Mike Oldfield – Five Miles Out
Erscheinungsjahr 1982 | DVD | Progressive Rock
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FIVE MILES OUT ist das siebte Studioalbum von Mike Oldfield, welches im März 1982 veröffentlicht wurde. In Oldfields Diskografie hat es einen Sonderstatus inne, da es das einzige Album ist, welches er zusammen mit einer Band einspielte. Im Jahr zuvor tourte er auf seiner sogenannten European Adventure Tour, um seine Platte QE2 zu promoten. Mit seiner Tourband ging Oldfield anschließend im September 1981 ins Studio, um neue Musik zu produzieren.
Von der Plattenfirma Virgin gab es indes die Anweisung, Mike Oldfield sollte doch bitte die ein oder andere Single produzieren. Vorbei waren die Zeiten, als man noch mit Instrumentalmusik und langen Titeln hohe Plattenverkäufe generieren konnte. So kam es, dass FIVE MILES OUT zweigeteilt daher kam. Auf der einen Seite gab es das typisch lange Stück, wie man es von Oldfield kannte, auf der anderen Plattenseite gab es stattdessen mehrere kürzere Nummern, die potenzielle Singles enthielt. Diese Aufteilung sollte Mike Oldfield für den größten Teil der 80er-Jahre beibehalten. Im Vergleich zu den späteren Alben gibt es auf FIVE MILES OUT aber auch nur zwei Songs, die sich fürs Radio eignen würden. Diese wurden natürlich dann auch als Single veröffentlicht und halfen, dass es Mike Oldfield nach längerer Zeit wieder in die Top 10 der britischen Albumcharts schaffte.
Vor knapp 10 Jahren erschien eine Neuauflage des Albums, die eine DVD mit einem von Mike Oldfield erstellten Surroundmix enthält. Außerdem enthalten ist auf einer zusätzlichen CD ein Konzertmitschnitt eines Konzertes in Köln, was übrigens das erste Konzert war, das meine Schwester besucht hatte. Mit von der Partie war auch wieder Mike Oldfields Band.
Tracklist:
1 Taurus II – 24:43
2 Family Man – 4:01
3 Orabidoo – 10:47
4 Mount Teidi – 4:06
5 Five Miles Out – 4:21
Gesamtdauer: 47:58
FIVE MILES OUT ist überaus rockig und rhythmisch ausgefallen. Graham Broad, Mike Frye und Morris Pert waren für eine Vielzahl an perkussiven Sounds verantwortlich. Zudem kann man vor allem beim langen Stück Taurus II öfter zwei Schlagzeuge heraushören. Die folkigen Elemente, mit denen Mike Oldfield bei seinen ersten Platten punkten konnte, gibt es hier eher selten. Aber das war auch schon auf dem Vorgänger QE2 der Fall. Auf FIVE MILES OUT ist es der irische Dudelsack, den man an mehreren Stellen sehr prominent hören kann.
Taurus II ist mit seinen 25 Minuten Spieldauer das zentrale Stück der Platte, kann aber nicht wirklich als Instrumentalstück bezeichnet werden, da es einige Textpassagen enthält, die von Maggie Reilly gesungen werden. Sie übernahm bereits auf QE2 den Gesang und sollte Mike Oldfield mit ihrer Stimme in den Folgejahren zu einigen Hits verhelfen (Moonlight Shadows, To France).
Die andere Hälfte der Platte besteht aus den beiden Singles Family Man und Five Miles Out. Bei Family Man und der kleinen Suite Orabidoo war die gesamte Band am Schreibprozess beteiligt. Mit Mount Teidi gibt es auf FIVE MILES OUT nur ein einziges Stück, welches Instrumental ist. Hier ist mit Carl Palmer noch ein weiterer prominenter Schlagzeuger an Bord.
Wertung: 95 %
Besetzung:
Mike Oldfield – guitars, bass guitars, keyboards, percussion, Linn LM-1 drum machine, vocals, vocoder, Fairlight CMI
Maggie Reilly – vocals
Tim Cross – keyboards
Rick Fenn – guitar
Morris Pert – percussion, keyboards, strings arrangement on „Five Miles Out“
Mike Frye – percussion
Graham Broad – drums
Paddy Moloney – Uilleann pipes on „Taurus II“
Carl Palmer – drums on „Mount Teidi“
Martyn Ford – conductor on „Five Miles Out“
Ich kenne FIVE MILES OUT bereits seit Mitte der 80er. Als Grundschüler hatte ich dieses Album und andere auf einigen Audiokassetten rauf und runter gehört und kenne es seitdem nahezu auswendig. Aber auch wenn nicht, jedem Kenner dürften die heftigen Änderungen aufgefallen sein, die Mike Oldfield beim Surroundmix vollzogen hat. Änderungen, die mir den Spaß beim Anhören des Albums in 5.1 vermiesen.
Man wundert sich direkt am Anfang, warum die berühmten Anzählschläge auf den Drumsticks fehlen. Man wundert sich, warum später immer mal wieder das Mischungsverhältnis zwischen den einzelnen Instrumenten anders ist, als man es vom Originalmix kennt. Man wundert sich, warum Family Man direkt mit der gesamten Band anfängt und nicht zunächst nur mit Fairlight, Maggie und Bassdrum. Man fragt sich, wo die ersten zwei Minuten von Orabidoo geblieben sind. Und so weiter.
Um es kurz zu machen, Mike Oldfield hat sich die Freiheit genommen, FIVE MILES OUT im 5.1-Mix erheblich zu verändern. Aber selbst darüber könnte man hinwegsehen. Doch der Mix klingt öfter so, als wäre er nicht mit der nötigen Sorgfalt erstellt worden. Und es gibt insgesamt drei Stellen auf dem Album, die mich völlig ratlos hinterlassen und ich mich frage, ob da überhaupt die finale Version auf die DVD gepresst wurde und ob es denn niemanden gibt, der das Endprodukt gegen hört und absegnet.
Im langen Stück Taurus II gibt es ab 16:30 einen längeren Gesangspart in Fantasiesprache (Sana Rosana…), den man im 5.1-Mix beim besten Willen nicht mehr als Gesangspart bezeichnen kann. Man kann ihn da nur noch sehr schwer heraushören. Auf mich wirkt das, als wären Effektanteile noch enthalten, aber die eigentliche Gesangsspur von Maggie Reilly versehentlich gemutet. Mike Oldfield kann dies doch unmöglich so gewollt haben?
Zwei schlimme klangliche Eskapaden gibt es zudem bei Orabidoo: Nach circa 3:00 Minuten kommt es zu einem kurzfristigen Ausfall von, ja, von was eigentlich? Es hört sich so an, als würden die Frequenzen für einige Sekunden erheblich durch den Wolf gezogen. Vielleicht hat Mike Oldfield da zwischen seinem neuen Mix und dem alten hin und hergeblendet, weil die Stelle auf den Bändern kaputt war. Ich weiß es nicht. Knapp drei Minuten später (5:30) hört sich eine Passage im selben Stück ebenfalls so an, als hätte man vergessen, ein paar Effekte hinzuzuschalten: leise und drucklos.
Dabei hätte FIVE MILES OUT ein grandioser 5.1-Mix werden können, denn es gibt ebenso viele Stellen, die einfach magisch sind. Der Dudelsack klingt einfach unfassbar plastisch und präsent. Eine Passage in Taurus II enthält eine Vielzahl von Vibraphone- und Glockenspuren, vermutlich weitestgehend vom Fairlight, die im ganzen Raum platziert sind. Gänsehaut! Vocodereinsätze vorne und hinten. Geil! Am Ende dann der ausklingende Synthesizersound, der durch den ganzen Raum Pingpong spielt. Im großen Ganzen ist FIVE MILES OUT ein sehr diskret abgemischtes Album, was eine Referenz für einen Surroundmix hätte werden können. Schlagzeugsounds vorne und hinten. Gitarren und Keyboards überall. Und, und, und… Doch leider klingt es zum großen Teil wie nicht fertiggestellt.
Wertung: 68 %
Vorhandene Tonformate:
Dolby Digital 5.1
DTS 5.1 96/24
Auf der DVD kann FIVE MILES OUT per Enter-Taste direkt aus dem Menü gestartet werden, allerdings erklingt es dann in Dolby Digital. Will man vorher DTS ausgewählt haben, muss man im Menü einmal nach unten navigieren und die Enter-Taste betätigen. Der Tonspurwechsel funktioniert auch über die Audiotaste während des Abspielens des Albums.
Abwertung: – 0,5 %
Wie bereits erwähnt gibt es auf einer zweiten CD einen Konzertmitschnitt aus der Kölner Sporthalle vom 06.12.1982 zu hören. Auf der ersten CD befindet sich neben dem Remaster des Albums noch eine Demoversion des Stücks Five Miles Out und den Non-Album-Track Waldberg (The Peak). Auf der DVD gibt es noch einen kurzen TV-Mitschnitt und das Musikvideo zu Five Miles Out.
Aufwertung: +1 %
Anspieltipp:
Taurus II
Eine qualifizierte Endabnahme hätte dem Mix gut getan.
Pros / Cons:
+ Größtens sehr guter, räumlicher Surroundmix
+ Bonusmaterial (+1 %)
– Einge audiophile Klöpse in der Abmischung
– Die Änderungen. Mike Oldfield macht einen auf George Lucas
– DTS Surround muss separat umgestellt werden (- 0,5 %)
GESAMTWERTUNG: 76 %
Erläuterungen zur Bewertung
Deluxe Edition: Diese Ausgabe ist ausverkauft und nur noch zu höheren Preisen zwischen 50 und 80 Euro erhältlich.
Stand: 15.05.2023
Links:
Offizielle Webseite von Mike Oldfield
Ich persönlich bin absoluter Mike Oldfield Fan… muss dir alledings zustiimen, was den Mix und fehlende Teile fehlt. Möchte dennoch hinzufügen, dass zu dieser Zeit eine Mehrspurige aufnahme der Platten nicht üblich war. Hierzu sind auch sämtliche remasterte Stücke dieser alten Platten zu erwähnen, welche sich auch auf CD lange nicht so gut anhören, wie auf Vinyl. Dennoch höre ich diese Special Edition sehr gerne und oft,
Die Tubular Bells im Surround Sound kling nur deshalb besser, weil er sie damals schon auf mehreren Spuren abgelegt hat.
Und mein absolutes Highlight ist die „Return of the Ommadawn“. Hier wurde schon die moderne technik verwendet und ist meiner Meinung nach nicht zu übertreffen. Ich weiß nicht, wie es dir geht aber es ist fantastisch, aus jedem Lautsprecher eine andere Gitarre zu hören.
Egal… was ich sagen möchte… nicht so streng sein. Ich finde die „Five miles out“ um einiges besser abgemischt als zum Beispiel die Crises. Der Bass und auch die effekte passen hervorragend. Man sollte den Mix in aller ruhe genießen und die Anlage gut eingestellt haben.
Ich freue mich auf weitere Tests deinerseits und nehme deine Kritik immer wieder gerne zum Anlass etwas Neues zu hören.
Besten Dank, dafür.
Gruß Andree
Hallo Andree,
mehrspurige Aufnahmen sind seit den 60ern üblich. Im Jahr 1982 hatte man da wohl schon bis zu 32 Spuren zur Auswahl, die man auf den Magnetbändern bespielen konnte. Auf der LP von Five Miles Out wurde im Innencover ein Tracksheet abgebildet. Da sieht man, welche Instrumente auf welchen Spuren aufgezeichnet wurden. Auf Discogs gibt es Bilder davon. Ich weiß nicht, ob dieses Tracksheet auch in den CD Booklets abgedruckt wurde. Im Booklet der Deluxe Edition fehlt es.
Hallo Robert,
stimmt ich habe das Vinyl auch. Mit 24 Tracks wurde Taurus II recorded. Hmm… ja, da hätte er bestimmt mehr daraus machen können. Auf der CD ist das Track Sheet nicht im Booklet abgedruckt. Zuindest nicht auf der, die ich habe.
Ich habe mir zum 50sten Jahrestag der Tubular Bells eine Blu-Ray im Atmos Format ergattern können. Vielleicht kommst du auch noch in den Genuss diese zu bekommen oder hast sie schon. Mich würde interessieren, wie du diese beurteilst.
Lese deine Berichte immer sehr gerne.
Bis dann Andree