The Jimi Hendrix Experience – Electric Ladyland
Erscheinungsjahr 1968 | Blu-ray Disc | Psychedelic Rock
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Es kristallisiert sich langsam ein Trend heraus, dass Musikalben, die gerade ihren 50. Geburtstag feiern, neu herausgebracht werden und diese dann auch noch eine Neuabmischung in Surround Sound erhalten. So konnte man sich in den letzten Monaten über Neuveröffentlichungen von Jethro Tulls Debut-Album This Was und den beiden Beatles Meilensteinen Sgt. Pepper und dem weißen Album erfreuen. Ein weiteres bedeutendes Album wurde vor 50 Jahren veröffentlicht, welches jetzt neu entdeckt wird. Die Rede ist von ELECTRIC LADYLAND der Jimi Hendrix Experience.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Oevre von Jimi Hendrix nie wirklich beschäftigt habe. Als es jedoch Ende letzten Jahres hieß, dass das Doppelalbum ELECTRIC LADYLAND in 5.1 veröffentlicht wird, war schnell klar, dass man sich das Teil zulegen würde. Irgendwas von Hendrix sollte in jeder guten Platten- und Musiksammlung enthalten sein.
ELECTRIC LADYLAND ist das dritte und letzte Album der Jimi Hendrix Experience und wurde vom Gitarristen selbst produziert. Hendrix war mit den technischen Möglichkeiten von Tonstudios unzufrieden und beschloss sein Eigenes zu bauen. Der Bau verzögerte sich schließlich so stark, sodass das Album schließlich in den Record Plant Studios in New York aufgenommen wurde. Die Aufnahmen gestalteten sich schwierig, da Hendrix schwer zufriedenzustellen war. Manche der Songs brauchten bis zu 50 Takes, bis diese im Kasten waren.
Der 5.1 Mix des Albums wurde von Eddie Kramer erstellt. Kramer hat schon den Originalmix von 1968 erstellt und hat seitdem für eine Vielzahl namhafter Bands hinter dem Mischpult gesessen, wie Led Zeppelin, den Rolling Stones und Kiss. Er ist ein ausgewiesener Experte was Surround Sound angeht. Mit DTS entwickelte er das Headphone X System, mit dem es möglich sein soll, über normale Kopfhörer Surround Sound zu hören.
Die Jubiläumsversion von ELECTRIC LADYLAND erscheint in einem anderen Cover, als die bisher bekannten Veröffentlichungen. Zu sehen ist die Band mit Kindern im Central Park. Das Foto wurde von Linda Eastman gemacht, die später Paul McCartney heiratete. Es war Hendrix Wunsch, dass dieses Bild das Albumcover wird. Ein Brief an die Plattenfirma mit den Anweisungen ist im Begleitbuch der Edition abgedruckt. Die Plattenfirma entschied anders. In Groß Britannien wurde das Album mit einem Cover verkauft, auf dem sich viele nackte Frauen rekelten, was Jimi Hendrix nicht amüsant fand.
Tracklist:
1 …And the Gods Made Love – 1:21
2 Have You Ever Been (To Electric Ladyland) – 2:11
3 Crosstown Traffic – 2:25
4 Voodoo Chile – 15:00
5 Little Miss Strange – 2:52
6 Long Hot Summer Night – 3:27
7 Come On (Let the Good Times Roll) – 4:09
8 Gypsy Eyes – 3:43
9 Burning of the Midnight Lamp – 3:39
10 Rainy Day, Dream Away – 3:42
11 1983… (A Merman I Should Turn to Be) – 13:39
12 Moon, Turn the Tides…Gently Gently Away – 1:02
13 Still Raining, Still Dreaming – 4:25
14 House Burning Down – 4:33
15 All Along the Watchtower – 4:01
16 Voodoo Child (Slight Return) – 5:12
Gesamtdauer: 75:47
Ende der 60er Jahre gab es zwei Musikstile die gerade ziemlich angesagt waren. Das war zum einen der Psychedelic Rock und der Blues Rock. Beide sind auf dem Album vorherrschend. Hinzu kommen eine Vielzahl an Soundexperimenten, was bereits in dem abgedrehten Intro zu hören ist. Hendrix und Kramer erstellten Klänge, die im Jahr 1968 noch völlig neuartig waren. So verwundert es nicht, dass das Album eine ziemliche Sensation wurde.
Neben vielen recht kurzen Nummern, wo man gelegentlich das Gefühl hat, dass diese nicht zu Ende ausgearbeitet wurden, gibt es mit Voodoo Chile und 1983… (A Merman I Should Turn to Be) zwei deutlich über 10 Minuten lange Stücke, die ausgiebige Instrumentalpassagen aufweisen und die Band in Höchstform zeigen. Die bekanntesten Nummern dürften dagegen die letzten beiden sein. Das Cover zu Bob Dylans Song All Along the Watchtower ist ein guter Beweis, dass Coverversionen manchmal besser als die Originalversion sein können. Das letzte Stück Voodoo Child wurde vor allem durch das Intro weltberühmt.
Wertung: 80 %
Besetzung:
Jimi Hendrix – vocals, guitars, piano, percussion, electric harpsichord, bass guitar, comb and tissue paper kazoo
Noel Redding – backing vocals, bass guitar, acoustic guitar and lead vocals on „Little Miss Strange“
Mitch Mitchell – backing vocals, drums, percussion
Chris Wood – flute
Freddie Smith – tenor saxophone
Steve Winwood – Hammond organ
Mike Finnigan – organ
Al Kooper – piano
Dave Mason – twelve-string guitar, backing vocals
Jack Casady – bass guitar
Buddy Miles – drums
Larry Faucette – congas
Brian Jones – percussion
The Sweet Inspirations – backing vocals
Mit Surround Sound Mixen von Alben aus den 60er Jahren ist es so eine Sache. Die Aufnahmetechniken standen damals noch relativ am Anfang und man hatte allenfalls 4 oder 8 Spuren zur Verfügung. Für den Mischer kann es da einer Herkulesaufgabe gleichkommen, aus dem vorhandenen Material einen räumlichen Mix zu erstellen. Eddie Kramer hat gute Arbeit geleistet!
Im Begleitbuch schreibt er darüber, dass er immer davon geträumt hatte ELECTRIC LADYLAND in Surround Sound abzumischen und das Jimi Hendrix wohl großer Fan von Musik jenseits von Stereo gewesen wäre. Bereits in den 60ern hatten er und Kramer mit diversen Phasenverschiebungen im Mix versucht einen Sound zu kreieren, der räumlicher klingt, als das normale, noch relativ neue Stereo.
Der Mix ist sehr druckvoll ausgefallen. Häufig findet man Gesang und Schlagzeug in der Raummitte vor, die so sehr präsent wirken. Jimis Gitarren gibt es überall im Raum zu bestaunen. Soli erklingen mal vorne, mal hinten und wie es sich für psychedelische Musik gehört, bleiben diese auch nicht zwingend an einer Stelle, sondern schwirren wild durch den Raum.
Auf dem Album werden mit der Zeit zwei Arten, wie die Musik in Surround Sound abgemischt wurde, deutlich. Zum einen gibt es die Songs, bei denen die Instrumente rund um den Hörer platziert werden und dann gibt es noch den etwas anderen Ansatz. Bei einigen Stücken ist der Klang frontlastiger, die Instrumente sind eher in der vorderen Raumhälfte vorzufinden, während die Rears dazu verwendet werden, den Raum zu formen, in dem dort meist Hallanteile platziert werden. Das funktioniert richtig gut. Denn bei Songs wie dem 15 Minuten langen Vodoo Chile hat man das Gefühl, als wäre man in einem verrauchten Kellerclub bei einem kleinen Livekonzert. In diesem Stück gibt es gelegentlich leisen Applaus in den Rears, was diesen Eindruck noch verstärkt. Es klingt verblüffend authentisch, dass man sich wünscht, eine Virtual Reality Brille aufzuhaben, um die Illusion perfekt zu machen.
Highlight im Mix dürfte 1983… sein und da vor allem der leise Instrumentalteil, in dem Gitarren und Percussion sehr atmosphärisch im Raum platziert werden. Weniger gut ausgefallen ist dagegen der Mix von All Along The Watchtower, bei dem das Schlagzeug im rechten Raum zu hören ist, was meiner Meinung nach gar nicht funktioniert, da links einfach ein Loch entsteht und man das Gefühl hat, dass man falsch sitzt.
Wertung: 93 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Das Menü ist eine Katastrophe. Es kommt fast schon einem Computerspiel gleich, das Album ohne TV-Hilfe in Surround Sound starten zu wollen. Entweder rätselt man oder die bereits bekannte Tastenkombination erfordert einiges an Geschicklichkeit.
Für den unkomprimierten Klang des elektrischen Damenlandes in 5.1 ist folgende Tastenkombination notwendig: DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > UP > UP > ENTER
Abwertung: – 5 %
Neben dem fast 50-seitigem Buch mit vielen Fotos, Texten und Lyrics in Jimis Handschrift, gibt es neben der Blu-ray mit dem Mix und der CD mit dem Album in Stereo noch zwei weitere CDs. Die erste davon sind zumeist Demoaufnahmen der Songs, auf denen Hendrix allein mit seiner Gitarre zu hören ist (klasse!). Die weitere CD ist ein Livemitschnitt vom 14.September 1968. Auf der Blu-ray befindet sich zudem noch eine fast 90 Minuten lange Doku aus den 90er Jahren über das Album (keine Untertitel).
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
1983…
Ein Surroundmix, der dem Album gerecht wird..
Pros / Cons:
+ Sehr guter Surroundmix für ein 50 Jahre altes Album
+ High Resolution (+1 %)
+ Viel Material in Text, Bild und Sound (+3 %)
– Mein Gott, das Menü! (-5 %)
GESAMTWERTUNG: 88%
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Die Box kam Ende 2018 heraus und ist noch ohne Probleme zu bekommen. Kostenpunkt um die 50 Euro.
Stand: 20.04.2019
Links:
Offizielle Webseite von Jimi Hendrix