Dobrawa Czocher – Dreamscapes


Erscheinungsjahr 2023 | STREAMING | Neoklassik

Eine Dolby Atmos Streaming Review

In der Welt der Neoklassik gibt es mittlerweile eine beachtliche Zahl an Veröffentlichungen, die auch in Dolby Atmos vorliegen. Ich habe bereits einige dieser Alben besprochen – etwa Werke von Ólafur Arnalds oder das Gemeinschaftsprojekt INNER SYMPHONIES von Dobrawa Czocher und Hania Rani. Dieses Mal steht nun das erste Soloalbum von Dobrawa Czocher im Mittelpunkt, das ebenfalls in einer immersiven Dolby-Atmos-Fassung erschienen ist.

Dobrawa Czocher wurde 1991 im polnischen Tczew geboren und begann bereits im Alter von sieben Jahren mit dem Cellospiel. Nach ihrer Ausbildung in Danzig studierte sie an der Fryderyk-Chopin-Universität in Warschau und an der Hochschule für Musik Detmold. Ihre Laufbahn führte sie von der Jungen Deutschen Philharmonie über die Neue Philharmonie Berlin bis zur Stettiner Philharmonie, wo sie mehrere Jahre als Solocellistin tätig war. Czocher gilt als vielseitige Musikerin, die sich zwischen klassischer und zeitgenössischer Musik bewegt und das Ausdrucksspektrum des Cellos konsequent erweitert.

Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Hania Rani. Das Duo veröffentlichte 2015 das Album BIAŁA FLAGA sowie 2021 INNER SYMPHONIES bei der Deutschen Grammophon – ein Werk, das ihnen internationale Aufmerksamkeit und den Opus Klassik 2022 für das Musikvideo zum Stück Malasana einbrachte.

Mit DREAMSCAPES, erschienen am 27. Januar 2023, legt Dobrawa Czocher nun ihr Solodebüt vor. Das von Niklas Paschburg produzierte Album ist eine klangliche Erkundung des Traumzustands – inspiriert von Künstlern wie Debussy, Dalí und Kafka. Zehn Kompositionen führen durch eine von Czocher gestaltete Traumlandschaft, die zwischen Realität und Fantasie oszilliert. Dabei wurden fast ausschließlich Cellospuren verwendet, die Czocher selbst eingespielt, übereinandergeschichtet und zum Teil stark verfremdet hat. Durch das mehrspurige Aufnehmen einzelner Phrasen, Flageoletts und perkussiver Klänge entsteht ein orchestraler Gesamtsound, der vollständig aus dem Cello heraus entwickelt ist. Ergänzt werden diese Ebenen punktuell durch dezente elektronische Texturen, die nicht dominieren, sondern die räumliche und emotionale Wirkung des Instruments erweitern.

Dowbrawa Czocher Dreamscapes Dolby AtmosScreenshot Apple Music App


Tracklist:

1 Prologue – 3:09
2 Doppelgänger – 3:04
3 Chasing the Now – 5:22
4 Forgive – 4:33
5 Zima – 4:18
6 March – 3:13
7 Voices – 3:35
8 Lullaby – 5:43
9 Prayers – 5:07
10 Epilogue – 2:29

Gesamtdauer: 40:38


Der Dolby Atmos Mix:

Auch wenn Dobrawa Czocher bei ihren Stücken mehrere Cellospuren und Klangschichten übereinanderlegt, ist schnell klar, dass hier keine übermäßig vielen Overdubs zum Einsatz kommen. Entsprechend gibt es im Raum auch nicht allzu viel zu verteilen. Das Ergebnis ist dennoch überzeugend – und stellenweise sogar räumlicher als so manche Aufnahme großer Orchester, bei denen in Dolby Atmos meist vor allem die Akustik des Aufnahmesaals wiedergegeben wird, während das Ensemble selbst klar vor dem Hörplatz bleibt.

Auf DREAMSCAPES liegt der Fokus ebenfalls überwiegend im vorderen Bereich, allerdings ist die Bühne deutlich weiter in die Raummitte gezogen. Dadurch entsteht der Eindruck, die Musik spiele nicht im Bereich der Frontlautsprecher, sondern unmittelbar vor dem Hörplatz. Immer wieder tauchen auch Celloklänge auf, die leicht erhöht oder seitlich im Raum positioniert sind. Eine diskrete Platzierung direkt aus dem Rear-Bereich lässt sich dagegen kaum wahrnehmen. Die Staffelungen in der Vertikalen bleiben meist dezent, werden aber in einzelnen Momenten deutlicher, insbesondere dann, wenn die zusätzlichen Cellospuren mit Effekten versehen sind, etwa im dritten Stück Chasing The Now oder bei Zima. Hier lassen sich auch feine Bewegungen und Hallfahnen ausmachen, die sich im Raum entfalten.

Insgesamt bietet DREAMSCAPES kein übermäßig immersives Hörerlebnis. Es gibt Produktionen aus dem Bereich der Neoklassik, die in Dolby Atmos mit deutlich mehr Spektakel arbeiten. Für die meist fragilen und introspektiven Stücke dieses Albums wirkt die zurückhaltende Herangehensweise jedoch stimmig und angemessen.


Anspieltipp:

Chasing The Now


Fazit:

Kein Referenzmix aber passend zur Musik und stimmungsvoll

 

WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 74 %

 


Verfügbarkeit:

Streaming: Den Dolby Atmos Mix von DREAMSCAPES gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon und Tidal zu hören.

Stand: 05.11.2025


Links:

Webseite von Dobrawa Czocher

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert