Porcupine Tree – Deadwing
Erscheinungsjahr 2005 | DVD-Audio | Progressive Metal
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Von Mike W. K.
Das achte Album von Porcupine Tree ist zwar nicht mein absolutes Lieblingsalbum der Band, aber das Album habe ich von allen PT Platten am meisten gehört. Ohnehin sind alle PT-Alben qualitativ auf einem ähnlich hohen Niveau, auch wenn sie musikalisch durchaus unterschiedlich sind. DEADWING basiert auf einem Filmscript von Mike Bennion und Steven Wilson. Es wurde zwischen März und Oktober 2004 an unterschiedlichen Orten aufgenommen.
Die Zusammenarbeit mit Mikael Åkerfeldt und die Produktionen der Opeth Alben Blackwater Park, Deliverance und Damnation (alle auch in 5.1 erschienen) haben einen deutlichen Einfluss auf Steven Wilsons Songwriting gehabt. Daher ist dieses Album ein ziemlich düsteres Prog-Metal Album geworden, sofern die Musik irgendwie in ein musikalisches Genre eingeordnet werden muss. Düstere Musik ist für einen Steven Wilson normal und eher sein Markenzeichen. Ein gutes sogar. In der Melancholie liegt Schönheit, so Wilson.
Diese Produktion wurde im Gegensatz zum Vorgänger nicht aufwändig in New York im Avatar Studio aufgenommen, sondern sozusagen in Eigenregie. Einen kleinen Einblick gibt das auf der DVD-A enthaltene Video „Collecting Space, Film Short On The Making Of Deadwing“. Es zeigt unter anderem die Bandmitglieder bei der Arbeit zu Hause in ihren Homestudios. Der Drummer Gavin Harrison verfügt dabei über einen ausgesprochen guten Raum für Schlagzeugaufnahmen und hat auch die dazu benötigte hochwertige Technik. Steven ist u.a. bei Gitarrenaufnahmen in diversen Studios zu sehen, unter anderem bei John Wesley in Florida, der später die Band auf Tourneen begleitet hat.
Tracklist:
1 Deadwing – 9:49
2 Shallow – 4:17
3 Lazarus – 4:19
4 Halo – 4:38
5 Arriving Somewhere But Not Here – 12:02
6 Mellotron Scratch – 6:57
7 Open Car – 3:44
8 Start Of Something Beautiful – 7:42
9 Glass Arm Shattering – 6:15
Bonus Songs
10 Revenant – 3:04
11 Mother & Child Divided – 5:03
12 Half-Light – 6:18
13 Shesmovedon – 5:02 (Easter-Egg)
Gesamtdauer: 79:07
Video 1: Collecting Space, Film Short On The Making Of Deadwing
Video 2: Album Trailer
Die Musik und der Surroundmix:
Auffälligkeiten und „besondere Vorkommnisse“ sind wieder einzeln aufgeführt.
01. Deadwing
Das Album beginnt mit einer Keyboard Sequence in den hinteren Lautsprechern und dann folgen heavy Gitarren überall. Steven ist wie gewohnt mit seinen Lead Vocals im Center. Insgesamt sind die Gitarren mehr vorne und Keyboards mehr hinten platziert. Die Stimmen im Chorus sind geschickt, effektvoll und abwechslungsreich im Surroundfeld verteilt. Am Anfang des letzten Drittels wandert die Tremolo Gitarre im Kreis herum, bis das auffällig „schräge“ Gitarrensolo einsetzt. Ob genau dieses von Adrian Belew gespielt wird ist nicht ganz klar, aber Credits bekam er für ein Solo. Deadwing, der Titelsong, ist eine düstere heavy Nummer gleich zu Beginn.
02. Shallow
…beginnt mit einem schönen heavy Riff auf der Gitarre und wechselt dann mit sanftem Klavier ab, bevor der Refrain wieder los rockt. Der Song gefällt durch seine Gitarrenriffs. Colin Edwin hat richtig Spaß daran, die Riffs mit seinem Bass von unten heraus anzudicken.
03. Lazarus
Ganz im Gegensatz dazu ist Lazarus ein ruhiger, sehr melodischer, aber auch melancholischer Song. Es geht um menschlichen Verlust. Akustische Gitarren sind in den Rears (hinten), Klavier in der Front und im weiteren Verlauf kommt das Mellotron in den Rears dazu. Wieder etwas später gesellt sich dann das Schlagzeug vorne dazu und noch eine Weile später begleitet die Slidegitarre im typischen Steven Wilson Signature Sound den Refrain. So wird sachte, nach und nach, der Song aufgebaut. Viele verteilte Stimmen sind im Refrain zu hören. Mit Zuggeräuschen im Surroundfeld wird der Übergang gestaltet zu…
04. Halo
Live ist diese Nummer richtig interessant. Es werden abgefahrene Sounds sowohl auf den Gitarren, Stimmen und Keyboardtexturen verwendet. Mir gefällt Gavin Harrisons präzises Spiel hier besonders. Der Chorus ist melodischer und wechselt sich mit dem Sprechgesang?!? (-kein Rap!) ab und wandert in den fünf Lautsprechern umher. Im Mittelteil, eher Anfang des letzten Drittels gibt es wieder eine „Improsektion“, in der sich harte Gitarrenriffs und Texturen von Richard Barbieries Synthies abwechseln, um dann mit einem Chorus und Gitarrenriffs zu enden. Insgesamt ist Halo gewöhnungsbedürftig, aber mit jedem Mal hören gefällt der Song besser.
05. Arriving Somewhere But Not Here
Arriving ist wunderbar sphärisch und melodisch. Und ein Longtrack mit über 12 Min. Länge. Es passiert allerhand in diesem Song. Ich kann das gar nicht vollständig aufzählen, sondern nur einiges davon. Daher ist er auch ein Anspieltipp. Der Anfang (live ebenfalls) startet ruhig und die Texturen der Keyboards umgeben den Hörer, ebenso Percussion (Eggs) sind um einen herum. Die cleanen Lesliegitarren leiten über in die erste Strophe. Live hat das John Wesley gespielt. Ich liebe diesen Sound der Gitarren. Der Gesang startet ausnahmsweise mal nicht exklusiv im Center, da hat sich Wilson einmal was anderes einfallen lassen. Im Mittelteil geht es wieder heftig mit Gitarrenriffs zur Sache. Im letzten Teil gibt es dann ein Gitarrensolo mit cleanem Sound im Center, der von einem Drumloop begleitet wird, bevor die letzte Strophe gesungen wird. Das Solo wurde von Mikael Åkerfeldt gespielt, live allerdings von John Wesley. Auffällig hier sind der stramme Bass und das überaus synchrone Zusammenspiel zwischen der Bassdrum und der Bassgitarre (laut Credits von Steven Wilson gespielt).
06. Mellotron Scratch
Es gibt viel Tiefbass der Kickdrum. Ein Subwoofer wird empfohlen. Es gibt Klavier vorne, Texturen und die übrigen Instrumente sind ausgewogen gemischt. Dazu gibt es wunderbareren mehrstimmigen Gesang, der sehr schön räumlich verteilt ist. Und natürlich das Mellotron… Wie so oft zu Beginn des letzten Drittels ändert sich der Stil und schräge Texturen bringen Spannung auf, bevor diese zum wunderschönen Outro überleiten, was ein Highlight der Platte ist. Gavin Harrison spielt wunderschön songdienlich und mit dem Taktwechsel in 6/8 sind Stevens kanonische Vocals im Surroundfeld verteilt, bis sein letztes Wort Solo aus dem Center kommt.
07. Open Car
Eine Nummer, die wieder ordentlich mit heavy Riffs loslegt. Strophe => heavy, Refrain => schön melodisch, dennoch rockig. Stimmen rechts, Stimmen links, gut arrangiert. Der Bass drückt gut unten heraus. Gavin Harrison ist unter anderem an seinen Custom Chimes zu erkennen. Diese sind ca. bei Spielzeit 2:10, 2:20 deutlich zu vernehmen. Das sind fünf kleine Cymbals, die er aus alten Becken (genauer dem Glockenteil) abgedreht hat. Diese haben Charakter und sind seine individuelle Handschrift, denn die sind eben custom, d.h. individuell und gibt es so nur bei ihm.
08. Start Of Something Beautiful
Tja, wieder so ein Stück, welches live gut funktioniert. Zumal der dazu animierte Film mit den aus Metallschrauben bestehenden Figuren originell ist… Markant sind hier der stramme Bass und das Schlagzeug dazu. Auch sind die Strukturen unüblich, aber nicht für Wilson. Typischerweise gibt es im letzten Drittel wieder einen Richtungswechsel. Es wird wunderbar harmonisch. Auch mit stark verzerrter Gitarren, die cleanen wechseln.
09. Glass Arm Shattering
Eine versöhnliche, melodische Nummer zum Schluss des offiziellen Teils mit mehrstimmigem, kanonischen Gesang, der durch Surround viel besser zur Geltung kommt, als im Stereo Mix.
Bonus Songs:
Man muss ein wenig zum Extras Menü hin navigieren, aber dann nach einigen Malen Enter gedrückt, starten die drei Bonustracks nacheinander.
10. Revenant
…ist ein sphärisches Instrumental. Nicht aufregend, aber da Deadwing auf einem Filmscript basiert durchaus passend.
11. Mother & Child Divided
…noch eine weitere instrumentale Nummer, aber ziemlich düster und heavy. Der Titel passt voll und ganz. Auffallend sind der knallige Bass und wieder die präzisen und starken Schläge von Gavin Harrison, die er auf seinem Drumset spielt. Die markante Geräuschkulisse und Texturen auf Keyboards und Gitarren tun ihr Übriges dazu. Auch dies ist eine sehr intensive live Nummer. Porcupine Tree haben sie auf ihrem Rockpalast Konzert gespielt. Das kann ich erneut empfehlen. Das leider etwas gekürzte Video mit Stereo-Ton, wurde vom WDR-TV ca. dreimal ausgestrahlt.
12. Half-Light
Nach der doch sehr harten Nummer zuvor, stimmen Porcupine Tree sanfte und versöhnliche Töne an. Die Orgel ist sehr schön räumlich und die Steven-Wilson-Signature-Slidegitarre dazu. Instrumente und Gesang sind sehr gut im Surroundfeld arrangiert. Ein Song zum träumen.
Und dann gibt es noch als letzte Zugabe:
13. Shesmovedon
Shesmovedon hatten wir doch schon einmal auf Lightbulb Sun? Diese Version ist mit Gavin Harrison an den Drums und es gibt keine Credits auf der DVD-A, als wäre er gar nicht da. Wie spiele ich den Song ab? Im Extras Menü auf das Herz-Symbol in der Mitte navigieren, Enter drücken und er spielt. Ein sogenanntes „easter-egg“, nett! Besprochen wurde der Song schon, aber Harrisons Spiel gefällt mir noch ein wenig besser, als das von Chris Maitland, was aber letztlich Geschmackssache ist.
Wertung: Musik: 92 % / Mix und Sound: 92 %
Besetzung:
Richard Barbieri – Keyboards & Synthesizers
Colin Edwin – Bass Guitar
Gavin Harrison – Drums & Percussion
Steven Wilson – Vocals, Guitars, Piano, Keyboards, Hammered Dulcimer, Bass Guitar
Mikael Åkerfeldt – Guitar
Adrian Belew – Guitar
Der Dynamic Range ist DR12, was sehr viel dynamischer ist, als der Stereomix der DVD-A, welcher nur auf DR6 kommt. Und deshalb ist das Album in 5.1 schön laut hörbar ohne dass es gleich stresst. Daumen hoch!
Vorhandene Tonformate:
MLP 5.1 48/24 (DVD-Audio)
DTS 5.1 48/24 (DVD-Video)
PCM 2.0 48/24 (DVD-Audio/Video)
Einlegen, kurz warten bis das Intro vorbei ist, ENTER drücken, um die Menuschleife zu beenden und zu starten. Es geht dann gleich in 5.1 los.
Vier Bonus-Songs in 5.1,
Zwei kurze Videos in 5.1
Lyrics
Photos
Credits
Links & Notes
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Die beiden Longtracks Deadwing und Arriving Somewhere
Deadwing ist nicht so krass unterschiedlich und damit derart abwechslungsreich wie der Vorgänger. Dafür wirkt aber alles eher wie aus einem Guss. Wobei sich Headbanging-Phasen mit heavy Gitarren und ruhige Momente durchaus abwechseln, aber diese sind nicht so extrem gegensätzlich. Das macht dieses Album eingängiger.
Zusammenfassend kann ich zum Sound sagen: der kann sich hören lassen und steht In Absentia in nichts nach. Den 5.1 Mix hat Wilson zusammen mit Elliot Scheiner (Credits) gemacht und ist hervorragend. Leider fehlt So Called Friend, das gab es nur auf einer Promo-CD oder Doppel-LP. Gelegentlich spielten das Porcupine Tree aber live. Stilistisch wäre der Song auf diesem Album aber gut aufgehoben gewesen und hätte drauf gepasst.
Auch bei Deadwing gilt: Pflichtprogramm. Unbedingt kaufen!
Pros / Cons:
+ Sehr guter Surroundmix
+ Reichlich Bonusmaterial, Bonussongs (+3%)
+ High-Res Surround 24bit (+1%)
– Ich vermisse „So Called Friend“
GESAMTWERTUNG: 96 %
Erläuterungen zur Bewertung
CD + DVD-A: gebraucht ab 44 €
Stand: 21.03.2020
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