Marillion – Seasons End
Erscheinungsjahr 1989 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Mit SEASONS END erschien nun das letzte Mediabook von Marillion, welches die EMI-Jahre der Band in Surround Sound präsentiert. SEASONS END erschien ursprünglich im September 1989 und ist das fünfte Studioalbum der Briten. Gleichzeitig ist es ein Neuanfang und das erste Album, welches Marillion ohne den charismatischen Sänger Fish eingespielt hat, der die Band bei Beginn der Produktion verlassen hat.
Neu an Bord war nun Steve Hogarth, der sich unter 300 Mitbewerbern durchsetzen konnte und bis heute Sänger von Marillion ist. Als Texter hatte man bereits John Helmer verpflichtet, was zeigt, dass die Fähigkeit des früheren Sängers Fish sehr gute Texte zu verfassen, ein großen Loch hinterlassen hat.
Ähnlich wie es 14 Jahre zuvor beim Ausstieg Peter Gabriels bei Genesis der Fall war, kehrten nun auch bei Marillion viele Fans der Band den Rücken, da sie Fish für den kreativen Kopf der Band hielten. Genesis schafften es damals mit einem starken Album dennoch erfolgreicher zu werden. Bei Marillion war dies etwas anders. Konnten die letzten beiden Alben hohe Chartplatzierungen verbuchen, nistete sich SEASONS END eher an das Ende der Top 10 ein, was aber durchaus noch als sehr erfolgreich angesehen werden kann. Erst Mitte der 90er verlor man allmählich das Interesse an Marillion und auch der Vertrag bei EMI wurde nicht mehr verlängert.
Tracklist:
1 The King of Sunset Town – 8:04
2 Easter – 5:58
3 The Uninvited Guest – 3:52
4 Seasons End – 8:10
5 Holloway Girl – 4:30
6 Berlin – 7:48
7 After Me – 3:20
8 Hooks in You – 2:57
9 The Space… – 6:14
Gesamtdauer: 50:43
Rein musikalisch gibt es eigentlich keinen Grund, warum man Marillion beim Album SEASONS END hätte den Rücken zukehren sollen. Denn einiges von den musikalischen Ideen ist bereits bei der Produktion von CLUTCHING AT STRAWS entstanden. Das zeigen nämlich die Demos des letzten Albums, auf dem einige Stücke von SEASONS END in Rohfassungen mit Fish als Sänger zu hören sind, allerdings noch mit Texten von Fish. Die Arbeitsaufteilung bei der Band war seit jeher so, dass die Musiker in der Band für die Musik zuständig sind und der Sänger für den Text. SEASONS END hätte am Ende mit Fish fast genauso geklungen, nur mit anderer Gesangstimme und eben anderen Texten.
Interessant ist übrigens, dass ein Großteil von Fishs Texten aus diesen alten Demos kurze Zeit später auf dessen erstem Soloalbum VIGIL IN THE WILDERNESS OF MIRRORS wiederverwertet wurde, natürlich dann mit anderer Musik und Melodien. Ein Surroundmix seines ersten Soloalbums soll übrigens in Arbeit sein. Jedenfalls ist es doch etwas seltsam, sich diese alten Demos anzuhören und sozusagen zwei verschiedene Alben wiederzuerkennen.
SEASONS END ist die gleichmäßige Weiterentwicklung, die Marillion in den 80er-Jahren durchmachte. Man entfernte sich mehr und mehr von den Neoprogressiven Stücken, die die ersten beiden Alben beinhalteten. Wie auch schon auf dem Vorgänger gab es weiterhin typische Marillion-Momente, aber auch viele Stellen, die doch mehr wie „normale“ Rockmusik klangen und die Kritiker gerne schnell als kommerziell und als Ausverkauf bezeichnen. Wenn man genauer hinhört, erkennt man aber, dass auch auf SEASONS END bei zahlreichen Stücken ungewöhnliche Takte und Taktwechsel verwendet wurden, selbst bei dem sehr straighten Rock-Song Hooks in You.
Wertung: 83 %
Besetzung:
Steve Hogarth – vocals
Steve Rothery – guitar
Mark Kelly – keyboards
Pete Trewavas – bass and backing vocals
Ian Mosley – drums and percussion
Phil Todd – saxophone on „Berlin“
Jean-Pierre Rasle – pipes on „Easter“
Ende der 80er-Jahre wurde SEASONS END von Nick Davis produziert und abgemischt, der kurz darauf mit Genesis deren Album WE CAN`T DANCE mitproduzierte. Nick Davis war es dann auch, der im späteren Verlauf sämtliche Genesis-Alben (bis auf das Debüt) in Surround abmischte. Ein wenig habe ich gehofft, dass er auch SEASONS END in 5.1 abmischt. Man hat sich aber für den langjährigen Produzenten Michael Hunter entschieden, der auch schon einige Alben von Marillion in Surround remixt hat. Allerdings sind viele von seinen Mixen nicht immer begeistert, weil er größtenteils doch recht konservativ mischt.
Erfreulicherweise ist dies aber auf SEASONS END zum großen Teil anders. Hier geht es in den hinteren Kanälen nämlich hin und wieder recht ordentlich zur Sache. Dabei können vor allem die Stücke überzeugen, die atmosphärisch arrangiert sind. Das sind in erster Linie die ruhigen Stücke und Stellen in Easter, Berlin und dem Titelstück. Sobald es rockiger, schneller und bombastischer wird, wird es dann doch wieder etwas frontlastiger.
In den Rears gibt es zumeist Keyboards und Gitarren zu hören. Steve Rotherys Gitarren-Arpeggios werden fast immer aus den hinteren Lautsprechern wiedergegeben. Hier bildet nur die Akustikgitarre bei Easter und After Me eine Ausnahme, bei diesen beiden Stücken hört man ihn vorne zupfen. Vor allem das Titelstück klingt durch das Gitarrenpicking hinten, die vielen Keyboardfarben, die mal vorne, mal hinten zu hören sind und auch mal nach hinten schweben, sehr schön im 5.1-Mix.
Dem gegenüber klingen die rockigeren Stellen auf SEASONS END dann doch etwas gepresst und scheinen sich eher in der vorderen Raumhälfte zu tummeln. Da hätte ich mir gewünscht, dass Michael Hunter das Ganze doch etwas aufbricht und z.B. Gitarrenriffs nach hinten schiebt.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 48/24 2.0
Das Album kann ohne Zuschalten des Fernsehers per Enter-Taste (zweimal drücken) gestartet werden, allerdings muss man in den ersten Sekunden die Audiotaste betätigen und auf Surround umschalten. Die Audiospur vorher über das Menü zu wechseln, ist aber nicht so schwer. Einmal muss man die „Nach-Oben-Taste“ betätigen und dann dreimal entern.
UP > ENTER > ENTER > ENTER
Abwertung: – 1 %
Marillion kleckern nicht, sondern klotzen auch bei diesem Mediabook mit dem Bonusmaterial. Die Blu-ray ist rappelvoll mit Material. Neben dem Surroundmix gibt es noch zahlreiche Demos (in Stereo), was wieder identisch sein dürfte mit der Bonus-CD eines früheren Reissues. Außerdem gibt es noch einen Konzertmitschnitt von 1990 zu hören. Auch visuell bietet die Blu-ray einiges: Neben dem obligatorischen Interview mit den Beteiligten (83 Min) gibt es auch den Dokumentarfilm „From Stoke Row To Ipanema“ von 1990, der damals auf VHS und vor 20 Jahren auf DVD erschienen ist. Diese DVD-Veröffentlichung hatte damals noch eine zweite DVD enthalten, auf der ein Konzert von 1990 gesehen werden konnte. Auch dieses Konzert gibt auf der Blu-ray. Beides allerdings in SD-Qualität. Abgerundet wird die Blu-ray mit drei Musikvideos. Außerdem enthalten im Mediabook sind zwei weitere CDs mit einem Konzertmitschnitt aus dem letzten Jahr, auf dem Marillion das komplette Album aufführen.
Aufwertung: + 3 %
Anspieltipp:
Seasons End
Kein Mix in der Qualität von Steven Wilson, aber definitiv der bisher beste Mix von Michael Hunter.
Pros / Cons:
+ weitestgehend diskreter Surroundmix
+ High Resolution (+1 %)
+ viel Bonuscontent (+3 %)
– Man muss zu Beginn die Audiotaste betätigen oder sich durchs Menü quälen (-1 %)
GESAMTWERTUNG: 90 %
Erläuterungen zur Bewertung
Blu-ray: Die Box ist frisch auf dem Markt und sollte ohne Probleme zu bekommen sein. Aktuell für ca. 42 Euro.
Stand: 25.07.2022
Links:
Offizielle Seite von Marillion
One Reply to “Marillion – Seasons End”