George Harrison – All Things Must Pass
Erscheinungsjahr 1970 | BLU-RAY / STREAMING | Rock
Eine Dolby Atmos Streaming Review
ALL THINGS MUST PASS, das von George Harrison herausgebrachte Dreifachalbum, erschienen im November 1970, nur wenige Monate nach der offiziellen Auflösung der Beatles. Es war das mittlerweile dritte Soloalbum des Gitarristen, aber das erste mit Songs. Seine ersten beiden Veröffentlichungen waren instrumentale Alben mit elektronischen Experimenten sowie zumeist indisch beeinflusster Musik, die er für einen Film aufnahm.
Nach Jahren im Schatten von John Lennon und Paul McCartney konnte Harrison mit ALL THINGS MUST PASS endlich seine künstlerische Vision entfalten. Das Album verschmilzt geschickt Rock, Folk und spirituelle Elemente, wobei Harrison seine Verbindung zur indischen Musik, sein Interesse an Spiritualität und seine Perspektiven über das Leben nach dem Ruhm geschickt integriert. Als ein Doppelalbum mit einer zusätzlichen LP von Jam-Sessions, symbolisiert ALL THINGS MUST PASS nicht nur Harrisons künstlerische Entfaltung, sondern auch seine persönliche Reife.
Die Liste der Mitwirkenden auf dem Album liest sich wie ein Who’s Who der Rockgeschichte. Neben George Harrison selbst, der für den Großteil der Gitarrenarbeit und Gesang verantwortlich ist, sind Musikgrößen wie Eric Clapton, Ringo Starr, Billy Preston und Klaus Voormann zu hören. Sogar der junge Phil Collins war an den Aufnahmen beteiligt. Dessen Beitrag wurde am Ende aber nicht verwendet. Produziert von Phil Spector, besticht das Album durch seine opulente Klanglandschaft, charakterisiert durch dichte Arrangements und dessen markante Wall-of-Sound.
ALL THINGS MUST PASS spiegelt Harrisons Befreiung von den kreativen Einschränkungen seiner alten Band wider. Es wurde zu einem kommerziellen Erfolg und erlangte schnell Kultstatus. Das Album wird oft als eines der besten Soloalben eines ehemaligen Beatles-Mitglieds betrachtet und bleibt ein Eckpfeiler in George Harrisons Diskografie.
Zum 50. Geburtstag des Albums erschien ALL THINGS MUST PASS in einer Deluxe-Box mit 5 CDs und einer Blu-ray. Hier sind über 40 bisher unveröffentlichte Demoaufnahmen zu hören. Auf der Blu-ray befindet sich der Dolby Atmos Mix des Albums, den es aber auch im Streaming zu hören gibt.
Screenshot Amazon Music App
Tracklist:
1 I’d Have You Anytime – 2:56
2 My Sweet Lord – 4:38
3 Wah-Wah – 5:35
4 Isn’t It a Pity (Version One) – 7:10
5 What Is Life – 4:22
6 If Not for You – 3:29
7 Behind That Locked Door – 3:05
8 Let It Down“ – 4:57
9 Run of the Mill – 2:49
10 Beware of Darkness – 3:48
11 Apple Scruffs – 3:04
12 Ballad of Sir Frankie Crisp (Let It Roll) – 3:48
13 Awaiting on You All – 2:45
14 All Things Must Pass – 3:44
15 I Dig Love – 4:55
16 Art of Dying – 3:37
17 Isn’t It a Pity (Version Two) – 4:45
18 Hear Me Lord – 5:46
19 Out of the Blue – 11:14
20 It’s Johnny’s Birthday – 0:49
21 Plug Me In – 3:18
22 I Remember Jeep – 8:07
23 Thanks for the Pepperoni – 5:31
Gesamtdauer: 105:10
Den Dolby Atmos Mix hat Paul Hicks erstellt, der zuvor bereits die Surround und Atmos Mixe von John Lennon erstellt hatte. Er hat zudem die komplette Diskografie von George Harrison in Dolby Atmos abgemischt, die man auf den Streaming Portalen hören kann. Ich hatte zuvor bereits über die durchaus gelungenen Mixe der ersten beiden Harrison Soloalben WONDERWALL MUSIC und ELECTRONIC SOUND berichtet. Diese waren rein instrumental und Hicks hat trotz wenig Möglichkeiten einen überaus immersiv wirkenden Mix erstellt.
ALL THINGS MUST PASS fällt allerdings etwas konservativer aus. Der Mix ist bis auf wenige Ausnahmen wenig diskret, andererseits aber auch nicht völlig frontlastig. Zumeist hat man es mit einem breiten Panorama zu tun, bei der die Instrumente auch etwas weiter im Raum geschoben werden. Gelegentlich werden die Decken effektvoll mit Chören oder sogar Leadgitarre besetzt. Auch Streicher und Bläser kommen im gesamten Raum zur Geltung.
Das letzte Drittel des Albums besteht aus den lockeren Jams, die dann doch eine Spur frontlastiger ausgefallen sind. Hier hört man in den Rears und Deckenlautsprechern fast nur Hallanteile. Allerdings muss ich zugeben, dass es ziemlich authentisch klingt, als wäre man im Proberaum dabei. Es hat was, auch wenn es für Surround dann doch etwas wenig ist.
Der Gesamtsound ist mir ein wenig zu muffig, obwohl es heißt, dass das Album nun deutlich besser klingen soll als in der alten Stereofassung. Vor allem den Phil Spector Wall-of-Sound hätte man ein wenig mindern können, was mir als Hauptgrund erscheint, warum ALL THINGS MUST PASS in Gänze etwas breiig klingt. Etwas weniger Hall hätte bei einigen Stücken dem Dolby Atmos Mix gutgetan. Im großen Ganzen ist es nicht immer einfach, gezielt Instrumente heraushören zu können. So gibt es Stücke, die deutlich besser klingen als andere.
Anspieltipp:
If Not For You, Art Of Dying
Fazit:
Hier wäre weitaus mehr gegangen.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 77 %
Deluxe Box mit Blu-ray: Die Deluxe Edition zum Geburtstag ist 2021 erschienen und noch ohne Probleme zu bekommen. Sie kostet um die 100 Euro, was mir etwas viel erscheint, wenn man sie mit den opulenten Beatles Boxen in der selben Preiskategorie vergleicht, die jeweils noch dicke Hardcoverbücher haben. ALL THINGS MUST PASS ist von der Größe deutlich kleiner und das Buch eher ein etwas dickeres Booklet.
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von ALL THINGS MUST PASS gibt bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal zu hören.
Stand: 22.01.2024
Links:
Offizielle Webseite von George Harrison