmischung gestört – und zwar die Lautstärkeunterschiede. Ich musste immer wieder mit der Fernbedienung nachregeln, weil einiges deutlich leiser oder lauter klang als der Mittelwert. Gerade bei den weniger immersiven Stücken wurde es immer dann deutlich lauter, wenn plötzlich die weiteren Lautsprecher zum Einsatz kamen. Hier fehlt einfach eine vernünftige Balance.
Anspieltipp:
City Of Blinding Lights
Fazit:
Ein Mix, der Hoffnung gibt, dass der nächste Atmos-Mix aus dem Hause U2 noch besser wird.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 76%
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von HOW TO DISMANTLE AN ATOMIC BOMB gibt bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal zu hören.
Stand: 04.09.2025
Links:
Offizielle Webseite von U2